Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.03.1907
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 05.03.1907
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19070305
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-190703057
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19070305
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1907
- Monat1907-03
- Tag1907-03-05
- Monat1907-03
- Jahr1907
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
53, 5. März 1907. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt s. d. Dtschn. Buchhandel. 2453 Balladen, wie die rührsame »klortbbrova Naiäs«, höher im Kurs und wurden mit einem ganzen Penny bezahlt. Für diesen Betrag war dem englischen Leser damals überhaupt eine Menge der hervorragendsten Werke erhältlich. In der Geschichte z. B. die »Oromos, ^v^lise«, zwei Quart blätter mit den Namen der englischen und britischen Könige, von denen allerdings namentlich die letztgenannten nicht sehr kritisch geprüft werden dürfen; in der Geographie der große Bericht »Über das neue Land und das Volk, das von Boten des Königs Emanuel von Portugal gefunden worden ist«, ein um diesen Preis außerordentlich billiges Buch, denn es enthielt volle 24 Blätter. Interessierte sich der Leser für dramatische Dichtung, so konnte er um den gleichen Preis das Spiel von St. Johannes dem Evangelisten erhalten, anscheinend das gleiche Buch, von dem im vorigen Jahre eine um 1560 gedruckte Ausgabe bei Sotheby um 102 Pf. St. verkauft wurde. Besonders waren natürlich viele religiöse Bücher und Traktate zu diesem billigen Preis erhältlich; kostbarere Werke dieser Art, so ein Bericht über den Magier Virgil oder das Lied von Robin Hood wurden mit 2 Pence bezahlt; die Romanze von Robert dem Teufel kostete 3 Pence, die von Sir Eglamour einen Halfpenuy mehr, und gar um einen Grot wurden so wertvolle Werke wie das »Buch der Kochkunst« (62 Blätter, von Pynson gedruckt), die »Gespräche des Erasmus« und das »Buch von der Habichtzucht und -Jagd« gehandelt. Es ist bedauerlich, daß Dornes an sich so wertvolles Tagebuch in bezug auf die bessere Literatur jener Zeit nahezu völlig versagt. Zwischen 1520 und 1525 hatte Pynson die berühmte Läitio privesps der von Lord Berner besorgten Übersetzung des Froissart veranstaltet, ein Buch, dessen damaligen Preis zu kennen heute sehr interessant wäre; ebenso wäre man heute froh zu wissen, wie teuer Pynson die von ihm herausgegebenen Drucke Chaucerscher Dichtungen berechnete, und noch mehr, um welchen Preis Caxton seine beiden Ausgaben der Chaucerschen »Ouvtsrbw-^ Iküss« dem Publikum darbot. Das gleiche gilt für den »Bericht der Geschichten von Troja«, das erste in englischer Sprache gedruckte Buch, die »Worte und Aussprüche der Philosophen«, das erste datierte und gedruckte Buch in Eng land, und andre wichtige Druckwerke jener Zeit. Tatsächlich haben wir indessen über die Preise der von Caxton gedruckten Bücher nur einen Hinweis, nämlich den, daß er 15 Exem plare der von ihm gedruckten l^sZeuä» snrss des Jakobus de Voragine, ein Werk von etwa 450 sehr schön mit Holz schnitten ausgestatteten Folio-Seiten, der St. - Margareten- Kirche in Westminster hinterließ, und daß von diesen zwei Exemplare um 8 Schilling 6 Pence, andre um Preise, die zwischen 6 Schilling 4 Pence und 5 Schilling 4 Pence schwankten, abgegeben wurden. Um die Mitte des sechzehnten Jahrhunderts haben wir einige sichere Angaben über die Preise wertvoller Bücher. Bei dem Druck der großen Bibel im Jahre 1541 wurde die Weisung erlassen, daß bis zum Monat November sich jede englische Pfarrei in den Besitz dieses Werks zu setzen habe, und zur Erleichterung dieser Maßregel wurde bestimmt, daß das Buch ungebunden um 10 Schilling, gebunden um 12 Schilling verkauft werden solle, Preise, die nach heutigem Geldwert dem Betrag von 6 Pfund und 7 Pfund 10 Schilling gleichkommen. Für ein Buch von 530 Blatt großen Formats, in zwei Kolumnen zu je 62 Zeilen gedruckt, ist dieser Preis durchaus niedrig zu nennen, um so mehr als der kostspielige Druckereibetrieb jener Zeit dem Drucker auch von einer großen Anzahl von Exemplaren nur einen sehr bescheidenen Nutzen ließ. Auch die Paraphrase des Erasmus über das Neue Testament war ein Werk, dessen Erwerbung damals Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 74. Jahrgang. von jeder englischen Pfarrei vorausgesetzt wurde; der Preis dieses Buchs scheint 10 Schilling gewesen zu sein. Weniger sicher und häufig sind die Nachrichten über die Preise weltlicher Literaturwerke. Durch einen Zufall ist uns indessen der Preis einer der beliebtesten Dichtungen jener Zeit, der »Arcadia« des Sir Philipp Sidney, über liefert; er betrug, wie uns eine Gerichtsurkunde der Sternkammer meldet, 9 Schilling. Im Jahre nach dem Erscheinen des Buchs in London (1598) erschien nämlich ein Nachdruck in Edinburg, anscheinend auf Veranlassung englischer Buchhändler, die von dort zahlreiche Exemplare des Buchs nach England einführten und um 6 Schilling verkauften. Was die Elisabethanische Zeit anbetrifft, so haben wir namentlich znr Kenntnis der Preise der damals so hochstehenden dramatischen Literatur einige sichere Anhalts punkte. Das alte Spiel von »Troilus und Cressida« wurde z. B. nachweislich um 6 Pence verkauft, und dieser Preis darf als Mittel wohl überhaupt für die dramatische Litera tur jener Zeit, die auch die Zeit Shakespeares war, angesetzt werden; nach heutigem Geldwert würde das etwa den Betrag von 3 Schilling 6 Pence bis 4 Schilling 6 Pence bedeuten, einen Preis, um den auch heute häufig die Buchausgaben englischer Stücke erhältlich sind. Immerhin sind solche Wertvergleichungen bekanntlich stets mit einiger Vorsicht zu behandeln. Zu Shakespeares Zeit war die Kauf kraft des Geldes in bezug auf eigentliche Lebensbedürfnisse sehr groß, in bezug auf Luxusgegenstände dagegen sehr gering: Bücher dürften daher dem Preis nach damals wie heute zu den Luxusgegenständen, wenn auch zu den im Preise niedrigst stehenden Luxusgegenständen gehört haben. über die Preise der Shakespeareschen Erstausgaben sind leider sicher belegbare Angaben nicht vorhanden. Immerhin besagt eine ehrwürdige Überlieferung, daß der Preis der ersten Folioausgabe 1 Pfund gewesen sei. Vielleicht kam man da durch zu dieser Summe, daß man die 35 Stücke, die diese Ausgabe enthält, im Sinne des obigen Ansatzes zu je 6 Pence berechnete, was 17ff, Schilling ergeben würde, wozu dann noch für den Einband in Schaf- oder Kalbleder 2'/- Schilling zu setzen wäre. Jedenfalls erscheint dieser Preissatz als durch aus angemessen und stimmt auch nach heutigem Geldwert nahe mit dem Preise von etwa 7 Pfund überein, zu dem der von der Clarendon-Preß hergestellte Faksimile-N-udruck jener Folioausgabe zumeist in den Buchhändler-Katalogen verzeichnet wird. 35 Jahre nach der Veröffentlichung der ersten Folio ausgabe Shakespeares, nämlich 1688, erschien die erste Aus gabe von Miltons »Verlorenem Paradies«, das zum Preis von 3 Schilling verkauft wurde. Die Zwischenzeit ist merkwürdigerweise eine der dunkelsten in der Geschichte des englischen Buchhandels. Nur von den Bibeln erfahren wir im Jahre 1641, daß die Preise für die großen Kirchenbibeln sehr erheblich, nämlich von 30 auf 40 Schilling, und ebenso im Verhältnis die Preise für kleinere Bibeln gestiegen waren, was natürlich der Anlaß zu zahlreichen Nachdrucken war und zu Rechtsstreitigkeiten der Monopolinhaber mit den Nachdruckern führte. Ebenso ist uns überliefert, daß von der »^.nxli» ksäiviva«, dem Bericht des Sir Joshua Sprigge über die Taten des Sir Thomas Fairfax, 1647 fünfzehnhundert Exemplare zum Kostenpreis von 26 Schilling hergestellt wurden; zwei Jahre später waren von diesem Werk noch 320 Stück unverkauft, und diese wurden beim Tode des Druckers auf 16 Pfund, also 1 Schilling das Stück ge schätzt, was wohl ein ziemlich hoher Preis genannt werden darf. Das Erscheinen von Miltons »Verlorenem Paradies darf nicht nur in der Geschichte der englischen Dichtkunst, sondern auch des Buchhandels und Verlagswesens als ein 321
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder