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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.06.1906
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- Erscheinungsdatum
- 27.06.1906
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- Deutsch
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6330 Nichtamtlicher Teil. 146, 27. Juni 190s. blühende Phantasie und köstlichen Humor verraten sein »Furioso«, »Schububs wunderbare Reise«, »Die Frosch königin«, »Sonntag-Nachmittag in Atlantis«, »Besuch aus dem Glasschrank«, »Kakophonie« und anderes aus dem Ge biet des Märchens und des Abenteuerlichen. — Fritz Philipp Schmidt, Dresden, begegnen wir diesmal nicht mit Märchenbildern, auf welchem Gebiet er Bedeutendes leistet, sondern mit Federzeichnungen für Ferd. Avenarius, Hausbuch deutscher Lyrik. — Arpad Schmidhammer, München, sandte vier Bilder zu Rotkäppchen, »Vom einfältigen Büblein« und drei Illustrationen zum Jungbrunnen. Carl Schriebe! ist unter den in der Ausstellung vertretenen Jnseratenzeichnern wohl der wirksamste bezw. talentvollste; seine vier Blatt illustrierter Annoncen darf man nicht übersehen. — Das letztere muß auch be züglich der Vignetten von Ludwig Sege'barth, Stettin, gesagt werden. — Bei Franz Stassen bewundert man wie immer die Kraft seines Ausdrucks, wenngleich sie bisweilen etwas Starres an sich hat. Darum befriedigen seine 37 Federzeichnungen zu Dantes Hölle bei weitem mehr als seine »Märchenbilder«, ja selbst als seine sechs Illu strationen zum Jungbrunnen. — Von H. Susemihls Federzeichnung »Waldweg« wird sich mancher Beschauer gleich uns eine gute Reproduktion, am liebsten aber das Original, wünschen. — Zu den ewig Jugendfrischen und scheinbar Unerschöpflichen gehört Hermann Vogel, Losch- witz, von dem nicht weniger als 56 Federzeichnungen zu Rudolphis Kindermärchen ausgestellt sind, jede einzelne ein wahrer Born innigen Gemütsausdrucks, jedes voll köst licher Schönheit und Anmut der Gestalten. Ein Preisausschreiben der Jllustrirten Zeitung (Leipzig) mit dem Vorwurf »Ein Großstadtbild« hat nur wenige Be werber gefunden, wie die kleine Sonderausstellung zeigt. Vielleicht wäre der Erfolg größer gewesen, wenn die Verlags handlung eine Anzahl ihr geeignet scheinender Künstler aufgefordert hätte, gegen ein bestimmtes Honorar Entwürfe zu liefern, und wenn sie die besten prämiiert und zur Aus führung bestimmt haben würde .— Soviel über die Ausstellung des Verbands deutscher Illustratoren. In einem zweiten Artikel soll eine Blüten lese aus denjenigen graphischen Arbeiten vorgeführt werden, die in andern Räumen außerhalb des Verbands ausge stellt sind. Gladstone als Bücherfreund und Bibliothekstifter. Der berühmte englische Parteiführer, dem die Dankbar keit des englischen Volks vor wenigen Jahren ein würdiges Nationaldenkmal errichtet hat, war bekanntlich ein nicht we niger eifriger Gelehrter und Literaturfreund als Poli tiker und konnte sich mit Fug den besten Kennern der theologischen und geschichtlichen wie der poetischen Literatur zurechnen. So ist es nur natürlich, daß er auch schon sehr früh zur Gründung einer großen Privatbibliothek schritt, die ursprünglich und längere Zeit hindurch in einigen Zim mern seines Familiensitzes Hawarden-Haus untergebracht war. Um das Jahr 1860 war indessen — so entnehmen wir einem interessanten Aufsatz des »Uivstssviö Osmurv« — diese Bibliothek schon so angewachsen, daß er den Anbau eines besondern Flügels an das Schloß zu ihrer Unter bringung für nötig erachtete, der von den Hausbewohnern den bezeichnenden Namen »Tempel des Friedens« erhielt. Eigentliche gesellige Unterhaltung war in diesen Räumen streng verboten, wenn auch mancher wichtige Besuch und manche wichtige Unterredung darin stattfanden und die Mitglieder der Familie oder Freunde des Hauses die Biblio thek ungehindert benutzen durften. Gladstone war kein Bücherfreund in der Weise, daß er die Bücherliebhaberei im Sinne eines gewissen Sammelsports als Selbstzweck betrieben hätte. Seltene Bücher, erste Ausgaben und kostbare Einbände hatten keine besondere Anziehung für ihn, wenn sie ihm auch, falls sie als gelegentliche Gaben in sein Haus kamen, willkommen waren. Ein Buch sollte nach seiner Meinung passend gebunden sein, ein vornehmes Werk nicht in gemeinem und wertlosem Kleid erscheinen. Auch auf gute Behandlung der Bücher legte er Gewicht; es tat ihm förmlich weh, sie in den Regalen allzu eng zu sammengedrängt oder durch Eselsohren oder gar Fingerspuren verunstaltet zu sehen. Mit jeder Post kamen Antiquariatskataloge in sein Haus und wurden immer sorgfältig von ihm durchgemustert. Gegenstände, wie Hexerei, seltne religiöse Sekten, Duellwesen, Zigeuner, Grabschriften, Heiratsgebräuche, nicht zu vergessen Homer, Shakespeare und Dante, hatten stets einen Auftrag zur Folge. Bald füllte sich der Bibliothekraum; Stück für Stück mußten die Möbel aus den Zimmern weichen, um den Regalen und besondern Gehäusen für Bücher von un gewöhnlichem Format Platz zu machen. Sie drangen bis ins Vestibül, ja ins Billardzimmer und verdrängten daraus das Billard. So konnte Gladstone die gewaltige Flut der heutigen Bücherproduktion sozusagen am eignen Leibe er fahren, und man begreift es, daß er mit einer gewissen Sorge, nicht wegen der Steigerung der Bücherproduktion an sich, aber wegen der Schwierigkeit, diesem jährlich wachsenden Segen eine würdige Stätte zu schaffen, in die Zukunft sah. Im Jahre 1889 entschloß sich Gladstone, ein eignes Bibliotheksgebäude außerhalb des Schlosses zu errichten, und ließ zwei eiserne Bibliothekzimmer auf dem Rücken von Hawarden Hill, dazu sechs oder sieben Studierzimmer er richten. Diese Bibliothek wurde mit etwa 30 000 Büchern ausgestattet. Sie bildete den Grundstock zu einer weitern Schöpfung, die Gladstone der Beförderung der Studien widmete, und die als die St.-Deiniol's-Bibliothek zu Hawarden jetzt ebensosehr von dem lebendigen Interesse, das Gladstone den theologisch-humanistischen Studien entgegenbrachte, wie von seiner großartigen Freigebigkeit Zeugnis ablegt. Der Gedanke, eine jedem ernstlich Studierenden zugäng liche theologische Studienbibliothek zu gründen, erwuchs Gladstone aus der Überzeugung, daß es heute in England noch immer an genügender Gelegenheit zur Benutzung solcher Bildungsmittel speziell kirchlicher Art fehle. -Überzeugt, daß die Zukunft des menschlichen Geschlechts hauptsächlich von der großen Frage des Glaubens abhängt- — so schrieb Gladstone bei der Erwägung des Plans zur Gründung dieser Bibliothek an den Herausgeber des IBns- tssutd Osntur^ — »und daß das besondere und dringendste Be dürfnis unserer Zeit die Beschaffung von Mitteln zur wirk samen Beförderung des theologischen Studiums ist, bin ich mit der Gründung einer Bibliothek beschäftigt, die, wie ich glaube, den Kern eines solchen Zwecken dienenden Instituts bilden kann und die unter dem Namen der St. Deiniol's-Bibliothek zu Hawarden dieser Absicht dienlich gemacht werden soll. Um seine volle Wirksamkeit entfalten zu können, muß sich das theologische Studium mit den verschiedenen Zweigen des weltlichen Wissens, besonders mit Geschichte und Philosophie vereinigen; und auf dieser weitesten Grundlage soll die Bibliothek errichtet werden. Der religiöse Leitgedanke des Instituts wird die Überein stimmung mit dem lebenden Geist der Kirche von England sein, welcher, wie ich überzeugt bin, in Hinblick auf Glauben und Sitten nichts tun wird, das ihren Charakter als die Katholische und Apostolische Kirche dieses Landes gefährden oder beein trächtigen könnte . . . Während die Grundsätze der Anstalt die der geschichtlichen Kirche dieses Landes sein werden, und während ihre Verwaltungsbehörde angewiesen sein wird, nach
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