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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.06.1906
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1906-06-23
- Erscheinungsdatum
- 23.06.1906
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- Deutsch
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6212 Nichtamtlicher Teil. 143, 23. Juni 1908. »frisieren«, können lediglich die Bibliothekare etwas tun, dadurch, daß sie aus Katalogen von Handlungen, die ersichtlich Bücher aufnehmen, die sie nicht haben, keine Bestellungen mehr machen. Das wird mehr helfen als alle Deklamationen. Aber leider ist wenig Aus sicht dazu; bevorzugen doch die Bibliothekare geradezu die Kataloge von Handlungen, die etwas billigere Preise machen, als andere, wenn auch die Erfahrung sie lehrt, daß sie die Bücher nicht bekommen, weil »sie eben nicht auf Lager sind«! Natürlich kann ein Antiquar z. B. Zeitschriftenserien billiger ansetzen, wenn er sie nur blind in seinen Katalog aufnimmt, in der Hoffnung, sie zu bekommen, wenn er eine Bestellung erhält, als wenn er sie sich für sein bares Geld hin gelegt hat. Den zweiten Satz faßt der Kritiker des Zentralblatts humoristisch auf. Leider ist er bitterem Ernst entsprossen. Tatsächlich hatte eine Handlung ein noch nicht erschienenes Werk in ihrem Katalog zu antiquarischem Preise an ge kündigt, und die Anfrage des Vorstandes, ob solches zulässig sei, mußte vom Vereinsausschuß verneint werden. Wenn auch die Frage, ob ein Verkauf zulässig sei, gestellt und verneint wurde, so ist dies doch nicht so spaßhaft, wie es bei flüchtiger Betrachtung erscheint. Die Stellung dieser Frage und ihre Beantwortung ist erfolgt, um etwaige Einwände von vornherein abzuschneiden. Wenn noch nicht erschienene Werke in antiquarischen Exemplaren angeboten werden, so mußte man gewärtig sein, daß solche Exemplare auch verkauft werden, selbstverständlich zur Lieferung nach Er scheinen. Um einen solchen Verkauf als unstatthaft zu kenn zeichnen, um den Einwand, das Anbieten sei als unstatthaft bezeichnet worden, nicht aber der Verkauf (zu späterer Liefe rung), erschien die Hinzufügung des Verbots des Verkaufs zweckmäßig. Der gestrenge Kritiker des Zentralblatts für Bibliotheks wesen möge aus vorstehendem ersehen, daß nicht alles scherzhaft ist, was so klingt. Glücklicherweise ist die Notiz der Österreichisch-ungarischen Buchhändlerkorrespondenz ent nommen, sonst möchten vielleicht die einstmaligen Befür worter der Sekretierung des Börsenblatts sagen: »Da sieht man, was aus der Freigabe herauskommt!« (Fortsetzung folgt.) Kleine Mitteilungen. Von der Papierfabrikation. — Über die großartige Ent wicklung der Papierindustrie in den letzten fünfzig Jahren, ins besondre auch über den Einfluß dieser überstürzten Entwicklung auf das Verhältnis von Arbeitgeber und Arbeitnehmer berichtet aus Grund einer Festschrift in interessanter Weise die »Sozial korrespondenz-, Organ des Zentralvereins für das Wohl der arbeitenden Klassen: -Wohl kein Gewerbszweig unter den -leichten Industrien- hat so grundlegende Veränderungen in Produktions- und Betriebs weise erfahren wie die Papierfabrikation. Keiner hat in so tief greifenden Wechselwirkungen mit der Entwicklung des Verkehrs gestanden. Wohl hat die alte Redensart »Aus Lumpen macht man Schreibpapier« auch heute noch ihre Richtigkeit, aber doch mit der erheblichen Einschränkung, daß nur das feine Schreib papier seine Herkunft auf Lumpen zurückführen kann, die große breite Masse des Papiers dagegen, besonders des Druckpapiers ein unmittelbares Kind des Waldes ist; denn es sind die Holz schleifereien, die heute den maßgebenden Rohstoff für unser Buch gewerbe und für unsre Presse liefern. Ja erst mit der Ver wendung des Holzstoffs oder Holzschliffs zur Papierbereitung wurde die Massenwirkung der Presse möglich. War noch vor etwa 120 Jahren mitunter die Drucklegung eines wissenschaftlichen oder dichterischen Werks wegen der schwierigen und teuren Papier beschaffung in Frage gestellt, so kommt gegenwärtig höchstens bei starken Preissteigerungen des Druckpapiersyndikats die kleinere Presse in Verlegenheit. Papier zählt heute so recht eigentlich zu den non-valsurs, wie die massenhaft einem jeden unentgeltlich ins Haus fliegenden Anpreisungen und Preislisten beweisen. Jedes Blättchen aber bringt ein Stückchen vom deutschen Wald mit herein. »Die Erfindung, Holz in Papier zu verwandeln, ist das Ver dienst eines Deutschen, und zwei Deutsche sind es auch gewesen, die die Tragweite der Neuerung sofort erkannten und mit allem Nachdruck sich der Ausbildung und Ausnutzung der neuen Technik widmeten. Die beiden Freunde, ein Techniker, Fritz Kübler, und ein Kaufmann, Albert Niethammer, übernahmen 1356 pacht weise gemeinsam die frühere Schloßmühle von Kriebstein in Sachsen, die ^bereits als Papiermühle in herkömmlicher, altväter- ischer Weise eingerichtet war. Zur Feier des fünfzigjährigen Be stehens des inzwischen zu einer Weltfirma herangewachsenen Unter nehmens Kübler L Niethammer in Kriebstein ist kürzlich eine Festschrift erschienen, die ein Helles Licht auf die erstaunliche Ent wicklung des ganzen Industriezweigs wirft und die zeigt, wie die Papierfabrikation zur Beschaffung des geeigneten Rohstoffs immer tiefer sich in unsere heimischen Wälder Anfressen mußte, wie an unfern Gebirgswässern, besonders im sächsischen Erzgebirge, ge wöhnlich an den Gefällen alter Mühlen oder früherer Hammer und Pochwerke, sich immer mehr Holzschleifereien erheben, die nun einen wertvollen Ersatz für den fast erstorbenen Erzbergbau liefern. Denn mittelbar und unmittelbar werden durch die Menge der Holzschleifereien in den Fabriken, in den Forsten und auf den Wegen unendlich viele Hände beschäftigt, und zwar zu er träglichen Löhnen. Der Holzpreis und auch die Waldarbeiterlöhne sind infolgedessen gestiegen; auch dehnt sich durch Aufforstung der Waldboden wieder mehr und mehr auf die Hochfläche aus, wo sonst moorige Wiesen und magere Äcker nur kärglichen Ertrag gaben. -Die genannte Firma hat im Laufe ihres 50jährigen Be stehens für ihre beiden Papierfabriken nicht weniger als 8 mit diesen verbundene Holzschleifereien im Erzgebirge und in seinen Ausläufern und eine Zellulosefabrik im Elbgebiet ins Leben gerufen. Die Papiererzeugung, die 1856 141 622 betrug, hat sich inzwischen auf 25 316 098 !r§, also um das 178fache, gehoben. Beschäftigt werden gegenwärtig von der Firma 989 Arbeiter, die mit ihren Familienangehörigen etwa 3000 Köpfe ausmachen. Der Umstand, daß die Papier fabriken wie auch die Schleifereien sich nicht in Städten, son dern abgesondert auf dem Lande befinden, gewährleistete den Anlagen einen festen Arbeiterstamm (unter den Arbeitern sind gegenwärtig 22, die über 30 Jahre dem Betrieb angehören) und legte gleichzeitig den .Brotherren' eine väterliche Fürsorge für ihre Leute nahe. Da Herr Kübler bereits 1865 aus dem Leben schied, ist die Ausgestaltung des patriarchalischen Arbeitsverhält nisses das Werk des noch lebenden Chefs, des Geheimen Kommerzienrats Niethammer. «In der erwähnten Festschrift ist den .Arbeitern' ein aus führlicher Abschnitt gewidmet, in dem es im Hinblick auf die moderne Arbeitsweise heißt: »»Stieg der Arbeiter damit auf der einen Seite in seinen Einkünften, in seiner Lebenshaltung und folgeweise in seinen Bedürfnissen, so drohte ihm auf der andern Sette die Gefahr, zum Diener der Maschine, ja zur Maschine selbst herabzustnken. Zu letzterm kam noch hinzu, daß, während er sich im Wert der Arbeit von der Maschine verdrängt sah, er vermöge der Hast und des Zwangs, die hinter allem standen, sich dennoch nicht entlastet fühlte. Im Gegenteil brachten ihm die Begleiter des Maschinenbetriebes, die Akkordarbeit, Nachtschicht und andres mehr, ffowie die Disziplin, die mit der intensiver werdenden Fabri kation sich immer mehr verschärfte, in steigendem Maße den Zwang der Arbeit zum Bewußtsein Es ist eine einfache, aber allezeit gültige Wahrheit, daß die Interessen des Arbeitgebers und des Arbeitnehmers unlöslich miteinander verbunden sind. Einer hängt von dem andern ab; einer gewinnt, wenn der andre vorwärts kommt; einer leidet, wenn der andre leidet. Nur in kurzen Zeitabschnitten kann es den Anschein haben, als ob die Entwick lung von dieser Regel abwiche. . . . Der Arbeitgeber ist ver pflichtet, für den Arbeitnehmer alles zu tun, waS ihm seine Mittel, was ihm die besonder» Verhältnisse seines Betriebes gestatten.-« In Befolgung dieser Grundsätze hat die Firma gute Arbeiter wohnungen beschafft, teils selbst gebaut, teils Bauernhäuser der Nachbarschaft aufgekauft und sie mit Gärten ihren Arbeitern überlassen. Für Unverheiratete ist ein Burschenhaus in Krieb stein errichtet worden, wo 30 junge Leute für 4 ^ wöchentlich
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