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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.06.1906
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- 06.06.1906
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- Deutsch
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5616 Nichtamtlicher Teil. 128, 6. Juni 1906. Einwohnerzahl auf 30,6 Millionen Menschen, wovon aber nur 6 8 Millionen auf die 2269 Landstädte entfielen. Unter den Gründen für die vorgeschlagene Aufhebung des billigen Ortsportos spielte die Behauptung eine Rolle, daß 2 H die Selbstkosten nicht deckten, insbesondre nicht bei den Ortspostkarten, deren Herstellung und Material der Post selbst auf 0,3 bis 0,4 H zu stehen komme, so daß also nur 1,6 bis 1,7 H als Portovergütung verblieben. In Wirklich keit wird aber die größere Hälfte der Ortspostkarten von der Privatindustrie geliefert und mit Marken beklebt. Fertig gestempelte Karten dieser Art wurden 1904 von der Reichs post bloß 136 Millionen verkauft, während der Gesamt verkehr der 2 Pfg.-Karten gegen 300 Millionen Stück be trug. Außerdem ist es eine ganz unhaltbare Behauptung, mit 1^ H würden die Selbstkosten nicht gedeckt. Hieß es doch in der Postvorlage von 1899, daß die Beförderung einer Zeitungsnummer der Reichspost selbst auf 0,3 H zu stehen komme I Weshalb sollen da die Beförderungsselbst tosten bei einer Postkarte größer sein? Die Resolution des Reichstags will aber auch die Orts tarife für Drucksachen, Warenproben und Geschäftspapiere wieder aufheben, obwohl die 2 H für 50 Gramm Druck sachen der Post voll zufallen, ohne die Selbstkostenabzüge bei der Postkarte; obwohl die 3 H für 100 Gramm schon reich lich sind und künftig eine offene Ortsdrucksache oder Waren probe von 250 Gramm 10 H kosten würde, während ein geschlossener Ortsbrief von 250 Gramm nach wie vor nur auf 5 H zu stehen käme. Eine Postkarte am Ort jedoch würde ebenso teuer sein wie ein geschloffener Brief, womit das jetzige System der Differenzierung einen bedenklichen Stoß erhielte. Es würde dann eine offene Briefnachricht von 2'/, Gramm im Ortsverkehr ebenso 5 H zahlen wie eine hundertmal so schwere und große geschloffene Briefsendung (250 g) ohne das für die Post so bequeme einheitliche Kartenformat; eine Drucksache unter Streifband aber würde auf 50 § (3 H) und 100 g (5 H) abgestuft und wäre bei 250 g (10 schon doppelt so teuer wie ein geschlossener gleich schwerer Brief, während doch sonst das Drucksachenporto grundsätzlich wohlfeiler gehalten wird. Mau verspricht sich von der Wiedererhöhung der Orts tarife etwa 12 Millionen Mark Mehreinnahme und rechnet mechanisch, daß bei 300 Millionen Stück Ortskarten zu 2 H jetzt bloß 6 Millionen Mark eingehen, zu 5 H aber 15 Millionen Mark hereinkommen müßten, also 9 Millionen Mark mehr. Bei den Ortsdrucksachen (1904 etwa 140 bis 150 Millionen Stück) kommen bei einem Durch schnitt von 3 H jetzt bloß etwa 4 Millionen Mark heraus, bei einem Durchschnitt von 5 H würden dagegen etwa 7 Millionen Mark einkommen, oder 3 Millionen Mark mehr. Die 4i/, Millionen Ortswareuproben würden vielleicht eine Viertelmillion Mark mehr einbringen, die 2 Millionen Geschäftspapiere etwa 200 000 mehr. Auf dem grünen Tisch nimmt sich diese Rechnung ganz hübsch aus. In Wirklichkeit aber dürfte manches anders kommen. Werden wirklich auch noch 300 Millionen Orts postkarten benutzt werden, wenn ihr Preis von 2 auf 5 H, also um 150 vom Hundert steigt? Zweifellos wird der Ver kehr in solchen Karten dann bedeutend Nachlassen. Große Firmen mit Massenversand werden dann statt der Postkarte häufig eine Drucksache oder Druckkarte zu 3 H versenden. Kleine Firmen und Privatleute aber werden den Verkehr einschränken, namentlich auch den in Ansichtskarten. Besonders hart betroffen würde die große Zahl von stellesuchenden und mittellosen Arbeitern, Handlungsgehilfen, Wirtschafte rinnen, Erzieherinnen, Stützen der Hausfrau, Verkäufe rinnen usw., die oft auf Inserate hin wochenlang alle Tage 10—15 Karten schreiben müssen. Ebenso die meist von Sorgen belasteten Vermieterinnen möblierter Zimmer, die vielen kleinen Agenten aller Art, kurzum eine große Zahl derer, die viele handschriftliche Offerten versenden müssen. Sie würden nun natürlich besonders benachteiligt, große Firmen mit Massenversand aber verhältnismäßig bevorzugt werden. Die Berliner Paketfahrtgesellschaft erwägt bereits, ob sie nicht den Massenvertrieb unadressierter Drucksachen, die nach Listen bestellt werden, für 1 ff? H für das Stück wieder eröffnen solle. Der Reichspost würde damit natürlich wieder Abbruch geschehen. Es ist bisher in der Presse noch gar nicht festgestellt worden, wie seinerzeit die Erhöhung des Briefportos im Berliner Ortsverkehr gewirkt hat. Die Berliner Privatpost beförderte nämlich vor der Reform geschlossene Briefe für 3 H innerhalb Berlins und innerhalb jedes der vier Vororte Charlottenburg, Schöneberg, Wilmersdorf und Rixdorf. Der alte Reichsposttarif für Briefe in Berlin betrug 10 H und wurde nun auf 5 herabgesetzt. Da aber die Privatpost aufgehoben wurde, so bedeutet diese neue Tarifierung für den Verkehr der bisherigen Privatpostbriefe immerhin eine Verteuerung um 67 vom Hundert und mußte einerseits hemmend wirken. Anderseits mußte die Herabsetzung um 50 vom Hundert wieder neuen Verkehr entfesseln, zumal da zugleich der Ortsbezirk bedeutend erweitert und Berlin mit mehr als dreißig Vororten nun das billige Orts- und Nachbar ortsporto im gegenseitigen Wechselverkehr genoß. In der allgemeinen Reichspoststatistik finden wir keine be sonderen Angaben über den Berliner Stadtbriefoerkehr, wohl aber im Statistischen Jahrbuch der Stadt Berlin, dem die Zahlen von der Postverwaltung alljährlich geliefert werden Unter dem alten prohibitiv hohen Porto von 10 H für den geschlossenen Brief stagnierte der Ortsverkehr: 1896 waren es 37,91 Millionen, 1897 nur 35,72, 1898 wieder 37,71, 1899 aber 38,53 Millionen Berliner Stadtbriefe, während sonst der allgemeine Postverkehr eine stetige Steigerung zu zeigen pflegt (um 5—7 v. H., ja sogar 10 v. H.). Nun hieß es in der Postvorlage von 1899*): »Die Reichspost besorgt zurzeit in Berlin und seinen Vororten rund 35 Millionen verschlossener Briefe zu 10 H jährlich, während die Zahl der von der Berliner Paketfahrtaktiengesellschaft bestellten derartigen Briefe zu 3 H mit etwa 45 Millionen angegeben wird. Die Ermäßigung der Postgebühr auf 5 H bei gleichzeitiger Ausdehnung des Postregals würde mithin dem Berliner Publikum einen Gewinn von 1 »/z Million Mk. gegenüber einem Verlust von 900 000 ^ bringen.« 35 Millionen Reichspostbriefe oder genauer, nach der Zahl für 1899, 38'/, Millionen Reichspostbriefe plus 45 Millionen Privatpostbriefe ergeben zusammen 83'/, Millionen Orts briefe. Ist nun dieser alte Verkehr nach der Portoreform (1. April 1900) gleich hoch geblieben? Die Portoherabsetzung von 10 auf 5 H durfte vielleicht eine Steigerung um 50 vom Hundert erwarten lassen, die Erhöhung von 3 auf 5 H (um 67 v. H.) aber wieder eine Verminderung von gleicher Höhe: also 38'/, 191/4---57s/. Millionen, und 45 — 22»/, --- 22'/, Millionen. 57^ ->-22'/, ergeben dann rund 80 Millionen Briefe Waren es nun bald nach der Reform so viel? Im dritten Jahre ja, ungefähr, anfangs aber nvch viel weniger, da eben die Portoherabsetzung der Reichspost wohl nur halb wirkte, weil das Privatporto vorher wesentlich billiger war. Die Berliner Briefe im Orts- und Nachbarortsverkehr be liefen sich nämlich: im Jahre 1900 auf 43,76, 1901 auf 75,91, 1902 auf 79,59, 1903 auf 84,79 und 1904 auf 88,12 Millionen Stück. Angesichts des hinzugekommenen *- Nr. 116 der Reichstagsdrucksachen von 1898/99, S. 27 f.
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