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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.06.1906
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1906-06-08
- Erscheinungsdatum
- 08.06.1906
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- Deutsch
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5688 Nichtamtlicher Teil. pV 130, 8. Juni 1906 russischen Lebens hinzuweisen, glänzende Ideale zu bezeichnen. Und ihre Arbeit ist nicht umsonst gewesen. »Die Literatur hat unbestritten eine große, sichtbare Rolle in der befreienden Bewegung gespielt. Sie und die periodische Presse waren die Pflanzstätten, die den Boden zu der befreienden Bewegung bereiteten, die ersten Samenkörner der Freiheit aus- streutcn. Und alle Bestrebungen der Feinde der Freiheit, diese zarte Blume zu ersticken, ihr Wachstum zu hindern, haben zu nichts geführt. Wie die Frühlingsnatur in der berühmten Ein leitung zur -Auferstehung- des Grafen Lew N. Tolstoj hat diese Blume sogar mitten unter Steinen und andern Hindernissen einen Weg zum Lichte gefunden. »Der künftige Historiker wird bei einer Analyse der gegen wärtigen politischen Bewegung ausführlich und in ihrem ganzen Umfange die großartige Rolle darlegen müssen, die das verständige Buch in dieser Bewegung gespielt hat; ihm war das beneidenswerte Glück beschicden, die dürftigen Felder und das jungfräuliche Neuland zu besamen. »Aber die Rolle des Buches ist noch nicht beendet. Sie hat erst begonnen. Jetzt steht ihm bevor, im russischen Volke ein richtiges Verständnis für die politische Freiheit und die Fähig keit, sie zu benutzen, zu entwickeln, dabei aber auch das Kultur- nivcau und den ästhetischen Geschmack des Volkes zu heben. »Das ist eine Arbeit auf Jahrzehnte, auf Jahrhunderte, eine unendliche, ewige, aber ehrenvolle Arbeit, die dem russischen Buche schon jetzt eine hohe Stellung unter den Hebeln der Volksbildung geschaffen hat.« Kleine Mitteilungen. * Internationaler Verlegcrkongreß. V. Tagung. Mailand, 6.-10. Juni 1906. — Die V. Tagung des Inter nationalen Verlegerkongresses in Mailand begann inoffiziell am Dienstag den b. Juni um 5 Uhr in Form einer hübschen Oaräev Lartzy zu der der Kongreßpräsident, Herr Tito Ricordi, die schon in Mailand anwesenden Mitglieder eingeladen hatte. Etwa zweihundert Herren hatten der Einladung Folge geleistet, und diese zwanglose »Reosption intime« war als Begrüßungsakt ebenso geschickt arrangiert, wie sie gewiß allen Besuchern in angenehmster Erinnerung bleiben wird. Alte Bekanntschaft wurde erneuert, neue angeknüpft. Es herrschte viel Herzlichkeit und -Stimmung». Herr Brockhaus, der Vorsitzende der Leipziger Tagung des Kon gresses, wurde besonders herzlich und achtungsvoll überall be grüßt; er mußte sich, wie die Franzosen sagen, »vervielfachen». Der Empfang fand im Hause des Vaters des Herrn Tito Ricordi statt, Via Borgonuovo 17, und zwar in einem herrlichen Park, der, mitten in der Stadt gelegen, gewiß eine seltene Bei gabe zu einer Stadtwohnung ist. Unter mächtigen Bäumen waren ein Buffet und Tischchen aufgestellt. Die Kongressisten verteilten sich in Gruppen. Die Hellen Toiletten der Damen brachten ange nehme Abwechslung in das etwas eintönige Schwarz der Kleidung, deren Einerlei nur durch die verschiedensten Hutsormen etwas gemildert war. Für den geistigen Genuß sorgte die etwa 60 Mann starke Musikkapelle der Stadt (Oorpo äi Nusioa mavioipai.-j, die unter der vorzüglichen Direktion des Maestro Pio Nevi, eines ergrauten, erprobten Musikers, folgendes wirklich internationale Musik programm zum Vortrag brachte: Verili, Ouvsrturs per i'Opsra i Vsspri Lioiliavi. Hülläsl, UarAo. Lvsvckssn, >e Oarnaval ä Laris. Lpisoäio. diinlra, la Ramarinsksra. Vantasia sopra ckus Oansovi popolari rasss. I-isrt, Rbapsoäie UovAroiss (dlo. 2). Uirst, ^äa^istto-Raranäola (neli'^rlssienns). Ilspinosa, lfloraiwa. Oavra Zpagvuola. Lsstüovsn, Leüerro — Vnäants oov woto — ^Ue^ro lioals nsl Lsttimino. Op. 20. IVaZner, Oavaloata (teils IVallciii nsll' Op. Ua IVaUriria. Rossini, Ouvertüre pgr I'Oxsra Ouglislmo Voll. Die Kapelle hat nur Bläser, aber keine Streicher; um so höher war ihre Aufführung anzuschlagen, namentlich der volle milde Ton, der ganz einheitlich klang wie die Stimmen eines guten Männerchors und keine Unreinheit einer einzelnen Stimme auf- kommen ließ, sodann das Feuer und Temperament der^Wieder gabe. Die Tellouverture, die um 7 Uhr das Konzert abschloß, wurde mit einer Begeisterung, einer Verve gespielt, die hinreißend wirkte. Mit herzlichem Dank gegen den Gastgeber zogen sich die Teilnehmer um 7 Uhr zurück. Stuttgarter Vuchhandlungs-Gehilfen-Verein ;C. V.). — Den angestrengten Bemühungen des Vorstands war es endlich gelungen, den Meister der Vortragskunst Ernst von Possart für einen Rezitationsabend zu gewinnen, der am 26. April vor vollbesetztem Saale in der Liederhalle stattfand. Der be rühmte ehemalige Münchener Generalintendant hatte für seinen Klassiker-Abend ein vorzügliches Programm zusammengc- stellt, das die gehaltvollsten und großzügigsten Gedichte und Balladen Goethes und Heines enthielt. Die erste Abteilung bildeten Der Sänger, Totentanz, Legende vom Hufeisen, Der Fischer, Die wandelnde Glocke, Erlkönig, Rettung, von Goethe, während die zweite Abteilung Heiinkehr, Gedichte aus »Lazarus« sowie die bekanntesten Balladen Heinrich Heines umfaßte. Die Wirkung der Postalischen Vortragskunst war eine außerordentliche; das wundervolle, modulationsfähige Organ, die reine Aus sprache und der seelische Ausdruck — mit allen diesen dem Künstler zu Gebote stehenden Mitteln schuf er unerreichte Meister werke der Vortragskunst. Es konnte denn auch nicht aus- bleibcn, daß rauschender Beifall nach jeder Nummer einsetzte, und als zum Schluß Ernst von Possart mit idealem Schwung und jugendlichem Feuer die Saite anschlug, die immer aufs lebhafteste klingt, als er wie eine Fanfare Heines glänzende Prophezeiung von Deutschlands herrlicher Zukunft, das Gedicht -Deutschland», in den Saal tönen ließ, da wollte der Jubel kein Ende nehmen, und die begeisterten Zurufe des Auditoriums galten neben dem Dichter seinem einzigartigen Interpreten. — Der Possart-Vortrag bildete nach dem übereinstimmenden Urteil der Presse den glän zenden Abschluß der an idealen Genüssen fast überreichen Winter saison. Ed. BUsching. *Buchhan dlungs - Gehilfen - Verein zu Leipzig. — Der Buchhandlungs-Gehilsen-Verein zu Leipzig plant sür Sonn tag den 17. Juni, vormittags 10 Uhr, eine Besichtigung des neuen Rathauses. Sammlung von Uhr an in der Bierstube im neuen Rathaus (Eingang: Lotter-Straße 1). Die Teilnahme an dieser Besichtigung ist nur gegen Vorzeigung des Mitglieds buchs gestattet. Personalnachrichten. Achtzigster Geburtstag. — Der älteste Berliner Tages schriftsteller, zugleich Landtags- und Reichstagsstenograph, Herr Eduard Linden, feiert am heutigen 8. Juni seinen 80. Geburts tag. Bei der anstrengenden und aufreibenden Tätigkeit eines Journalisten ist es immer schon eine Seltenheit, ein so hohes Alter zu erreichen; geradezu eine Ausnahme aber ist es, wenn ein Auserwählter in diesem ehrenvollen Alter noch im Beruf wirken kann. — Herr Linden ist aus dem Buchhandel hervor gegangen. Er vollendete seine Lehrzeit in einem Berliner Sortiment, arbeitete als Gehilfe in der alten Firma G. D. Baedeker in Essen und widmete sich, aus Holland zurückgekehrt, dem Journalistenberuf. Vor mehreren Jahren schon konnte Herr Linden auf eine fünfzigjährige Journalistentätigkeit zurückblicken. Bei diesem Anlaß widmeten ihm einige Berliner Tageszeitungen anerkennende Worte. Der alte Herr erfreut sich einer angemessenen körperlichen und hervorragenden geistigen Frische, man sieht ihn noch immer in voller Tätigkeit auf den Journalistentribünen der Parlamente. Ec stammt aus einer alten Berliner Familie. Einige seiner Neffen gehören noch heute teils dem Buch handel, teils dem ihm verwandten graphischen Gewerbe an. Wir möchten nicht verfehlen, den alten Kollegen zu seinem achtzigsten Geburtstag zu beglückwünschen. Möchte es ihm recht bald ver gönnt sein, im wohlverdienten Ruhestand auszuruhen von der Mühsal des Berufs und an der Seite seiner treuen Gattin noch einen langen befriedigenden Lebensabend zu genießen. R. Teutsch. * Profcssortitel. — Dem Geschichtsmaler Herrn Richard Kn ötel in Berlin ist der Titel Professor verliehen worden.
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