Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.05.1906
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1906-05-25
- Erscheinungsdatum
- 25.05.1906
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19060525
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-190605250
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19060525
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1906
- Monat1906-05
- Tag1906-05-25
- Monat1906-05
- Jahr1906
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
5224 Nichtamtlicher Teil. pV 119, 25. Mai 1906. zu haben glaubte. Ich sehe, ich habe mich geirrt, und dieses macht mir eine Freude, die ich nicht beschreiben kan. Daß meine Gesinnungen gegen Dich unverändert geblieben sind, da für kan meine Frau Zeuge seyn, die sich überhaupt bey dieser Sache so bewiesen hat, daß sie mir immer weither wird. Sie rieth durchaus zur Verträglichkeit. Hat sie etwas gesagt oder gethan, das Dir nicht gantz Recht schien, so wirst Du es ihr vergeben, denn kein Mensch ist ohne Leidenschafften, die oft am Unrechten Ort und zu Unrechter Zeit aufwallen. Sie ist das beste Geschöpf, das ich kenne, und ließe, glaube ich, ihr Leben für Dich und Deine Familie. So wäre also alles wieder gut. Mein Gesicht wirst Du unveränderlich finden, und alles — alles vergessen, als wäre es nie geschehen. Besuche mich diesen Abend, wenn es sonst die Umstände erlauben. Laß uns aber ums Himmelswillen der Sache nicht viel gedenken, dieses wollen wir einmal nach geschlossenem Frieden, auf eine Lntrsvus auf dem Garten verspüren. Nun Adieu, mein lieber, lieber Dieterich, Pfuy keine Feindschaft mehr in diesen Jahren!!- So war die Freundschaft wieder hergestellt und blieb ungestört bis ans Lebensende der beiden. Es ist, das wird man aus diesen Proben gesehen haben, ein andrer Ton als in Bürgers Briefen; Lichtenberg erwähnt nie, was er für Dieterich getan, und dieser wirft ihm nicht vor, welche Wohl taten er empfangen habe. Wir wissen nicht genau, seit wann der Freundschafts bund zwischen beiden Männern bestand. 1763 bezog Lichten berg die Universität Göttingen, also ungefähr zu der gleichen Zeit, als Dieterich dorthin übersiedelte; vielleicht war auch Lichtenberg durch seinen Bruder, den spätern Legationsrat in Gotha, an Dieterich empfohlen worden. Jedenfalls scheinen die Beziehungen, und nicht allein zu Dieterich, son dern vor allem auch zu dessen Frau und Kindern sehr herz liche gewesen zu sein, Lichtenberg nennt Dieterich seinen Gevatter und duzt sich mit ihm. Die erhaltenen Briefe beginnen mit dem Jahre 1770. Im gleichen Jahre verlegte Dieterich das Programm zur Ankündigung der Vorlesungen des jungen Professors: »Be trachtungen über einige Methoden, eine gewisse Schwierigkeit in der Berechnung der Wahrscheinlichkeit beym Spiel zu heben« in 4°. Der erste Brief an Dieterich ist aus London datiert, wohin sich Lichtenberg in den Osterferien 1770 begeben hatte. Spätere Briefe sind aus Hannover, Osnabrück, Stade, dann wieder aus London und vereinzelt aus Hamburg. Aber auch in Göttingen werden Briefe gewechselt, kleine Billets, oft neckischen Inhalts, wandern von Lichtenbergs Stube zu Frau Dieterich und ihren Töchtern, und manch geschäftlicher und freundschaftlicher zu Dieterich selbst. Wenn der Ge lehrte im Sommer in seinem Gartenhause wohnt, sendet er dem Freunde regelmäßig Berichte über sein Tun und Treiben, und auch wenn Dieterich zum Besuch der Leipziger Messe gefahren ist, sendet er ihm Grüße und berichtet über das, was den Freund interessieren könnte. Als Heraus geber des Kalenders und des Magazins hat er natürlich auch über dies und jenes mit dem Freund als Verleger zu korrespondieren. Er ist unglücklich, wenn dieser in Leipzig weilt, und banges Ahnen befällt ihn, ob er den Freund wohl Wiedersehen werde. Im letzten Brief vom 3. Mai 1798 (im Februar 1799 starb Lichtenberg) tritt dies be sonders zu Tage:") -Du willst einen Brief von mir haben. Also hier ist einer Er würde sehr weitläufig ausfallen, wenn ich Dir alle Em pfindungen und Bewegungen meines Herzens an dem Abende nach Deinem Abschied ausdrücken wollte. Ich habe Dir nach gesehen, so weit es mein Kammerfenster und die Bäume ver- statteten, und ging endlich unaussprechlich gerührt weg. Doch Nichts weiter hiervon. Es würde mir schwer fallen hierbei zu ") Grisebach, Lichtenbergs Briefe an Dieterich. 123. verweilen. Der Himmel gebe Dich mir wieder, ich habe keinen Wunsch weiter und zähle die Tage.« und an einer andein Stelle desselben Briefes: -Es ist uns allen so leer, da Du nicht da bist. Am Sonn tage sahen wir uns im Garten bei Tische einander an, keiner sagte was ihm fehlte, weil jeder schon wußte, was das Still schweigen sagen wollte.» Nun lebe recht wohl, theuerster Mann, und komme gesund und so bald als möglich zurück.- Auf die Messe und die dadurch bedingte Abwesenheit des Freundes von Göttingen ist er überhaupt nicht gut zu sprechen. Schon 1772 schreibt er einmal von Hannover aus:") .Christelchen muß also zwischen Ostern und Pfingsten ganz allein seyn, just die Zeit im Jahre, wo Alles was lebet gern selbstzweitcr ist. Was das für ein Kerl gewesen seyn muß, der die Messen in eine solche Zeit verlegt hat. Wenn er nicht ein Holländer war, so laß ich mich an den Mandelbaum aufknüpfen, der vor meinem Fenster blüht, denn um diese Zeit braucht der holländische Kaufmann seine Gärten nicht, weil er sie mit dem größten Profit oermiethen kann.« -Cs lebe Alles was kein holländisches Blut hat! Auf diese Gesundheit will ich heute ein Glas ächten Rheinwein trinken und dazu den letzten holländischen Ducaten anbrechen, den ich habe.« Einmal scheint Dieterich auch in Leipzig während der Messe erkrankt und in Göttingen gar schon lotgesagt worden zu sein; wenigstens läßt dieses ein Schreiben vermuten, das Lichtenberg am 12. Juni 1772 ") an Frau Dieterich richtet: -Der Himmel hat recht über Sie gewacht, daß er Ihnen und Ihren guten Kindern die Nachricht von Leipzig erst mit der Widerlegung zu Ohren kommen ließ. Da konten Sie es machen, wie ich, da ich es laß, nemlich die Nachricht gleich beym guten Theil kriegen und das andere fahren lassen. Ich weiß nicht, was der alte Gevatter immer mit seinem Hals vor hat, doch sterben glaube ich wird er nie daran, da er es so oft bekommt, er muß oft zur Ader lassen und wenigstens drey von den S Westen, die er immer zugleich auf dem Leibe hat, wegwerfen.- Um die Gesundheit des Freundes ist er überhaupt sehr be sorgt, und sehr häufig sind die Briefstellen, wo er sich er kundigt, wie Dieterich geschlafen hat und »was sein Leib macht«. Von großem Nutzen war Lichtenberg dem Freunde bei seinem zweiten längern Aufenthalt in England. Der Ge lehrte erfreute sich der persönlichen Gunst der Königlichen Familie und war vielfach zu den intimsten Zirkeln befohlen. Der König, der, wie auch die Königin, für sein Stammland und besonders auch für Göttingen große Sympathie hatte, interessierte sich sehr für Dieterichs Unternehmungen und war auf Lichtenbergs Fürsprache gern bereit, sie zu fördern. Schon im Dezember 1771 meldet er dem Freund aus Hannover: -Heute am Tisch wurde gesagt, daß man zwey Musen kalender mit gemalten Decken an die Prinzen nach England schicken wolle. Man spricht überhaupt hier in Hannover so von Dir, daß ich immer gerne hinter drein sage, ich kenne ihn sehr gut, er ist mein Gevatter.« Bei der zweiten Anwesenheit in London, wo Lichten berg, wie schon hervorgehoben, viel beim König war, dem Lichtenbergs Arbeiten sehr gefielen, gelang es ihm, diesen für Dieterich und seine Druckerei zu interessieren. Am 30. Oktober 1774 kann er dem Freunde schreiben:") »Die Mayer'schen Werke") habe ich ihm vor vier Tagen überreicht. Er ist ganz davon eingenommen und sagte: -Das ist ein vortrefflicher Druck, so gut wie es die Schriften des Mannes gewiß verdienen; so gut wie von Baskerville. -Schicke ja den Pindar so bald als möglich, der König will ihn sehen, und den französischen Musenalmanach. Wenn Du doch selbst hier wärest.« ") Grisebach, Lichtenbergs Briefe an Dieterich, 36. >°) Ebenda 45. ") Ebenda 82. ") Astronom und Mathematiker in Göttingen.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder