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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.05.1906
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 19.05.1906
- Sprache
- Deutsch
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^ 115, 19. Mai 1906. Nichtamtlicher Teil- 5053 endigung des Rundgangs der II. Vorsteher des Börsenvereins Herr vr. Ehlermann-Dresden, und das Hoch der ver sammelten Schar weckte das Echo der Halle. Für den Abend des Montags war auf */z9 Uhr der Beginn eines Festspiels im »Theater des Börsenvereins« (Zentraltheater, am Thomasring) angesagt. Das große Theater war bis auf den letzten Platz gefüllt. Zahlreich waren zu unsrer Freude besonders die Damen der Einladung gefolgt. Ihr Erscheinen belebte in anmutiger Weise das gesellige Bild. Der Zettel verhieß »Vier Genrebildchen aus dem Buchhandel von Julius R. Haarhaus (ausgeführt vom Künstlerpersonal des Theaters am Thomasring): Die Episteln des Ovid. I. Der erste Schlager; II. Die Moral im Dienste des Buchhandels; III. Die Erfindung der Lieferungsausgabe; IV. Die Zentralisation des Buchhandels«. Der geistvolle Autor ließ vier Zeitalter vor uns lebendig werden, drei aus mehr und minder entlegener Vergangen heit, eins aus der Zukunft, sämtlich nur lose durch den Namen Ovid verknüpft, aber schon durch die Äußerlichkeiten der Zeitalter voll bunten Wechsels, auch inhaltlich grund verschieden. Nur eins, was in keinem formgerechten Lust spiel fehlen darf, Liebe, Verlobung, behauptete sein Bühnenhausrecht. Daß im letzten Bildchen die Zukunft das heute noch geltende Liebesgesetz verkehrt hat und die Jungfrau um den Jüngling wirbt, mag befremden, beseitigt aber nicht den üblichen Drameninhalt und Schluß- effekt. Das erste Bildchen spielt im kaiserlichen Rom im Hause des Buchhändlers Sosius Aemilius und bringt den berühmten Liebling der Grazien Publius Ooidius Naso, einen fetten, bezechten Bonvivant, leibhaftig auf die Bühne. Sosius' interessante Tochter Phyllis und der erste Gehilfe Papirius erhalten zum Schluß den väterlichen Segen, dank dem Ein greifen des Dichters, den »die Götter« (richtiger seine Lüsternheit, mit der er auf Weiberlist eingegangen war) in den Laden des Buchhändlers geführt hatten. Gerade zur rechten Zeit; denn der berühmte Vorfahr unsrer heutigen Männer vom Verlag und Sortiment hatte soeben erklärt, daß er vor dem Bankrott stände, wenn nicht ein »Schlager« ihn der Verlegenheit entreiße. Ovid brachte ihm die Rettung in dem Manuskript seiner »Episteln«. Der Zahlung des Honorars enthob ihn das Schicksal, das gleich nach der rettenden Tat in Form kaiserlicher Ungnade und Verbannung über Ovid hereinbrach. Das ist der knappe Umriß der Handlung. Der Inhalt aber ist reich gefüllt mit anzüglichem Dialog, mun teren Anachronismen und zündender Komik, die den Lach erfolg, den sie erzielte, verdient hatte. Es würde die Leser ermüden, wollten wir, wenn auch nur knapp, mit weiterer Inhaltsangabe fortfahren. Zudem möchte die aufs äußerste beschränkte Erzählung doch kaum genügen, ein Bild zu geben. Wir dürfen auf das Textbuch verweisen, das für eine Mark beim Festausschuß des Börsenvereins zu haben ist. (Bestellungen zu richten an Herrn Karl Weisser in Firma Fr. Ludw. Herbig, Leipzig): Theater des Börsenvereins. Kantate 1906. Die Episteln des Ovid. Vier Genrebildchen aus dem Buchhandel von Julius R. Haarhaus. 8". 100 S. Verlegt vom Festausschuß des Börsenvereins. Der Lektüre fehlt zwar die ungleich mächtigere Wirkung der Bühne, wo Auge und Ohr zugleich gefesselt sind, ge wandte künstlerische Darstellung glättend und fördernd ein- tritt; immerhin wird rege Phantasie auch dem gedruckten Wort genügende Anschaulichkeit geben. Hier genüge zu be richten, daß das zweite Bild zur Zeit der Messe 1517 in Frankfurt am Main spielt, das dritte, »die Erfindung der Lieferungsausgabe«, 1774 in Leipzig, das vierte, »die Zentralisation des Buchhandels«, 1956 in Berlin im Privatkontor der Firma August Kerl Nachf. In Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 73. Jahrgang. allen spielen Buchhändler (»Buchführer«), im letzten auch Buchhändlerinnen die Hauptrollen, und überall tritt Ovid mit seinem Werk in die Handlung ein, im ersten Bilde, wie erzählt, in voller Leibhaftigkeit, im letzten als spiritistisch gerufener Geist aus der Unterwelt, da es künftig keine Leser mehr geben wird, sondern nur noch Hörer. Das sehr erheiterte, freilich durch reichlich hohe Temperatur des Theaters auch belästigte Publikum kargte nicht mit seinem Beifall. Das zweite Bild, »Die Moral des Buch handels«, gefiel am meisten und brachte dem Dichter die Ehre des Hervorrufs. Das Spiel des Künstlerpersonals war vortrefflich. Bevor der Vorhang zum letzten Mal an diesem Abend Ich senkte, erschien der I. Schriftführer des Börsenvereins, Herr Karl Siegismund - Berlin, vor der Rampe zu rügender Ansprache, die mit warmem Beifall ausge nommen wurde: Hochgeehrte Damen und Herren! Bevor der Vorhang fällt und damit nicht allein das soeben an uns vorbeigezogene Festspiel beendet, sondern auch die offiziellen Veranstaltungen des Börsenvcreins zum Abschluß bringt, ist es dem Vorstand des Börsenoereins ein Herzens, bedürfnis, nochmals für wenige Augenblicke Ihr Gehör zu erbitten. Es sollen vorerst Worte des Dankes sein, die wir Ihnen allen ohne Ausnahme zum Ausdruck zu bringen haben. Wir danken unfern verehrten Gästen, die gestern und heute durch ihr Erscheinen ihr Interesse an unserm Beruf und an dem Börsenverein insbesondre bewiesen haben. Mögen in diesen Tagen alte Frcundesbande gefestigt, neue Freunde ge funden sein, jung geschlossene Freundschaften lange Jahre überdauern. Unfern Damen gestatteten die Raumverhältnisse eine Teil nahme an den bisherigen Veranstaltungen leider nicht. Heute ist es uns vergönnt, einen großen, reichen Kranz schöner Frauen in unsrer Mitte zu begrüßen. Dazu beglückwünscht sich der Börsenverein, und er ist denen besonders dankbar, die so oft verzichten müssen, wenn ihre Gatten, Väter oder Brüder durch den Beruf oder die Arbeit für allgemeine Interessen in Anspruch genommen werden. Eine eigne Veranstaltung zu treffen, die es uns ermög lichte, mit unfern Mitarbeitern einige Stunden gemeinsam zu verbringen, war in diesem Jahre zu unserm Bedauern nicht angängig. Der Börsenverein will aber nicht versäumen, seinen wackeren Helfern für ihre treue Mitarbeit im verflossenen Jahre seinen Dank auszusprechen, und dabei dem Wunsche Ausdruck verleihen, es möge das alte, fast patriarchalisch zu nennende Verhältnis zwischen Prinzipalen und Angestellten, wie es im Buchhandel so viele Jahre bestanden hat, begründet auf gegen seitigem Vertrauen, auch weiter bestehen. Unsre lieben Kollegen, die teilweise aus fern gelegenen Wohnorten nach Leipzig geeilt sind, und die nunmehr zurück kehren an ihre heimatliche Arbeitsstätte, haben uns in diesen Tagen eine vertrauenssreudige Gefolgschaft geleistet. Wir sind ihnen dankbar, daß sie uns treu gefolgt sind, wie bei der ernsten Arbeit, so zu festlichem Mahle, deutschem Trünke und heiterm Spiel. Zuletzt, doch nicht am letzten, hat der Börsen verein seines Festausschusses und der Künstler, die diesen am heutigen Abend in so glänzender Weise unterstützten, zu gedenken. Schon wochenlang vor unfern Festtagen hat er seine emsige Tätigkeit begonnen, und während wir in vollen Zügen die Früchte seiner Arbeit genossen, hat er sich gesorgt und abgemüht, und weitere Arbeit liegt noch vor ihm. Der Vörsenverein ist dem Festausschuß von Herzen dankbar. So, hochgeehrte Gönner, Freunde und Kollegen, schließen wir das diesjährige Kantate. Möge ein gütiges Geschick in einem Jahre uns alle wieder in unserm alten geliebten Leipzig zusammenführen. Auf Wiedersehen Kantate 1907! Dem durch Herrn Siegismund zu beredtem Ausdruck gebrachten Dank des Börsenvereins an alle, die am schönen Verlauf des diesjährigen Kantatefestes freundlich mitgewirkt 661
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