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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.05.1906
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 19.05.1906
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- Deutsch
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ihnen recht dünkenden Weg vorwärtsschreiten werden, unbe kümmert darum, ob er den Gegnern gefällt oder nicht. Unsre Sorge aber muß es sein, daß, gleichwie der deutschen Jugend die ehernen Gestalten der Männer, die das Deutsche Reich errichteten, immer und immer wieder zu Lehr und Beispiel vor Augen geführt werden, so auch unserm Jung-Buchhandel die markanten Gestalten derer erhalten bleiben, die den stolzen Bau des deutschen Buchhandels begründeten, aus- bauten und, wo es not tat, verteidigten. Pflicht eines jeden von uns soll es sein, der Söhne und Nachfolger, der jungen Nachwuchs in unfern Beruf einführt und ausbildet, diesen nicht nur zu lehren, wie man Bücher herstellt und ver treibt, nein, auch die Geschichte des deutschen Buchhandels soll er sie lehren, und soll ihnen sagen, was der deutsche Buchhandel war und was er jetzt ist. Auf die Männer, die vor ihm im deutschen Buchhandel waren und wirkten, auf die hohen Ziele unsers Berufs und seine idealen Zwecke soll er sie Hinweisen, dann kann er sie so ausgerüstet getrost hinausschicken als wahre Pioniere deutscher Kultur, deutscher Gesittung und deutscher Treue. Dann werden aus solchem jungen Nachwuchs dereinst auch Männer erstehen, die den Gefahren ihrer Zeit gewachsen sein werden. Meine Herren, ich bitte Sie, Ihre Gläser zu ergreifen und mit mir auszurufen: Unsre Söhne und Nachfolger, die Zukunft des deutschen Buchhandels, hoch, hoch, hoch! Man war im Laufe des Mahles beim Nachtisch an gelangt, als, von lebhaftem Beifall begrüßt, der gewandte Erwecker der Mildtätigkeit, Herr Otto Petters-Heidelberg, am Rednerpult erschien, um das sich sofort die ge wohnte Korona aufmerksamer Hörer bildete. Herr Petters sprach nicht; er fang, und — wie wir betonen dürfen — gut und rein, mit schönem Wohlklang der Stimme. Ein Berliner Kollege, bekannt durch sein treues Wirken im Unterstützungsverein Deutscher Buchhändler und Buchhand- lungs-Gehülfen, hatte gelegentlich eines Besuchs bei Freund Petters dessen musikalische Begabung und deren in weitern Kreisen bis dahin nicht bekannte Ausübung entdeckt. Das gab zur Messe 1905 einem engern Freundeskreise den An laß, ihm in dankbarer Anerkennung seines wohltätigen Wirkens eine Laute zu verehren, ein Prachtstück ihrer Art. Diese nun hob er jetzt aus den Tiefen der Rednerbühne empor, faßte sie kunstgerecht und begleitete seine humorvoll improvisierten Verse — auch dieser Gabe darf er sich rühmen — mit ihrem Wohllaut. Lauschend und lachend folgten die Festgenossen seinem Vortrag, der manchen muntern Einfall zutage förderte. Aus dem Reichtum des nach bekannter einfacher Me lodie gesungenen Liedes müssen wir uns leider auf Wieder gabe der letzten Strophe beschränken: So tret' ich zum Kantatemahl Heut wieder vor euch hin, Um euch, ihr meine Freunde all, Zu rühren Herz und Sinn. Denkt an die Armut, an das Leid Und spendet schnell und viel; Nur einmal ist Kantatezeit Und schön der Wohltat Ziel! Groß war der Beifall, den der Sänger errang, klingender noch der materielle Erfolg, den er den Hilfskassen des Buch handels zuführen konnte, gegen 1600 Mark! Bei fröhlichem Mahle darf muntrer Chorgesang nicht fehlen. So kamen denn gewohnter- und willkommenerweise auch zum diesjährigen Kantatemahl wieder recht fröhliche und witzige Lieder zur Verteilung. Mit besonderm Ver gnügen wurde wieder das wohlbekannte Miniatur-Heftchen zur Hand genommen, das unser humorvoller Wismarer Kollege O. H. seit Jahren den Kantategästen zu widmen die Freundlichkeit hat. Von diesem »Feuchtfröhlichen Lieder kranz für meßvergnügte Buchhändler« ist diesmal das zwölfte Heft erschienen. Was das Vorjahr an bemerkens werten buchhändlerischen Ereignissen gebracht hat, hat der melodienkundige Spötter in knappe, leicht sangbare Verse gekleidet, zumeist mit überwältigendem Schlußeffekt. Es läßt sich denken, daß der Gesang des muntern Potpourri recht häufig durch stürmische Heiterkeit unterbrochen wurde und daß brausender Beifall ihn endete. — Das zeitgemäße italienische Scherzliedchen »Uuniovli kuvieula« gab die etwas schwierige, aber eindrucksvolle Melodie zu einem »buchhänd lerischen Jahresschlußliede für Kantate 1906«, das gleichfalls viel Heiterkeit weckte. Nach der einleitenden Strophe kommt in den folgenden vier jeder zu seinem Recht: Verleger, Sor timenter, beide, alle. — Nicht minder fröhlich wurde das dritte Festlied gesungen: »Jahreschronik 1906«, das unter der Anweisung: »Zu singen nach der Melodie ,Als die Römer frech geworden' und zwar mit allen Schikanen!« eine wirksame Melodien - Verschmelzung des Scheffelschen Liedes mit bekannten »Morithats« - Gesängen brachte und dessen Text den andern an kleinen Bosheiten nichts nachgab. Von weitern Drucksachen sei neben der von H. Schitten- helm ansprechend gezeichneten Tafelkarte und der schon er wähnten »Speisenfolge und Weinkarte« mit der schönen Bruno Hsrouxschen Titelradierung noch das prächtige Kalender- Notizbuch der Baumbachschen Dampfbuchbinderei Max Baumbach, Leipzig, rühmend hervorgehoben, das uns für das Buchhändlerjahr 1906/07 im 19. Jahrgang überreicht wurde. Den Festgenossen des Kantatemahls ist es längst vertraut und immer hochwillkommen; fast darf man die Be hauptung wagen, daß ihrer viele seinen Empfang als ein angestammtes Recht zu begehren geneigt sein möchten. Es findet immer um so dankbarere Aufnahme, als es von Jahr zu Jahr schöner, stattlicher wird. Es liegt uns auch in Form einer Brieftasche vor, einer Prachtausgabe in vor nehmer Ausstattung, eine recht vollkommene, gediegene Arbeit, die ihren Meister lobt und den Zweck, dessen Werk statt in Erinnerung zu halten, sicher erfüllen wird. Der Buchschmuck ist von Hans Kozel, Paris, das Papier von Willi Barschall, Berlin kl7V., Satz und Druck von E. Haber land, Leipzig. — Spät erst, als längst die mächtigen Kronen ihre Licht fülle über die Tafeln ergossen, begannen sich die Reihen zu lichten. Nicht wenige stiegen zum Garten hinab, der milden Abendluft sich zu freuen und dort ein Plauderstündchen zu feiern; die Mehrzahl versammelte sich an den Kaffeetafeln des kleinen Saals zum Genuß des Mokka und der Havanna, deren Beschaulichkeit sie noch lange beisammen hielt. — Für Montag den 14. Mai hatte der Rat der Stadt Leipzig den Buchhandel zur Besichtigung des schönen neuen Rathauses freundlicherweise aufgefordert. Es erhebt sich an der Stelle der früheren Pleißenburg und schickt mit deren ausgebautem und erhöhtem alten Turm ein Wahrzeichen weit in die Lande. Der Aufforderung wurde gern und zahlreich entsprochen. Am Mittag, bei prächtigem Sonnen schein, der alle Räume im freundlichsten Lichte zeigte, wanderte man, in zwei Gruppen geteilt, durch die weiten Gänge, Hallen und Säle, bewunderte die Kraft und Schön heit des Riesenbaus, den künstlerischen Geschmack, die kluge Raumverteilung, die gediegene Pracht überall, den Glanz der festlichen Säle. Bis zum Dachgeschoß stieg mau die breiten Treppen empor und dann im Fahrstuhl den Turm hinauf zur Galerie, die eine weite Rundsicht eröffnet auf Häuser, Straßen und Plätze, Wälder, Wiesen und Felder. Herr Bürgermeister vr. Dittrich hatte die Aufmerksamkeit, persönlich die Führung zu übernehmen, gab Erläuterungen, war unermüdlich in Beantwortung von Fragen und voll guten Humors in der Unterhaltung. Ihm dankte bei Be-
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