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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.05.1906
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 19.05.1906
- Sprache
- Deutsch
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115, 19. Mai 1906. Nichtamtlicher Leu. 5051 haben, Sie, meine Herren, in unseren oberen Geschaffen herum zuführen, so, denke ich, sollen Sie damit auch ein Bild bekommen von der Entwickelung, die zu unserer Freude und unserem Stolz unsere Stadt Leipzig genommen hat, denn sie sollte Aus druck finden in jenem in sich geschloffenen, festgefügten Bau. Ich möchte aber endlich noch aussprechen den wärmsten Dank für die herzlichen Worte, mit denen Ihr verehrter Herr Vor steher unserer Stadt Leipzig gedacht hat, und ich möchte daran auch den herzlichsten Dank anschließen für die liebenswürdige Beurteilung, die unsere Stadt durch Seine Exzellenz den Herrn Reichsgerichtspräsidenten gefunden hat. Ich kann auch hier nur aussprechen, daß wir's immer gern hören, wenn's den Leuten bei uns gefällt. Meine Herren, wir haben mit lebhaftem Interesse, wie es ja nicht anders sein kann, auch im letzten Geschäftsjahr die Entwicklung des deutschen Buchhandels und Ihres Börsen- vercins verfolgt, und es gereicht uns mit Ihnen zur großen Genugtuung, die Erfolge, von denen vorhin Ihr Herr Vorsteher gesprochen hat, verfolgen und Sie dazu beglückwünschen zu können. Wir wissen ja, daß harte Arbeit hinter Ihnen liegt, daß aber auch ein reges und ernstes Streben im deutschen Buchhandel vorhanden ist. Und besonders interessant war cs uns, zu hören, daß der Intelligenz und der Tatkraft des deutschen Buchhandels es hoffentlich gelingen wird, die durch die neuen Handelsverträge geschaffenen Verhältnisse, denen man ja allgemein mit einigem Bangen entgegengesehen hat, so zu gestalten, daß der deutsche Buchhandel auch weiterhin seine mächtige und bedeutungsvolle Stellung in der ganzen Welt erhalten wird. Und ich glaube, daß gerade die Tatsache, daß eine so zahlreiche Beteiligung seitens des deutschen Buchhandels an dem Mailänder Verlegerkongreß stattfinden wird, diese Hoffnung ganz besonders illustriert. Wir als letzte Kongreßstadt bitten, dem Kongreß auch unsre Grüße zu bringen. Wir ge denken heute noch mit ganz besonderer Freude der schönen Stunden, die wir damals mit den Verlegern aus aller Herren Ländern hier verleben konnten. Meine HerrenI über die Bedeutung des Buchhandels für unser Volksleben ist heute schon und wiederholt von diesem Orte aus gar manches treffliche Wort gesprochen worden. Bei dem letzten Kantateessen insbesondere hat einer der Redner — ich glaube es war Herr vr. Ruprecht — darauf hingewiesen, daß wie der deutsche Buchhandel es für seine Ehrenpflicht erachte, als Ver mittler der geistigen Kost unsers Volkes dafür zu sorgen, daß unserm Volk eine kräftige, gesunde Kost vorgesetzt werde, so auch der Börsenverein an seinem Teil dazu mitzuwirken sich verpflichtet halte. Nun, meine Herren, je schwerer die Zeiten, je ernster die Zeiten, je bedeutungsvoller diese Pflicht, und daß die Zeiten ernst sind, das zu begründen bedarf es leider nicht. Aber es stehen eben darum die Männer auf ganz besonders hoher Warte, die Sie berufen haben, die Leitung Ihres Börsenvereins zu übernehmen und damit, so darf man wohl sagen, den deutschen Buchhandel zu repräsentieren. Der Einzelne — darüber sind wir uns wohl alle klar — mag vom besten Willen beseelt sein; aber es kann die Menge doch nur dann wirklich Großes und Gutes erreichen, wenn sie von den rechten Männern geleitet wird. Und da darf ich wohl aussprechen unter Ihrer aller Zustimmung, daß der Börsenverein das ganz besondere Glück gehabt hat, die Jahrzehnte daher Männer an seiner Spitze zu sehen, die, ausgezeichnet durch berufliche Tüchtigkeit, beruf liches Können und allgemeines Wissen, durch Begeisterung für ihren Beruf und für das Gemeinwohl, die Geschicke des Buch handels in einer Weise gelenkt haben, daß er heute so glänzender Entwicklung sich freuen darf. Hat doch die Mitgliederzahl des Börsenvereins in den letzten zwanzig Jahren um mehr als das Doppelte sich vermehrt. Ich meine deshalb, meine hoch verehrten Herren, wir alle, die Vertreter der Stadt Leipzig, mit der gute Beziehungen zu halten stets diese Herren, die Sie an Ihre Spitze berufen haben, besonders sich angelegen sein ließen, wir, die Vertreter der Stadt Leipzig, und Sie alle, meine Herren, die Sie es genießen, was durch eine so vor treffliche Leitung dem deutschen Buchhandel zuteil wird, wir alle haben Anlaß, den Herren, die heute von ihrem Amte scheiden, wie denen, die heute noch weiter amtieren, unfern herzlichsten und wärmsten Dank auszusprechen, und ich weiß mich Ihrer Zustimmung gewiß, wenn ich Sie bitte, unfern Dank auszusprechen, in dem Ruf: Der Vorstand des Börsenvereins der deutschen Buchhändler, und insbesondre sein hochverdienter Vorsteher, sie leben hochl (Dreimaliges Hoch l) Das Jahr 1906 fördert in der Erinnerung an eine um hundert Jahre zurückliegende Zeit für jeden Deutschen be trübende Rückblicke herauf. Diesem trauervollen Gedenken an »Deutschland in seiner tiefen Erniedrigung« gab der Zweite Schriftführer des Börsenvereins, Herr Arthur Sellier, warm-beredten Ausdruck in Gegenüberstellung der Jahre 1806 und 1906, der politischen und beruflichen Lage damals und jetzt, indem er das Bild eines edlen deutschen Buch händlers heraufführte aus hundertjähriger Vergangenheit, eines Mannes, der in echter deutscher Treue den Märtyrertod für das Vaterland erlitten hat, des unvergeßlichen Verlegers der Schrift mit dem eben genannten, damals leider nur allzu treffenden Titel, Johann Philipp Palms von Nürnberg, kriegsgerichtlich verurteilt und erschossen zu Braunau am 26. August 1806. Seine Mahnung, daß der Deutsche Buchhandel allezeit dieses Vorbildes deutscher Mannestreue eingedenk bleiben, der junge Nachwuchs sich in die Geschichte des deutschen Buchhandels vertiefen, den großen, tüchtigen, berufs- und vaterlandstreuen Männern, die diese ihm vor Augen führe, nacheifern solle, wurde mit Begeisterung ausgenommen. Herr Sellier faßte den Gegen stand seiner Rede in die folgenden zündenden Worte: Sehr geehrte Herren! Im Namen des Börsenvereinsvorstandes und wohl in Ihrer aller Namen möchte ich Seiner Exzellenz dem Herrn Reichsgerichtspräsidenten von Seckendorf und Herrn Bürger meister Or. Dittrich unfern herzlichsten Dank aussprechen für die freundlichen Worte, die sie dem Vorstand des Börsenvereins und dem ganzen deutschen Buchhandel gewidmet haben. Wir freuen uns, daß wir auch in diesem Jahre wieder so treue Freunde begrüßen können; wir freuen uns, daß Sie sich wohl unter uns fühlen, und wir hoffen, daß, wenn Sie von uns scheiden, Sie berichten werden, daß es sich unter den Buch händlern doch ganz gut leben läßt, — wenn man sie leben läßt. Von einem Manne, den seine Feinde nicht leben ließen, ob seiner Festigkeit und Treue, erscheint es mir eine Ehrenpflicht heute zu sprechen. Er war auch ein Buchhändler. Zwar er blicken Sie ihn nicht unter den Bildern der Männer, die die Wände dieses Saales schmücken, denn für den Buchhandel als solchen Großes zu leisten war ihm nicht vergönnt. Er lebte in einer Zeit, da unser deutscher Buchhandel noch gerade so zer rissen und ungeeint war wie unser deutsches Vaterland. Und dennoch lebt das Bild dieses Mannes in dem Herzen jedes deutschen Buchhändlers, wie jedes guten deutschen Patrioten. Und auf der Stätte, wo er, ein Märtyrer für die deutsche Sache, sein Leben aushauchen mußte, errichtete ihm die deutsche Nation ein ehernes Denkmal. In diesem Frühjahr sind IM Jahre verflossen, daß Johann Philipp Palm von Nürnberg aus die Flugschrift verbreitete: »Deutschland in seiner tiefen Erniedrigung«. Auf Befehl Napoleons verhaftet, wurde er in Braunau vor ein Kriegsgericht gestellt, das ihn am 26. August 1806 zum Tode verurteilte. Am gleichen Tage noch wurde er erschossen. Daß Palm der Verleger der Schrift gewesen ist, steht fest; wer ihr Autor war, hat er nicht verraten, obwohl er dadurch sein Leben hätte retten können. Wahrlich, ein hehres Beispiel deutschen Mutes und deutscher Treue! Wie haben sich seitdem die Zeiten geändert! Fest und geeint steht unser deutsches Vaterland, nicht mehr preisgegeben der brutalen Willkür eines fremden Eroberers, und ebenso fest und geeint steht unser deutscher Buchhandel, wohlgerüstet gegen jeden, der es wagen sollte, an den Grundfesten seines Baues zu rütteln. (Bravo I). Und wie dem Deutschen Reich, wenn neue Gefahren drohen sollten, stets Männer gleich Palm erstehen werden, die furchtlos und treu ihr Leben in die Schanze schlagen, so, das wollen wir hoffen, wird es auch dem deutschen Buchhandel nie an Männern fehlen, die furchtlos und treu und zielbcwußt den 660'
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