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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.05.1906
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1906-05-18
- Erscheinungsdatum
- 18.05.1906
- Sprache
- Deutsch
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- Saxonica
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5008 Nichtamtlicher Teil. 114, 18. Mai 1906. und Grossobuchhändlers. Es ist ein großer Preisunter schied aber kein großer Gewinn, da nur wenige Exemplare verkauft werden. Der Vergleich der Times ist zu naiv, um ernst genommen zu werden. Das Blatt selbst versichert durch seinen Ver treter, daß eine Zeitung auf die Inserate angewiesen ist, um existieren zu können, und daß diese sich einstellen, wenn das Blatt Ansehen und Verbreitung hat und seinen Lesern etwas Besonderes zu bieten in der Lage ist. Es wäre interessant, zu hören, wie die Times die Inserate für die Bücher zu gewinnen gedenkt, ohne die man dann ja auch keine Bücher verlegen könnte, wenn man ihren Absatz und Auflage von vornherein ficherstellen wollte. Man fragt sich wohl auch unwillkürlich, weshalb die Times ihre Anschauung nicht bei den eigenen Verlagsartikeln zur Ausführung bringt, um für sie den mit der Zeitung konkurrierenden großen Absatz zu erzielen. Mrs Uwes Listor^ ok tös IVar in Lorrtü tkkrisa ist aber zur Veröffentlichung in andre Hände übergeben worden und kostet, ohne sich irgendwie durch Billigkeit auszuzeichnen, pro Band 2l sb. net. Die Times hat über 500 000 Bände zu Ramschpreisen von den Verlegern in England und Amerika aufgekauft, die einen Ordinärpreis von 222 000 Pfund Sterling repräsen tieren, und bietet sie jetzt, wie eingangs angegeben, dem Publikum mit durchschnittlich 80 Prozent Rabatt an. Mit gliedern des Uwes Look Olub werden sogar noch 10 Prozent extra bewilligt. Das Publikum soll dadurch zu der Überzeugung kommen, daß die Times vor allen andern bemüht ist, es billig mit Literatur zu versehen. Die Fach presse macht sich über den Jahrmarktsoerkauf der Times lustig und wundert sich, daß sie die Bände nicht ganz und gar gratis abgibt, das Publikum würde dann doch wirklich etwas haben, um sich an den 1ims8 Look Olub erinnern zu können, und auf die paar tausend Pfund sollte es der Times doch nicht ankommen. Ein Katalog über die zum Verkauf ausstehenden zirka 600 000 Bände ist nicht erschienen; in London hat man sich selbst nach dem Verkaufslokal des Mmes Look Olub zu bemühen, um, wenn man da ist, zu finden, daß die Werke, die man haben wollte und kaufen würde, fehlen; es sind ja zweifellos gute Werke darunter, ein großer Prozentsatz setzt sich aber doch aus Dutzendromanen rc. zusammen, die sonst kaum ein Mensch kaufen würde. Die Ansichten der Buch händler über das Resultat des Verkaufs und dessen Einfluß auf den regulären Handel gehen auseinander; einige glauben, daß das Publikum schnell genug zu der Überzeugung kommen wird, daß es die Werke, die es braucht, bei dem llllwss Look Olub nicht billiger erhalten kann und dann zu den Buch händlern zurückkommt, wenn es sie überhaupt verlassen hat, andre aber meinen, daß ein Rückschlag für den regulären Buchhandel nicht ausbleiben kann, und daß die Verleger, Autoren und, Buchhändler gemeinsam zu leiden haben werden. Die Buch händler dürften sich zusammentun, um von denjenigen Ver legern, welche an die Times liefern, fernerhin nichts mehr zu entnehmen. Etwas Bestimmtes ist aber bisher nicht festgesetzt und dürfte wohl auch nicht zu stände kommen. Es bleibt abzuwarten, ob die Times wirklich alle die Bücher so schnell ausverkaufen kann; man wird zeitig genug zu hören bekommen, was sie alsdann zu unternehmen ent schlossen ist. Zur Inszenierung einer Zeitschrift. Erinnerung aus dem Jahre 1881. Wenn ein Menschenkind groß und kräftig geworden ist, dann erinnert man sich gern seiner ersten Jugend, der ersten Schritte auf den strampelnden Beinen, der ersten kleinen Helden taten und Dummheiten. Fällt doch dann der Vergleich mit der Gegenwart so überaus günstig aus! So ist es auch mit den Zeit schriften. Diese Kinder der Sorge ihrer Verleger und Redakteure kommen gar häufig niemals so auf die Beine, daß sie allein stehen, geschweige denn laufen können. Wenn nicht von vorn herein die rechte Lebenskraft in ihnen steckt und sie nicht in der allerersten Zeit ihrer Existenz im Konkurrenzgetrisbc der Welt richtig geleitet werden, dann ist ihr Schicksal oft für alle Zeiten besiegelt; das Lebenslichtlein glimmt nur so lange, als der Ver leger um Öl nicht verlegen wird, d. h. immer wieder durch neue Zuschüsse die Verluste auszugleichcn Mittel und Lust hat. Eine Statistik der Zeitschriften, die über das fünfte Jahr des Erscheinens nicht hinauskommen, würde bedeutend größere Zahlen aufweisen, als man glaubt. Es wäre eine Verlustliste von erschreckendem Umfang. Zu den wenigen glücklichen Unternehmungen zählt eine Zeit schrift, bei deren Inszenierung der Unterzeichnete als jung« Buch handlungsgehilfe vor nunmehr fünfundzwanzig Jahren Mitwirken durfte. Es wird vielleicht manchen Verleger interessieren, eine Episode aus jener Zeit kennen zu lernen. Der kunstsinnige holländische Privatier Jakob Hendrik Schorer hatte in Berlin seine schönen Gelder an ein »Deutsches Familien blatt- gewagt. 1880 erschien der erste Jahrgang und erregte ge waltiges Aufsehen durch seinen vorzüglichen Bilderschmuck, den die ersten Xylographen der damaligen Zeit in die Ausdrucksmittel des Buchdrucks übersetzten. Schriftsteller von Ruf lieferten den text lichen Inhalt. Da faßte der Redakteur des Familienblattes, E. O. Hopp, die Idee einer politischen Wochenschrift, die die Stimmen aller Parteien in Deutschland und aus dem gesamten kultivierten Ausland übersichtlich zusammenfassen sollte; in gedrängter Kürze sollte ein Echo der Presse erschallen, und -Echo- wurde der Name der Wochenschrift. Eine unendliche Fülle von Zeitungen wurde abonniert. Diese konnten die Redakteure begreiflicher weise nicht sämtlich selbst lesen und so suchte man durch Zeitungs inserate Lektoren, mit deren Hilfe der enorme Stoff bewältigt wurde. Damit aber, was ja stets eminent wichtig ist, sogleich die erste Nummer ein Ereignis werde, mutzte vielerlei geschehen, um die Lesewelt aufmerksam zu machen. Ein wirksames Plakat durfte nicht fehlen. Dieses zu schaffen und zu verbreiten wurde mir zur Aufgabe gemacht. Es sollte in großer Auflage erscheinen, nicht teuer sein und sehr auffallen. -Es mutz knallen-, sagte ich, und der Chef stimmte zu. Aber wie diese Aufgabe lösen? Die Zeit war knapp bemessen. Mehr als zwei oder drei Farben zu nehmen wa>r ausgeschlossen. In Lithographie konnte mir keine Anstalt etwas kräftig Effektvolles in zwei bis drei Drucken versprechen. Da verfiel ich auf Tapetendruck. Die Tapetenfabrikanten, die ich besuchte, blickten mich verwundert an. »Das geht nicht«, hieß es. -Wer hätte je ein Schriftplakat auf der Tapeten-Maschine gedruckt!- Endlich fand sich ein Fabrikant bereit, auf mein Risiko die Aus führung der ihn verblüffenden Idee zu versuchen. Die Zeichnung war ertig, eingerichtet für zwei Farben auf einem andersfarbigen Grund. Nun galt es, die Druckwalzen zu beschaffen. Dazu zog ich einen Graveur der Tapeten - Industrie heran, der gemäß der betreffenden Technik die Konturen der Zeichnung verkehrt in Messingstäbchen auf der runden Holzwalze ausführte. Die Zwischen räume zwischen den Konturen wurden mit Filz ausgelegt. So erzielte man die Ansaugung genügender Mengen von Farbe, um den gewünschten dicken Auftrag auf dem Papier herbeizuführen. In Tag- und Nachtarbeit wurden die Walzen fertig. Prompt hielt auch der Tapetenfabrikant eine Maschine bereit. Die Walze paßte gut, ein kurzes Probieren mit den Farben, und bald konnte gedruckt werden. Das ganze Personal des Maschinen aals war gespannt, der Fabrikant am meisten, ich selbst zweifelte keinen Augenblick am Gelingen. Wir druckten los, und siehe da, die Drucke kamen vorzüglich. Bekanntlich werden die eben auf endloses Papier gedruckten Tapeten auf einer Hängevorrichtung getrocknet. Es dauerte keine Viertelstunde,
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