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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.05.1906
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- Erscheinungsdatum
- 21.05.1906
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- Deutsch
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116, 21. Mai 1906. Nichtamtlicher Teil. 5095 seiner Werke ausgenommen sind. Er riß auch einige seiner nächsten Freunde und Anhänger mit sich fort, und unter ihrer beständigen Unterstützung und Teilnahme entstand die erste intelligente Verlags- strma für Volksbücher: Losrsänilr (Vermittler). Diese hat es sich zur Aufgabe gestellt, unter das Volk gute, nach Preis und Inhalt ihm entsprechende Bücher zu bringen. Sie setzte sich mit einem Moskauer Verlag in Verbindung, der die billigen Listowki herausgab, und begann unter Beibehaltung des dem Volk bekannten Äußern der Blättchenbüchlein ihre Sachen zu ver legen. Darunter waren auch einige Werke Leo Tolstois, der geniale Muster schuf, wie man für das Volk schreiben müsse, ohne dessen Jargon zu kopieren, durch Vereinfachung der Sprache und des logischen Äufbaus. Einige dieser Erzählungen zeichnen sich durch eine wahrhaft biblische Schlichtheit des Stils aus und wurden für die ganze nachfolgende Volksliteratur tonangebend. Der Erfolg dieses Unternehmens übcrtraf alle Erwartungen und zog eine ganze Reihe von Nachahmungen nach sich. Seitdem bereichern viele neue Verleger die Volkslitcratur mit jedem Jahr mehr und in immer größern Anschauungs-und Wissenskreiscn. Die von den verschiedenen Vereinigungen der Intelligenz und einzelnen humanen Persönlichkeiten hcrausgegebenen Volksbücher siegten über den alten, den Bedürfnissen der Zeit nicht mehr entsprechen den Typus des Bastkorbbuches, wenn sie auch den bekämpften Vorgänger nicht völlig verdrängten. Viele Verleger der frühern Volkslitcratur wandten sich deshalb den bessern Büchern der neuen Art zu. Gegenwärtig ist die Nachfrage nach solchen in stetem Zunchmen begriffen, und sie finden eine immer größere Verbreitung, sowohl in den Buchhandlungen, als auch bei den Straßen- und Wanderhändlern, die bis dahin nur die Bastkorbliteratur führten. Als hauptsächlichster Vermittler guter Bücher für das Volk dient zurzeit auch die Semstwo-Schule, die sie trotz der vom Ministerium für Volksaufklärung besonders in den letzten Jahr zehnten getroffenen einschränkenden Maßregeln, z. B. selbst über die Aufnahme in die Kataloge, überallhin verbreitete, indem sie Semstwobuchhandlungen und Volksbibliotheken eröffnete. Nicht nur trägt das Semstwo (das altrussische Wort bedeutet Landschaft, Gemeinde und bezeichnet eine Art Selbstverwaltungskörper inner halb der Selbstherrschaft und des Beamtenstaats) die Haupt- aukgabe bei dem Unterhalt der Schulen, sondern es versieht sie auch mit Anschauungs-Unterrichtsgegenständen, Lehrbüchern und andern Schulutensilien. Bücher und Schreibmaterialien erhalten die Schüler außerdem fast durchweg unentgeltlich. Dazu liefern die meisten Semstwos den Schulen noch Bücher für die häusliche Lektüre und ergänzen diese Bibliotheken immer wieder. Leider wird die Auswahl durch den vom Ministerium hcrausgegebenen Katalog der für den Gebrauch der Volksschulen genehmigten Bücher stark beschränkt. Gegen diese von tendenziösen Gesichtspunkten aus und von oft inkompetenten Personen zu- sammengestclltcn Kataloge äußert man sich sehr scharf sowohl in der pädagogischen Literatur, als auch in den Semstwoversamm- lungen, ohne bisher ihre Aufhebung durchsetzen zu können. Neben den Schulen unterhalten noch viele Kreissemstwos unentgeltliche Volksbibliotheken, Volkslesehallen, Zentralbibliotheken für die Lehrer, neuerdings auch Wandermuseen für die Lehrgegenstände des Anschauungsunterrichts. Derartige Volksbibliotheken und Lesehallen begann man zuerst in den achtziger Jahren zu gründen, und zwar gab den Anstoß dazu eine der verschiedenen privaten Vereinigungen, die unter den Namen Grammatakomitee, Verein zur Förderung der Volks bildung, Kommission für Volkslektüre, Pädagogische Vereini gung usw. für die Sache der Volksaufklärung sich bildeten. Das St. Petersburger Komitee für Volksaufklärung beschloß, 100 solcher Bibliotheken im Werte von je 250 Rubel in verschiedenen Ge bieten Rußlands zu eröffnen. Das Geld hierzu wurde mit einem Uberschuß durch Privatanweisungen gesammelt. Das Komitee erklärte sich bereit, solch eine Bibliothek jeder gesellschaftlichen Ver anstaltung oder jeder Privatperson zu überlassen, wenn sich die Be treffenden verpflichteten, diese Bibliotheken zu unterhalten und die Bücher unentgeltlich abzugeben. Es meldeten sich jedoch so viele, daß die vom Komitee eröffneten 110 Bibliotheken nur einen un bedeutenden Teil befriedigen konnten. Es ist das kein Wunder, denn ein mir vorliegender Ministcrialbericht zählt 31 Gouverne ments auf, in denen keine Schule eine wenn auch nur drei bändige Bibliothek besitzt. Leider wurden zwei der tüchtigsten, das Moskauer und das St. Petersburger Grammatakomitee, die für die Verbreitung allgemeiner Bildung viel getan hatten, geschlossen, weil man in ihrer Tätigkeit eine regierungsfeindliche Tendenz erblickte. Inzwischen hatte sich aber das Semstwo dieser Sache angenommen, und gegenwärtig zählt man schon Tausende solcher Anstalten. Einige Kreissemstwos planten sogar ein regel rechtes Netz von Bibliotheken und Volkslcsehallen. Sie werden meist bei Dorfbehörden, rn Volksschulen, Teehäuscrn und ähnlichen Anstalten eröffnet, seltener in speziell für sie errichteten Gebäuden. Als Bibliothekare wirken entweder die Lehrer aus den be nachbarten Schulen oder auch eigens angestellte Personen. Für das Lesen der Bücher in der Bibliothek wie für die Entleihung nach Hause wird keine Gebühr erhoben. Auf dem Lande, wo alle einander gut kennen, wird auch kein Pfandgeld hinterlegt. Diese Bibliotheken sind ohne Zweifel sehr nützliche Ein richtungen, hauptsächlich für die früheren Besucher nur einer elementaren Volksschule; die entwickelteren Elemente begnügen sich schon weniger hiermit und wenden sich an wirkliche Leih bibliotheken, wo die Wahl der Bücher vom Ministerium nicht be einträchtigt ist, oder sie errichten auch im geheimen Bibliotheken. Man hat nämlich versucht und geglaubt, die Lektüre des gesamten Arbeiterstandes unter seine Kontrolle bringen zu können. Pobjcdonoszew veranlaßtc, daß eine spezielle Zensur für billige Bücherausgaben eingesetzt wurde, und im Jahre 1891 erließ das Ministerium ein Gesetz, die unentgelt lichen Bibliotheken und Lesehallen betreffend, wonach auch diese Anstalten unter die Kontrolle seiner Beamten gestellt wurden und die Auswahl der Bücher durch einen besondern Katalog be schränkt wurde. In diesen Katalog sind so manche Namen der russischen Literatur, die jenseits der Grenzen längst einen guten Klang haben, nicht ausgenommen. Unter ähnlichen Ein schränkungsmaßregeln haben auch die Universitätskurse für Er wachsene (Arbeiter und Arbeiterinnen) in St. Petersburg, Moskau, Odessa, Jekatcrinoslaw usw. zu leiden, ebenso die viel weiter ver breiteten sogenannten volkstümlichen Vorlesungen. Zwar hat das Ministerium unternommen, selbst Bücher für diese Vorlesungen herauszugebcn, und zu diesem Zweck in St. Petersburg sogar eine besondre Kommission gebildet, doch erfreuen sich die Veröffentlichungen dieser Kommission keiner besonderen Popu larität, zeichnen sich auch durch keine hervorragenden Eigen schaften aus. Den geistigen und literarischen Aufschwung kann solcher Zwang niemals hemmen. Er macht sich in Rußland langsam, aber unwiderstehlich bemerkbar, auch wenn man nur nach der immer zunehmenden Nachfrage nach guten Büchern aus dem Dorfe urteilen will, infolge des kultivierenden Einflusses der Dorfschullehrer und -Lehrerinnen. Parallel mit der Entwickelung der Volks- und der Arbeiterintelligenz beginnen auch die Aus gaben ernsterer Bücher sich zu verbreiten, die man nunmehr, ihrem auch dem Armen erschwinglichen Preise nach, eine Volksliteratur nennen darf. Diese dürften als Brücke dienen, über die das Volk zum Verständnis des russischen Schrifttums in seinem ganzen Umfang gelangen kann. Or. G. K. L. Hubert de' Dalberg. Kleine Mitteilungen. Jubiläum. — Am 16. Mai beging die Buchhandlung von A. Holbäk Criksen L Co. inTrondhjem ihr fünfundzwanzig jähriges Jubiläum. Eriksen eröffnete sie an diesem Tag (seinem fünfundzwanzigsten Geburtstag) 1881 im Verein mit seinem Schwager K. Reiersen, der indes bald austrat. Im Jahre 1889 bezog Eriksen sein eigenes Haus, und 1899 machte er seinen Mit arbeiter K. M. Hauer zu seinem Teilhaber. Dieser ist jetzt alleiniger Leiter der Trondhjemer Handlung, da Eriksen nach Christiania übersiedelte und dort ein großes Papiergeschäft gründete. Die Firma in Trondhjem hat auch Auchdruckerei und Buchbinderei. Sie beschäftigt gegen 40 Personen. (Horäisü Lo^üanälsr-liclglläs.) Neuer und alter Zolltarif in Rumänien. — Wie die -Norddeutsche Allgemeine Zeitung- meldet, hat die rumänische Regierung für den Handelsverkehr mit Rumänien eine Bekannt machung veröffentlicht, wonach die Einführer von Waren, die auf Grund des Beschlusses des Ministerrats vom 9. April d. I. die 66S'
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