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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.05.1906
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- Erscheinungsdatum
- 21.05.1906
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- Deutsch
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5091 Nichtamtlicher Teil. 116, 21. Mai 1906. und gerade der verstreute und deshalb zumeist unbenutzt bleibende — gesammelt. Auch die Firmengeschichte ist nur schematisch am Schluß jedes Artikels behandelt; denn das Werk will ja im wesent lichen nur Personalgeschichte bieten. Dennoch erheben sich mehrere Aufsätze über das rein Datenmäßige (Ausbildung im Buchhandel, Etablierung rc.) zu interessanter Dar stellung, indem über die besondern Interessen, die ältere Familiengeschichte der Inhaber Angaben gemacht sind. So findet man, daß z. B- der Verleger Albert Bayer in Aarhus sein Geschlecht auf den Augsburger Advokaten Johs. Bayer zurückführt, dessen Himmelskarte »Uranometria« zwei Jahrhunderte lang in Gebrauch war, und daß sein Urgroß vater als Blumenmaler nach Kopenhagen berufen wurde, um für den König das berühmte Floradanica-Porzellan- service zu malen. Auch Dolleris' Urgroßvater wanderte aus Augsburg ein; er wurde dänischer Soldat; und des Kopen- hagener Sortimenters Holger Würtz Stammvater war gar deutscher Generalfeldmarschall im Dreißigjährigen Krieg, dann Statthalter in Holstein. Literarische Arbeiten von Buchhändlern werden überall gewissenhaft genannt. Solche haben geliefert unter andern Dolleris selber (zehn Gedichtsammlungen, alle bei Gyldendal erschienen; Aufsätze über die dänischen Dichter Johs. Ewald und St. St. Blicher; rc.); Jacob Erslev (Schulbücher) und sein Sohn Kr. Erslev, Professor der Geschichte an der Uni versität und zurzeit einziger verantwortlicher Teilhaber dieses bedeutenden Verlags; I. L. Lybecker, Schriftleiter von »Uoräisk Loxbsvalsrtiäsiilsr; H. I. V. Lynge (Kataloge über Kunst und Porträtsammlungen; malakologische Abhandlungen auf Grund seiner zoologischen Studien und seiner großen Molluskensammlung); Peter Nansen (Romane und Erzäh lungen); Aage Prior; Gärtner Prior; N. C. Rom (über Slöjd, Hausfleiß); I. C. Stochholm (über Photographie); Holger Tillge (Kinderbücher; übersetzte auch, zusammen mit seiner deutschen Gattin, I. P. Müllers »Mein System«); Martins Truelsen (typographische Fachschriften); Otto B. Wroblewski (buchhändlerische Fachliteratur). Erweitert ist die Neuausgabe, abgesehen von den Neu etablierten, durch Aufnahme nun auch von Isländer Buch händlern; wir finden ferner die Lebensabrisse von zwei Kol legen auf den Färöern und von sieben dänischen Kollegen in der Provinz Schleswig. Mit ausgenommen wurden die Prokuristen einiger Firmen und von der Gyldendalschen Aktiengesellschaft neben den drei Direktoren auch der I. und II. Vorsitzende, sowie der Inspektor. Für uns Deutsche gewinnt das Buch dadurch an Inter esse, daß man aus ihm sieht, wann und wo nicht wenige dänische Kollegen bei deutschen Firmen ihre Ausbildung ver vollständigten. Dagegen wird besonders der Ausländer eine Liste der freilich nicht zahlreichen Firmen, die mit dem Familiennamen des Besitzers nicht mehr übereinstimmen, mit Bedauern vermissen, da auch Hinweise im Personen alphabet fehlen. G. Bargum. Was das »Volk« in Rußland »liest«. Nach einer Feststellung aus der letzten Zeit kommen in Rußland auf je 100 Popen 28, die nicht lesen und schreiben können; beim Adel 30 auf 100. Die Bürger zählen je 60 Analphabeten. Den Rekord schlägt der Bauernstand mit 89 A gänzlich Lesensunkundigen. Noch weniger sind die Frauen von der Buchstabenseuche befallen. In St. Petersburg mit nur 45 Analphabeten auf je 100 Seelen können bloß ^ ihren Namen lesen, in den meisten andern Städten und auf dem Lande kommt erst auf 25 Frauen eine, die irgend etwas zusammenbuchstabieren kann. Wenn man also von russischer Volkslcktüre spricht, so muß man etwa neun Zehntel der gesamten Bevölkerung zu 133 Millionen von Anfang an aus scheiden, da 84 Prozent überhaupt keine Elementarbildung sich aneignen konnten und selbst heute noch bei weitem nicht die ge samte schulfreie Jugend den notdürftigsten Unterricht erhält. Für die große Masse des ehemals leibeignen Volks ist ein weiteres Hindernis die Volkssprache selbst, da sie sich durch ihren Bau von der Literatursprache stark unterscheidet, die sich besonders seit der Epoche Peters des Großen durch sehr viele neue, zum großen Teil aus fremden Sprachen entlehnte Ausdrücke, Wendungen und wissenschaftliche Bezeichnungen bereichert hat. Dies alles macht die moderne russische Literatur unzugänglich selbst für einen Teil derjenigen, die des Lesens und Schreibens mächtig sind, so daß ein Dostojewskij, Tolstoij, Gorkij, Tschechow, Andrejew kaum von mehr als 10 v. H. ihrer Landsleute gelesen werden können. Da das Volk ehedem von der Literatur der höhern Gesell schaftsklassen ganz isoliert und ihm jede geistige Nahrung vor enthalten war, so begann es, sich solche selber zu bereiten, sich auf Volkssagen und Lieder zu stützen, die ihm aus frühern Zeiten durch Handschriften und eigne Drucke überliefert waren. -Bastkorbliteratur» ist dafür der besondere Name, herrührend von den Körben, in denen die Händler sie feilboten. Hierher gehören vor allem die volkstümlichen Bilderbogen mit erläutern dem Text, ferner die Listowki (— Blättchen) genannten kleinen Büchlein von je einem Druckbogen und endlich die Volksbücher größern Umfangs. Diese Bücher waren teilweise geistlich-ethischen Inhalts, Lebensbeschreibungen der Heiligen, Predigten, Abschnitte aus den Werken der Kirchenväter, oder sie enthielten weltliche Er zählungen, Märchen und Sagen, zum Teil nationalen Ursprungs, zum Teil aus der ausländischen Literatur entlehnt. Einige davon, wie die Erzählung vom englischen Mylord George, das Märchen vom Königsohn Vowa, das Märchen von Eruslaw Lasarewitsch, gehören zur Lieblingslektüre des russischen Volks, sie haben imLaufe der letzten zweihundert Jahre Hunderte von Auflagen erlebt und werden noch jetzt in vielen Zehntausenden von Exemplaren abgesetzt. Erst als nach dem Krimkrieg mit dem Befreiungs-Manifest vom 19. Februar 1861 die Epoche der großen Reformen einsetzte, machten die gebildeten Kreise den ersten Versuch, den geistigen Be dürfnissen des Volks entgegenzukommen. Da aber die Verfasser und Verleger zu wenig auf Wünsche und Geschmack der Leser eingingen, sondern sie das lehren wollten, was sie selbst für nötig hielten, so konnte in den sechziger und siebziger Jahren trotz vieler Publikationen eine größere Verbreitung guter Bücher doch nicht erzielt werden. Dagegen war es der 187l in Charkow von Frau CH. Altschewskaja gegründeten Sonntagsschule für Er wachsene beschicken, eine verdienstvolle Aufgabe für die Volks bildung zu lösen. Neben ihrer privaten Unterrichtstätigkeit unter nahmen die Lehrerinnen unter Leitung der Gründerin die interessante und wichtige Arbeit, die gesamte genehmigte Volks literatur einer Durchsicht zu unterziehen. Diese ganze Materialien sammlung, bei der man den Titeln nicht nur eigne Besprechungen hinzufügte, sondern auch die Meinungsäußerungen der reifen Schüler zusammenstellte, erschien in zwei großen Bänden unter dem Titel: Was soll das Volk lesen? und wurde von bedeuten dem Einfluß auf die fernere Entwicklung der Volksliteratur. Unter der Nachwirkung der inzwischen neu entstandenen pä dagogischen Literatur, besonders Konstantin Uschinskis, des rus sischen Diesterweg, dessen Bücher llocknöjs slorvo (Heimatwort) und vjstski mir (Kinderwelt) seither für Millionen russischer Kinder als Lehrbücher der Muttersprache dienten, reifte dann infolge nähern Bekanntwerdens mit dem Volk in den bessern Elementen der Gesellschaft mehr und mehr die Erkenntnis von der Bedeutung der Aufklärung und an Stelle der früheren Verachtung der Wunsch dem Wissensdrang der unwissenden, in Haustierverfassung vege tierenden Bauern zu Hilfe zu kommen. An erster Stelle ist da Graf Leo Tolstoij zu nennen, der auf seinem Gute Jäsnaja Poljäna eine Schule eröffnet? und selbst unterrichtete, nach seiner zweimaligen Umschau im Ausland sich eingehend mit Erziehungs und Unterrichtsfragen zu beschäftigen begann, dazu eine nach seinem Landsitz benannte Zeitschrift herausgab und nun weniger für die verbildete Gesellschaft, deren ganze Lebensweise er verurteilte, als für die Bauern und Arbeiter schrieb, so unter anderm ein aus gezeichnetes Alphabet, ein Elementarlesebuch, das sich noch heute einer großen Beliebtheit in den Elementarschulen erfreut, und eine ganze Reihe von Aufsätzen, die jetzt in die Gesamtausgabe
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