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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.11.1922
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1922-11-30
- Erscheinungsdatum
- 30.11.1922
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- Deutsch
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278, 30. November 1922. RedalOoneNer keil. tober konnten unsere Mitglieder Herr Emil Roth-Gießen und Herr vr. Walther Huch-Gießen das 100jährige Bestehen ihrer Firmen verzeichnen. Zu diesem seltenen Tag entbieten wir heule diesen Herren die herzlichsten Glückwünsche und geben der Hoss- nung Ausdruck, daß es ihnen gelingen möge, ihr Unternehmen glücklich durch die schweren Nöte der Zeit hindurchzusteuern, bis unserem Vaterland ein neuer Ausstieg beschioden sein wird. Wir sind am Schluß unseres Berichts, der meist mit einem Ausblick in das neue Geschäftsjahr ausgeklungen ist. In dieser schweren Zeit, da kein Mensch sagen kann, was die nächsten Tage bringen werden, wollen wir uns ein Eingehen auf die kommende Zeit versagen. Wir haben nur den einen Wunsch, daß Verlag und Sortiment diese wirtschaftliche Krisis in gemeinsamer Arbeit überstehen möchten! II. Bericht über die HauPt-Hcrbstversammlung. Am 22. Oktober tagte die diesjährige Haupt-Herbstversamm- lnng des Mitteldeutschen Buchhändlerverbandes in Därm st a d t in den Räumen der -Vereinigten Gesellschaft». Eine sehr stattliche Anzahl von Kollegen halte der Einladung Folge gelei stet. Die Verhandlungen begannen um II Uhr und dauerten fast bis 2j/2 Uhr, sodatz das gemeinsame Mittagessen im Eiltempo eingenommen werden mußte, um den zweiten, gemütlichen Teil des Programms, den Ausflug nach Schloß Kranichstein, «inhalten zu können. Der Vorsitzende erstattete-mach einer kurzen Begrüßung den Geschäftsbericht, dem sich der Kassenbericht des Schatzmeisters anschloß. Die fortschreitende Geldentwertung macht« auch eine Erhöhung unserer Beiträge notwendig. Der Vorschlag des Vor standes auf 300 Mk. Jahresbeitrag, 300 Mk. Eintrittsgeld, 50 Mk. Strafgeld wurde durch einen Antrag Petrenz-Borgmann noch überholt, die 400 Mk. Jahresbeitrag, 300 Mk. Eintrittsgeld und lvo Mk. Strafgelder vorschlugen, was von der Versammlung geneh migt und vom Vorstande dankend entgegengenommen wurde. Um »nserm verehrten und bienenfleißigen Schatzmeister sein schweres Amt etwas zu erleichtern, wird empfohlen, die Jahresbeiträge un aufgefordert auf das Postscheckkonto Nr. 11 843 Frankfurt a. M. einzuzahlen, woran hiermit nochmals freundlichst erinnert lvird. Der Vorstand Wurde in seiner Gesamtheit von der Ver sammlung einstimmig wiedergewählt. Den Bericht über die Königsberger Tagung erstattete an Stelle eines erkrankten Kol legen in gedrängter Kürze wiederum der Vorsitzende, der im übrigen auf die ausführlichen Artikel im Börsenblatt verwies. Eine sich hieran anschließende Sammlung zugunsten der Otto Paetsch-Stiftung ergab die Summe von 3300 Mk., wozu noch 1000 Mk. aus der Verbandskasse kamen. Den breitesten Raum in der Debatte nahmen, wie jetzt Wohl überall, die Besprechungen über die gegenwärtige geschäftliche Lage des Buchhandels ein: Arbeitsgemeinschaft wissenschaftlicher Verleger, Schlüsselzahl, Kreditwesen, Teuerungszuschläge waren die Kernpunkte, rrm die sich alles drehte. Die Aussprache hierüber brachte nichts wesent lich Neues. Empfohlen wurde, vorläufig an den Ver trägen mit dem wissenschaftlichen Verlag nicht zu rüt teln, den Kundenkredit soweit als möglich einzuschränken und einen möglichst gleichmäßigen Teuerungszuschlag zu nch« men"). Es wird dem Vorsitzenden überlassen, sich die zur Be ratung neuer Satzungen nötigen Ausschußmitglieder selbst aus- zuwählen. — Nach den Verhandlungen ging es in Extrawagcn nach dem Jagdschloß des früheren Großherzogs, Kranichstein, wo hin die Darmstädter Kollegen zur Besichtigung und zum Kaffee in liebenswürdiger Weise eingcladcn hatten. Ein halbstündiger herrlicher Weg durch den herbstlichen, prächtigen Park sorgte für die nötige Vorbereitung der zu erwartenden Genüsse für Geist und Körper. Im Schloss« selbst erwartete und begrüßte uns Graf Hardenberg im Namen des Großherzogs und führte uns *> Ein Antrag, den Zuschlag ans 3314"/» zu erhöhen, fand eine kleine Mehrheit. Der Vorsitzende verweist aus die Satzungen des Bör- senvcrelnS, die die Festsetzung der Verkaussbedingungen den OrtS- oereinen zuweist, jodaß eS nur im Benehmen mit diesen möglich fein wird, einen für das ganze Vereinsgebiet gültigen gleichmäßigen An schlag sestznsetzen. dann durch die vielen mit vornehmer Einfachheit und doch fei. nein Kunstsinn ausgestatteten Räume. Bei dem nun folgenden Kaffee gab es an Kuchen außer einer soliden einfachen Ausgabe eine von liebenswürdigen Darmstädler Kollegenfrauen gestiftete Luxus- und Vorzugsausgabe, die jedoch zum Leidwesen vieler Kollegen bald vergriffen war. Neuauflage unbestimmt. - Lei- der mußten die meisten Teilnehmer zu rasch wieder an den Auf bruch denken, um die Anschlutzzüge noch rechtzeitig zu erreichen, zum Schaden vieler Sehenswürdigkeiten, die Hessens einstige Resi denzstadt noch aufzuweisen hat, wozu ich nicht zuletzt seine erst klassige Oper rechnen möchte. Wollten doch immer recht viele Kollegen unsere Hauptversammlungen besuchen, denn sie sind wie nichts sonst geeignet, den Bücherstaub von Leib und Seele zu schütteln und unsere kleinen und großen Sorgen persönlich aus zutauschen und womöglich zu verscheuchen! Der Vorstand wird immer bemüht sein, an solche Orte einzuladen, wo auch der Schön heitssinn auf seine Rechnung kommt. Und das war in Darm stadt der Fall. Aufruf zur Notgemeluschast deutscher Kunst. Von Hanns Martin Elster*). Es bedarf keiner Erörterungen mehr, daß die deutsche Kunst Not leidet. Schon beginnt sie auch in die Häuser der Schaffenden zu drin gen, die bereits Anerkennung, einen marktbestimmendcn »Namen haben. Schlimmer sieht es aber seit Jahren unter dem künstlerischen Nachwuchs aus. Der junge Dichter, der junge Graphiker, Maler, Plastiker, Musiker — sie alle leiden furchtbarste Not. Sie finden keinen Verleger noch Käufer, keine Mäzene noch Auftraggeber; Konzerte und Ausstellungen sind ihnen wegen der unerschwinglichen Kosten ver schlossen. Ter junge Nachwuchs in der Kunst geht — es ist nicht zuviel gesagt — zugrunde! Stirbt die heute anerkannte ältere Künstler- gemcinbe, wird Deutschland so arm an Künstlern, damit an Kunst sein wie noch nie! Durch die wirtschaftlichen Verhältnisse! Zur Abhilfe schwirren zahllose Ideen und Vorschläge umher. Betteleien für Stiftungen, die selbst notleidend werden, wandern durchs Land: erfolglos. Aufrufe zu neuen Stiftungen erklingen: erfolglos, denn nur Sümmchen kommen zusammen, Zersplitterung wird ge schaffen. Man spricht von neuen Stipendien, Preisausschreiben. Man holt den alten Gedanken einer deutschen Kulturakademie wieder her vor. Man redet von neuen Organisationen, Zusammenschlüssen. Aber wo ist der Erfolg? Die Notgemcinschaft deutscher Wissenschaft bildete sich schnell. Warum bildete sich nicht eine »Notgemeinschaft deutscher Kunst und Dichtung«? Weil man Umwege ging, künstlichen Ideen nach- jagtc, statt zur organischen Tat zu gehen. Sie heißt Selbsthilfe! Alle Förderungen, Unterstützungen. Notaktionen der Kunst kranken daran, daß die Künstler sich nicht zum Selbsthilscgcdanken bekehren wollen. Ter hat nichts zu tun mit der Selbsthilfe im Kampf um die höchsten Honorare: dies ist eine Privat Lngeligcnheit. Sondern hier handelt cs sich um die Selbsthilfe der Solidarität! Ihr künstlerisch-geistig Schaffenden wollt Organi sationen, Stiftungen, Stipendien, Preisausschreiben, eine Kultur- akadcmie, angemessen heutiger Wirtschaftslage, zum Zwecke der Förde rung, Unterstützung, Hilfe? Ja, dann schafft Euch doch die Mittel daflir! Ich betone: schafft im produktiven Sinne des Wortes. Ich meine hier nicht etwa großzügige Ausnutzung des Klingelbeutels in Industrie-, Bank-, Handclskrcisen, sondern durch ein einmaliges Opfer eines Teilchens Eurer Arbeit. Eurer Arbeit! Der Weg ist einfach und ist auch längst beschrittcn. Wenn er bisher nicht zum großen Erfolge führte, liegt das -- meine langjährige Erfahrung be stätigt es — an dem mangelnden Solidaritäts- und Sozialgefühl der geistig, künstlerisch Schaffenden. Man braucht den wesenhaft begründe ten Mangel hier nicht weiter zu erörtern. Er muß heute über wunden werden, soll nicht alle Kultur zugrunde gehen. Die Selbsthilfe verlangt von allen geistig Schaffenden ein jährlich einmal gebrachtes Opfer an Arbeit. Kein Zweifel, daß alle aner kannten geistig Schaffenden auch eine große materielle Macht ausüben durch ihre Anziehungskraft auf weiteste zahlungsfähige Publikums kreise. Diese Macht und Anziehungskraft muß einmal jährlich zu gunsten jener Stiftungen, Stipendien, Preisausschreiben, Organi sationen, Kulturakademie ausgcnutzt werden. Man stelle sich vor: Gerhart Hauptmann, Bonsels, Thomas Mann — um nur einige Dichter zu nennen, die es bereits taten — läsen jähr lich einmal in Berlin und in anderen Orten Deutschlands kostenlos zugunsten einer Stiftung aus eigenen Werken; der Uberschuß flösse in *) Vom Autor genehmigter Zweitdruck. Red. 1683
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