Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.05.1906
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 16.05.1906
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19060516
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-190605169
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19060516
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1906
- Monat1906-05
- Tag1906-05-16
- Monat1906-05
- Jahr1906
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
112, 16. Mai 1906. Nichtamtlicher Teil. 4921 Vozjanowskijs Theaterstück »Das Urteil des Pilatus-, das sozial demokratischer Tendenz halber von der russischen Zensur verboten wurde, wird nun in dem von A. Amfitnatrow in Paris ge planten Sammelband -Die rote Fahne- erscheinen. IV. Die Moskauer Abteilung der Russischen Gesellschaft zur gegenseitigen Unterstützung von Schriftstellern und Gelehrten dankte Herrn W. Golzew für seine Bemühungen, den Schriftsteller W. Bogoras (Tau) aus der Gefangenschaft zu befreien. Gleich zeitig wurde er ersucht, sich um die Befreiung von S. Ssemjonow zu bemühen. Ferner wurde beschlossen, auch auf die Befreiung von G. Potanice zu dringen. — Der bekannte Schriftsteller W. Poschechonow wurde wegen seiner Beteiligung am Bauern bund festgenommcn und der Redakteur der unterdrückten Zeitung -Das freie Wort-, M. Gorodezkij, in St. Petersburg auf der Straße verhaftet. — N. A. Morosow, der zwanzig Jahre im Schlüssel burger Gefängnis verbracht hat, will jetzt seine Werke über Sozial wissenschaft und Naturkunde, die er während seiner Festungshaft verfaßt hat, veröffentlichen. Sein Werk soll 27 Bände umfassen. Die Verehrer Wladimir Stassows, Ehrenmitglieds der kaiser lichen Akademie der Wissenschaften, haben jetzt, zur Ergänzung der ersten drei Bände der gesammelten Werke dieses bedeutendsten unter den russischen Kunsthistorikern und Kunstkritikern, einen vierten Band erscheinen lassen. Eine Deputation überreichte ihm im Saale der Kaiserlichen Öffentlichen Bibliothek in St. Petersburg, deren Oberbibliothckar für Kunstgeschichte der Gefeierte ist, ein prachtvoll gebundenes Exemplar dieses Bandes mit einer Begrüßungsrede des berühmten Malers Rjepin. Für seine Forschungen auf dem Gebiete der russischen Ethnographie und für wertvolle Spenden, die Stassow der ethnographischen Abteilung des Russischen Museums Kaiser Alexanders III. gemacht hat, wurde ihm auf Veranlassung des Präsidenten dieses Museums, Groß fürsten Georg Michailowitsch, durch eine Deputation eine große goldne Medaille -für besondere Verdienste- überreicht. Gegen wärtig ist Herr Stassow mit der Herausgabe eines neuen »Führers durch die Kaiserliche Öffentliche Bibliothek in St. Petersburg beschäftigt. Die Reihe von Bildnissen hervorragender russischer Schrift steller, die Rjepin bereits gemalt hat, ist neuerdings durch die Porträts von Leonid Andrejew, Wladimir Stassow und L. L. Tolstoj (L. N. Tolstojs Sohn) vervollständigt worden. — Die Kaiserliche Öffentliche Bibliothek in St. Petersburg wird gegen wärtig außergewöhnlich stark besucht. Es kommen jetzt zuweilen täglich gegen 1200 Besucher, so daß der neue große Lesesaal sich bald als zu klein erweisen wird. — Die Moskauer Zeitung be richtet, daß Seine Majestät der Kaiser dem Mitarbeiter dieser Zeitung, L. Tichonow, für sein Werk -Die monarchischen Hoheits- rcchte« ein silbernes Tintenfaß mit dem Reichswappen verliehen habe. — In einer der Vorstädte St. Petersburgs soll eine Volks bibliothek und Lesehalle auf den Namen Maxim Gorjkijs er richtet werden. Es sind bereits bOOO Rubel dafür gesammelt. — Der französische Schriftsteller Paul Adam bereist gegenwärtig Rußland, um sich an Ort und Stelle über die russische Bauern bewegung zu unterrichten. — Die geplante Volksfeier zu Ehren der vierzigjährigen schriftstellerischen Tätigkeit von Elise Orzeszko soll unterbleiben und dafür ein Seminar für Lehrer und Lehre rinnen von Volksschulen in Warschau errichtet werden, das den Namen der gefeierten polnischen Schriftstellerin tragen soll. Der verstorbene Dramaturg W. Krylow hinterließ ein Ver mögen von etwa 236 000 Rubel. Davon sollen 50 000 Rubel zur Gründung von Volksschulen und ebensoviel für Wohltätigkeits anstalten verwendet werden. Krylow hat über 100 Theaterstücke verfaßt, auch Lessings Nathan ins Russische übersetzt (erschien bei A. F. Marcks in St. Petersburg in Prachtausgabe). Er wurde 68 Jahre alt und war zuletzt erblindet und gelähmt. Als Dra maturg des kaiserlichen Alexandrathcaters in St. Petersburg machte er sich durch die Inszenierung klassischer Dramen verdient. Noch auf seinem Krankenlager sammelte er Materialien zu einem Drama aus dem Leben der Kaiserin Katharina II. Der am 4./17. März gestorbene bekannte russische Pädagog Jakob Gurewitsch war 16 Jahre Redakteur der Zeitung -Die rus sische Schule-. Ec verfaßte eine Geschichte Griechenlands und Noms, gab historische Chrestomathien heraus und war Privat dozent der Geschichte an der St. Petersburger Universität. Am 15./28. Februar starb der 77 Jahre alte russische Hofmaler Michael Zichy. Schon im Jahre 1845 gab er der Großfürstin Börsenblatt fltr den Deutschen Buchhandel. 78. Jahrgang. Katharina Michailowna Unterricht im Zeichnen und Malen. Theophile Gauticr machte in seiner -Vo^a^s ov kussis- auf daS hervorragende Talent Zichys aufmerksam, und infolgedessen wurde er 1859 zum Hofmaler ernannt. Seine Spezialität waren Jagd szenen und Tiere, auch im Jllustrationsfach hat er Bedeutendes geleistet (Lermontows Dämon, Der Held unsrer Zeit). Zu seinen besten und bekanntesten Arbeiten gehören: Kaiserin Elisabeth legt auf den Sarg Deals einen Kranz nieder, Der Messias und Luther auf der Wartburg, Jüdische Märtyrer, Aus Staub bist du und zu Staub wirst dul, Werthers letzte Augenblicke, Das Altar gemälde in Fünfkirchen »Kreuzigung Christi-. V. Zu den bemerkenswertesten Erscheinungen des russischen Büchermarkts in letzter Zeit gehört ein Buch des bekannten D. Mereshkowskij »Der kommende Knecht-. Mit diesem Ausdruck be zeichnet der Verfasser den russischen Philister, dem er folgende Eigenschaften zuschreibt: Autokratismus, d. h. leblosen Positivis- mus der Bureaukratie, Orthodoxismus und Charakterlosigkeit. Diese drei Eigenschaften des bornierten Philisters vereinigen sich gegen die Prinzipien einer edlen Denkweise, gegen Kirche und Intelligenz, gegen Land und Volk. Andre Stellen dieses Buchs sind den Dichtern Tschechow und Gorjkij gewidmet, wobei die Äußerung bemerkenswert ist, daß cs sich nicht lohne, über den Künstler Gorjkij mehr als ein paar Worte zu sagen. Andre Artikel behandeln philosophisch-religiöse Fragen. Alles, was Me reshkowskij schreibt, ist mit der festen Überzeugung von der Un- widerlegbarkeit seiner Anschauungen, kurz und geschmackvoll aus gedrückt. — I. A. Poroschin beendet eine umfangreiche Biographie des Fürsten Peter Kropotkin. — Baron S. Stackelberg bearbeitet neues Material zur Geschichte des Dezemberaufstands im Jahre 1825. — Ferner muß das Buch -Der Prozeß gegen die 193- hervorgehoben werden. Dieser Monsterprozeß, vom Oktober 1877 bis zum Januar 1878 spielt in der Geschichte der revo lutionären Bewegung Rußlands eine wichtige Rolle, und der Her ausgeber W. Kallasch sucht in der Vorrede den Beweis zu führen, daß die freiheitliche Bewegung der Gegenwart mit der damaligen revolutionären Gärung eng Zusammenhänge. Die Einzelheiten dieses historischen Prozesses durften bisher nicht veröffentlicht werden, und man kann sich erst jetzt ein Urteil Uber diese Episode bilden. — »Strapaziöse Tage in Port Arthur- ist der Titel eines Buchs von P. Larenko, das allgemeines Aufsehen macht. Es ist eine Chronik der Kriegsereignisse nach dem Tagebuch eines fried lichen Bewohners und nach Berichten von Verteidigern der Festung. Der Text ist mit 365 Illustrationen, Karten und Plänen bereichert. — Auch eine Broschüre von A. Lohmann »über die Aufgaben und Grenzen der Staatsgewalt- erregte berechtigtes Aussehen. Sie enthält eine Charakteristik der Lehre über die Macht des Staates, und der Verfasser behauptet, diese Lehre sei unklar und verworren. Lohmann ist Anhänger einer starken monarchischen Macht; aber die von ihm angeführten Gründe sind nicht sehr überzeugend. Nur wenige wissen, daß der bekannte symbolistische Dichter F. Ssollogub auch einen großen Roman »Schwere Träume- ge schrieben hat. Es ist dies ein im Geist Dostojewskijs geschriebenes Werk, das einen starken Eindruck hinterläßt, aber dem Geist der Gegenwart, die lebhaftere Schilderungen, stärkere Charaktere ver langt, nur wenig entspricht. — N. Beltow hat seine historischen Abhandlungen über die Karl Marxsche Theorie, über Struve, Bernstein, Schmidt, Mazarik, Vandevclde usw. gesammelt und mit kritischen Studien über andere derartige Fragen unter dem Titel -Kritik unserer Kritiker- herausgegeben. Der Verfasser ist ein be geisterter Anhänger des Marxismus, der alle Gegner dieser sozialen Theorie scharf bekämpft. Das Buch ist zwar einseitig, muß aber als mit dem Thema, das es behandelt, gründlich ver traut bezeichnet werden. Der letzte Teil von E. Pjetuchows historischer Skizze der Jurjew-Dörptschen Universität ist erschienen. Der Verfasser schildert in chronologischer Reihenfolge alle Universitätsereignisse, ohne sie zu kritisieren; auch vermeidet er eine Charakterisierung der Professoren. Das Buch ist eigentlich nur eine trockene bureaukratische Dienstliste. — Einen ganz außerordentlich starken Erfolg hatten zwei russische Übersetzungen von Nenans »Leben Jesu-; sie wurden massenweise verkauft. — Unter dem Titel -Revolution oder Evolution- wurde vom Komitee der frei sinnigen Partei ein Auszug aus dem Werk von Professor Masaryk herausgegeben. — Mengers -Lehre von der Sittlichkeit« 644
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder