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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.05.1906
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1906-05-14
- Erscheinungsdatum
- 14.05.1906
- Sprache
- Deutsch
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^ 110, 14. Mai 1906. Nichtamtlicher Teil. 4839 locken und dieses auch bezüglich andrer Waren mit Kauflust zu erfüllen. Es bedarf also nur noch der Feststellung, daß die Schleuderei in dem unterstellten Falle gegen die guten Sitten verstößt. Dies ist aber gerade im Hinblick auf die strengen Bestimmungen des Börsenvereins unbedingt zu bejahen; denn auf loyalem Weg kann bei der Geschlossenheit des Bnchhandels das Warenhaus die Verlagsartikel einer zum Börsenverein gehörigen Firma nicht bekommen, ohne direkt oder indirekt sich in Ansehung des Kundenrabatts den be stehenden Satzungen des Börsenvereins anzubequemen. Es bedarf noch nicht einmal der Anwendung von allerlei, das Helle Licht nicht vertragenden Mitteln, durch die die betreffenden Bücher erlangt werden, um mittelst § 826 erfolgreich vor zugehen; sind aber solche Mittel angewendet worden, so ist selbstverständlich die Feststellung des Verstoßes gegen die guten Sitten um so leichter möglich. Hiernach beruht die Auslegung, die sich in dem ein gangs erwähnten Fall das Oberlandesgericht Naumburg angeeignet hat, keineswegs auf einer über die Grenzen des Gesetzes hinausgehenden Erweiterung, sondern sie entspricht durchaus der Absicht und Erwartung, die bei der Aufnahme der Bestimmung in das Gesetzbuch maßgebend waren. Auch in Frankreich würde in dem gleichen Fall und unter den gleichen Voraussetzungen der auf Artikel 1382 des Ooäs eivil gestützten Klage stattgegeben worden sein. Vom juristischen Standpunkt lassen sich sonach die gegen die Naumburger Entscheidung geltend gemachten Bedenken nicht als gerechtfertigt ansehen; auf eine Prüfung der Frage, ob die unter dem wirtschaftlichen Gesichtspunkt vorgebrachten Bedenken als berechtigt anzusehen waren, will der Verfasser nicht eingehen, jedoch möchte er auch darüber keinen Zweifel lassen, daß auch diese Frage mit der größten Bestimmtheit verneint werden muß. Es ist bisher schon an sich möglich ge wesen, gegen die Preisschleuderei mit Büchern, wie sie in den Warenhäusern und Bazaren vorkommt, mit Aussicht auf Erfolg vorzugehen; nach Bestätigung des Urteils des Naum burger Oberlandesgerichts durch das Reichsgericht wird dies noch in höherem Maße der Fall sein. Daß aber hierdurch die bestehende Rechtsordnung in einseitiger Weise zu grinsten einer bestimmten Jnteressentengruppe würde angemendet werden, läßt sich bei ruhiger Beurteilung in der Tat nicht behaupten. Kunst und Kunsthandel. Von Fr. I. Kleemeter. (Fortsetzung aus 1905 Nr. 206, 207, 228, 229, 272; 1906 Nr. 9, 47, 98 d. Bl.) Nr. 7. Die Silhouette. In neuerer Zeit werden im Börsenblatt öfter Silhouetten und Silhouettenwerke gesucht. Auch bei einigen größern Versteigerungen haben seltene Silhouetten ziemlich hohe Preise erzielt. Wie es scheint, ist also das Sammeln von solchen zierlichen Erzeugnissen wieder etwas mehr in Mode gekommen. Die Silhouette, der Schattenriß, das Schatten bild beschränkte sich auf die Profildarstellung des mensch lichen Kopfes. In der Folge stellte man jedoch auch ganze Figuren, Tiere, Pflanzen, Landschaften usw. in Silhouetten- manier dar. Die Umrißlinien werden entweder mit schwarzer Farbe ausgefüllt, wobei die innern Linien bisweilen weiß ausgespart bleiben, oder die Darstellung wird mit der Schere aus schwarz gefärbtem Papier geschnitten (Ausschneidekunst, Psaligraphie); die weißen Linien werden dann eingeritzt. Silhouetten finden sich bereits auf alten griechischen Tongefäßen, Vasen, Urnen, Krügen, Trinkschalen usw. Aber erst um die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts kam die Silhouette im heutigen Sinne in Aufnahme und zu ihrem Namen. Der französische Generalkontrolleur und spätere Finanzminister Etienne de Silhouette (1709—1767), dem die schwere Aufgabe zugefallen war, die leeren Kassen des französischen Staats wieder zu füllen, bildete damals in Paris das Stadtgespräch, weit er als Minister übertriebene Sparsamkeitsbestrebungen verfolgte und auch bei der kapitalkräftigeren Bevölkerung die Steuerschraube rücksichts los anzog. Um nun den Finanzminister zu verspotten, trugen die witzigen Pariser kurze faltenlose Röcke, kleine Stiefel, kleine Hüte usw. und nannten jede wenig kostspielige Mode äl» 8-lboustts. Auch die Schattenrisse wurden so genannt, weil man sie für ebenso ärmlich, schwarz und leer hielt wie die Bestrebungen und Kassen des Finanzministers Silhouette. Als französische Mode kam das Schattenbild in Deutschland rasch in Aufnahme. Besonders bei der akademischen Jugend wurde es und ist es noch heute Brauch, sich gegenseitig ein Schattenbild zu verehren. In alten Studentenkneipen hängt manchmal eine ganze Wand voll solcher anspruchslosen Schattenbilder. Bekanntlich wollte Johann Kaspar Lavater aus den Profil-Linien eines Menschen zuverlässige Merkmale für dessen Charakter herauslesen und die Physiognomik zur Wissenschaft erhoben. In Lavaters: »Phystognomischen Fragmenten zur Beförderung der Menschenkenntnis und Menschenliebe (deutsch 1775—78, französisch 1781—85) findet sich neben vielen von Chodowiecki, Lips, Schellen berg u a. gestochenen Porträts auch eine ganze Anzahl von Schattenrissen merkwürdiger Personen. Hunderte von Per sonen sandten damals ihre Silhouetten an Lavater, um von ihm etwas über ihren Charakter zu erfahren; also etwa der selbe Sport, der heute mit der Handschriftendeutung getrieben wird Über die phystognomischen Fragmente Lavaters er hob sich eine literarische Fehde, in der besonders G. Ehr. Lichtenbergs witziger Aufsatz: »Über Physiognomik wider die Physiognomen« den Ausschlag gab Die unbefangenen Leser mußten sich daraus überzeugen, daß die Grundlage der Physiognomik Lavaters ausschließlich in dessen persönlichen Empfindungen zu suchen sei Auch I. K. A Musäus wandte sich in seinen »Phystognomischen Reisen« (1778—79) gegen Lavaters Erfindungen. In Kocnneckes Bilderatlas zur Ge schichte der deutschen Nationalliteratur sind verschiedene Silhouetten aus Lavaters Fragmenten wiedergegeben. In der Goethezeit amüsierten sich verschiedene Damen und Herren der Weimarer Hofgesellschaft mit dem Aus schneiden von Silhouetten. Von Goethe haben mir einige kleine Gelegenheitsgedichte zu derartigen Gaben, so z. B. zu einer Sammlung künstlich ausgeschnittener Landschaften: Zarte, schattende Gebilde, Fliegt zu eurer Künstlerin, Daß sie, freundlich, froh und milde, Immer sich nach ihrem Sinn Eine Welt von Schatten bilde; Denn das irdische Gefilde Schattet oft nach eignem Sinn. In einem andern Gedicht spricht Goethe ziemlich derb von »Adelens Klecksen«. Von bekanntern Silhouettenkünstlern seien genannt: O. PH. Runge (1777 — 1810), Karl Hermann Fröhlich (1821 —1898), Paul Konewka (1840—1871), Robert Erbe (geb. 1844), Maria Rehsener, Anna Corsep, Johanna Beckmann. Der Maler O- PH. Runge war ein Meister der Aus schneidekunst oder Psaligraphie. Seine Silhouetten: »Aus geschnittene Blumen und Tiere in Umrissen« erschienen 1843 in Hamburg. Der in Stralsund geborene K. H. Fröhlich schnitt schon in seiner Jugend Silhouetten aus, wurde dann Buchdrucker und ließ sich 1845 in Berlin nieder, wo er 1898 starb. Von seinen Silhouetten erschienen mit netten Dichtungen 633'
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