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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.05.1906
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- Erscheinungsdatum
- 07.05.1906
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- Deutsch
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4560 Nichtamtlicher Teil. .V 104, 7. Mai 1906. weit es wünschenswert sei, der Berner Konvention entgegen zukommen, und inwieweit ein Anschluß vorteilhaft erscheine. Er hob dabei noch einmal hervor, daß dieser seiner Mei nung nach nützlich und wünschenswert sei. Der Akademiker S- F. Oldenburg sprach im Namen der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, die nicht über die russisch-französische Konvention von 1861 hinaus gehen wolle. Fedorow wies darauf hin, daß der in dieser Kon vention vorgesehene Nachdruck ausländischer Bücher in Ruß land selten vorkomme und deshalb ein solcher Fall auch gar nicht vorgesehen zu werden brauche; zweifellos aber würden die Ausländer gegen die Freiheit der Übersetzung an kämpfen. Akademiker Oldenburg: Man müsse diese Frage ent weder auf den Boden der Ethik oder des Nutzens stellen; beides vermengen dürfe man nicht. Man müsse den Vorteil verfolgen, und zwar erstens den der russischen Ver leger, zweitens den der russischen Autoren und drittens den des russischen Volkes. Was die erstern betreffe, so brauche man für ihr Monopol nicht einzutreten; eine gute Über setzung überwinde auch jetzt die schlechte, überhaupt ge wännen die Verleger nicht viel; die großen zahlten auch jetzt schon den ausländischen Schriftstellern Honorare. In dieser Beziehung seien große Fortschritte gemacht worden. Was die russischen Gelehrten und Schriftsteller betreffe, so hätten diese niemals Ansprüche auf Honorar gemacht. Aber es bleibe das Volk, und eben diesem würde eine Beschränkung der Freiheit des' Übersetzens ernsten Schaden bringen. Es würde der billigen Bücher beraubt werden, die chm besonders nötig seien und die eine wichtige Rolle für seine Bildung spielten. Gute Übersetzungen würden immer zahl reicher, und es sei auf keinen Fall zulässig, ihnen jetzt Schranken zu setzen. Die Akademie habe 1899 eine Spezial kommission zur Prüfung der Frage der Konvention gewählt, die sich kategorisch gegen jede Beschränkung der Freiheit der Übersetzungen ausgesprochen hätte; der Akademie gelte die Konvention als schädlich für die Masse, und an diesem Ge sichtspunkte halte sie auch heute noch fest. Der Vertreter des Ministeriums des Innern hielt dafür, daß die Interessen der Autoren und der Verleger bei seite zu lassen seien. Es könne nur von den Interessen des Volkes und seiner Bildung die Rede sein. Es gehe auch nicht an, die Ethik hier beizumischen; in den internationalen Beziehungen finde sie nirgends Platz. Herr Belgard trat für die Konvention ein, aber nicht für eine allgemeine, sondern nur für gesonderte. Man fürchte die Konvention, weil sie nicht gleich etwas bringe; aber in der Zukunft würden ihre Vorteile, nach Meinung des Redners, groß sein. Der Vertreter eines der andern Ressorts stellte drei Fragen: l. Ist es nötig, in eine Konvention einzutreten? 2. Ist die Berner Konvention oder sind Teilkonventionen nötig? und 3. Auf welche Grenzen muß sich diese Konvention beschränken? Am wichtigsten sei die zweite Frage. Der Redner ist gegen die Berner Konvention: sie binde die Hände, weil man sie beim Anschluß in ihrem ganzen Umfang annehmen müsse. In Rußland überschätze man die Berner Konvention; selbst im Ausland lege man ihr keine große ethische Bedeutung bei. Was end lich die Überlassung weiter Rechte an die ausländischen Autoren betreffe, so lägen dafür keine Gründe vor. Russische Autoren würden wenig übersetzt: Tolstoj, Dostojewskis, Gorkij — das sei fast alles, was man im Aus land lese. Man müsse die Ausländer in den Rechten den Russen gleichstellen, indem man Nachdrucke ihrer Werke in Rußland verbiete; aber Prohibitivtarife förderten nicht ein mal die Entwickelung der Industrie, geschweige denn die der wissenschaftlichen und literarischen Produktion, die in direkter Beziehung zur Entwickelung des Landes stehe. Viel Streit rief die Frage hervor, wie sich die Kon vention auf die Preise der Bücher äußern werde: ob sie teurer oder billiger werden würden. Herr Pilenko und der Vertreter des Verlagsbuchhandels suchten nachzuweisen, daß die Bücher bei der Freiheit des Übersetzens billiger sein würden. Herr Sliosberg meinte, Rußland müsse an der Berner Konvention teilnehmen und ihr beitreten noch vor Heraus gabe des neuen Gesetzes über das Autorrecht in Rußland. Das sei vorteilhaft, weil Rußland den Ausländern wenig Rechte zu bieten habe. Aber die eigentliche Frage liege darin, ob Europa überhaupt wünschen werde, Rußland in die Konvention aufzunehmen. Herr Sliosberg bezweifelt das sehr. Herr Pilenko meint, eine solche Art des Verfahrens wäre unkorrekt; erst müsse das neue Gesetz herausgebracht werden. Herr Fedorow gab darauf eine Übersicht der zahlreichen Meinungen, die in der Versammlung zum Ausdruck ge kommen waren. Die Mehrzahl der Teilnehmer neige sich einer Konvention zu, aber nicht der Berner, sondern geson derten Konventionen. Dabei wären auch diese nicht sofort abzuschließen, sondern erst nach dem Erscheinen des neuen Gesetzes. Damit endete die Beratung. Neues vom »limes koolc Oub« in London. Der rimss Book Olub läßt die englischen Kollegen nicht zur Ruhe kommen Kaum hat sich die Aufregung über das Leihbibliothek-Unternehmen, über das seinerzeit hier berichtet wurde, etwas gelegt, da verkünden ganzseitige Inserate in allen größern Londoner Zeitungen eine neue Idee, um den Klub bekannt zu machen. »Wir sind im Begriff«, sagte der Manager des Klubs, »600 000 Bücher, deren Nenpreis die Summe von 4 440 000 ^ beträgt, dem Publikum für 500 000 ^ zum Kauf anzubieten.« Ein derartiger »Ausverkauf« ist wohl bis jetzt noch nie vorgekommen; er ist in jeder Beziehung eigenartig. Vor allem zeigt er in bedauerlicher Weise die Übermacht des Kapitals in ihrer rücksichtslosesten Anwendung. Es kommen 18 000 verschiedene Werke zum Verkauf; ein Katalog wird jedoch nicht veröffentlicht, sondern die be treffenden Käufer müssen sich die Bände selbst aus den Regalen auswählen. Der Preis ist auf dem Rücken eines jeden Buchs in Pence angegeben. Hat nun jemand ein Werk gefunden, das er kaufen will, so schreibt er den Titel und Preis auf eine Liste und erhält dann ein Exemplar entweder sofort aus dem Lager oder kann es sich porto frei zusenden lassen. Der Verkauf hat am 1. Mai begonnen, und der An war ein so großer, daß die Türen zeitweilig geschlossen werden mußten. Hunderte warteten vor dem neuen Hause des Klubs in der Orford Street, bis die Reihe an sie kann Alle Klassen und beinahe jedes Alter waren vertreten, Gelehrte, Geschäftsmänner, Blaustrümpfe mit dem Klemmer aus der Nase, Ladenmädchen und Laufjungen. Würdige Herren füllten ihre Liste mit einer Aufregung aus, wie man sie sonst nur beim weiblichen Geschlecht gelegentlich eines Aus verkaufs in einem Konfektionsgeschäft sehen kann.
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