Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.05.1906
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 02.05.1906
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19060502
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-190605020
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19060502
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1906
- Monat1906-05
- Tag1906-05-02
- Monat1906-05
- Jahr1906
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
100, 2. Mai 1906. Nichtamtlicher Teil. 4379 einmal, daß schlechte Verse zu nichts taugen. Ich glaube, dieser Zug könte zwey Lebensbeschreibungen zieren, die des Göttingischen Dichters und des von Gifhorn. — Seine lezte Frau soll, wie Dieterich ist versichert worden, jezt eine gantz gemeine H . . . in Leipzig seyn. — Was für ein Früchtchen aber auch ihre Mutter gewesen seyn muß und noch ist, hat der arme Mann noch aus einem Briefe gelernt, den sie an ihre Tochter nach erfolgter Trennung schrieb, und den er aufgefangen hat. An statt ihrer Tochter Vorwürfe zu machen, wie es von einer auch nur halbrechtschoffcnen Mutter erwartet werden kante, schimpft sie sie blos aus, daß sie ihre Streiche nicht mit mehr Klugheit gespielt habe.» Nach diesem Brief ist die Behauptung von Wurzbach, daß der alte Dieterich der Leiche das Geleit gegeben habe, richtigzustellen. Nach dem Tode Bürgers zeigte es sich, was ihm Dieterich gewesen war und was er für ihn getan hatte. Als über den Nachlaß des Dichters der Konkurs eröffnet wurde, zeigte es sich, daß Dieterich von dem Dichter etwa noch 1500 Thaler zu fordern hatte. Er verzichtete auf die Summe zu gunsten der Hinterbliebenen und tat noch mehr, indem er die Pracht ausgabe der Gedichte herausgab, die Pränumeranten be friedigte und für das Verlagsrecht der Gedichte auf ewige Zeiten den Erben 200 Reichstaler auszahlte. Die Summe erscheint auf den ersten Blick geringfügig; aber von den Ge dichten waren bereits zwei Ausgaben erschienen, und die Nachdrucker hatten auch schon billige Ausgaben in die Welt gesetzt. Diese Prachtausgabe erschien 1796 in zwei Bänden in gr. 8°. mit Kupferstichen und Vignetten von Riepenhausen, nach Zeichnungen von Fiorilli. Bürger war durchaus kein so angenehmer Autor gewesen, wie es seine scherzhaften Briefe annehmen lassen; die Drucker fürchteten ihn sehr. Er schreibt selbst einmal an Goeckingk:^ »Laßt mir keine Druckfehler einschleichenl Ich sage Euch sonst Waßer und Weide auf. Denn nichts ist mir grcuelhafter, als Druckfehler. Hätte ich Sultans Macht in Händen, so würde ich schon mehr als einmahl einen Corrector andern zum Abscheu und Exempel bey den Beinen haben aufhängen lassen. Mir vergeht alle Lust und Liebe zu einem Wercke, sonderlich an einem Gedicht, das durch die verfluchten und vcrmaledeyten Druckfehler entstellt ist. Gleichwohl ist es mein bestialisches Schicksaal, daß mir, der ich doch meines Bedünkens deutlich genug schreibe, dieses alle Nase lang passiert. Dietrichs Corrector wollte ich einmal im ganzen Ernst prügeln und hätte es auch gethan, wenn er mir in der ersten Wuth in die Klauen gefallen wäre. Ganze Bogen hat mir Dietrich deswegen schon Umdrucken laßen müßen. Es herrscht daher auch in D.'s Druckercy in diesem Punct solche Angst und Furcht vor mir, daß, sobald es Mspt. von mir ist, lieber zwey, drey expresse Boten geschickt werden, um seiner Sache gewiß zu seyn, als daß mans irgend wo aufs ungewiße ankommen läßt. Hört ihr? Daß also nur nicht ein Pünctchen, zu geschweige denn ein Buchstab oder gar ein Wort fehltl Ihr seht sonst Eures Unglücks kein Ende, weder hier zeitlich noch dort ewig.« Auch in andern Briefen finden sich Stellen, die uns zeigen, wie sehr Bürger mit dem Korrektor und mit den Druckern auf dem Kriegsfuß steht. Einmal läßt er seinem Zorn Luft, indem er schreibt: man solle alle Setzer und Korrektoren aus ganz Deutschland zusammenbringen und durch eine preußische Grenadiergasse 500 Mann drei Tage lang, jeden Tag zwölsmal, in Summa also 36mal jagen lassen. Aus dem Briefwechsel erfahren wir Näheres über die Werke Bürgers, die bei Dieterich erschienen sind, vor allem über die Ausgaben der Gedichte. Bei der ersten Ausgabe hatte der Dichter den damals gebräuchlichen Weg der Subskription eingeschlagen, und seine vielen Freunde waren allerorten rastlos tätig für ihn gewesen, so daß ein stattlicher Abnehmer- «) Strodtmann, Bürgers Briefe III, 123. kreis vorhanden war. Dieterich hatte dann die Herstellung übernommen, und trotzdem Boie, der Bürger bei der Heraus gabe der Gedichte als treuer Berater zur Seite stand, an den Gedichten feilte und verbesserte, vor der Verwendung von Kupfern warnte, hatte Bürger der Überredung Dieterichs nachgegeben und war mit Chodowiecki in Verbindung ge treten. Am 16. Januar 1778 schreibt Boie noch:*") Ich hoffe nicht, daß Du Dich von Dieterich bereden laßen wirst, Vignetten hinein zu nehmen. Seine, die er vorräthig hat, taugen alle nicht, und neue müßten sehr gut seyn.» Bürger beruhigt den Freund darauf und teilt ihm mit:") »In meine Gedicht Sammlung werde ich freylich einige Vignetten nehmen, aber überall nur 6 Stück; aber ganz neue, und eben so wie die Kupfer von meiner Wenigkeit inventirt. Alles ist schon bestellt bey Chodowieky; er arbeitet eifrig daran und ich hoffe mit Schmerz auf die Platten.» Am 5. Januar hatte Bürger an Chodowiecki bereits geschrieben und ihm den Auftrag erteilt, nachdem Dieterich bereits die Vorverhandlungen geleitet hatte. Der Brief lautet:") -Wie mir Herr Dietrich in Göttingen schreibt, so hat er seine und meine gehorsamste Bitte bereits an Sie gelangen laßen und von Ihnen das erfreuliche Versprechen erhalten, daß Sie die Ausgabe meiner Gedichte durch Ihre Kunst verherrlichen wollen. Ich bin zwar sonst eben nicht von übermäßiger Freude, aber diese Nachricht hat mich doch, in der eigentlichsten Be deutung des Worts — entzückt. Mit unbeschreiblicher Sehnsucht und hoher Erwartung sehe ich der Erfüllung Ihres gütigen Versprechens entgegen. »Ich hatte Herrn Dietrich zu 8 ganzen Octavblättern die Jdöen zugcschickt. Es beuchten ihm aber 6 Blätter genug, und weil die Zeit zu kurz war, weiter mit ihm zu conferiren, so ließ er nach Gutdünken zwey weg. Nun bin ich zwar, was 5 Stück betrifft, mit seiner Wahl ganz wohl zufrieden, nur aber hätte er das Blatt vor die Nachtseycr der Venus nicht in die Reyhe mitstehen laßen sollen; indem mir an diesem gerade am allerwenigsten gelegen ist. Ich habe in diesen Tagen ein anderes Gedicht, welches angeschlossen erfolgt, vollendet, und fals das Blatt vor die Nachtseier der Venus noch nicht ange- sangen seyn sollte, so wünschte ich von Herzen, daß das weg bliebe, und dafür ein sich auf die Entführung beziehendes Meister-Blatt an seine Stelle rückte. Bei Übersendung der Kupfer-Platten erbitte ich mir das Mspt. gehorsamst zurück. »Es ist wohl überflüssig zu versichern, wie angenehm mir die Gelegenheit sey, mit einem Mann reden zu können, auf welchen ganz Deutschland stolz ist.» Bald kamen Bürger und Dieterich zu der Überzeugung, daß mit großen Künstlern oft nicht gut Kirschen essen sei, schon Anfang März warnt Bürgers Freund Biester:") Laß Chodowiecky durch Dietrich antreiben, denn noch hat er nicht angefangen; er unternimmt zuviel Arbeit, und macht darüber am Ende oft was zu geschwind und seiner unwürdig.» und einige Tage später schreibt Bürger an Boie:") »Mir ist sehr bange, daß mich Chodowiecky in große Ver legenheit sezen werde. Vor wenig Tagen schreibt er an Diet rich, daß er die Vignetten erst auf Ostern und die Oktavblätter nach Ostern liefern könne. Ich bin desfals sehr unruhig.» Boie antwortet darauf:^) -Das ist ein schlimmer Umstand mit Chodowiecki. Ich war gleich Anfangs nicht für Kupfer und am wenigsten für Vignetten, weil ich Aufenthalte der Art aus Erfahrung kenne. Warum mehr Kupfer? Sind 4 nicht hinlänglich und mehr als die Subskr. erwarten dürfen? Bei den Exempl. die Dietrich nachher verkauft, sollen billig gar keine Kupfer seyn.» ") Strodtmann, Bürgers Briefe. II, 210. ") Ebenda II, S. 213. ") Ebenda III, S. 20S. Ebenda II, 243. ") Ebenda 245. ") Ebenda V, 250. 573'
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder