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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.05.1906
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 02.05.1906
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- Deutsch
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100, 2. Mai 1906. Nichtamtlicher Teil. 4377 Nichtamtlicher Teil. Johann Christian Dieterich und seine Autoren. Aus der Geistesgeschichte des 18. Jahrhunderts. Von I. L. Eckardt. I. Dieterich und Bürger. (Schluß statt Fortsetzung aus Nr. 99 d. Bl.) Es scheint, als ob zwischen Dieterich und Bürger eine gewisse Spannung geblieben ist; der herzliche Ton, der die srühern Briefe kennzeichnet, fehlt zwar in den wenigen uns erhaltenen Briefen aus Bürgers letzten Lebensjahren nicht ganz, aber die scherzhaften Redewendungen und Benennungen kommen nicht mehr vor. Mit einem Schreiben vom 3. Ok tober 1792') sendet Dieterich zwar Geld, klagt aber sehr über schlechte Zeiten, über die vielen Verluste, die er hat, macht die schon früher hier erwähnte Mitteilung, daß er den Musenalmanach abgeben muß, und teilt dem Dichter schließ lich mit, daß er nicht glaube sein Schuldner zu sein: »Ferner liebster Freund glaube ich nach der Übersicht nicht, daß ich Dein Schuldner bin, und soll, sobald nur die Callender arbeith, und Verschickung vorüber, die erste arbeith seyn, Deine Rechnung zu Schließen, da mir selbst daran zu wissen gelegen ist, um zu Sehn wie wir mit ein ander Stehn, und solst Du keinen Pfennig einbüßen, dazu habe ich Dich zu lieb. Sage mir doch, wie Viele gänse ich Von Dir bekommen, wie Du von ^pxsvroäs oder Oslxsbauson hierher zogst, diese habe noch nicht creditirt. 6 Centner Heu wohl, aber sonsten nichts, oder ist sonst noch etwaß so ich bekommen. So melde es mich vorher, damit ich solches creditiren kann, und ich vergessen hätte. Nach dem die Rechnung beschaffen seyn wird, solst Du befriedigt werden.- Später scheinen neue Mißhelligkeiten vorgekommen zu sein, oder Dieterich hat den alten Groll wieder Herr über sich werden lassen. In seinem Todesjahr, im Januar 1794 wendet sich nämlich der schon todkranke Dichter an den Haus genossen Lichtenberg und bittet ihn, sein Fürsprecher bei Dieterich zu sein, um Abrechnung zu verlangen und die Be schleunigung des Drucks der Prachtausgabe seiner Gedichte zu erwirken. Der Brief ist das letzte zurzeit vorhandene Schreiben, in dem Bürger über sein Verhältnis zu Dieterich spricht. Dem Unbeteiligten, der beiden in inniger Freund schaft verbunden war, schüttet er sein ganzes Herz aus:^) -Zuvörderst wünsche ich durch Ihre gütige Vermittelung zu erfahren, was ich wohl dem alten Dieterich zu Leide gethan haben mag. Seit geraumer Zeit thut er, als ob ich gar nicht in der Welt, oder als ob ich ein Aussätziger wäre, mit welchem man sich nicht gern abgiebt. Ich habe ihn zwar schon längst selbst deßwegen befragt, da er es denn an Protestationen gegen meine Vermuthungen nicht fehlen lassen, und vorgegeben hat, daß er deßwegen nicht zu mir käme, weil ihm meine Wohnung wegen der Madame Weiland, die ihm und mir, seinem so herz lich geliebten Freunde, so vielen Verdruß zugefügt, ganz fatal geworden wäre. Allein diese Empfindsamkeit ist doch ein wenig sonderbar und mag in der That so gar weit nicht her sepn, weil er nach dem Abzüge der Madame Weiland mehrere Mahle bei mir gewesen ist. Dem sey indessen, wie ihm wolle, so leide ich dabei auf mancherlei Weise. Nicht etwa deßwegen, weil ich nun von seinen Revolutionsschmäusen nichts erfahre, sondern weil der empfindsame Mann über meiner, vermuthlich wegen der Wohnung, mit fatalen Person, auch meine fatale Rechnung, und die fatale neue Ausgabe meiner fatalen Gedichte ganz und gar vergißt. »Unzählige Mahle habe ich ihn schon mündlich und schrift- ') Strodtmann, Bürgers Briefe III, 216. -) Ebenda IV, 237 u. f. Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 73. Jahrgang. lich gebeten, mir meine Abrechnung zu machen, indem ich seit IS bis 20 Jahren gar nicht weiß, wie ich mit ihm stehe. Seit länger als Jahr und Tag hat es geheißen, daß die Rechnung ausgezogert, nur aber noch nicht summirt sey, indem er nicht wüßte, wie hoch, — ein überaus wichtiges Object, nehmlich einige aus Appenrode von mir erhaltene Gänse! — in Anschlag zu bringen wären. Wie wohl ich nun wegen alles aus einer un richtigen Taxation für mich besorglichen Schadens sein zartes Gewissen völlig beruhigt, so habe ich doch die Rechnung bis heute noch nicht erhalten können.- -Zu der angekündigten Prachtausgabe meiner Gedichte ver sprach mir Hr. D., so viel ich ihn glaube verstanden zu haben, Druck und Papier umsonst, wenn er dafür eine gewisse Anzahl von Exemplaren für sich mit abdrucken lassen könnte. Ich ließ mir das gefallen, weil ich damals noch nicht glaubte, daß die Veränderungen so beträchtlich wachsen würden, als sie nunmehr unter den Händen gewachsen sind. Er verschrieb Papier, und nach langem Warten kam es; allein es war für die Absicht nicht brauchbar. Es sollte anderes verschrieben werden; allein bei dem sollte ist es vermuthlich geblieben. Ich hatte Didot'sche Schrift auf Velin-Papier angckündigt; er lieh Prillwitzer kom men, die aber nun auch schon stumpf gedruckt worden sind. »Diese beiden Puncte, liebster Freund, müssen mir, wie leicht zu erachten ist, sehr am Herzen liegen. Ich möchte doch gern endlich einmahl wissen, wie ich mit Herrn D. stehe, und ob er mir schuldig ist oder ob ich ihm schuldig bin. Hiernächst wird mir meine Schuld gegen das Publicum von Tag zu Tage drückender. Um nun mit Herrn D. endlich auf das reine zu kommen, so kann ich ihn zwar von dem ersten Puncte, nehmlich der Anfertigung seiner Rechnung, nicht los zählen; allein, was den zweiten betrifft, so bin ich bereit, einen andern Weg ein zuschlagen. Ich kann mir wohl vorstellen, daß Politische Kannegießereien und Reoolutions - Almanache jetzt besser gehen, als Gedichte etc. Eben daher kann ichs auch wohl erklären, warum mir HC. Dieterich so wenig in meiner Angelegenheit beförderlich ist. Ich selbst würde gleichfalls wie Herr D. denken, wenn ich nicht einmahl durch Versprechungen und Einnahme eines großen Theils der Pränumerations-Gelder eine Schuld auf mich geladen hätte, die ich nun nicht mehr ungetilgt lassen kann und will, sollte auch die Tilgung, wie ich voraussehe, mit meinem Schaden geschehen. Ich darf ohne Prostitution zu fürchten nicht lange mehr damit zögern; HE. D. aber hat von allen dem, was dazu gehört, nichts in Bereitschaft, weder Papier, noch Didotsche Lettern, noch Glätt anstalten usw., und ehe das alles in Bereitschaft käme, und die Revolutions-Arbeiten es zuließen, an meine Gedichte zu gehen, müsten wieder viele Jahre htnstreichen. Ich sehe also kein anderes Mittel, als die neue Ausgabe meiner Gedichte auf andere Weise ohne Zuthun des Herrn D. zu veranstalten. Es scheint mir nun zwar nicht, daß ihm dieses wegen des heurigen schlechten Marktpreises der Poetereien sehr zu wider seyn werde; auch glaube ich, alles um und um überlegt, nicht, daß ich durch Rechtsgründe verhindert werden, dieß auch wider HE. Dieterichs Willen ins Werk zu richten; indessen wünschte ich doch, daß alles in Frieden abginge. Ein Theil des Publikums steht nun doch einmahl in dem Wahne, als ob HE. D. von je her mein großer Wohlthäter gewesen wäre, und mich gleichsam um Gottes Willen ernährt hätte, und wer ihn selbst reden hört, kommt von diesem Wahne schwerlich zurück. Es möchte also als ein himmelschreiendes Stück der Undankbarkeit erscheinen, wenn ich wider Herrn D.'s willen mir auf eine andere Art zu helfen suchte; ob er schon mir selbst nicht hilft; ob er schon an den folgenden Auflagen eigentlich kein Recht hat, da wir jedesmal neue Accorde getroffen; ob schon diese neue Auflage, wegen der Auslassungen, Zusätze und gantz neuen Umbildungen, gleichsam ein neues besonderes Werk wird, welches die vorige Auflage für die Liebhaber niemals un brauchbar machen wird; ob Herr Dieterich gleich die vorige oft genug abgesetzt haben muß, da er selbst einen Nachschuß davon gemacht hat, und ob er sie gleich noch so oft auflegen kann, als er will. Keineswegs eine Aussicht, ohne H. E. D. ein beßeres Glück zu machen (wiewohl das, was ich bei ihm gewinnen S73
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