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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.05.1906
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- Erscheinungsdatum
- 02.05.1906
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- Deutsch
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4382 Mchtamtlicher Teil. 100, 2. Mai 1906. Bald nach dem Erscheinen dieser zweiten Ausgabe seiner Gedichte faßte der Dichter den Plan zu einer neuen Pracht ausgabe, die er als Abschluß seiner dichterischen Tätigkeit betrachtete. Im Jntelligenzblatt der Allgemeinen Literatur zeitung vom 24. Oktober 1789 kündigt er sein geplantes Unternehmen an: .Der nicht vermuthete schnelle Absatz der neuen Auflage meiner Gedichte-, heißt es, -ist mir ein angenehm rührender Beweis, daß ich an dem Wohlwollen einer beträchtlichen Anzahl meiner Landsleute noch nichts eingcbüßt habe.- Er erwähnt dann, daß wohl noch weitere Auflagen durch Dieterich veranstaltet werden würden, falls das Publi kum weiter Gefallen an seinen Dichtungen fände und der Nachdruck eine Neuausgabe überhaupt profitabel erscheinen lasse; sein sehnlichster Wunsch sei aber, »seine Werke mit etwas mehr Eleganz, ja warum nicht auch bescheidener Pracht? gedruckt zu sehen, als das gewöhnliche und größere Publikum zu tragen gewohnt oder im Stande ist«. Er führt dann ausführlicher seinen Plan aus: »Viele meiner Freunde und Bekannten haben denselben Wunsch gegen mich geäußert, und von ihnen aufgemuntert, schmeichle ich mir bey so günstigen Aspecten vielleicht nicht ver gebens, unter fast 30 Millionen meiner Landsleute einige hundert Liebhaber zusammenzubringen, die bey erforderlichem Wohlstände, frey von dem Geiste einer kleinlichen Knickerey, und erhaben über alle gemeinen unveredelten Gesinnungen, sich einige Thaler nicht dauern lassen, um die Werke eines Dichters, dem sie hold sind, in einer vorzüglichen äußerlichen Schönheit zu besitzen. Ich wage es daher getrost, für den Pränumerations- Preis von einem Louisd'or zu 5 Rthlr. eine außerordentliche Auflage meiner Gedichte, ohne alles Anhängsel von Vor- unb Nachreden, in zwey Bänden Median-Octav auf schönem ge glätteten Schweizerpapier, ja, wenn der Erfolg dieser Ansage gut aussallen sollte, selbst auf papisr vsliv, mit schöner lateini scher Didot'scher Schrift, mit einer solchen Auswahl, Politur und Correctheit des Textes, und mit solchen Kupfer-Ver zierungen — nicht Belastungen — zum Frontispice, anzu kündigen, daß hoffentlich über Mangel und Unvollkommen heit keine Unzufriedenheit entstehen soll.» Er beklagt dann, daß in Deutschland sich nicht wie in England Gönner finden, die sich durch fürstliche Munificenz auszeichnen, und daher große Summen für literarische Zwecke in kurzer Zeit zusammenzubringen seien; er erklärt, als deutscher Dichter sich schon hinlänglich geachtet und belohnt zu fühlen, wenn sich nur so viel Liebhaber fänden, daß die Ausgabe über haupt veranstaltet werden könnte, ohne ihm auch nur den geringsten Vorteil zu gewähren. — »Sollte aber eine größere Anzahl-, fährt er fort, »als ich zu hoffen und zu erwarten mich bescheide, mir einigen Überschuß gewähren, so setze ich auch billig voraus, daß die Interessenten solche sind, die denselben ihrem Lieblingsdichter mit einer edlen Freude gönnen, und nicht, wie man sagt, beschreyen werden. So wie ich also unter einem ernstlichen: Lroeul, o prooul sste, prokani! nur Wohlhabende und unter diesen die Edelgesinnten einlade: also werde ich ihre Nahmen, als Nahmen vorzüglicher Freunde und Beförderer der Kunst zum bleibenden Denkmahl und zur Ehrenrettung eines Zeitalters, in welchem von höchstem allgemeinen deutschen Regiments wegen der vaterländische Schriftsteller nicht einmal durch gerechte Vertilgung des von allen Weisen und Edlen tief verworfenen Nachdruckshandwerks geehrt und belohnt wird, sorgfältig voran drucken, und über ihre Anzahl nur sehr wenig Exemplare abziehen lassen, welche ntemahls in den ordentlichen Buchhandel kommen werden.- Zum Schluß bittet Bürger um recht baldige Anmeldung zur Subskription, um einen Überblick zu gewinnen, ob die Ausgabe überhaupt veranstaltet werden kann und wie hoch die Auflage eventuell zu bemessen sei; Geldsendungen bittet er vorerst zu unterlassen. Die Anmeldungen liefen anfänglich recht sparsam ein; am 26. November 1789 schreibt er dem treuen Bote?») -Mit meinem Subscriptionswesen auf die Prachtausgabe sieht es noch windig aus; und gleichwohl habe ichs so gut, theils mit Aus- und neuen Einmusterungen, theils mit Verbesserungen im Sinne. Kommts nicht zu Stande, so mag auch das deutsche Publicum der Teufel holen. Ich werde mich nicht weiter darum bekümmern, sondern in der Stille mein Kartoffelfeld bauen. Doch — die Zeit ist ja noch nicht abgelaufen.- Die Anmeldungen auf diese Prachtausgabe liefen in dessen sehr spärlich ein, und der Dichter war im höchsten Grade mißgestimmt über den schlechten Erfolg seiner An kündigung. Am 14. März 1790 heißt es in einem Brief an F. L. W. Meyer?") -übrigens dachte ich, das deutsche Publikum hätte etwas mehr Ehre im Leibe, und kündigte daher eine neue prachtvolle Ausgabe meiner Gedichte mit Didotscher Schrift auf geglättetem papisr völin L 1 I-ä'or an. Ich dachte, es sollte wenigstens so viel Überschuß heraus kommen, um Euch L. Io. Moritz nachreisen zu können. Aber das deutsche Publikum ist — oxpsrto orsäo kupsrto — ein wahrer Lause(junge), der sich nicht schämt und nicht grämt. Ungefähr hundert und dreißig Abonnenten haben sich gemeldet; allein damit ist nichts anzufangen, wenns nicht wenigstens noch einmal so viel sind. Der Lause(junge) behilft sich lieber mit Nachdrucken, der ppter ein halbes Dutzend im Gange seyn mögen.- Im Sommer schrieb Bürger an Gleim, daß das Er scheinen zweifelhaft sei; einem andern Freund meldet er dagegen?") »Die Pracht Ausgabe meiner Gedichte wird, jedoch adsgus laoro für mich, mit Kummer und Noth wohl noch zu Stande kommen. Ein halbes Dutzend Nachdrucker aber sollen sich, wie ich höre, bisher ganz gut dabey gestanden haben.- Der werktätigen Hilfe seiner Freunde, vor allem des treuen Bote, war es zu danken, wenn schließlich die nötige Anzahl Zeichner zusammengebracht wurde. -Das deutsche Publikum muß, gesinnt und gestimmt, wie es einmal ist, mehr mit der Nase auf die Sache gestoßen werden-, hatte er im Januar 1790 an Bürger geschrieben »') Uner müdlich war Bote tätig, und es gelang ihm, den Kron prinzen von Dänemark zur Zeichnung auf 20 Exemplare und viele hohe Adelige in Schleswig-Holstein und Dänemark gleichfalls zur Subskription zu bewegen; so daß der Dichter nunmehr an die Arbeit gehen konnte. Wir sehen, wie er in seiner letzten Leidenszeit gepeinigt wurde von dem Gedanken, daß die Pränumeranten um ihr Geld — sie hatten mittlerweile zum Teil gezahlt — gebracht werden könnten, und wie es ihn erregte, daß Dieterich sein Ver sprechen nicht zu halten schien. Wie Schiller sollte auch Bürger die Prachtausgabe seiner Gedichte nicht erleben; erst nach seinem Tode unternahm Dieterich, wie schon ge meldet, gegen Auszahlung von 200 Rthlrn an die Erben die Herausgabe und beauftragte Karl Reinhard damit. Sie erschien 1796, und aus Briefen Althofs an Boie und Briefen Lichtenbergs erfahren wir mancherlei darüber. Sie war vornehm ausgestattet, aber etwas unhandlich; die Verlagshandlung veröffentlichte gleichzeitig eine genau über einstimmende wohlfeile Ausgabe in kleinerm Format. Reinhard ist bei der Sichtung und Aufnahme der Gedichte recht selbständig vorgegangen; Kenner, wie Grisebach, schätzen diese Ausgabe gar nicht und halten sich an die Ausgabe von 1789. Den Gedichten folgten 1797—1802, gleichfalls von Reinhard herausgegeben, zwei Bände »Vermischte Schriften«, die dann mit den beiden Gedichtbänden die erste Ausgabe der »Sämtlichen Schriften« in vier Bänden bildeten. Die 2S) Strodtmann, Bürgers Briefe III, 299. 2») Strodtmann, Bürgers Briefe IV, 30. °°) Ebenda IV, 65. l») Ebenda IV, 7.
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