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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.05.1906
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 02.05.1906
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
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00, 2. Mai 1906. Nichtamtlicher TeU. 4381 »Ihr scyd, mit Gruß! ein arger Geselle. Einen so anzu schnarchen, der ohnehin den Balg so vol Unmuth und Ärger hat! Ohne zu überlegen, ob Er's auch wohl verdiene.« -Ist das in der Christenheit erlaubt? Ebendeswegen, weil ich woltc, daß der merkantilische Theil meines Unternehmens mit gehöriger Ordnung und Genauigkeit besorgt werden solte, verband ich mich mit einem Buchhändler. Was kann nun ich dafür, daß das nicht geschehen ist. Ich erfahre es nun leider! zu spät. Indessen, so wie Euch, ist es mehreren ehrlichen Leuten gegangen, die noch höher geschoren sind, als Ihr, Herr Kumpan. Ich habe den Dietrich wacker darüber ausgehunzt. Er ent schuldigt sich darüber schriftlich so weitläufig, als cs unser Freund Weygand, der, wie Ihr wißt, kein Lakonier ist, nur immer thun könte, und fügt schließlich hinzu wie folget: --Am vergangenen Sontage (d. i. am 6ten buj) habe ich mit der Dudcrstädter reitenden Post gleich an H. E. Miller ge schrieben und mich excusirt, und Ihre und meine Unschuld ge meldet; ferner H. E. Monath in Nürnberg, dem wegen der Nachdruckerei 100 Exemplare in Commission gegeben, beordert, mit erster Post diese IS Exemplare abzuschicken.«« -Dietrich hatte mir schon, auf mein beständiges Antrciben, vor einigen Monathen die Versicherung gegeben, daß alles be sorgt sey. Wie konnte ich wißen, daß dennoch hier und da Mangel sey? Was übrigens die Kupfer-Abdrücke betrist, so werdet Ihr freilich, wie mehr den 1S00 andre ehrliche Sub- scribenten mit schlechten vorlieb nehmen müßen. Aber was kan ich dafür, daß die Platten, die an die lOO Rthlr. gekostet haben, kaum drei bis 400 erträgliche Abdrücke ausgehalten haben. Aller Verdacht fällt dahin aus, daß den Platten, ehe sie in unsre Hände gekonimen, die Jungfernschaft durch eine wahre Noth- züchtigung genommen seyn mus. Verursacht Euch indessen dieser Umstand Schaden, mein Gott! so versteht sichs ja von selbst, daß ich den gern trage, und könt Ihr mir ja das nur sagen, ohne mich auszuhunzen. Ehe Ihr Schaden leiden soll, wil ich lieber, daß Ihr alle Exemplare auf meine Kosten zurücksendet; da ich Dir auch das Geld sdl.8. wenn ichs erst werde erhalten haben) auf meine Kosten zurückschicken will. Was willst Du darum weiter, Du ungcberdiger Aushunzer? Huno travssawus aä religua.« Die Sammlung der Gedichte errang jedoch einen durch schlagenden Erfolg, begeisterte Urteile finden sich in großer Zahl. Natürlich widerfuhr Bürger das gleiche Schicksal wie allen Dichtern seiner Zeit: die Sammlung wurde nach gedruckt, und zwar in den Jahren 1778 und 1779 dreimal, in Frankfurt und Leipzig 1778, in Karlsruhe 1779, in Petersburg 1779. Bürger war sehr erbittert auf die scham losen Nachdrucker; in Briefen an Boie und Dieterich macht er feinem Arger Luft und verfaßt auch eine Abhandlung, die dem Nachdruckwesen steuern sollte. Sie wurde 1779 im Deutschen Museum abgedruckt. Er schlägt die Errichtung einer förmlichen Assekurations-Sozietät und -Kasse vor. aus der dasjenige Mitglied, dem ein Verlagsartikel nachgedruckt wird, eine derartige Vergütung erhält, daß es, von dem Tage, da der Nachdruck erschien, angefangen, seinen Artikel wenigstens um die Hälfte wohlfeiler als der Nachdrucker verkaufen könnte. Die Societät sollte ferner das Recht haben, den Nachdrucker durch Repressalien zu strafen, seine recht mäßigen Artikel, wenn er deren hat, nachzudrucken, und diese um ein »halbes Spottgeld« zu verkaufen oder gar zn ver schenken. Bürger hatte mit diesem Vorschlag keinen Erfolg; er konnte ebensowenig dem Krebsschaden jener Zeit abhelfen wie so viele vor und nach ihm, und sollte bei der zweiten Ausgabe seiner Gedichte, deren später noch Erwähnung ge tan wird, dieselben schmerzlichen Erfahrungen machen. In der noch zu schreibenden Geschichte des Nachdrucks in Deutsch land und seiner Bekämpfung dürfte an den Bestrebungen Bürgers nicht achtlos vorüberzugehen sein. 178Z kündigte Bürger eine neue Ausgabe seiner Ge dichte an und eröffnet? 1784 eine Subskription darauf; aber es vergingen fünf Jahre, bis diese zweite Ausgabe endlich Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 73. Jahrgang. 1789 bei Dieterich in zwei Oktavbänden erschien. Der Er folg war kein so glänzender wie bei der ersten Ausgabe; 1778 waren es etwa 2000 Subskribenten, 1789 nur 439 mit ca. 600 Exemplaren. Mancherlei kam dazwischen, um die Ausgabe so lange hinauszuziehen, die Sorgen und Wider wärtigkeiten in Gelliehausen und Appenrode, der Tod der ersten Gattin, die Übersiedelung nach Göttingen, der Ein tritt in die akademische Laufbahn und schließlich der Tod der geliebten Molly. Nach ihrem Tode war er ganz ver zweifelt und schrieb dem treuen Boie anläßlich seiner Gedichte:^) »Meine Gedichte würde ich schivchrlich in meinem ganzen Leben wieder zur Hand nehmen, wenn ich mich nicht noch für etwas mehr, als meine eigene armselige Person zu interessircn hätte. Die Beylage wird Dich von der nun nahe bevorstehenden neuen Auflage weiter unterrichten. Kannst Du etwas für mich thun, so weiß ich, Du thust es ungebeten. Du kannst diese Ausgabe ziemlich als mein letztes, als mein Testament ansehn. Meine Kraft ist dahin; was mir noch übrig ist. das will ich zur Verherrlichung meiner Unvergeßlichen zusammenraffen.« Neue Verzögerungen traten hinzu, im Mai 1787 schrieb er seinem Schwager Oesfeld:^) -Meine Gedichte werden, da endlich die Kupfer und Vig netten nun da sind, diesen Sommer gewiß erscheinen. Hiermit trösten Sie sich und Ihre Pränuweranten, wenn ihnen, wie freylich kein Wunder wäre bey so langem Verzüge, endlich um ihr Geld bange werden sollte.« Zwei Jahre später, im Januar 1789 teilt er Friedrich Ludwig Wilhelm Meyer mit:^) -übrigens kommen meine Gedichte im ganzen Ernst auf Ostern noch heraus, und zwar mit so lieblichen Vermehrungen, daß Ihr Convulsionen vor Entzücken bekommen sollt. Ihr werdet glauben, der selige Petrarca sei von den Tobten auf erstanden, wenn Ihr mein hohes Lied und — und — meine Sonette nur von fern werdet tönen hören; denn Ihr sollt wißen, daß ich fast Tag für Tag ein Sonett producire.« Wenige Wochen darauf erschienen dann endlich die Gedichte und fanden wiederum, wenigstens im großen und ganzen, freudige, begeisterte Aufnahme: -Ihre Gedichte habe ich gleich verschlungen und gleich auch das Stück gefunden, was zuerst meine Augen auf sich ziehen mußte, Ihr Meisterstück und sicher eins der größten Meisterstücke unserer Sprache, das sicher mit derselben leben und sterben wird, das unübertreffliche hohe Lied, das nur mein Bürger singen konnte, wie es gesungen ist«, schreibt Althoff.") Bekannt ist aber auch, daß 1791 in der Jenaischen Allgemeinen Litteraturzeitung eine anonyme sehr absprechende, zum Teil hämische Besprechung erschien, als deren Verfasser- Schiller ermittelt wurde. Diese Besprechung hat die Schaffens freudigkeit Bürgers sehr beeinträchtigt und einen verderblichen Einfluß auf seine Gesundheit ausgeübt. Der Nachdruck bemächtigte sich natürlich auch dieser zweiten Ausgabe der Gedichte. Bürger hatte zwar in seiner umfangreichen Vorrede zu der neuen Ausgabe in ironisch satirischer Form der Nachdrucker gedacht, sie als die wahren Verbreiter der Aufklärung, der Tugend, des guten Geschmacks, der feinen Lebensart und Sitte bezeichnet und hervorge hoben, welche Verdienste sich Nachdrucker wie Christian Gottlieb Schmieder und Genossen um den Geldbeutel des Publikums erwürben, indem sie so billige Ausgaben her stellten; aber dieser Hinweis nutzte nichts, gerade Schmieder brachte schon recht bald nach dem Erscheinen der Original ausgabe einen Nachdruck, bei dem er allerdings in der Vor rede den Passus fortließ, der sich mit ihm und dem Nach druck beschäftigte. ") Strodtmann, Bürgers Briefe Hl, 170. ") Ebenda III, 184. r») Ebenda III, 211. ") Ebenda III, 222.
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