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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.05.1906
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- Erscheinungsdatum
- 02.05.1906
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- Deutsch
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4380 Nichtamtlicher Teil. ^ 100, 2. Mai ISO«. So gehen die Klagen über die Kupfer hin und her. »Ach! die Kupfer! die Kupfer! Au! Au! Au!« ruft einmal Bürger in einem Briefe an Dieterich, und an Boie schreibt Bürger:") -Wenn Chodowiecky die Kupfer-Platten nur erst schickte. Das sezt mich in verdamte Unruhe. Der Druck wird zu ge höriger Zeit fertig. Aber der Kupferdruck I Cs wäre der in famste Streich der mir passiren könte. Früh genug sind sie befielt, aber Chodowiecky nimt, wie mir Biester vor einigen Tagen schrieb, gar zu viel Arbeit über sich und macht darüber oft Arbeit, die seiner nicht völlig würdig ist. Dietrich hat ihm schon die Bczalung größtentheils pränumerirt, welches ich gewis weis. Wird das Werk nicht zur Meße fertig, so sind nur zwei Wege. Entweder mit großen Kosten durch die Post zu verschicken, oder bis Michaelis zu warten. Eins ist so fatal, als das andere.» Am 28. April 1778 hat der Dichter dann endlich die Kupfer, und mit einem Stoßseufzer schreibt er seinem Verleger:") »Gottlob und Dank! daß nur erst etwas da ist. In höchster Eile, weil ich entsezlich viel Scheererey auf dem Halse habe, habe ich die Stiche, die mir nicht überal allerdings behagen wollen, nur flüchtig betrachtet. Das fatalste ist mir der Harfenist in der Stuz- oder Allonge-Perügue. Pfui Dich an> Die Leute, Gott weiß warum? stellen sich ohnehin unter mir einen alten bePerükten griechischen Pedanten vor. So sehr ich sonst abgeneigt war, mich in Kupfer stechen zu lassen, so wünschte ich doch wahrlich nunmehr, daß ein echtes Conterfey von mir den fatalen Eindruck weglöschte, den mancher nunmehro sich von meiner Figur machen wird.» An Boie sendet der Dichter Abdrücke der vier ersten Kupfer und bemerkt dazu:") -Dietrich muß über Chodow. Verspätung Tag und Nacht arbeiten lassen, um noch zur Meße fertig zu werden. Du wirst die Kupfer mit mir Chodow. würdig finden. Nur auf dem Titelkupser wird Dir der fatale Harfenist in der Stuzperükke, wie mir, höchst ärgerlich seyn. Die Allegorie von Volkspoesie wirst Du nicht verkennen. Ich hatte Chodow. einen simpel aber modern gekleideten Sänger oder Spieler, der einer an dächtigen Zuhörerschaft aus allen Ständen auf einer Harfe oder sonstigen populären Instrumente was vorspielte, vorgeschrieben. Nun erscheint der alte Philister! Ganz gewiß hat Chodow., wie es schon gar vielen Leuten ergangen, sich unter mir als Amtmann, solche Figur vorgestellt. Warlichl Nun ists hohe Zeit, daß ich mich nach Leib und Leben in Kupfer stechen laße. Übrigens hat Chodow. meine ihm angegebenen Ideen herrlich aufgesaßt. Was sagst Du sonderlich zur Geistergruppe und dem ganzen Blatte von Lenoren? Du wirst die Blätter und ihren Inhalt nicht verkennen. - Boie bemerkt hierzu:^) -Über den dicken Amtmann mit der großen Perücke auf dem Titelkupfer habe ich lachen müßen. Freylich mögen sich die Leute in Dir so einen denken.» So schien aües, bis auf das verunglückte Titelbild in bezug der Kupfer, aufs beste geregelt zu sein; aber das Un angenehmste kam noch nach. Boie hatte sich bei Bürger beschwert, daß so viele Subskribenten die bestellten Exem plare nicht erhalten hätten, und sich nach der Ursache der Verzögerung erkundigt; unterm 18. Juni 1778 schreibt ihm Bürger darauf:") »An meine Gedichte mag ich garnicht denken, denn mir wird übel dabei un Magen. Dietrrch, der vor 14 Tagen durch Hannover gerefft ist, wird Dir erzält haben, wie infam es uns mit den Kupfern gegangen ist. Es kan nicht anders seyn, CH. mus schon Abdrücke zu 1000 vorweggenommen haben, denn die Strodtmann, Bürgers Briefe V, S. 269. ") Ebenda II, 277. "h Ebenda S. 278. ") Ebenda S. 280. Ebenda U, 286. ersten 600 Abdrücke sind kaum leidlich und die übrigen «oaa- äalsus geworden.- Und einige Tage darauf schreibt er an denselben:'") -Der Magen wendet sich mir um, wenn ich an mein ver dammtes Subscriptionswesen — oder vielmehr Kupferwesen gedenke. Ich werde bombardirt von allen Orten um die Exem plare. Das ärgste ist, daß die wirklichen Pränumeranten nicht einmal sofort befriedigt werden können. Die Platten sind meines Wissens noch nicht wieder zurück, llberdem muß der Henker den Dieterich auch jetzt auf Reisen nach Hamburg und wer weis, wo sonst noch hinführen. Und wenn ich noch 100 Werke herausgebe; so wil ich doch mein lebelang keinen Kupfer wieder nehmen. Das hat mich einmal in Verlegenheit gesetzt!» Auch sonst hatte der Dichter manche Ungelegenheiten mit dem Druck seiner Gedichte, Ungelegenheiten, die aller dings nicht von einschneidender Bedeutung waren und die auch die Harmonie zwischen Dichter und Verleger nicht störten. Im Gegenteil, die Beziehungen zwischen beiden wurden immer inniger, und wir verdanken dieser gemein samen Arbeit der beiden die vielen, für Bürger so charakte ristischen Briefe, die er an seinen Verleger richtet. Voll Stolz meldet Bürger in verschiedenen Briefen dem Verleger den Zuwachs an Abnehmern, muß aber dann nachher dem Freunde Boie zu seiner Betrübnis melden, daß der vorsichtige Ver leger die Auflage höchstens auf 2000 Exemplare veranschlagt habe und nur mit großer Mühe mehr würde drucken können. -Nach und nach wird mir vor der Menge bange. Ich und Dietrich hatten die Auflage zum äußersten auf 2000 angeschlagen. Wer Henker hätte so viel vermuthet! Nun kan Dietrich mit Kummer und mit Noth kaum 2'/, tausend Auflage zu Stande bringen. Es geht so knap um das Papier, das allenthalben so rar ist. So viel ist gewis, daß in sig Jahre die ganze Auf lage vergriffen ist, wo nicht schon mit instehender Messe. Ich habe mit Dietrich einen sehr guten Contract, nur auf diese Auflage. Ist die vergriffen, so gehört das Buch wieder mein. Er mus alle Kosten stehen, die gewis an 600 Rthlr. betragen. Je doch gewint er auch dabet, daß er zufrieden seyn kann. Ich aber gewinne mehr als wenn er weniger als i/g gewint; und so mus es billig seyn. Dietrich hat sich an die 600 Rthlr. Schaden gethan. Ich verlangte anfangs entweder gleich 100 Louisd'or baar von ihm, oder meinen jezigen Kontrakt in Exemplaren. Im erstern Falle wolll ich dennoch die Subscrip tion in meinem Nahmen ankündigen. Der Herr hatte aber ent weder keine Courage, oder kein Geld. Wie lieb ist mirs nun, daß er beides nicht hatte.« Boie, der wohl schon ähnliche Erfahrungen gemacht hat, schreibt darauf:") -Ich wolte dich schon fragen, ob Dietrich denn bei deinen Gedichten noch gar keinen einfältigen Streich gemacht, aber dein letzter Brief beantwortet mir die Frage schon im Voraus. Er hätte bei dem guten Anlaß der Subscription wenigstens 4000 Ex. drucken müssen. Nun ist sehr wahrscheinlich, daß die Sub skribenten allein diese Auflage erschöpfen, und dann, wenn es auf der Meße an Ex. fehlt, gleich ein Nachdruck da seyn wird.» Schließlich stellt sich dann zu Bürgers Verdruß heraus, daß er die Gedichte mit 20 Bogen abbrechen muß, weil Dietrich nicht genug Papier auftreiben konnte und deshalb manches seiner besten Gedichte fortlassen mußte. So gab es Ärger über Arger, und als nun schließlich die Gedichte wirklich erschienen waren, kamen die Unan nehmlichkeiten mit den Kupfern, die dadurch erfolgte Ver zögerung in der Versendung und die vielen Mahnungen seitens der Pränumeranten und Buchhändler. Von den vielen Briefen, die Bürger deshalb schrieb, und die seinen Ärger widerspiegeln, sei nur auszugsweise einer wieder gegeben, den er in dieser Sache an I. M. Miller schrieb:") Strodtmann, Bürgers Briefe II, 290. -fl Ebenda II, 265. 2°) Ebenda 299.
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