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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.04.1906
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 26.04.1906
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- Deutsch
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95, 26. April IS06. Nichtamtlicher Teil. 4175 annoncierten und zu sonst keinem Preise vertäust wird, und solch ein System muß eingeführt werden, sei es, daß die Bücher als »net« bezeichnet werden, sei es. daß sie irgend einen andern Namen erhalten. Es wäre sonst wohl besser, daß die Verleger den festgesetzten Preis ganz aufgäben und es dem Sortimenter überließen, einen ihm für das einzelne Werk gut dünkenden Preis festzusetzen, falls ihnen der vor genannte Plan nicht geeignet erscheint oder falls sie sonst keine Abhilfe schaffen können. Man darf von den Verlegern billigerweise aber nicht erwarten, daß sie den Sortimentern hier entgegenkommen, bevor diese nicht das ganze Jahr hindurch ein entsprechend großes und vielseitiges Bücherlager führen. Die Zunahme der öffentlichen Bibliotheken und sonstiger Methoden, das Publikum mit Büchern zu versehen, scheinen den Verkauf eingeengt zu haben; das braucht den Buchhändler aber durchaus nicht zu entmutigen; für gute Bücherläden ist überall Platz, und ein gewähltes Lager, befähigte Verkäufer und ein sachkundiger Betrieb werden beim Publikum auch Anklang finden. Man darf nicht vergessen, daß Tausende gebildeter Leser viele der bestehenden Geschäfte für ihre Bedürfnisse als unzulänglich betrachten und daß die Zahl der Käufer sich vergrößert, wenn der Buchhändler seinen Kunden mit Rat und Auskunft zur Seite stehen kann. Für die Fortdauer und den Fortschritt des Sortiments ist auch eine buchhändlerische Lehranstalt als unbedingt not wendig zu betrachten. Es ist außerdem nötig, und es sollte nicht unmöglich sein, den geschulten, tüchtigen Sortimenter besser zu bezahlen, als es jetzt der Fall ist. Keins der den Sortimentsbuchhandel jetzt bewegenden Probleme kann gelöst werden, wenn nicht jeder selbst gewillt ist, hoffnungsvoll, mutig und mit jener ausdauernden Entschlossenheit, die schließlich zum Siege führt, die Schwierigkeiten zu überwinden und an die bestehenden Mißstände heranzutreten, die in seinem speziellen Fall der Abhilfe bedürfen. Über die Möglichkeiten einer Reform des Sortiments vom Standpunkt des Buchhändlers (Sortimenters) sagt Mr. W- Millard Palmer, daß vor mehreren Jahren eine Anzahl Buch händler und Verleger zusammentraten, um zu beraten, ob et was Dauerndes geschaffen werden könnte, um dem Niedergang des Sortiments entgegenzutreten und ihn auf eine gesundere Basis zu stellen. Die ttmsrieov kublisbsrs' .^esooiation adoptierte daraufhin als »Rskorrv Resolution Rulvbsr Oos< das Roc booIr - System; gewisse Bücher wurden zu ->Rst«- Preisen herausgegeben, und weder das Warenhaus noch der reguläre Buchhandel durfte von diesen Werken den geringsten Abzug gewähren. Man drängte die Verleger, vor allen andern Büchern die Romane, die eigentlichen Handelsartikel, auf diese Basis zu stellen, um unlautern Elementen, die, um auf ihre Art Geschäfte zu machen, die Bücher nicht nur mit geringem Aufschlag auf den Nettopreis, sondern zum Nettopreis und darunter anzeigten, ihr Handwerk zu legen. Einige Buchhändler und Verleger waren jedoch der Ansicht, daß man nicht radikal Vorgehen und den ganzen Buchhandel auf die Rot-Basis stellen könne, man beschloß deshalb, nur literarische, historische und theologische rc. Werke, kurzum die wissenschaftliche Literatur als vst zu bezeichnen. Die Erfahrung hat den amerikanischen Buchhändlern nun be wiesen, daß sie erreichen konnten, was sie vordem für un möglich hielten, denselben festgesetzten Preis für ein Buch in New Jork, in San Francisco, in New Orleans oder sonstwo in den Vereinigten Staaten zu erhalten; sie zeigte den Ver legern, daß sie den Preis eines Buchs festsetzen und dessen Aufrechterhaltung durchsetzen können. Wenn das bei einem Reisewerk zu erzielen ist, geht es auch bei einem Roman. Der amerikanische Buchhandel steht jetzt vor einer Krisis. Die ^Ivsriosv Rooksollsrs' ^.ssooistiov, die 600 Buchhändler der Vereinigten Staaten repräsentiert, dürste in Kürze die Verleger angehen, auch die Belletristik als vst books heraus zugeben. Wenn das geschehen ist, wird der Buchhandel wieder auf eine gesunde Grundlage gestellt; wenn es nicht geschieht, werden die Autoren, die Verleger und ebenso die Buch händler es immer zu bedauern haben Man kann nicht ge nug betonen, daß die Tatsache, einen festen Preis aufrecht zu halten, erwiesen ist; jedes Werk, das erscheint, kann so mit auf die Nettoliste gesetzt werden, und je eher sich jeder Buchhändler von dem Gedanken befreit, daß er Rabatt geben muß, um so schneller wird der Handel wieder auf einen sichern und würdigen Boden gesetzt. Auf die Be wegung zur Verbesserung des Büchervertriebs bezugnehmend, die in Amerika durch die Loolcslwps llowpsv^ bezweckt wird, hört er, daß diese Gesellschaft sich bemühen will, dem lesenden Publikum denselben Anreiz zu geben, den das deutsche System für Deutschland so erfolgreich gestaltet hat. Der Buchhändler in Deutschland, namentlich auch in kleinern Städten, unterhält ein Geschäft, das von jedem Gebildeten des Orts zeitweilig besucht wird, er kann hier ein paar Tage nach Erscheinen die Novitäten durchblättern, sie prüfen und danach seine Wahl treffen, wie Mr. W. Heinemann in einem Vortrag vor den ^ssooistsä LooLssllsrs ok Olrsst Lritrün berichtet. Über die Vorteile von Handelsvereinigungen äußert sich gelegentlich Mr. A. Growoll, der Herausgeber des Lubllsbsrs' tVeoül^. Er sagt, daß alles, was immer dazu beiträgt, die Würde des alten und ehrbaren Standes der Buchhändler zu heben, ihm nahe geht. Er hat den Vorzug gehabt während nahezu eines halben Jahrhunderts die ungeahnte Entwicklung des amerikanischen Buchhandels verfolgen zu können. Ein Über blick des großen nationalen Fortschritts speziell während der letzten drei Jahrzehnte läßt aber doch erkennen, daß der Buchhandel hiermit nicht gleichen Schritt gehalten hat, ob wohl er sich der Entwicklung der wissenschaftlichen Literatur durch die Herausgabe von Hand- und Nachschlagebüchern, der erstaunlichen Produktion der sogenannten leichteren Literatur, der enormen Verbreitung der periodischen Presse und auch der sonstigen literarischen Richtungen wohl bewußt ist. Die Tatsache bleibt aber bestehen, daß das große Publikum im Verhältnis zu der zunehmenden Bevölkerung nur wenig tut, um dem amerikanischen Autor, Verleger und Buchhändler in seiner vor allem wichtigen Aufgabe: der Ent wicklung einer amerikanischen Literatur, zu unterstützen. Man erwäge, was während der letzten dreißig Jahre getan worden ist, um die Universitäten, Seminare, Bürger- und Volks schulen zu errichten und auszubauen, man denke an die Er weiterung des Bibliothekswesens und die Ausdehnung auf allen sonstigen Wissensgebieten und vergleiche damit, wie wenige gebildete Leute, die ihr üoms mit sonst allen mög lichen Requisiten und Bedürfnissen der Zeit ausgestattet und vollgefüllt haben, dem Bücherschrank und dem Buch einen Platz einräumen; und doch kann kein Haus, so gut und schön es auch sonst ausgestattet ist, im eigentlichen Sinne ein Heim sein, wenn es den intellektuellen Bedürfnissen keine Rechnung trägt. Die Zeitung und das Magazine allein werden diese Bedürfnisse nicht befriedigen können, der broschierte Roman kann es nicht; nur das Buch, das gute Buch im besten Sinne, ist es, das ein Heim heimisch macht. Der Buchhändler, der von der Vorsehung in das Zentrum eines großen oder kleinen Kreises gestellt ist, muß diesen Kreis nicht nur seine erzieherische Kraft fühlen lassen, sondern auch ein starkes Gefühl seiner Verantwortung seinen Freunden und Nachbarn gegenüber empfinden. Um das zum Ausdruck zu bringen, muß er ebenso seine Gelegenheit wie seine Pflicht wahrzunehmen wissen. Er darf sich nicht gemächlich hin setzen und warten, bis er anerkannt wird, er muß sich zuerst selbst erkennen und dann entschlossen sein, andern seine 548*
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