^ 89. 19. April 1906. Fertige Bücher. A SA>! N ! Nach den eingegangenen Bestellungen haben wir soeben folgende Novitäten versandt: Gustaf af Geijerstam: Karin Brandts Traum Roman. Geh. M. 3.-, geb. M. 4.— Liebhaberband M. 5.— Karin Brandts Traum ist ein stilles Buch, ein anmutiges und starkes Bild von Liebe und Treue. Die ^Leidenschaft geht hindurch als ein „unterirdischer Strom", bricht nicht unschön, heftig, gewaltsam hervor, sondern ist niedergehalten durch das feine und keusche Wesen der Heldin, die aus tiefem Instinkt ihre eigensten Erlebnisse still und einsam erleben will. Die Handlung ist einfach: Magnus Brandt, der Letzte eines alten Geschlechts, ein stiller, in sich selbst verschlossener, fürs praktische Leben untaug licher Mensch, sieht sich im Herbst seines Lebens vor dem finanziellen Ruin. Seine alte Schwieger mutter, die gerade das Gegenteil von ihm ist — tatkräftig, praktisch, auf sichern Füßen stehend —, rät ihm, Hilfe bei seinem Nachbarn, dem Hüttenhern Fabian Skotte zu suchen. Der ist auch ganz bereit, Ordnung in die verwirrten Verhältnisse zu bringen, hat sich aber — und hier setzt das Problem ein — in Brandts ältere Tochter Cäcilia verliebt. Allerdings macht er seine Hilfe nicht von der Erfüllung seiner Wünsche abhängig; aber Brandt hält es für eine Ehrenpflicht, dem Netter die Tocher zu geben. Cäcilia jedoch erkennt als selbstbewußter, nüchterner, helläugiger Mensch diese Pflicht nicht an und geht zur Großmutter, um ungestört ihr eigenes Leben zu leben. Da opfert sich Karin, die jüngere Tochter, ein liebliches, zärtliches, verträumtes Kind; und sie tut es ohne Zaudern und ohne Klage, obwohl sie als eigenstes, stillstes Heiligtum ihres jungen Lebens eine andere Liebe im Herzen trägt Sie, die Kind liche, Verspielte, Versonnene, öffnet mit einem großen Liebesentschluß die Augen dem Hellen Tag, erhält dem Vater die Heimat und wird eine frohe tüchtige Frau, die ohne Reue, mit klarem Blick, an den Traum ihrer Jugend zurückdenkt. Mit wundervoller Zartheit hat es Geijerstam verstanden, diese feine Verwicklung und ihre stille Lösung darzustellen. Man muß dieses innige, zärtliche Kind lieben, so wie man mit ihr ihre waldige Heimat liebt, ihren See, ihre einsamen Wanderungen, ihre Freunde im Volk und unter dem Gesinde und ihren Geliebten, der so innerlich zu ihr gehört und es versteht, daß nicht Wankelmut oder Treulosigkeit es ist, was ihr die Abschiedsworte in die Feder gibt, sondern allerhöchste, allerselteyste Treue. Hans Land: Königliche Bettler Roman. Geh. M. 3.— geb. M. 4.— Königliche Bettler sind die reich spendenden Genies, welche die Kunst derart in ihrem Bann hält, daß diese Schöpfer, von ihrem Schaffen hingerissen, weder Raum noch Neigung haben für menschliche Be ziehungen, Gefühle, Verkettungen. Sie sind einsam, müssen es sein, lieben ihr Werk mehr als die Menschen und verarmen an Liebe in all ihrem Reichtum, mit dem sie die Menschen beglücken. — Der Bildhauer Franz Wandelt ist solch ein Schöpfer, dem Weib und Kinder sich abwenden, weil er nur für die Geschöpfe seiner Phantasie lebt und nur mit ihnen. Der unbegabte Künstler, Wandelts Jugend freund Paul, der im Dunkel bleibt, arm und rühmlos, er empfängt die Liebe derer um ihn und erscheint am Ausgang des Werkes als der Reiche neben dem hochberühmten Gestalter, dem eine Welt zu Füßen liegt, den aber keine Seele liebt. Nur noch bar. Bestellzettel liegt bei. Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 73. Jahrgang. 521