Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.04.1906
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 12.04.1906
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19060412
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-190604120
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19060412
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1906
- Monat1906-04
- Tag1906-04-12
- Monat1906-04
- Jahr1906
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
^ 85, 12. April 1906. Nichtamtlicher Teil. 3775 Jahren weitergeführt hat, obwohl er gerade über Cellarius, seine Buchdrucker-Tätigkeit sowie überhaupt über die Periode der Vorgeschichte sehr reichhaltiges Material zu sammengetragen und zu interessanten kultur- und lokal geschichtlichen Bildern verarbeitet hat. Daß die Druckerei weiter bestanden hat, ist wohl außer Zweifel, denn ihr späterer Inhaber Elias Fiebig bezeugt es in einer wichtigen Eingabe an die Buchdrucker-Innung, die ihn nicht aufnehmen wollte, selbst, ohne daß diese Angabe von den sonst mit Worten und Gegengründen gerade nicht kargenden Leipziger Buchdruckern irgendwie in Zweifel gezogen worden wäre. Den Namen des Mannes, der die Cellarische Druckerei in den Jahren 1658—77 geführt hat, kann also die Festschrift nicht nennen; trotzdem ist ein Zusammenhang zwischen Cellarius und Fiebig nach ihrer Darstellung wohl zweifellos. Daß die Überlieferung hier im Stich läßt, mag seinen Grund mit darin haben, daß die von Cellarius geleitete und zurückgelassene Buchdruckerei nur klein war und daher nicht viel von sich reden machte. Auch Fiebig vermochte sie in den drei Jahren, die er sie besaß, nicht in Aufschwung zu bringen. Als er 1680 starb, war seine Witwe Katharina Fiebig erst 30 Jahre alt. Sie führte die Druckerei weiter und behielt auch den kleinen Stand im Durchgänge des Rathauses zum Verkauf von Disputationen, billigen Traktätchen und Kalendern, die in der eigenen Druckerei hergestellt waren. Nach dreijährigem Wittum heiratete sie ihren Faktor Justus Reinhold (1683—1696). Diese Ehe blieb kinderlos, und deshalb fiel schließlich die Fiebigsche Druckerei nach Reinholds Tode (1696) wieder seiner Witwe Katharina und den Kindern Fiebigs und deren Nachkommen zu. Der Buchdrucker Reinhold brachte das Geschäft auf hohe Stufe. Als kleinste Buchdruckerei Leipzigs, mit einem Gesellen arbeitend, hatte er sie übernommen, und acht Jahre später (1691) stand sie mit zwölf Gesellen an der Spitze der Leipziger Druckereien. Er betrieb, wie auch seine Vorgänger, Druckerei, Verlag und Kleinhandel (Sortiment) zugleich, letzteres nur mit der Beschränkung, daß er seine Verkaufsartikel: Ka lender, Drucksachen über wichtige Zeitereignisse Kurio sitäten, Personalien, kurz Gelegenheilsschriften aller Art. meist selbst herstellte. Die Festschrift berichtet über seine Tätigkeit in sehr ausführlicher, anschaulicher Weise. Vielleicht hat schon er, vermutet der Verfasser, ähnliche Büchlein, wie sie »in den gemeinen Schulen bräuchlich« waren, gedruckt und vertrieben, und dadurch die Blüte des Ge schäfts begründet. Im Jahre 1692 kaufte Reinhold für das Geschäft auch ein eignes Haus »unten an der Ritterstraße« und »am Brühl« gelegen, in dem die Druckerei auch unter Reinholds Erben, unter Köhl und unter Christian Philipp Dürr, 110 Jahre lang, blieb. Achtundvierzig Jahre alt, also in den besten Jahren starb (1696) Reinhold, dieser erfolg reiche Geschäftsmann, und zum zweitenmal mußte Katharina Reinhold die verwaiste Druckerei für sich und ihre Kinder erster Ehe mit Hilfe von Faktoren weiterführen. Ihr Sohn Elias Fiebig jun. starb bereits 1711, sie hatte dann nur noch eine Tochter, verheiratet an einen Kramer Kuraß, deren Tochter, Maria Katharina Kuraß, sich später mit dem Faktor der Druckerei Friedrich Köhl (1731—1771) ver ehelichte. Nachdem die Festschrift das Kalendergeschäft der Firma bisher immer in reich mit Faksimiles belegter Darstellung sehr eingehend geschildert hat, kommt sie bei der Witwe Reinhold auch auf die Hauptoerlags artikel der Dürr'schen Buchhandlung, die Schulbücher, eingehender zu sprechen. Solche wurden vielleicht schon von Justus Reinhold, nachweisbar aber seit 1699 von Katharina Reinhold gedruckt und im Klein- und Groß handel vertrieben. Es waren dies besonders: Luthers kleiner Katechismus deutsch, der Psalter Davids, das Buch Jesus Sirach und die Evangelien und Episteln. Dieselben Bücher sind dann das ganze achtzehnte Jahrhundert hindurch von Reinholds Erben, von deren Nachfolger Friedrich Köhl und von Christian Philipp Dürr und im neunzehnten Jahr hundert von Friedrich Christian Dürr, von Wilhelm Staritz, von Alexander Edelmann und, wie die Festschrift ausführt, schließlich auch noch von Otto Dürr fast bis an die Schwelle der Gegenwart heran in ungezählten Auflagen, von Zeit zu Zeit zwar modern zurechtgestutzt, aber in der Hauptsache doch immer wieder in der alten Gestalt der Duodez- und Sedez- bändchen, neu aufgelegt worden, in ununterbrochener Folge von nahezu zwei Jahrhunderten. In dem Verlagskatalog der Dürr'schen Buchhandlung von 1858 findet man noch dieselben Schulbücher, die am 7. Juli 1699 der Witwe Reinhold privilegiert worden sind, Schulbücher, mit denen stets Massenabsatz erzielt wurde. »Für die ältere Zeit«, sagt die Festschrift, »werden uns leider keine Zahlen genannt, aus der neueren Zeit aber hören wir zum Beispiel, daß die Dürr'sche Buchhandlung in den Jahren von 1853—78, also in 25 Jahren, Fiedlers Biblisches Historienbuch achtundfünfzigmal neu aufgelegt hat und daß von Hempels Schulfreunden in 20 Jahren mehr als 215 000 Exemplare verkauft worden sind.« Dieser Schul bücherverlag war ein lohnendes Unternehmen und wurde zwei Jahrhunderte lang mit Liebe, Verständnis und Umsicht gepflegt. Unter andern Verhältnissen hat er sich jetzt zu neuer Blüte entfaltet, und dieselbe Entschiedenheit, mit der einst die Witwe Reinhold für ihr Schulbücher-Privileg eingetreten ist, finden wir jetzt in der tatkräftigen Geschäftsführung, durch die der jetzige Besitzer der Jubelfirma den Schulbücher- Verlag wieder in seiner Firma fest begründet hat. Unter dem ewigen Wechsel der Faktoren war die Druckerei nach Reinholds Tode rasch wieder von ihrer Höhe, die sie unter ihm erreicht hatte, auf die tiefste Stufe herabgesunken. Als sie der Faktor Friedrich Köhl im Jahre 1731 durch seine Heirat mit Maria Katharina Kuraß, der Stief-Enkeliu Reinholds und Erbin der Reinholdschen Druckerei, in Besitz bekam, war die Blüte der Druckerei längst dahin, und auch der neue Inhaber hat seinen Namen in keiner Weise in die Geschichte des Leipziger Buchdrucks oder Buchhandels tiefer eingeprägt. Er war nach dem Zeugnis seines Enkels Friedrich Christian Dürr »zwar ein fleißiger, aber keineswegs unternehmender Mann«, der sich im alten Gleis auf den Druck und Verlag von Fibeln, Schulbüchern und kleinen Broschüren' beschränkt und auch den kleinen Verkaufsstand in dem Durchgang des Rathauses, wie alle seine Vorgänger, beibehalten hat. Daß seine Druckerei trotzdem während des Siebenjährigen Kriegs nicht mehr zu den kleinsten Druckereien in Leipzig gehörte, dieser Aufschwung war das Verdienst des Faktors Christian Philipp Dürr, der 1760 Köhls Schwiegersohn und einige Jahre später sein Geschäftsteilhaber wurde. Nach dem Tode Köhls im Jahre 1771 wurde dieser, einer Bergmannsfamilie des Erzgebirges (Marienberg) entstammende tüchtige Buch drucker Dürr Inhaber der Firma (1771—1803) und zeichnete mit seinem Namen. Unter seiner Leitung wurde die Druckerei wenn auch nicht der Größe nach, so doch durch die Güte und die geschmackvolle Ausstattung ihrer Erzeugnisse eine der ersten Buchdruckereien Deutschlands, wie die Festschrift an vielen, für andere Verlagsfirmen ge druckten Büchern, besonders in der Schilderung der Tätig keit Dürrs als Druckers der meisten Verlagswerke der an gesehenen Buchhandlung M G. Weidmanns Erben und Reich nachweist. Von einer wirklichen Verlagstätigkeit des älteren Dürr kann kaum die Rede sein, denn er fuhr fort, 496' »
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder