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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.04.1906
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1906-04-09
- Erscheinungsdatum
- 09.04.1906
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- Deutsch
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3S58 Nichtamtlicher Teil. 82, 9, April 1906. (1778 bis 1796); außerdem erscheint er aber als gelegentlicher Mitarbeiter an fast sämtlichen bedeutenderen Taschenbüchern jener Zeit. Er lieferte Abbildungen aller Art, allegorische Darstellungen, Bilder zur Zeit und Sittengeschichte, Illu strationen zu Erzählungen, Gedichten und Theaterstücken, aber auch zu Kleidermoden und Frisuren und, wie wir beim Göttinger Kalender sehen, auch physiognomische Dar stellungen. Von seinen Kalenderkupfern sind besonders be merkenswert: »Illustrationen zu Geßners Idyllen (Berliner genealogischer Kalender 1773); Illustrationen zu Gellerts Fabeln (Genealogischer Kalender für Westpreußen 1777), wichtige Erfindungen (Gothaer Almanach 1785), zu Blumauers Aeneide (Lauenburgischer genealogischer Kalender 1790), Bilder zur Geschichte Friedrichs des Großen (Lauen burgischer genealogischer Kalender 1794), die Illustrationen zur Minna von Barnhelm (Berliner genealogischer Kalender 1770), zu Schillers Räuber (Reichardscher Taschenkalender, Gotha 1783), zu Schillers Kabale und Liebe (Lauenburgischer genealogischer Kalender 1786), zu Jfflands Jäger (Berliner genealogischer Kalender 1781), zu Goethes Hermann und Dorothea, zu Vossens Luise (Beckers Almanach 1798) und manches andre mehr; allein 1275 Kalenderkupfer hat der Künstler geschaffen. Mit besonderer Vorliebe hat er aber dem Göttinger Kalender seine Tätigkeit zugewandt. Für diesen schuf er vorzugsweise die Kleidertrachten und Moden und dann die Folgen von Kupfern, wie der Fortgang der Tugend und des Lasters 1778, Natürliche und affectirte Handlungen des Lebens in zwei Folgen 1779 und 1780; die Heiratsanträge in zwei Folgen 1781 und 1782; die Narrheiten 1783, Szenen aus Shakespeareschen Dramen 1785, 1786, 1787, 1788; Kupfer zu Siegfried von Lindenberg 1784; Gründe zur Heirat 1789; Kupfer zur Geschichte Peters des Großen 1790, zur Geschichte der Bartholomäusnacht 1791, zur neuesten Geschichte 1793, usw. Den Hauptreiz dieser letzten Jahrgänge bilden aber eigentlich mehr die Riepenhausenschen Kupfer zu Hogarth und die prächtigen Haarputz- und Trachtenbilder, weniger die etwas steifen Zeichnungen Chodowieckis zu geschichtlichen Darstellungen. Schon zu Lebzeiten von Erxleben scheint übrigens der Plan gefaßt worden zu sein, den Berliner Künstler zur Ausschmückung des Kalenders zu gewinnen; denn schon unterm 23. De zember 1776 schreibt Lichtenberg an Schernhagen:?) -Künfftig soll hoffentlich Dieterichs Taschenkalender auch Göttingischer werden, ich habe mit Hand angelegt, und Chodo- wiecki sticht die Kupfer zu dem von 1778, wofür er 200 Thaler baar bekommt. - Die Vollendung des Kalenders für 1778 hat Erxleben jedoch nicht mehr erlebt; auch wird er wohl vordem schon durch langwierige Krankheit verhindert gewesen sein, die Redaktion auszuüben. Im gleichen Brief vom 12. Oktober 1777, in dem Lichtenberg dem Freund Hollenberg«) mit teilt, daß Erxleben gestorben sei, teilt er auch mit, daß der Kalender erschienen sei: -Dietrichs Kalender werden Sie erhalten haben. Lesen Sie ja das llsotorem bedächtltch durch, denn es enthält keine Lüge und keine Prahlery. Dietrich hatte in soneu proprio kein Papier mehr, und es blieben einige herrliche Artikel heraus, die mir Sprengel gegeben hatte. Die Physiognomik hat einiges Auf sehen gemacht, und das Corps der Propheten hat mir fürchter lich gedroht. Ich werde also wohl gehezt werden. Aber was auch der Erfolg seyn wird, so will ich doch so lange beißen bis ich falle. - Dieser Kalender hatte, besonders durch Lichtenbergs Artikel, einen kolossalen Erfolg. Schon im Februar 1778 «) Lichtenbergs Briefe, hrSg. o. Leitzmann u> Schüddekopf. 1,272. °) Lichtenbergs Briefe I. 282. konnte Lichtenberg an Mcolai schreiben,") daß die 8000 starke Auflage bis auf wenige Exemplare vergriffen sei. Lichtenberg ließ darum von seiner Abhandlung einen etwas erweiterten Abdruck anfertigen, über den er Hollenberg unterm 15. Januar Mitteilnng macht:?) -Daß Ihnen der Aufsatz im Calender gefallen hat, ist mir desto angenehmer, je sicherer ich überzeugt bin, daß Ihre Ver- nunfft von den Vorurtheilen unsers Journal lesenden Zeit alters frey ist. Auf Verlangen von Personen von allerley Stand und Einsicht, vom Minister, durch den Professor durch, bis zum Verleger, hat man einen neuen Abdruck davon verlangt, und zwey Bogen sind schon würcklich von der neuen Auflage fertig. Vermuthlich wird das Gantze gegen Ende künfftiger Woche fertig, und dann will ich Ihnen gleich ein Exemplar übersenden, und vielleicht auch einige für verschiedene Personen dort. Der Einschiebsel sind viel, der Verbesserungen wenig. Ich »erspare alles in die Antwort auf einige derbe Schrifften, womit mir Armen gedroht worden ist.» Als Lichtenberg dann den Abdruck an Nicolai sendet, schreibt er diesem dabei unterm 15. Februar:") -Hier habe ich die Ehre Ihnen einen von vielen verlangten etwas vermehrten Abdruck einer kleinen Abhandlung zu über senden, den ich für Dieterichs Calender von diesem Jahre im vorigen Sommer auf einem Gartenhause flüchtig zusammen geschrieben hatte. Hätte ich nur im mindesten voraus sehen können, daß sie den Lärm machen würde, den sie schon gemacht hat, so hätte ich sie gewiß garnicht oder doch gewiß ordentlicher geschrieben.» Die übrigen Jahrgänge des Kalenders hatten einen ebenso unbestrittenen, wenn auch nicht so großen Erfolg, und die Kupfer bilden eine Hauptquelle für die Kulturgeschichte der Zeit, wie die Lichtenbergschen Erläuterungen ein Dokument der Zeit sind. Welch regen Anteil Lichtenberg an der Ausführung der Kupfer nahm, zeigen manche Briefe an Dieterich. So schreibt er z. B. am 6. Mai 1778 an diesen:«) -Zwey unter den überschickten Kupfern sind so schlecht, zumal das eine, wo der Bauer und die Bäuerin sich etwas ins Herz sagen, daß ich fast glaube, es ist nicht von Chodowiecki, oder er hat cs gemacht, während er seiner Frau auch was ins Herz sagte. Die Spatzen auf dem Dache stehen grad so da, wie man sie auf die Schulbücher gekleckset findet.» Auch an Chodowiecki schreibt er einmal 1780:?«) -Ich lege Euer Wohlgebohren eine Beschreibung aus den neuesten Missions-Berichten von der Rüstung eines Elephanten bey, die ich gern für den Calender gestochen hätte. Man müßte freylich von jedem der 28 Personen etwas sehen, entweder Füße oder Kopf, oder etwas von der Rüstung. Cs wäre mir einerley, ob der Elephant nach der Länge des Blättchens zu stehen käme oder nach der Breite, daß ein Elephant 28 bewaffnete Kerls trägt, daran zweifle ich nicht, wie aber ein Calender Blättchen den Elephanten sammt seinen 28 Reitern bequem tragen soll, verstehe ich freylich nicht. Sollte es Ew. Wohlgebohren Zeit nicht erlauben, es selbst zu radiren, so wäre es auch gut, wenn es etwa Herr Berger nach Ihrer Zeichnung thäte. Die Kupfer für's Magazin erwarte ich nun künfftige Woche.» Chodowiecki hat sich der Aufgabe nicht unterzogen, ein bezügliches Kupfer ist im Kalender nicht erschienen. Berühmt und hochgeschätzt sind vor allem die Kupfer zu den Jahrgängen 1781 und 1782, die Folge der Heiratsanträge, wohl allgemein bekannt. Augenscheinlich hatte der Künstler bei der Anfertigung einer weitern Folge Schwierigkeiten gemacht, denn Lichtenberg schreibt Anfang 1782 einmal ziemlich erbost an Dieterich:??) «) Lichtenbergs Briefe. I. 289. ') Ebendaselbst. 289. «) Ebendaselbst. 289. °) Ebendaselbst. III. 237. r«) Ebendaselbst. 241. ??) Ebendaselbst. II 1.
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