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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.03.1906
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- 30.03.1906
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- Deutsch
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^ 74. 80. März ISO«. Nichtamtlicher Teil. 8328 Dieterichsche Familie schon von früher her kannte, würde Boie auch mit Dieterich bekannt; auch bei Kästner und Heyne scheint er den Freund eingeführt zu haben. Äü beiden Professoren fand Bote ihm freundschaftlich ge sinnte Gönner, und vor allem im Heyüeschen Hause, dessen Hausfrau ihm sehr gewogen war, fühlte sich Boie sehr wohl. Beide Gelehrten zeigten für die lite rarischen Neigungen der beiden jungen Männer Verständnis. Kästner vor allem war es, der Boie und Götter zur Heraus gabe eines Musenalmanachs nach dem Muster des seit 1765 bestehenden Llmuoavü äs Muss« ermunterte. Johann Christian Dieterich übernahm den Verlag dieses für das Jahr 1770 ausgegebenen Göttinger Musenalmanachs. Das neue Unternehmen schlug ein, obwohl noch vor Ausgabe ein Konkurrenzunternehmen: »Almanach der deutschen Musen auf das Jahr 1770« in Leipzig bei Dodsley und Compagnie, jener berüchtigten Nachdruckfirma, erschien. Das Erscheinen des Leipziger Almanachs halte Boie sehr erregt, um so mehr, als sich zeigte, daß die Herausgeber die Kühnheit hatten, Ge dichte, die bisher ungedruckt waren und die Boie für seinen Almanach zugesandt erhalten hatte, nachzudrucken. Zuerst war es ganz unverständlich, wie diese Gedichte an die Nach- druckssirmen gelangt waren, da der Göttinger Almanach erst nach dem Leipziger erschien Der Druck des Göttinger war sehr langsam vorangeschritten, und da schließlich noch der Kupferdrucker mit den Monatsbildern und Vignetten warten ließ, so wurde er eist im Januar 1770, als der Leipziger bereits auf dem Markt war, ausgegeben Schließlich stellte sich heraus, daß Dieterich im September oder Oktober 1769 die ersten vier Bogen des Almanachs wider Boies Willen und ohne sein Wissen an Friedrich Justus Riedel in Erfurt, deu Freund und Nachbeter des berüchtigten Klotz, gesandt halte, und daß dieser dann nichts Eiligeres zu tun hatte, als die Gedichte in dem von ihm daraufhin in Gemeinschaft mit Schmid und Meusel unter Klotzens Ägide herausgegebenen Almanach nachzudrucken. Ein heftiger Federkrieg schloß sich hieran an; dem Absatz des Göttinger Almanachs scheint das Konkurrenzunternehmen indessen nicht geschadet zu habeii, denn Herausgeber und Verleger waren mit dem Erfolg des ersten Jahrgangs zufrieden und brachten' eine Fortsetzung. Da Götter die Uuiversitätsstädt verlassen hatte, führte Boie den Almanach allein weiter. Er fügte dem ursprünglichen Titel noch den Untertitel »Poetische Blumenlese« hinzu, damit er den Kalender ohne Unannehmlichkeiten für die Käufer überallhin verbreiten kotinte, ohne mit den Kaleüderprivilegien der einzelnen Staaten in Konflikt zu kommeit. Der neue Jahrgang übertraf den vorjährigen an Wert und Zahl der Stücke bei weitem, der Charakter des Buchs war indessen derselbe. Weinhold schreibt darüber:') »Die Dichter der flüchtigen leichten Gattung und die Ramler'sche Schule herrschten darin. Der Morgenwind blies nur mit leisem Wehen über das wartende Feld.« Die hervorragendsten Mitarbeiter dieses Jahrgangs waren Ramler, Klopstock, Gleim, Götz, die Karschin, Weiße und Bürger. Der nächste Musenalmanach für 1772 erfüllte gleich falls alle auf ihn gesetzten Hoffnungen und trug dem Verleger wie dem Herausgeber reiches Lob ein. Er war umfangreicher und zählte noch mehr bedeutende Mitarbeiter als die frühem Jahrgänge; neu hinzugekommen waren unter andern: Claudius, Herder, Pfeffel, Vvß, Zachariae. -Es war-, sagt Weinhold**), »also eine Versammlung junger und alter Dichter: Die Bremer Beiträger, die' Barden, die Halberstädter, die Berliner stunden neben den jungen ver heißungsvollen Dichtern Bürger, Claudius, Boß, Thomsen; der alternde Kästner sah den jungen schneidigen Epigrammatisten *) Weinhold, Boie 245. ") Weinhold, Boie. S. 246. Heusler neben sich: Alle typischen Gattungen jener Jahre waren vertreten.» Den Glanzpunkt der Boieschen Musenalmanache bildeten jedoch die beiden folgenden Jahrgänge. Der Erfolg und die Vorlreffltchkeit der bisherigen Jahrgänge hatten dem Heraus geber eine reiche Sendung Beiträge gebracht, und Boie hatte sich wieder als feinsinniger Auswähler bewiesen. Der Almanach für 1773 konnte bereits zur Michaeltsmesse 1772 erscheinen und erregte allgemeine Bewunderung und Aner kennung. Kein Geringerer als Goethe schrieb in den Frank furter Gelehrten Anzeigen: »Kein Mann von wahren Talenten dürfte fürchten hier in einer Art von allgemeinem Aufruf unter unschicklicher Gesell schaft bekannt zu werden» unb Gleim schrieb an Knebel:*) »Herr Boie macht seine Sachen vortrefflich! Wir wollen ihn zum Intendanten auf dem Parnaß machen-, der feinsinnige Knebel schreibt an Boie u. a.:**) -Genug das Ganze ist schön, ist fast für einen Almanach zu schön, und wird gewiß den 73er Almanach zum schönsten auf dem ganzen Erdboden machen. Das ist nicht zu viel gesagt.- Als Mitarbeiter an diesem Almanach finden wir auch manche Mitglieder des Hains, außer Boie noch Cramer, Hölty, Chr. Stolverg, Miller, Vvß, daneben aber auch Wieland und von andern bekannten Namen Bürger, Claudius, Denis, Dusch, Gerstenberg, Gleim, Götz, Goller, Herder, Kästner, Klopstock, Knebel, Pfeffel, Schönborn, Thomsen, Uriger. Wie Weinhold anführt, kann man den Almanach für 1773 ein abschließendes Musterbuch der Lyrik bis 1772 nennen. Die Ausnahme dieses Bandes war dementsprechend sehr günstig, und Boie konnte frischen Mutes an die Herausgave oes neuen Jahrgangs gehen. Schon im Januar 1773 schrieb er an seine Schwester: -Ich habe zu dem künftigen Almanach schon viele ganz vortreffliche Sachen geschickt bekommen, und noch vor wenigen Tagen ein ganzes Pakdt, das mit zu den gesellschaftlichen Spielen einer vortrefflichen Fürstin gehörts die^ mich eines seht ermunternden Blickes gewürdigt hat.» Tnese Briefftelle bezieht sich auf' eine Sendüng von Merck in Darmfladt, der Gedichte beilagerr aus dem Kreise, der sich um die Landgräsin Luise gesänimelt hatte. Unter diesen Gaben, die Merck übersandte, waren auch einige Ge dichte Goethes, und diese, sowie die Beiträge Klopstocks drückten dem Almanach vott' 1774 den Stempel auf. Ich will noch einmal Weinhold zu'Worte kotnrüen lassen***), um die große Bedeutung dieses Almanachs zu kennzeichnen: »Ja dieser Musenalmanach für 1774 war in der That eine bedeutsame Erscheinung. Das junge Geschlecht stund hier in glänzender Rüstung, Goethe voran, etwas seitwärts die Göt tinger Schar, offen von ihrem Großmeister Klopstock geführt. Götz und Götter vertraten in würdiger Art die ältere Richtung. * Herder und Merck waren erschienen. Von den früheren Bei trägern fehlten Blum, Kretschmarin, Pfeffel, Fr. Schnit, Klamer- Schmidt, Frh. v. N. nicht. Denis, Gleim, Kästner, Knebel, Ramler sucht man aber vergebens. -Als Helle Ebelsteineglänzen Goethes Wanderer und Bürgers Leonore. Goethe hatte außerdem den Gesang zwischen Ali und Fatime und die Gedichte -Die Sprache- und -Adler und Taube- mitgetheilt. Bürger ließ die verbeßerte Nachtseier der Venus drucken, außerdem daS Minnelied »O wie schön ist, die ich minne-, den Minnesold, das Gedicht an **, mit dem naßgeweinten Schleier, und die Ballade -Ich träumte wie um Mitternacht mein falscher mir erschien». Die Ballade war noch durchHölty's Adelsten und Röschen vertreten, der im übrigen mit Miller die elegische Harfe schlug. Freundschaft und Vaterland sangen in begeisterten Tönen Klopstock, die Stolberg's und Voß. Die *) Aus Knebels Nachlaß. II, 64. **) Weinhold, Boie. S. 247. ^./**) Weinhold, Bote,,S. 251. 437*
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