Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 28.03.1906
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 28.03.1906
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19060328
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-190603288
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19060328
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1906
- Monat1906-03
- Tag1906-03-28
- Monat1906-03
- Jahr1906
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
3246 Nichtamtlicher Teil. ^ 72, 28. März 1900 Gesicht machte, ihm ein Wart des Trostes gesagt haben, denn es kommt oft ganz anders. So wird zum Beispiel erzählt, daß die Schätzung und Begutachtung der Buchhändler einmal gänzlich un richtig war, als ein Verleger eine der jetzt populärsten Auto biographien vor der Veröffentlichung bei einem solchen Auktions- Essen vorlegte. Dies wurde unzweifelhaft bewiesen, als das Publikum bald darauf Gelegenheit hatte das Buch kennen zu lernen und zu prüfen. Aber ich will das Diner weiter beschreiben. Es nahm ge wöhnlich nur eine kurze Zeit des Nachmittags in Anspruch. Wenn die Tafel abgeräumt war, wurden Zigarren und Kaffee gebracht, Tinte und Federn aufgelegt vor jedem, und der Leiter der Auktion — ein Mitglied der Verleger-Vereinigung oder ein Auktionator unterzog sich dieser Pflicht — stellte sich dorthin, wo er von allen gesehen werden konnte und von wo er selbst alles überblicken konnte, und dann begann das Geschäft. Es war meistens unnötig, alte Bücher zur Vorlage zu bringen. Diese waren gewöhnlich schon bekannt und nicht sehr gesucht. Aber Probeexemplare in mehr oder weniger vollständigem Zustand von all den Werken, die in der kommenden Saison erscheinen sollten, wurden zur Einsicht herumgegeben. Während der Zirkulation machte der Vorsitzende möglichst genaue Angaben über jedes einzelne Werk, beantwortete auch an ihn gestellte Anfragen. Die Buchhändler nannten sodann die Zahl der Exemplare, die sie haben wollten, und dies wurde von einem Beteiligten, der als Schriftführer mitwirkte, in ein Buch eingetragen. Nicht selten entwickelten sich dabei zwischen den geschäftlichen auch persönliche und freundschaftliche Gespräche, die sich ziemlich weit von dem eben behandelten Gegenstand entfernten, so daß es zuweilen nötig war, durch einen kräftigen Hammerschlag die all gemeine Aufmerksamkeit wieder auf wichtigere Dinge zu lenken. Der Verkauf wurde fortgesetzt, bis alles, was auf der Liste stand, verhandelt war, und dann beschlossen Tee, Kaffee, Kuchen die Versammlung. Solche Verhandlungen dauerten ungefähr fünf bis sechs Stunden, so daß es meist ziemlich spät geworden war, wenn man aufbrach. Einen besondern Brauch hatte Bernard Quaritch, der seine Auktionen stets abends abhielt. Seine Besonderheit, die sich großer Beliebtheit erfreute, war die, die Geschäfte bis zur Hälfte zu erledigen und dann abzubrechen, um ein Mahl einzunehmen. Eine amüsante Episode wird von einem Vorsitzenden erzählt, der, als er bei seinem Geschäft nach der alphabetischen Liste mit L fertig war, mit großer Feierlichkeit sagte: -Meine Herren, jetzt wollen wir essen und dann zurückkehren zu U.« Es ist leicht zu verstehen, daß ein Buchhändler, der mehreren solcher Auktionen beiwohnte, die von den ersten Londoner Ver lagsfirmen alljährlich zu Beginn des Herbstes abgehalten wurden, sich ein bedeutend zuverlässigeres Urteil bilden konnte über die Neuheiten der kommenden Saison, als dies jetzt möglich ist. Denn jetzt sieht der Buchhändler nur wenige Bücher vorher, und auch in diesen wenigen Fällen gewöhnlich nur einige Tage, bevor sie erscheinen. Außerdem war die persönliche Aussprache zwischen Verleger und Sortimenter während einer solchen Versammlung oft von großem Nutzen für letzter», denn auf diese Weise bekam er aus erster Hand Informationen über die neuen Bücher, hörte Einzelheiten über die Entstehung und über den Autor, was für ihn in seinem Beruf als Einzelverkäuser immer von Wert war. Außer solchen geschäftlichen Vorteilen hatten diese Versamm lungen auch einen guten sozialen Einfluß. Jahr für Jahr trafen sich hier die verschiedenen Mitglieder eines gemeinsamen Geschäfts zweigs unter dem Zeichen guter Kameradschaft und Geselligkeit, die dem Engländer lieb sind. Da wurden Freundschaften erneuert und neu geknüpft, Meinungen ausgetauscht und Ansichten frei und zum Vorteil für alle ausgesprochen über Gegenstände von allgemeinem Interesse. Es ist eine erfreuliche Erinnerung an die Auktionsessen, daß einige der alten Londoner Buchhändler es sich geradezu zur Aufgabe gemacht hatten, bei keiner einzigen Ver sammlung zu fehlen. Ein ehrwürdiger Teilnehmer war stolz darauf, während eines halben Jahrhunderts als eine nie fehlende Erscheinung bei den Auktionen eines bestimmten Verlegers be kannt zu sein. Wenn wir die Hotels und Restaurants betrachten, in denen diese Geschäftsessen meistens abgehalten wurden, so finden wir, daß ^.lbioos Ks3ts.ura.ot in L.läsrsx-sts Ltrsst sich in den letzten Jahren, wo der Brauch noch bestand, am meisten der Gunst er freute, als Versammlungsort gewählt zu werden. Und hier war es auch, wo die Firma Bentley ihre Auktionen regelmäßig abhielt, bis 1889. In den Jahren 1890 und 1891 fanden sie mit Erlaubnis der Gesellschaft in den sehr geeigneten Räumen von 8tstionsrs' UsU statt; aber von 1892 an bis zu den letzten Jahren — 6 Jahre noch — war der Einfluß der modernen Richtung so groß, daß man von den alten praktischen Räumen keinen Gebrauch mehr machte, sondern nach dem ganz modernen Hotel Nstropols Ubersiedelte. Das Freimaurer-Haus war von der Firma Macmillan und ebenso von Quaritch und andern bevorzugt. In frühern Zeiten finden wir bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts tznesn's llssck Isvsrn in ?stsrno?tor- kov als Versammlungsort; in der andern Hälfte desselben Jahrhunderts kommt der Name Haoen's ^.rms Isvern in 8t. Usul's Oöurebzmrä sehr oft in den Katalogen vor. In den letzten Jahren des 18. Jahrhunderts und dem ersten Viertel des 19. Jahr hunderts war Iwlläon OoLss Hause in ImckAsts UiU bevorzugt, wenngleich auch andre Erwähnung finden, wie »IRs Klobe- in KIs6t-8trsst, »Tös Osorge snck Vulturs« in Oornüill, »Mw 6rorvn snä ^.vobor« in 8trsnci und das Lidspter 6otkss-Uouss in Lstsr- nostsr-kov. Alte Kataloge von den Auktions-Essen dienen auch dazu, be sondere Eigenschaften zu illustrieren und manche amüsante Tat sache festzulegen. In einem Falle zum Beispiel kam die lobens werte Liebe zur Pünktlichkeit zu ganz besonderem Nachdruck, in dem auf der Anzeige des Diners in großen Buchstaben hinter der Angabe der Zeit gedruckt stand »Auf die Minute«. Die gleiche bewundernswerte Vorliebe zur Pünktlichkeit wird vielleicht noch besser zum Ausdruck gebracht auf einem Katalog vom Jahre 1812. Es findet sich da nämlich in großen Lettern auf der Vorderseite die Bemerkung: -Das Essen wird um '/z3 Uhr serviert, ob jemand im Saal ist oder nicht!« Es ist schon oft und auch mit Recht behauptet worden, daß der Beruf des Buchhändlers zu den hochangesehenen gehöre, da sein Geschäft in der Verwertung der Geistes-Produkte bestehe; aber darf man nicht auch sagen, daß der Buchhändler niemals gleichgültig war gegenüber dem Vergnügen und der Freude an den guten Dingen dieser Welt? Daß diese Charakteristik ihre Berechtigung hat, zeigt Thomas Osborne, der im Jahr 1743 in seinem Katalog die verschiedenen Delikatessen angab, die zum Diner aufgetischt werden sollten, um schon dadurch seine Be kannten zum Erscheinen zu bewegen. Er meldete: -Es werden serviert Truthahn und Lendenbraten, Schinken und Hühner, Apfelkuchen rc. und -a. Klsss ok vsrz' xooä vins«. In unfern Tagen, wo der Buchhändler sozusagen mit Hochdruck arbeiten muß, wo der Gewinn durch ein drückendes Rabatt-System auf ein Minimum beschränkt ist, wo er mit Büchern überschüttet wird, die er gar nicht haben will und von denen er weiß, daß er sie nicht verkaufen kann, was würde er da nicht geben, wenn er das gemütliche Leben wieder haben könnte, wie es uns eine Bekanntmachung zeigt, die die Vertreter einer gewissen Elisabeth Harris veröffentlichen, als das 18. Jahrhundert erst einige Jahre alt war. Diese Anzeige sagt, daß eine Ver steigerung von Büchern stattstnden solle im -Bär« am 11. Dezember 1704, deren Beginn auf vormittag 9 Uhr festgesetzt war. Wenn die Versammlung vollzählig wäre, würde ein Frühstück gereicht, zu Mittag ein gutes Diner und ein Glas feiner Wein, und dann sollten die Geschäfte weiter erledigt werden, um sie am Abend noch zu beenden. Neben ehrwürdigen Firmen Londoner Verleger, die jetzt noch tätig sind, finden wir in diesen alten Urkunden so manche Namen von Geschäften, die jetzt nicht mehr bestehen, die aber englischen Buchhändlern und Verlegern noch wohl vertraut sein werden. Zum Beispiel wurden Auktions-Kataloge herausgegeben von Cadell, Debrett, Lackington, Miller in Lllbomsrls 8trost, von Murray L Highley, als sie ihr Kompaniegeschäft im Jahre 1803 auflösten, von R. Phillips, von Richardson, von G. L I. Robinson und von Sewell. Es war bei der Auktion von Robinson im Jahre 1805, wo Camdens Uritsvnis in vier Foliobänden 100 Exemplare für 1030 E— verkauft wurden. Ferner ist überliefert, daß bei solcher Auktion die Werke von Grose über die Altertümer von Schottland und Irland 1600 — einbrachten. Einen Verleger-Trick aus
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder