195, 22. August 1907. Fertige Bücher. Börsenblatt s. d. Dtschn, Buchhandel. 8219 T Selten nur taucht aus dem großen Wulst der „Volksliteratnr" ein Werk empor, das man mit Vergnügen liest und immer wieder gern zur Hand nimmt. Erdmann Graeser hat in seinem Berliner Roman Lemkes sel. Wwe. ein solches Werk geschaffen. Urwüchsig ist der Humor, der dieses Buch durchpulst, urwüchsig und prächtig sind die Gestalten, die der tüchtige Autor hier geschaffen hat. Die ersten beiden Bände des Romans sind erst erschienen und ein Urteil über die Gesamtarbeit ist deshalb ausgeschlossen, aber ich muß gestehen, daß es mir leid tat, als ich die Bücher aus der Hand legte, ohne die Fortsetzung zn kennen. Was wird aus Onkel Karl? Dieser lieben biederen Urwaldnatur, die an Inspektor Bräsig erinnert. Wird Tante Marie ihren Neu-Ruppiner Bilderbogenhändler, diese „gebildete" Persönlichkeit, heiraten? Diese Typen — Nicht eine, sondern alle Personen sind in diesem Roman, soweit er bis jetzt vorliegt, sehr gut gezeichnet. Graeser sollte nicht einen Schritt weit von dem Wege abweichen, den er hier mit außerordentlichem Glück betreten hat. Der Roman wird, wenn die Fortsetzungen halten, was sie versprechen, sicherlich einen großen Erfolg erzielen. So schreibt der feinsinnige A. Joeckel soeben in der Nationalzeitnng, Berlin, und wenn man damit die von uns im Börsenblatt am 15. August 1907 anfgeführten lobenden Anssprüche anderer größerer Tageszeitungen vergleicht, wird man sich wohl nicht der Überzeugung verschließen können, daß „Lemkes sel. Wwe." schon in allernächster Zeit ein großer Erfolg blüht. Das Buch ist von der vornehmen Kritik als zweifellos im höchsten Grade humoristisch, außerdem aber auch als eine nrgesunde Bolkskost erkannt und festgenagelt worden. Wenn auch Erdmann Graeser in der modern-literarischen Clique einen guten Namen hat, bitten wir doch, „Lemkes sel. Wwe" nicht Kunden mit spezifisch modernem hyperfeinen Geschmack vorzulegen (dort wird das Buch kein Glück haben); sondern vielmehr gesunden Durchschnittsmenschen, Männern wie Frauen: diese werden Ihnen alle herzlich Dank wissen und sichere Kunden für die späteren Bände der Romanserie sein. Die 3. Auflage des ersten Bandes „Zur unterirdischen Tante" wird gleichzeitig mit der 2. Auflage des zweiten Bandes „Die Sache macht sich" demnächst ausgegeben. Preis pro Band M. 1.— ord., 75 Pf. no, 05 Pf. bar. Partie 11/10. Vorzugsbedingungen: Je 1 Probeexemplar und 1 Probepartie 7/6 mit 50V», Partie 11/10 gemischt ebenfalls mit 50°/». Ganz besonders empfehlen wir den Be^ng von: 1 Postpaket enthaltend 16 Exemplare — auch gemischt — für M. 7.50 franko bar. Diese Vorzugsbedingungen erlöschen mit 15.Sept.d.J. Berlin u. Leipzig, 20. Ang. 1907. Hermann Seemann Nachfolger.