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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.09.1907
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 10.09.1907
- Sprache
- Deutsch
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/jF 211, 10. September ISO?. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt f. d. Dtjchn. Buchhandel. 8885 zusainmenzufassen und bei U. E. Sebald in Nürnberg er scheinen zu lassen. Er verfolgt damit zunächst den Zweck, die Auf merksamkeit aller davon berührten Kreise noch einmal auf das Verhältnis der bildenden Künstler zu den graphischen Ge werben zu lenken, das damals den Anlaß zu diesem lebhaften Meinungsaustausch gegeben hat. Die ersten Aushängebogen dieser Broschüre sind der Redaktion des Börsenblatts zugegangcn, und wir stehen nicht an, dem Wunsch dis Herrn Schorß entsprechend noch einmal auf seine Anregungen zurückzukommen, indem wir das einleitende Kapitel -Akademie und Praxis» der im Druck befindlichen Broschüre hier abdrucken. Nachdem er den Zweck der Broschüre kurz dargelegt hat, schreibt also Herr Schorß weiter: Denn wenn man seinerzeit auch sofort in Leipzig nach Kräften für eine allgemeine Befriedigung der so einmütig aner- kannten Bedürfnisse gesorgt hat und auch nicht geleugnet werden soll, daß manches inzwischen besser geworden ist, kann den beider seitigen Interessen doch nur damit gedient sein, wenn diese An gelegenheit wieder einmal öffentlich zur Sprache gebracht wird. Der frische Zug, der eine Zeit lang in eine den Künstlern und den vervielfältigenden Künsten dienende Bewegung gebracht worden war, flaute im April des Jahres 1901 mit einen: Schlage vollständig ab, und seitdem hat man so gut wie gar nichts mehr davon in der Öffentlichkeit verspürt. Es soll nun hier nicht über die Ursache dieser bedauerlichen Erscheinung gesprochen werden5 auch handelt es sich zunächst nicht um ein erneutes Aufzählen von Mängeln, die sich nach dieser Richtung hin immer noch fühlbar machen, sondern lediglich um die Frage, wie sich die inzwischen in Leipzig und anderswo ge troffenen Einrichtungen bewähren und ob man vor allen Dingen in der Praxis auch überall den erforderlichen Gebrauch von ihnen macht. Die zuverlässigste Antwort darauf würde meines Erachtens eine allgemeine Umfrage geben, die durch die eine oder andre Redaktion, oder wohl noch besser durch den Deutschen Buch gewerbeverein veranstaltet werden könnte, und zwar nicht nur bei Buchdruckcreien und Kunstanstalten, sondern auch in den Kreisen der Kunstmaler. Je nach dem Ausfall solcher Erhebungen ließen sich dann leicht weitere Maßnahmen treffen. Jeder Unbefangene wird sich nämlich des Eindrucks nicht erwehren können, daß bei den in Rede stehenden Leiden die Diagnose wohl richtig gestellt ist und daß auch Heilmittel für sie bereit gehalten werden, daß man aber die Patienten noch zu wenig zur Anwendung derselben anhält, wenn man sich eines solchen Vergleichs in bezug auf die hier in Frage kommenden Künstler und Gewerbetreibenden bedienen darf. Da ich für meinen Vorschlag, zu diesem Zwecke Wanderkurse zu veranstalten, bis jetzt leider wenig Gegenliebe gefunden habe, bleibt, wie die Dinge augenblicklich liegen, zunächst eben nur eine erneute Anregung dazu, sowie ein energisches Eingreifen der Presse übrig, wenn nicht der ganze bisherige Aufwand an In telligenz und Zeit, der dieser Sache bereits geopfert worden ist, so gut wie umsonst gewesen sein soll. Und um nun allen denen, die etwa beabsichtigen sollten, jetzt Schritte nach dieser Richtung hin zu tun, den Entschluß dazu zu erleichtern und ihnen eine Menge von zeitraubenden Vorarbeiten zu ersparen, übergebe ich hiermit diese Auswahl meines darauf bezüglichen Materials der Öffentlichkeit. Dadurch werden auch gleichzeitig die in den einzelnen Artikeln und Briefen zum Ausdruck gebrachten Ansichten und Vorschläge davor bewahrt, daß sie in ihrer bisherigen Zersplitterung ohne jeden weitern praktischen Nutzen vollständig in Vergessenheit geraten. Denn gerade in ihrer Übereinstimmung steckt ein Teil ihres Wertes, der nur durch eine solche unmittelbare Gegenüberstellung zur Geltung gebracht werden kann. Auch wird die Sammlung in dieser handlichen Form noch für manchen, der nicht selbst Fachmann ist, trotzdem aber in seinem Berufe mit den graphischen Künsten zu tun hat, ein brauch bares Mittel sein, mit dessen Hilfe er sich gegebenenfalls ein an nähernd richtiges Bild von ihrem Wesen und der nun doch einmal nicht wegzuleugnenden Bedeutung der Reproduktionstechniken für die bildenden Künste machen kann. Ich denke dabei nicht etwa nur an Kunstmaler, sondern vor allen Dingen auch an Ministerial- referenten und deren Hilfsarbeiter, an Leiter von Kunstakademien, Kunstgewerbeschulen und andre maßgebende Persönlichkeiten mehr. Börsenblatt für den Deatschen Buchhandel. ?t. Jahrgang. Als Künstler sollen letztere selbstverständlich ihrer Über zeugung, daß die Kunst um ihrer selbst willen, also ohne Rück sicht auf praktische Zwecke gepflegt werden muß, unter allen Um ständen treu bleiben; nur dürfen sie darüber aber nicht ganz vergessen, daß sie nebenbei auch noch staatlich angestellte Lehrer sind und daß doch auch für sie alle, Meister wie Schüler, der Spruch von der grauen Theorie und dem grünen, goldenen Baum des Lebens immer seine volle Bedeutung behalten wird. Wer einem Wesen Flügel schafft, hat doch die Pflicht, dabei auch an den Raum zu denken, in dem es dieselben entfalten soll, und wie viele Akademiker haben sich nach Beendigung ihrer Studien nicht schon vergeblich bemüht, ihre Kräfte im Sinne ihrer Lehrer zu gebrauchen und ihren Platz als Künstler zu behaupten! lind wenn alle diese zu einseitig ausgebildeten Idealisten dann, einem Ikaros gleich, aus ihren erträumten Himmeln ge fallen waren, und sich plötzlich mitsamt ihrer ganzen akademischen Bildung hilflos und hungernd inmitten fröhlich schaffender Menschen wiederfanden, über die sie sich womöglich noch kurz vorher hoch erhaben dünkten, welche Gedanken mögen sie sich da nicht schon oft über den stolzen, von ihnen aber meist falsch aus- gclegten Lehrsatz ihrer Akademie gemacht haben, daß die Kunst nicht nach Brot gehen darf! OIsuw st opsraw psräiäil Wie ganz anders wären alle diese Künstler dagestanden, wenn ihre aiwa, watsr sie nicht bloß aufwärts dem Licht entgegengeführt, sondern ihnen gleichzeitig auch einen Weg gezeigt hätte, auf dem sie nach Bedarf in das alltägliche Leben zurückkehren und sich neue Kraft für ihr künstlerisches Streben hätten holen können. Nur auf dem Boden befriedigter Lebensbedürfnisse kann auf die Dauer eine echte Kunst gedeihen, und von der Wiege bis zum Grabe bleiben wir alle doch eben immer nur Menschen! Naturgemäß darf cs sich also bei einer zielbewußten Kunst pflege durch den Staat doch nicht immer nur hauptsächlich darum handeln, möglichst viele Maler auf gut Glück in die Welt zu setzen, ohne danach zu fragen, wie viel nutzbare Zeit und wie viel hoffnungsvolle Jugend bet diesem System alljährlich sozu sagen auf dem Altar der Kunst geopfert werden, und wie viel unglückliche und verbitterte Existenzen auf jeden einzelnen Künstler kommen, der das Ziel der akademischen Lehrtätigkeit wirklich er reicht. Ihre Zahl ist viel größer als diejenigen, welche die Ver antwortung dafür tragen, auch nur entfernt zu ahnen scheinen. Und hier ließe sich manches bessern, ohne daß dabei gegen ein akademisches Prinzip oder eine künstlerische Tradition verstoßen zu werden brauchte. Wenn nämlich alle diese Kunstschulen in ihrem Lehrplan noch mehr direkte Fühlung mit den graphischen Künsten nehmen wollten, die den freien Künsten viel näher stehen, als man in diesen Kreisen im allgemeinen anzunehmen scheint, dann wäre damit nicht bloß ihren Minderbegabten Schülern, sondern auch der Kunst selbst ein großer Dienst erwiesen. Denn einerseits brauchten sich dann nicht so viele mittelmäßige Talente nur aus Not zum Schaden unsers öffentlichen Kunstlebens krampfhaft an den Saum ihres Gewands zu klammern, und anderseits würden ihr nicht so viele ihrer besseren Jünger durch oft ganz unbe deutende Zufälligkeiten, die gar nichts mit ihren Leistungen als Künstler zu tun zu haben brauchen, entrissen werden. Allein schon eine allgemeine Kenntnis von dem Wesen und den Erfordernissen der einzelnen Reproduktionstechniken würde für viele dieser jungen Leute ein praktisches Rüstzeug sein, mit dem die nicht erfinderisch genug Veranlagten ihre künstlerische Vorbildung auf dem Gebiet der graphischen Künste nutzbringend verwerten könnten, während anderseits mancher geniale Maler mit einem solchen Reserve-Fonds über materielle Notlagen hinwegkommen könnte, die ihn jetzt aus seiner für- heutige Verhältnisse entschieden zu schmal tracierten Künstler laufbahn drängen müssen. Andre Zeiten erfordern eben auch veränderte Kulturmittel. Mit bloßen Radierklassen oder einem simplen Auf-den-Stein-zeichnen, das man vielfach aus Bequem lichkeit für Lithographieren ansieht, ist es aber nicht getan, lind ebensowenig lassen sich die hier augeführten Dinge mit dem schein bar naheliegenden Einwand abtun, daß für diese profanen Seiten des Künstlerberufs ja die Leipziger Akademie oder die Gewerbe schulen bereits vorhanden seien. Denn erstens ist ein künstlerisches Schaffen auf dem graphischen Gebiete — und nur von einem solchen ist hier stets die Rede — 1158
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