H »« Insel-Verlag M zu Leipzig daß diese schönen und wichtigen Dokumente deutschen Geisteslebens der Ver gangenheit außerhalb gelehrter Kreise säst unbekannt sind. Unsere Ausgabe soll diese Lücke ausfüllen und wendet sich an weiteste Kreise; wie in der Be stimmung, so unterscheidet sie sich aber auch in der Anlage von den früheren: weder ist sie bloß eine Wiedergabe der Korrespondenz mit einer einzelnen Person oder Gruppe von Verwandten, noch auch eine Zusammenstellung der pikantesten Anekdoten, die die Herzogin erzählt, sondern sie ist eine gewissen haft getroffene Auswahl des Wichtigsten, dauernd Wertvollen aus allen erreichbaren Briefen Liselottens. Auch viele bisher unbekannten oder ver schollenen Briefe sind darin enthalten. Die Ausgabe verfolgt nicht eigentlich wissenschaftliche Zwecke; dafür aber, daß sie aus sicherer wissenschaftlicher Grundlage ruht, bürgt der Name des Herausgebers, den wir dafür gewonnen haben. Er hat sein Werk nach langjähriger Beschäftigung mit der Herzogin und aus Grund eingehenden Studiums ihres Briefwechsels geschaffen. Muß man nun diesen Briefen den höchsten Wert zusprechen wegen ihres reichen politisch- und namentlich kulturhistorischen Inhalts, und weil sie schildern, wie deutsche Augen den Sonnenkönig und seinen Hof sahen, so sind sie uns fast mehr noch durch die kernige deutsche Herzens- und Gemütsart der vor trefflichen Frau, die sie geschrieben hat. Der Vergleich mit einer anderen deutschen Frau, die fast dem gleichen Boden entstammt, und ihren Briefen drängt sich auf jeder Seite dem Leser auf: der Vergleich mit Goethes Mutter. Gerade jene Eigenschaften, die sie uns so lieb machen, sind beiden gemeinsam. Und so lag es nahe, auch äußerlich dieser Verwandtschaft Ausdruck zu verleihen und die Briefe Liselottens in derselben Ausstattung herauszugeben, wie die Briese der Frau Rath Goethe. Nur Farbe und Zeichnung des Einbandes verändern wir. Wir zweifeln nicht daran, daß der außerordentliche Erfolg der Frau Nath-Briese auch den Liselotte-Briefen zuteil werden wird, und daß sie zu den begehrtesten Büchern des diesjährigen Weihnachtsmarktes gehören werden. Wir bitten aus den beiliegenden Zetteln zu bestellen. Ankündigungen stellen wir unberechnet zur Verfügung. Leipzig, Ende August 1907 Der Insel-Verlag