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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.03.1906
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 21.03.1906
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- Deutsch
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^ 66, 21. März 1906. Nichtamtlicher Teil. 2967 nicht vorhanden, aber wenn sie einen Augenblick warten wollten, so werde er es ihnen aus seiner eignen Bibliothek holen! (Seine Wohnung befand sich im Gebäude der Bibliothek selbst.) Seine Bibliothek enthielt u. a. eine bedeutende Sammlung von literarischen Revuen in 8". aus der Zeit vom Anfang des ersten Kaiserreichs bis zur Regierung Louis Philipps, wie sie vollständiger noch nicht vereinigt worden war. Hervorragender noch war seine Sammlung von Romanen aus derselben Zeit; sie umfaßte beinahe lückenlos die Werke der berühmt gewordenen oder unberühmt gebliebenen Führer und Anhänger der romantischen Schule, zu deren Begründern er selbst ja gehörte, und mit deren Vertretern er sein Leben lang in enger Fühlung gestanden hat. Mit Honorö de Balzac, Alexander Dumas, Viktor Hugo, Eugen Sue u. a. pflegte er nicht nur literarische Beziehungen, sondern auch persönlichen Verkehr, und sein Verhältnis zu ihnen gewährt einen interessanten Einblick in das ungestüme, genial-hochtrabende Treiben der französischen Neuromantiker. Ein treffendes Bild hiervon hat er uns selbst gegeben in seiner »Liwpls bistoirs äs MS8 rslvtiovs littsrviree »vso Lavors äs LvLso«, die im rlüvrs« Jahrg. 1882 abgedruckt worden ist. Erst Balzacs gleichgesinnter und nach den gleichen Zielen strebender Freund und Berater, dann von diesem mehrfach brüskiert und ihn deshalb in literarischer Fehde bekämpfend, hat er nie aufgehört, ein begeisterter Verehrer seines großen Talentes zu sein, und hat sich in spätern Jahren um so lieber wieder ganz mit ihm ausgesöhnt, als Balzac inzwischen die unangenehmsten Fehler seines empfindlichen und unglaub lich eingebildeten Charakters im Lauf der Jahre fast ganz abgelegt hatte. Das korrekte Verhalten Laccoixs in den lange Zeit gespannten Beziehungen der beiden Literaten, die sich in einer für beide gleich bedeutenden Schaffensperiode nahe getreten waren — Lacroix war eben durch seinen kultur geschichtlichen Roman »1,68 soiroes äs 8ir V?vltsr Loott« be rühmt geworden, Balzac hatte das literarische Frankreich durch seine übermütige, geistreiche »Lb^siolvAis äu LlariaZs« in Erstaunen und Bewunderung gesetzt —, gibt uns den besten Begriff von seinem lautern und uneigennützigen Cha rakter, der von seinen Freunden um so höher geschätzt wurde, als Lacroix selbst um so bescheidener war. Der »Bibliophile Jacob« verkörperte in seiner Person geradezu Bibliophilie uud Bibliographie zugleich. In welchem Maß er in seiner Welt der Bücher zu leben gewohnt war und in ihr aufging, ersehen wir auch aus seiner uns von Uzanne mitgeteilten humoristischen Schilderung eines Fieber traums während einer leichten Erkrankung. »Bald glaubte ich, auf meinem Körper Drucklettern wahrzunehmen, bald streckte ich die Hand aus nach einem nur in meiner Einbildung vorhandenen Buche; ich deklamierte einen Bücher-Katalog als Opernrezitativ oder spielte die Rolle des Auktionators auf einer Bücher versteigerung. Ein andermal redete ich mir ein, eine Handschrift aus Velin geworden zu sein, mit schön ge malten Initialen und Miniaturen in Goldpressung, nnd wollte nicht, daß man mir einen Teetrank reichte, aus Angst, daß meine gemalten Blätter Schaden leiden könnten.« Ich glaube in vorstehendem dargetan zu haben, welche bedeutende Persönlichkeit der Bücherwelt der »Bibliophile Jacob« des neunzehnten Jahrhunderts gewesen ist, dessen Leben und Werken weiter nachzugehen dem Bücherfreund und Buchhändler eine ungleich reichere Ausbeute verschaffen dürfte, als sie die vorliegende, natürlich gedrängte Dar stellung zu geben imstande ist, und will das heutige Gedenkblatt mit dem Vierzeiler Colletets schließen, mit dem dieser ein Portät des Pater Jacob, des »Bibliophilen Jacob« des siebzehnten Jahrhunderts, versehen hat und das Uzanne auch auf dessen wahlverwandten Epigonen Lacroix an gewandt hat: »Ovvs Iss nobles trvits äs cs ovivrs Vo^ Ivood, est borvivs s^vvvvt. 8i ss. ivvin v'^ tisvt poivt äs livrs O'sst <zus o'sst uv livrs vivg.vt. - Die Ausstellung »Kinderkunst« bei Beyer L Sohn in Leipzig. II. (Vgl. Nr. 61 d. Bl.) Die ausgestellten Kinderzeichnungen sind mit wenigen Ausnahmen vorwiegend freie, rein aus der Vorstellung ent standene Schilderungen; nur einzelne Blätter sind nach ge zeichneten und plastischen Vorbildern oder lebenden Modellen ausgeführt worden. Heroorzuheben ist, daß diese Ausstellung, im Gegensatz zu der im Jahre 1898 in der Hamburger Kunsthalle, sowie der im Sezessionsgebäude zu Berlin ver anstalteten, auch Ergebnisse der Pflege des freien Zeichnens von der Hand älterer Schüler zeigt. Daß gerade jüngere Kinder am unbefangensten darauf los zeichnen und gern den schwachen Schein, den ihre unbeholfenen Linien und drastischen Farbenflecken von der Wirklichkeit geben, für diese selbst ansehen, wird von den als Anreger auftretenden Lehrern bestätigt und wird auch jedem Kundigen beim Anschauen dieser Malereien sofort klar. Bei ältern Schulkindern macht sich eben schon das kritische Bewußtsein geltend; auch werden sie beeinflußt durch gesehene künstlerische Darstellungen, mit denen ihre Zeichnungen einen Vergleich nicht aushalten und der sie daher unzufrieden macht oder wohl gar ihre Illu sion stört. Was dieser Ausstellung ihre große Bedeutung gibt, das ist für den, der sehen kann und sehen will, die Überzeugung, welche Fülle der Phantasie und welche Kraft der Illusion das Kind besitzt, wie es sein Verhältnis zur Mit- und Außenwelt gestaltet, wie es seine Empfindungen zum Aus druck bringt. In den meisten Fällen ergeht sich das Kind in seiner Darstellungsweise nur in Symbolen, und je niederer die Altersstufe ist, auf der es steht, desto plumper sind diese Symbole. Das Kind vermag ja nicht der Natur unmittelbar nachzugehen. Dazu fehlt ihm Wissen uud Können, und so zeichnet und malt es spielend rein aus der Anschauung und Vorstellungskraft, ganz ähnlich wie der echte Künstler. Für das Kind ist die Zeichnung nur das Mittel, Abwesendes sich zu vergegenwärtigen oder Er innerungsbilder festzuhalten. Und da sich naturgemäß das Kind nur an das erinnert, was ihm besonders auffiel — also an das Typische, an das Charakteristische —, deshalb ergötzen uns eben selbst seine ersten stammelnden Versuche in der Formensprache so ungemein, wenn wir sehen, wie die Kinder aller Zeiten und Völker damit beginnen, unter Hinweglassung alles Überflüssigen und Nebensächlichen, aus Kreisen, Strichen und Punkten sich einen Menschen dar zustellen. An sich betrachtet wird mancher geneigt sein, diesen kindlichen Äußerungen nicht allzuviel Wert beizumessen; mir aber will scheinen, das sei das Bemerkenswerte daran, aus diesen primitiven formalen Schilderungen zu ersehen, in wie innigem Verhältnis das Kind zu seinen Gestalten steht und wie es imstande ist, mit wenigen unbeholfenen Strichen Freude, Erstaunen, Schmerz, Trauer rc. zum Ausdruck zu bringen, wie es also unwiderleglich selbst den Beweis er bringt, über welche Beobachtungsgabe, Vorstellungskraft und Phantasie es verfügt, die — leider — im spätern Verlauf seiner Erziehung zumeist systematisch vernichtet wird. Unter anderm hat da ein siebenjähriger Knabe mit Buntstift eine »Geburt Christi« zu Papier gebracht. Ganz 390»
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