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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.03.1906
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- Erscheinungsdatum
- 21.03.1906
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- Deutsch
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2968 Nichtamtlicher Teil. ^ 66, 21. März 1906. frei und ohne Anlehnung an ein vorhandenes Vorbild, denn sonst hätte er nicht so naiv dargestellt. So z. B. die an betenden Hirten, einer genau wie der andre, sämtlich hinter einander knieend. Man sieht, die biblische Schilderung hat sein Interesse erweckt, nichts hat er außer acht gelassen bis auf eine Person — den Joseph. Augenscheinlich interessierte der ihn nicht, er besagte ihm zu wenig, und deshalb ließ er ihn fort. — Wir sehen rechts Maria mit dem Kind, davor nach links hin die gleichmäßig aufgebauten anbetenden Hirten, weiterhin nach links die herzueilenden heiligen drei Könige, über diesen Gruppen schweben im Glorienschein die jubilierenden Engel. So kindlich das Ganze auch anmutet, so sicher war der kleine Kerl zweifellos in seiner Vorstellung. Denn seine Anord nung ist so planmäßig erdacht, daß sich selbst ein Künstler ihrer nicht zu schämen brauchte. Unbewußt, ja instinktiv hat das Kind gefühlt und es verstanden, die beiden Hauptpersonen, Maria mit dem Kinde, zum Mittel punkt seiner Darstellung zu machen, alle weiter dar gestellten Figuren richten ihr Augenmerk auf diese beiden. Es kann hier nicht unsre Aufgabe sein und würde uns auch zu weit führen, wollten wir verschiedene Einzelerschei nungen der Ausstellung näher in Betracht ziehen. Es sei daher noch auf einige für die Auffassungsgabe des Kindes besonders charakteristische Zeichnungen hingewiesen. Zu diesen zählen die verschiedenen Entwicklungsstadien in der Darstellung menschlicher Figuren, Häuser rc., die von vor schulpflichtigen Kindern teils in kürzern, teils in längern Zeitabschnitten ausgeführt wurden; ferner die von Kindern ver schiedener Altersstufen mit der Schere geschnittenen Silhouetten, die Darstellungen mehrfacher Baumarten, in Bewegung be findlicher Tiere — wobei zu beachten ist, daß das Pferd in der Vorstellung des Kindes ein vorwiegend lebhaftes Inter esse zu wecken scheint. Die Zeichnungen von Erlebnissen, sowie zu bekannten Gedichten und Märchen, Stimmungs landschaften, Jahreszeiten und Darstellungen verschiedener Kinderspiele, ebenso die plastischen Modellierarbeiten der Kinder verdienen mit Aufmerksamkeit betrachtet zu werden. ' . Trotz aller Zweifler und Gegner der in den letzten Jahren in Fluß gekommenen Bewegung künstlerischer Er ziehung, ist der Fortschritt auf diesem Gebiet unverkennbar. Gewiß soll nicht verkannt werden, daß mancher Heißsporn geneigt ist hierbei Forderungen aufzustellen, die über das Ziel hinausschießen; aber wenn wir sehen, wieviel Gutes diese Bewegung allein auf literarischem Gebiet, vorzugs weise in der Herausgabe schöner Bilderbücher gezeitigt hat, von denen ja auch diese Ausstellung vortreffliche Proben bringt (zu nennen sind namentlich die Ausstellungen der Firmen Jos. Scholz in Mainz und H. L F. Schaffstein in Köln a. Rh.), so wird jeder Vorurteilsfreie das Vorwärts schreiten der Bewegung nur freudig begrüßen. Nicht minder befruchtend hat die Bewegung auf die Gestaltung des Kinderspielzeuges eingewirkt. Sehr anregend hat sich nach dieser Richtung hin das im Jahre 1903 vom Bayerischen Gewerbemuseum in Nürnberg erlassene Preis ausschreiben erwiesen. Es verlangte: »Entwürfe zu charakteristischen Holzspielsachen, die geeignet sind im Sinne der kunsterziehenden Bestrebungen unsrer Tage anregend und fördernd auf den Geschmack und die Phantasie der Kinder einzuwirken«, und so entstanden die köstlichen humorvollen und charakteristischen Gebilde mehrerer jüngerer Münchener Künstler, zu denen August Geigenberger, Karl Kunst, Bernhard Halbreiter, Johann Bauer und Karl Reimann, sowie die Geschwister Kleinhempel in Dresden zählen, deren Arbeiten uns zeigen, daß gesundes Gefühl und künstlerischer Geschmack sich auch in einfachster Form treffenden Ausdruck zu schaffen weiß. Ernst Kiesling. Kleine Mitteilungen. *L. Vom Reichsgericht. (Nachdruck verboten.) — Wegen Feilhaltens unzüchtiger Bilder ist am 3. Juli o. I. vom Land gericht Köln der Buchhändler Anton Ohler zu einer Geldstrafe von 100 ^ verurteilt worden. Die beiden Hefte »Die Schönheit des Weibes in 10 Aktstudien- und »20 weitere Aktstudien- wurden vom Ladentisch des Angeklagten weg beschlagnahmt. Es sind, wie es im Urteil heißt, lediglich Wiedergaben von Photographien nackter Frauen durch den Druck. Der Angeklagte war sich des unzüchtigen Charakters bewußt. — In seiner Revision, die am 19. d. M. vor dem Reichsgericht zur Verhandlung kam, be hauptete der Angeklagte, er habe die Unzüchtigkeit nicht erkannt. Das Reichsgericht verwarf das Rechtsmittel als unbegründet. -Ein armer Teufel-. — »Wie schlimmes dem Buchhändler geht, zeigt ein kleines Klagelied, das ein -^wi äs Ubrsärs- kürz lich unter dem Titel -17n xs.uvrs äiabls- in der -Tribuns äs Ssnövs- veröffentlicht hat. Es beginnt mit der Verwunderung, daß in den jetzigen Zeiten, wo die Angestellten in fast jedem Beruf Verbesserungen fordern in bezug auf Arbeitszeit, Gehalt, Arbeitsräume rc., eine Klasse von Kaufleuten ihre Stimme noch nicht erhoben habe, was aber wahrscheinlich auf die geringe Anzahl der Beteiligten zurückzusühren sei. — -Denn der Buchhändler (das ist der -arme Teufel-, um den es sich handelt) trägt sein Los mit Schweigen. -Er wünscht es auch gar nicht anders. So und so oft muß er hören, daß liebenswürdige Kunden sagen: ,Wie glücklich sind Sie, so unter Büchern leben zu können, Sie können den ganzen Tag lesen!' Lrrars bumanum sst! Jawohl, sehr glücklich sühlt er sich, so etwas zu hören, jedoch fühlt er gleichzeitig so eine Art Tantalusqual, daß er alle die schönen Bücher vor sich sieht, sie liebt aber — verkaufen muß. »Den ganzen Tag ist der Buchhändler durch seine vielen Be schäftigungen in Anspruch genommen: Korrespondenz, Vergleichen der eingegangenen Sendungen, Auszeichnen der Bücher, Expedieren, Cinräumen des Lagers, Buchführung, Arrangieren des Schau fensters und dabei noch Bedienen der Kunden, die kommen und gehen. Jeden Augenblick werden Anforderungen gestellt an sein Gedächtnis, er soll französische, englische, deutsche, italienische und weiß Gott was für Werke noch kennen, seine Kenntnisse können gar nicht ausgedehnt genug sein. -Am Abend, denken Sie, wird er seine wohlverdiente Ruhe genießen können. Nicht im mindesten I Cr durchstöbert beim Essen ein Paket neuer Kataloge oder einen Stoß Zeitungen, er überfliegt Besprechungen und füllt sich den Kopf mit neuen Bücher- liteln und neuen Autornamen, um am nächsten Tag in ge wohnter geistreicher und wohlunterrichteter Weise antworten zu können, wenn er gefragt wird über den Inhalt von dem oder jenem Buch, über das eine Revue eine Besprechung bringen will. -Gegen 11 Uhr mit müden Augen, mit schwerem Kopf ver sucht er im Schlaf zu finden, was ihm die zu kurzen oder zu sehr angefüüten Ruhepausen verweigert haben. Aber der Schlaf kommt spät zu denen, die ihr Hirn zermattern den ganzen Tag über, und wenn er sich dann naht, jo folgt ihm ein Zug phantastischer Träume, die den Schläfer ganz ermattet erwachen lassen. -Mein Freund, der Buchhändler, bei dem ich nun schon 2b Jahre kaufe, beklagt sich selten; aber von Zeit zu Zert höre ich ihn seufzen: .Wenn ich nur wenigstens schlafen könntel' Cr bewegt sich, so viel er kann, arbeitet während der warmen Jahreszeit im Garten früh, wenn andre Leute noch schlafen, geht spazieren, vadet und schwimmt; aber alles das kann nicht verhindern, daß seine Kräfte immer geringer werden. Seine Augen werden ichwäcyer, seine Haare werden bleich, und tiefe Falten sind in seine Stirne eingegraben. Als ich ihn dann wieder fleißig bei seiner aufreibenden Arbeit sah, dachte ich, daß der wohl ein Recht hätte, es allen denen gleichzutun, die eine achtstündige Arbeitszeit und Schließung der Geschäfte am Sonnabend um 5 Uhr verlangen. -Wenn er 30 bis 40 Jahre gearbeitet hat, wird er am Ende seiner Kräfte sein, der Arme, und wird nicht genügend haben, um sich zurückziehen zu können, denn im Buchhandel nach einem Leben voll angestrengter Arbeit kann sich selten einer zur Ruhe setzen: on ks.it tsvt xour la ^cnro!
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