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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.03.1906
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 17.03.1906
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- Deutsch
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^ 63, 17. März 1906. Nichtamtlicher Teil. 2833 Reichspost- und -Telegraphenverwaltung durch Maßnahmen Bedacht zu nehmen, welche 1. die Beseitigung der im Orts und Nachbarortsverkehr bestehenden Ausnahmetarife für Postkarten und Drucksachen, Warenproben, Geschäftspapiere, 2. die anderweite Festsetzung der Gebühren für außer ordentliche Zeitungsbeilagen zum Gegenstand haben « Man verlangte also zuerst eine »entsprechende Verzin sung des Anlagekapitals«. Wem entsprechend? Denn dieses Wort an sich war dunkel. Vielleicht sollte eine angemes sene Verzinsung gemeint sein. Aber da hätte doch vorher erst nachgewiesen werden müssen, daß die gegenwärtige Kapitalsrente der Post unangemessen niedrig ist. Doch davon war nichts zu hören oder zu lesen. Erst am 19. Januar 1905 hat der Herr Staatssekretär des Reichspostamts Kraetke im Reichstag wörtlich ge sagt: »Das Postkapital verzinst sich sehr gut«. Und ein Jahr später weiß der Ausschuß des Reichstags nichts mehr davon und beantragt feierlich in einer Resolution besondere Maßregeln behufs angemessener Ver zinsung. Wo soll diese aber anfangen? Bei welchem Prozent satz? Das Reichsschatzamt hält 3»/^ Prozent für eine an gemessene Verzinsung der ihm geliehenen Kapitalien. Bei den Reichseisenbahnen werden 4,35 Prozent erzielt und für angemessen erachtet. Bringt die Post etwa weniger ein? Oder will man ihr in der Tat die abnorm hohe Rente der preußischen Staatsbahn zumuten und abriugen? Die Frage der Postkapitalverzinsung wurde im Januar 1905 übrigens schon einmal recht genau erörtert. Der nationalliberale Abgeordnete Patzig schnitt sie an und forderte nicht mit Unrecht alljährliche statistische Unter lagen darüber. Er bemerkte ausdrücklich, daß die Post und das Fernsprechwesen sich auch nach seinem Urteil zur Rentabilität entwickelt hätten, so daß sie den unrentablen Telegraphen mit durchschleppen könnten. Merkwürdiger weise erfüllte es ihn aber mit Sorge, daß die Reichspost- und -Telegraphenverwaltung »wieder zur Kostgängerin bei der Reichsschuldenverwaltung geworden sei«, und der An trag Bockelmanu gibt dieser unbegreiflichen Besorgnis neuen Ausdruck. Diese Anleihen werden aber doch immer mehr dem rentablen Fernsprechwesen zugewandt, und wenn der Betrieb mindestens die Zinsen aufbringt, so ist wirklich nicht einzusehen, wie man darüber besorgt sein kann. Die Reichspost »verzinst sich sehr gut« und wirft trotz des rech nerischen Telegraphendefizits noch ansehnliche weitere Über schüsse ab. Es wäre ein grober Fehler, neue Fernsprech anlagen zu unterlassen, wenn das Anlagekapital sich aus reichend dabei verzinst, und eine solche Unterlassung würde es wieder vollauf rechtfertigen, diesem Verkehrsbedürfnis durch Privatunternehmungen abzuhelfen. Das bestehende Reichsmonopol ist natürlich ein Hindernis dessen. Herr Patzig hatte auf Grund eigner Berechnungen auch den Versuch gemacht, die Höhe der Postkapitals rente ziffernmäßig festzustellen. Aber seiner Methode haftete doch manches recht Anfechtbare an, und die Schluß- zahl, zu der er kommt, war daher und wegen einiger un genauen Unterlagen viel zu niedrig, wenn sie auch an sich eine vollkommen befriedigende und angemessene Kapitals rente darstellt: nämlich 4,7 Prozent. Er schätzte für 1905 das gesamte Anlagekapital der Reichs-Post- und Telegraphen - Verwaltung auf 700 Millionen Mark. Das war, wie wir weiter sehen werden, fast um 50 Millionen zu hoch Um den Betriebsüberfchuß fest- znstellen, zog er von den gesamten Bruttoeinnahmen die regelmäßig fortdauernden ordentlichen Betriebsaus gaben ab. Aber er zog auch die einmaligen Ausgaben ab, die sogenannten »ordentlichen« einmaligen Ausgaben, die fast ausschließlich dem Grunderwerb und der Herstellung Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 78. Jahrgang. neuer Post-, Telegraphen- und Fernsprech-Gebäude dienen und durchaus nicht Betriebsausgaben, sondern neue Kapitalsaulagen von bleibendem Wert sind, für 1905 z. B insgesamt 13,19 Millionen Mark, für 1906 aber 14,97 Millionen Mark. Von diesen dürfte man höchstens die Zinsen in Anrechnung bringen Ferner rechnet er zu den Betriebsausgaben die Verzinsung des Anteils der Reichsschuld, der auf die Reichspostoerwaltung fällt: das wären bei einer Schuld von 230 Millionen Mark zu 3'/, Prozent, also 7,85 Millionen Mark. Diese Verzinsung ist aber doch schon ein Teil der Rente, eine Rente dieses Kapitals und darf daher nicht von der Gesamtrente einfach abgerechnet werden. Aber auch in den fortdauernden Betriebsausgaben findet man Summen, die eigentlich nur neue Kapitalsanlagen darstellen, so z. B. waren im Etatskapitel 85 Titel 50 bis 52 im Jahr 1905 etwa 361/, Millionen angefetzt für Anschaffung und Unterhaltung der Apparate, für Materialien zum Bau und zur Unterhaltung der Telegraphenlinien und für die Ar beiten dazu; Titel 4 8 (2,4 Millionen) dient auch dem Bau von Postwagen, Titel 61 (1,15 Million) sorgt für Um- und Er weiterungsbauten und Grundstückerwerbungen. Auch diese Ausgaben sind also zum Teil Kapitalanlagen und könnten eigentlich dementsprechend nur mit einer Zins- und Amorti sationsrate dieses Teils als Betriebsausgaben angerechnet werden. Endlich will Herr Patzig, um die reine Rente der Post zu ermitteln, auch die unvergüteten Leistungen der Eisenbahnen zu den Betriebsausgaben hinzurechnen. Real politisch erscheint das ja nicht; denn die wirkliche Uber schußrente verbleibt doch auch in Wirklichkeit bei der Reichs- pvst rind beim Reich, und eine Änderung wird nicht beab sichtigt. Aber auch sonst ist seine Rechnung hier nachweislich verfehlt. Die preußische Staatsbahn macht erstlich der Reichspost eine so gepfeffert hohe Rechnung, daß der Staats sekretär des Reichspostamts im vorigen Jahre erneut zu verstehen gab, daß er sie für arg übei trieben halte. Denn er erklärte, sie würde einseitig, ganz ohne Mitwirkung der Postverwaltung aufgestellt. Für 1904 beträgt sie ins gesamt 40,9 Millionen Mark, während die Post nur 9,5 Millionen vergütete, so daß angeblich 31,4 Mil lionen unvergütet blieben. Nun hat aber zweitens doch auch die Reichspost für das Reich und die Einzel staaten Leistungen zu verrichten, die unvergütet bleiben und die nach der Angabe des Staatssekretärs, »schlecht gerechnet«, mindestens 20 Millionen Mark wert sind. Ich will nur an die im Jahre 1904 beförderten 80 Millionen portofreier Briefpostsendungen (darunter allein 76,6 Millionen geschlossene Briefe) erinnern, an die 3,7 Mil lionen portofreien Pakete im Gesamtgewicht von 26,3 Mil lionen Kilogramm, an die portofreien Wertsendungen im Werte von 5570 Millionen Mark, an den Verkauf von 28 Millionen Marken für Wechselstempel und statistische Ge bühren, an die von der Post vorschußweise gezahlten 223 Millionen Mark an Unfall-, Invaliden- und Alters renten und dergl., für die 15,18 Millionen Geldabhebungen stattfanden; endlich an die Mühe des Verkaufs von 443,7 Millionen Stück Versicherungsmarken (Wert 124,17 Mil lionen Mark). Außerdem wurden 2,4 Millionen Tele gramme gebührenfrei befördert. Für alle diese Leistungen, die sonst reichlich 20 Millionen einbrächten und die die Post als Gegenstück zur preußischen Eisenbahnrechnung gewiß auch von Herzen gern mit 30 Millionen bewerten würde, be kommt sie (1905) nur eine Vergütung von etwa 330 000 Mark. Berechnet man nun die Rente des Postkapitals auf dieser Grundlage — und so muß man rechnen —, so wird man ganz andre Zahlen bekommen als Herr Patzig in seiner unbegründet pessimistischen Bilanz Der Staats- 373
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