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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.03.1906
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- Erscheinungsdatum
- 13.03.1906
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- Deutsch
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^ 60. 13. Mürz 1906. Nichtamtlicher Teil. 2677 Beziehungen angeknüpft, die ihm einen Einblick in das Ge schäftsleben gestatteten. Als der junge Student von 16 Jahren von Frankfurt zur Michaelismesse 1765 nach Leipzig durch den Buchhändler Fleischer mitgenommen worden war, eröfsneten sich ihm gleich zwei der angesehensten Buchhändlerhäuser. Zunächst das des Philipp Erasmus Reich (1717—1787), der damals mit Recht den Namen des Fürsten der Leipziger Buchhändler führte. Er war erst Geschäftsführer und seit 1762 Teilhaber der Weidmannschen Buchhandlung, die infolge seines außer ordentlichen Geschäftsgeistes und seiner glänzenden persön lichen Eigenschaften durch die Verbindung mit allen ersten Schriftstellern auf eine vorher nicht gekannte Höhe gelangte. Allwöchentlich versammelte er in seinem gastlichen Hause die Künstler und Gelehrten sowie die Spitzen der Leipziger Ge sellschaft, und auf seinen Reisen scharte er überall die Männer um sich, die im Bereiche der Kunst und Wissenschaft eine Bedeutung hatten. Auch im Bilde suchte er die geistigen Größen seiner Zeit festzuhalten, und so entstand die wert volle, von Anton Grass gemalte Porträtgalerie, die von der Witwe Reichs im Jahre 1809 der Leipziger Uni versität geschenkt wurde. Bei Reich hat Goethe, sowohl in der Stadtwohnung wie in dem Landhaus in Sellerhausen, viel verkehrt, und aus späterer Zeit besitzen wir im ganzen 36 Briefe des Dichters an diesen Freund und Gönner. Sie stammen meist aus jenen geschäftlichen Beziehungen her, die sich anknüpften, als Reich die »Phrffiognomischen Fragmente« Lavaters verlegte und Goethe ihre Herausgabe besorgte. Wer dieses Buch kennt, der wird schon aus seiner Ausstat tung schließen können, daß die Firma, die es übernahm, zu den bedeutendsten ihrer Zeit gehörte, und Reich hat, indem er dieses Werk edierte, zugleich auch für die deutsche Jllu- strationstechnik Besonderes geleistet, denn so umfassende Auf gaben hat sie nur sehr selten zu lösen gehabt. Im Jahre 1785 ist, soweit die Briefe sprechen, die Verbindung Goethes mit Reich erloschen; und 1787 ist Reich gestorben. Der zweite Leipziger Buchhändler, mit dem der junge Student Goethe durch eine Empfehlung aus Frankfurt zu sammenkam, war Johann Gottlob Immanuel Breitkopf, der Sohn des Begründers der Firma Bernhard Christoph Breit kopf, der Erfinder des Notendrucks, bekannt als Kunstfreund und Sammler, der auch in seinen Söhnen die gleichen Nei gungen frühzeitig wachgerufen hatte. Mil einem dieser Söhne, Bernhard Theodor Breitkvpf, der damals ebenfalls studierte, schloß der junge Dichter innige Freundschaft, und ans dieser Freundschaft gingen als gemeinschaftliches Produkt die Lieder hervor, die die erste Veröffentlichung Goethes be deuten. Sie erschienen unter dem Titel »Neue Lieder, in Melodien gesetzt von Bernhard Theodor Breitkopf 1769« mit der Jahreszahl 1770. Auch noch in andrer Weise haben die Beziehungen zu Breitkopf Goethe genützt. Die Bibliothek des Vaters, die angefüllt war mit Werken über die Geschichte des Buchdrucks, stand ihm zur Verfügung, und er sagt in »Dichtung und Wahrheit«, daß er durch den Gebrauch dieser Bibliothek sich in diesem Fach einige Kenntnis erworben habe. Ich kann hinzufügen, daß er auch in der Geschichte des Buchhandels sich umgesehen hat; denn die genaue Kenntnis dieses Gebiets, die er in seiner Selbstbiographie zeigt, darf jedenfalls auf diese Quelle zurück geführt werden. Von einer eigentlichen Autorschaft kann man bei den Leipziger Liedern Goethes noch nicht reden, da ja der Kom ponist die Hauptperson ist, der Dichter wurde nicht einmal auf dem Titel oder sonst im Buch genannt. Überhaupt ist von dem Dichter Goethe vorläufig weder öffentlich noch privatim die Rede. Er will auch nicht, daß von ihm ge redet wird. Im dreizehnten Buch von Dichtung und Wahr- Börsenblatt sür den Deutschen Buchhandel. 73. Jahrgang. heit erzählt er: »Schon meine »Mitschuldigen« (gedichtet 1768—69) hätte ich, als meine Scheu vor der Presse nach und nach verschwand, gern gedruckt gesehen, allein ich fand keinen geeigneten Verleger.« Es geht dem jungen Feuergeist so wie jedem Anfänger. Er hat längere Zeit zu suchen, bis einer das Risiko auf sich nimmt, den Unbekannten in die Öffentlichkeit einzuführen, und die kleinen Broschüren, in denen er, von innerm Drang getrieben, sein begeistertes Em pfinden ausströmt, die Schrift »Von deutscher Baukunst«, der »Brief des Pastors«, die »Zwo wichtigen biblischen Fragen« erscheinen im Selbstverlag. Goethe bemüht sich eifrig um den Absatz der Exemplare; aber schwerlich wird er einen Erfolg damit erzielt haben, um so weniger, da, als diese Schriften anfingen einiges Aufsehen zu erregen, sie sogleich den Nachdruckern anheimfielen. Das war der Fluch, der auf dem deutschen Buchhandel lastete, daß die Kleinstaaterei jede Schutzmaßregel zugunsten des recht mäßigen Verlegers unwüksam machte. Bis in Goethes Alter hinein haben sich die Kämpfe gezogen, die um ein einigermaßen brauchbares Verlagsrecht geführt wurden, und kaum ist es dem Deutschen Bunde gelungen, den alten Miß brauch zu beseitigen. Als Goethe zum erstenmal mit einem großen Werke die Welt erschütterte, da mußte er am eignen Leibe am schwersten erfahren, was diese Verhältnisse bedeuteten. Sein »Götz von Berlichingen« wurde von ihm ebenfalls im Selbstverlag herausgegeben, so, daß der Freund Merck, der zu Unternehmungen immer Lust aber selten Geschick zeigte, den Druck übernahm und Goethe auf eigne Kosten das Papier lieferte. Er wollte nicht an den Druck heran, aber Merck redete ihm zu: »Bei Zeit auf die Zäun', so trocknen die Windeln!« »Ich erwiderte ihm dagegen«, berichtet Goethe, »daß es mir unangenehm sein würde, eine Arbeit, an die ich so viele Neigung verwendet, einem Buchhändler anzu bieten und mir vielleicht gar eine abschlägige Antwort zu holen; denn wie sollten sie einen jungen, namenlosen und noch dazu verwegnen Schriftsteller beurteilen?« Merck meinte, mau solle das seltsame und gewiß auffallende Stück auf eigne Kosten herausgeben, und es werde davon ein guter Vorteil zu ziehen sein, wie er denn mit so vielen andern öfters den Buchhändlern ihren Gewinn nachzurechnen pflegte, der bei manchen Werken freilich groß war, besonders wenn man außer acht ließ, wieviel wieder an andern Schriften und durch sonstige Handelsverhältnisse verloren geht. So überredet er Goethe in der angedeuleten Art, den Selbst verlag zu übernehmen, aber mit dem schlechtesten Erfolg. Denn die Kosten wurden keineswegs gedeckt, die Nachürucker nahmen den Gewinn weg und es kam noch hinzu, daß Merck, der eigentlich treibende Faktor, noch vor dem Erscheinen des »Götz« nach Petersburg ging und nicht für das Werk tätig sein konnte. Goethe suchte durch seine Freunde Exem plare abzusetzen. An Kestner schreibt er Mitte Juli 1773: »Hört, wenn Ihr mir wolltet Exemplare vom Götz ver kaufen, Ihr tätet mir einen Gefallen und vielleicht allerlei Leuten. Verkauft sie alsdann für 12 gute Groschen sein Exem plar derselben Ausgabe brachte 1904 auf einer Auktion 310 und notiert das Porto, das sie Euch kosten. Der Verlag hört Mercken, der ist aber in Petersburg, ich schicke mich nicht zum Buchhändler, ich fürchte, es bleibt hocken.- Ende 1773 einigte sich Goethe mit Merck dahin, daß er den Verlag allein übernehmen wolle, daß also Merck aus der Sozietät ausscheiden solle, und er verlangt nun von dem Buchhändler Dieterich in Göttingen für 150 verkaufte Exem plare entweder Gold oder Verlagsartikel, das damals ge wöhnliche Zahlungsmittel. Für die zweite Auflage des »Götz« übertrug der Dichter aber den Verlag dem befreun deten Buchhändler Deinet, in Firma Eichenbergs Erben in 3S2
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