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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.03.1906
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1906-03-13
- Erscheinungsdatum
- 13.03.1906
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- Deutsch
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2680 Nichtamtlicher Teil. ^ 60, 13. März 1906. aus. Als weiterer ungünstiger Umstand kam hinzu, daß die Ausgabe sich durch die Schuld Goelhes viel länger hinzog, als ursprünglich beabsichtigt war. Erst im Frühjahr 1790 statt 1788 lieferte er das Manuskript zum 6. und 7. Bande. Was nützte es, daß darin Egmont und Tasso vollendet waren, daß zum erstenmal das gewaltige Faustfragment dargeboten wurde? Es fiel in eine Zeitstimmung hinein, die für eine derartige Dichtung gar nichts übrig hatte, und ging ganz unbeachtet vorüber. Nachher versuchte Göjchen den Verlust noch einigermaßen einzubringen, indem er eine billigere Ausgabe von vier Bänden zu 3 Tlr. 16 Groschen veranstaltete. Dies hat nichts geholfen, ebensowenig die Einzeldrucke der vorher nicht gedruckten Werke. Wie wenig er absetzte, ist daraus zu ersehen, daß von diesen Göschenschen Einzelausgaben noch im Verlagskatalog der Cotta'schen Buchhandlung von 1900 eine Anzahl für 40—50 H ausgeboten wurde. Im Jahre 1791 trennte sich Göschen von Bertuch, und damals rechneten sie über die Goethe-Ausgabe ab. Danach betrug der Gewinn für Bertuch 600 Tlr., während Göschen sich 1200 Tlr. einschließlich der Vorräte anrechnete. Der Absatz war sehr klein gewesen. Die Subskribentenziffer war 1789 602, also niedriger als ursprünglich, jedenfalls weil, wie in der Regel, eine größere Anzahl subskribierter Exemplare nicht abgenommen wurden. Außerdem waren vom ersten bis vierten Band 536, vom fünften Band 478, vom achten Band 417 Exemplare verkauft (Band 6 und 7 war noch nicht erschienen). Man sieht, wie der Absatz, statt zu steigen, ge sunken ist. Von den Einzelstücken waren verkauft: vom Weither (vollständig umgearbeitet) 262, von Götz von Ber- lichingen 20, von Clavigo 17, von Iphigenie 312, von den Mitschuldigen 326, vom Egmont 377. Das Verzeichnis ist äußerst interessant, um das Publikum zu beurteilen, dem die Mitschuldigen offenbar wertvoller schienen als die Iphigenie. Die Kosten betrugen bis September 1789 7087 Taler, die Einnahmen 5367 Taler. Es ist begreiflich, daß unter diesen Umständen Göschen keine sehr warmen Gefühle für Goethe hatte. Aber auch Goethe, statt dem Verleger zu danken, der für das Unter nehmen große Opfer brachte, hatte immer nur zu tadeln. Die Ausstattung, die genau dem Kontrakt entsprach und die er selbst genehmigt hatte, genügte ihm nachträglich nicht, seine Exemplare kamen nicht schnell genug, und er schlug schon jetzt den nicht angenehmen Ton an, den er von nun an im Verkehr mit den Verlegern festhielt, indem er sie nämlich schroff behandelte, um von ihnen möglichst viel zu erreichen. So begreift man, daß Göschen keineswegs stolz darauf war, Goethe zu seinen Autoren zu zählen, und es ablehnte, als dieser ihm nun gemäß der erwähnten Kontraktbedingung im Jahre 1790 den »Versuch die Metamorphose der Pflanzen zu erklären« anbot. Göschen wollte sich nicht einem neuen Verluste, den er dabei befürchtete, aussetzen. Es ist dies wohl die größte Torheit, die er in seiner sonst so klugen und erfolgreichen Buchhändlerlaufbahn begangen hat. Aber freilich, wenn man alles berücksichtigt, was er an Ärgerlichem und Mißlichem in der Verbindung mit Goethe erlebt hat, kann man begreifen, daß ihm die Lust daran ver gangen war. Wie Goethe sich den Verlegern gegenüber im allgemeinen verhielt, kann man daraus ersehen, daß er es nicht ver schmähte, auch Göschen in ungerechter Weise anzugreifen, als die Lernen 1796 auf alles, was mit der Literatur zusammen hing, ihren Spott niederregnen ließen. Göschen hatte 1793 einen kleinen Roman geschrieben und erhielt dafür folgendes Gastgeschenk: »Einen Helden suchtest du dir, um deinen Charakter Darzustellen, und fuhrst in den Bedienten Johann. - Ferner lassen die Leinen Göschen, der damals gerade seine prachtvolle Wieland-Ausgabe veröffentlichte, eine An rede an die deutschen Dichter halten: -Ist nun erst Wieland heraus, so kornmt's an euch Übrige alle Und nach der Location! habt nur einstweilen Geduld!- Nachher hat sich nur noch einmal eine geschäftliche Beziehung zwischen Goethe und Göschen angeknüpft, in dem dieser 1804 die Übersetzung von »Rameau's Neffen« verlegte. Von 1790 an war Goethe darauf angewiesen, neue Ver leger zu suchen. Nachdem er flüchtig mit Bertuch in Verbindung getreten war, gab er dem Berliner Johann Friedrich Uriger, an den er schon früher gedacht hatte, seine »Neuen Schriften« in Verlag. 1791—1800 erschienen sie in sieben Bänden und enthielten neben Reineke Fuchs Wil helm Meisters Lehrjahre und eine Anzahl sehr schöne neue Gedichte. Unger, der vor allem in der Geschichte des Holz schnitts eine hervorragende Rolle spielte, war als Verleger zu Ansehen gelangt. Namentlich durch eine Reihe von Zeitschriften schuf er sich seine Stellung. Daneben war er wegen seiner technischen Kenntnisse in der Formschneidekunst Mitglied des Senats der Königlichen Akademie der bildenden Künste und über die Grenzen Preußens hinaus bekannt. Gerade in der Zeit, als Goethe seine neuen Schriften bei Unger verlegte, hatte er eine neue Fraktur geschnitten, so schön wie wenige, eine Schrift, von der zu bedauern ist, daß sie nicht mehr benutzt wird Das erste Buch, das in dieser Schrift gedruckt wurde, sind Wilhelm Meisters Lehr jahre. Die Beziehungen Goethes zu Unger waren freund licher als die zu Göschen. Es gab keine Zusammenstöße über kontraktliche Bestimmungen, und der Dichter schlägt in den erhaltenen Briefen einen durchaus wohlwollenden Ton an. Trotzdem erhielt auch Unger in den »Lenien« seine Ladung, allerdings nur wegen der bei ihm erscheinenden Zeitschrift »Deutschland«: Lasset euch ja nicht zu Ungers alldeutscher Eiche verführen, Ihre styptische Frucht nähret kein reinliches Tier, d. h. diese geistige Nahrung ist nur für Borstentiere ge eignet. Eine Art Seitensprung bedeutete es für Goethe, daß er, während die Neuen Schriften bei Unger erschienen, das höchste Werk dieser Periode, Hermann und Dorothea, einem andern übergab, nämlich Friedrich Vieweg, der damals seine Buchhandlung noch in Berlin hatte, bald aber (1799) nach Braunschweig llbersiedelte, wo das Geschäft ja heute noch blüht. Vieweg stand seit 1795 mit dem Weimarer Ober-Konsistorialrat Böttiger in Ver kehr und hatte den lebhaften Wunsch, etwas von Goethe zu erhalten. Nun traf es sich, daß Goethe gerade damals Hermann und Dorothea dichtete und diesem Werk eine besondere Stellung außerhalb seiner sonstigen Schriften zu geben wünschte. Vieweg trat durch Böttigers Vermittlung an ihn mit dem Wunsch heran, Goethe möchte ihm geeignetes Material für seinen Kalender, etwa in Form einer Prosa- Erzählung geben, und Goethe stellte statt dessen Hermann und Dorothea in Aussicht. Er schlug aber, um dieses Werk Vieweg zu übergeben, ein ganz sonderbares Verfahren ein, das in der Geschichte des Buchhandels wohl allein dasteht. Er schrieb nämlich Vieweg am 16. Januar 1797 fol genden Brief: -Ich bin geneigt, Herrn Vieweg in Berlin ein episches Gedicht -Hermann und Dorothea-, das ungefähr 2000 Hexameter stark sein wird, zum Verlag zu überlassen. Und zwar dergestalt, daß solches den Inhalt eines Almanachs auf 1798 ausmache, und daß ich dasselbe nach Verlauf von zwei Jahren allenfalls in meinen Schriften wieder aufführen könne. Was das Honorar betrifft, so stelle ich Herrn Oberconsistorialrath Böttiger ein ver siegeltes Billet zu, worin meine Forderung enthalten ist, und
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