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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.03.1906
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- Erscheinungsdatum
- 20.03.1906
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- Deutsch
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2876 Nichtamtlicher Teil. 64, 19. März 1906. kanten zurückgezogen worden sind. Wenn wir noch darauf hinzuweisen uns erlauben, daß die am meisten von einer solchen Steuer geschädigten Personen den alleruntersten Stufen des Mittelstandes angehören, und wenn wir dem entgegenhalten, daß der finanzielle Erfolg für das Reich ein minimaler, wenn nicht gar durch Verminderung der Erwerbs- und Steuerfähigkeit ein negativer sein würde, so glauben auch wir, die Mitglieder des hohen Bundesrats eindringlich bitten zu sollen, eine Post kartensteuer in jeder Form abzulehnen. -Wir verharren eines hohen Bundesrates ergebener Deutscher Papier-Verein. Der Präsident (gez.) Reinh. Tetzer Königlicher Kommissionsrat. - Die Deutsche Musiksammlung in Berlin. (Vgl.Nr.35 d. Bl.) — Nachdem das preußische Abgeordnetenhaus in der Abendsitzung vom 5. d. M. durch Genehmigung des Etats seine einstimmige Annahme der Regierungsvorlage, eine -Deutsche Musikbibliothek in der Königlichen Bibliothek zu Berlin- zu schaffen, ausgesprochen hatte, hielt in später Stunde der Abgeordnete Münsterberg folgende Rede: »Meine Herren! Es handelt sich bei diesem Titel 12 um eine Sache, die mir so wichtig und bedeutungsvoll erscheint, daß ich glaube, das hohe Haus würde geradezu eine Unterlassungssünde begehen, wenn nicht hier mit deutlicher und vernehmlicher Stimme dem Dank dafür Ausdruck gegeben würde, daß diese neue große kulturelle Sache, die Deutsche Musiksammlung bei der Königlichen Bibliothek zu Berlin, ins Leben gerufen werden wird. -Meine Herren, die Bedeutung der Musik für Deutschland brauche ich hier nicht weiter zu erörtern; sie ist Ihnen allen ge läufig. Sie alle wissen, wie gerade deutsche Kunst es gewesen ist, die die Hochblüte italienischer Musikkunst abgelöst und nun seit Jahr hunderten Deutschland in wachsendem Maße zum Mittelpunkt der musikalischen Kunst gemacht hat. Alle die großen Namen: Bach, Händel, Haydn, Gluck, Beethoven, Mozart, Mendelssohn, Schumann, Schubert, Brahms, Wagner haben in unvergänglichen Schöp fungen die Kunst auf ihre höchste Höhe gehoben, und der Dilettantismus hat dafür gesorgt, daß ein Abglanz dieser Kunst sozusagen in jedes Haus gedrungen ist. Meine Herren, der Dilettantismus hat sich hierdurch ein großes Verdienst erworben; denn nur durch ihn ist die musikalische Kunst auch so recht Volks eigentum geworden. »Nun, meine Herren, die handschriftlichen Schätze, die in der Königlichen Bibliothek vorhanden sind, besonders die Schätze an Handschriften aus dem Gebiete des neueren musikalischen Schaffens, aus dem vergangenen und vorvergangenen Jahrhundert, sind heute bereits überaus groß. Im übrigen findet eine Zerstreuung der Partituren, Handschriften usw. über die Welt statt. Also Berlin hat heute bereits eine bedeutende Sammlung, und ihr verdienter Leiter, Professor Kopsermann, hat es sich zum Lebens werk gemacht, diese Schätze zu hüten und zu vermehren. Diese Sammlung bildet den Stützpunkt für die weitre Entwicklung. »Vor Jahren hat die weltbekannte Verlagsfirma Breitkopf L Härtel die Anregung dazu gegeben, eine Reichsmusikbibliothek an zulegen. Der Gedanke ruhte aber, als die bekannte Firma Peters in Leipzig eine eigene Bibliothek gründete, die sich zu einer un- gemein großen Bedeutung entwickelt hat. Im Jahre 1904 aber hat der Berliner Oberbibliothekar Professor Altmann diese Frage von neuem ausgenommen, und erfreulicherweise stellte sich wieder die Firma Breitkops L Härtel mit einem Ausruf an die deut schen Musikalienhändler an die Spitze. Sie weist darauf hin, daß der alte Gebrauch, Pflichtexemplare abzugeben, ein veralteter sei, und daß das, was durch die Pflichtexemplare früher geleistet wurde, für die Folge Sache des freiwilligen Opfers der Be teiligten sein müsse. Durch freie Gaben müsse die Bibliothek ge schaffen werden. In diesem Aufruf heißt es: --Es handelt sich um eine große Kulturfrage, die das ganze Reich und alle seine Einzelstaaten angeht, oberhalb des Streits der Parteien steht und einen bisher nicht genügend hervor gehobenen Faktor deutscher Kulturmacht gegenüber allen Völkern zur Geltung bringt -»Die gegenwärtige Zeit aber erscheint für ein derartiges Sammelwerk als die gegebene, da eine große Entwicklung der Musik durch deutsche Geistestätigkeit nach mancher Richtung zu abgeschlossen ist, für den Beginn einer neuen, sich kraftvoll regenden deutschen Entwicklung aber der Boden durch eine erhöhte musikalische Volksbildung zu ebnen ist.-- »Meine Herren, am 22. Januar 1904 hat dann der Verein deutscher Musikalienhändler eine Eingabe an den Reichs kanzler gemacht, in der er vorschlägt, eine Reichsmusikbiblio thek durch Zuwendung von Retchsmitteln einzurichten. Bereits heute habe das Deutsche Reich auf vielen Gebieten der Wissen schaft und der Kunst durch seine Beiträge Sammlungen ermög licht, wie die Nonuwsnta 6srmanias bistorioa, das Germanische Museum in Nürnberg, die deutschen Institute zu Rom, Florenz und Athen, und nun wolle der gesamte deutsche Musikoerlag für eine Reichsbibliothek seine Verlagswerke zur Verfügung stellen. Die große Mehrzahl der deutschen Musikalienhändler hat dann diesem Wunsch zugestimmt, und 70 Firmen haben bereits im Jahre 1904 die Eingabe an den Reichskanzler unterzeichnet, um eine Spende, die den weitaus größten Teil der musikalischen Weltliteratur umfaßt, der Bibliothek zu sichern. Leider war der Herr Reichskanzler wegen der Lage der Reichsfinanzen nicht in der Lage, dem Wunsch der Sachverständigen zu folgen. Er lehnte die Schaffung einer Reichsbibliothek ab und verwies die Petenten an die einzelnen Bundesstaaten. Und so ist nach dem Willen der Beteiligten Preußen an die Stelle des Reichs getreten. Der Herr Kultusminister, der Herr Finanz- minister und die Herren Dezernenten dieser Ministerien haben sich ein großes Verdienst dadurch erworben, daß, als die Sache an sie herantrat, sie sie sofort festgehalten haben. Man kann ihnen dafür nur den herzlichsten Dank aussprechen. -Nachdem der große deutsche Musikalienhändlerverein prin zipiell seine Stellung genommen hatte, gelang es kurze Zeit später, auch den Verein Berliner Musikalienhändler zu^ge- nnnnen, und allmählich entschloß sich die große Mehrzahl der Unterzeichner der ersten Petition, an Preußen den vom Reiche abgelehnten Antrag zu richten. Nachdem die Deutschen gewonnen waren, wandte sich Professor Altmann auch an die außerdeutschen großen Firmen und fand eine Ausnahme, die, wie er in einem Aufsatz sagte, --die kühnsten Erwartungen überstieg--. -Er sagt dann weiter: --Jetzt fehlt keine bedeutende Firnia mehr. Die eine oder andre, die noch vermißt wird, wird, glaube ich, über kurz oder lang zur Deutschen Musiksammlung beisteuern--. -161 deutsche Firmen haben sich verpflichtet; und aus dem Ausland sind die hervorragendsten Musikalienhändler Amerikas, Dänemarks, Großbritanniens, Hollands, Italiens, Österreich-Un garns, Schwedens und der Schweiz beigetreten. So, meine Herren, unterstützt die ganze Weit Preußen bei einem Unternehmen, dessen Bedeulung für dieses Gebiet man gar nicht hoch genug veranschlagen kann. »Meine Herren, ich unterlasse es, irgendwelche einzelne Namen zu nennen, weil ich der Meinung bin, daß der Dank, den wir auszusprechen haben, der Gesamtheit gilt, allen, die selbstlos bei getragen haben und ferner beitragen wollen, dieses Werk ins Leben zu rufen. -Die Bedingungen, die an die Überlassung der Verlagswerke geknüpft sind, sind vornehmlich die, daß die Bibliothek jedem, der an dem Studium interessiert ist, zugänglich sei, gleichgültig, ob Inländer oder Ausländer. »Meine Herren, ich hoffe, daß die Deutsche Musiksammlung — sie hat jetzt den Namen »Deutsche Musiksammlung in der König lichen Bibliothek zu Berlin-; ich hoffe, man wird sich auf den kurzen Namen -Deutsche Musiksammlung- einigen — recht bald ihr segensreiches Werk beginnen kann, und daß sie zu einer selbständigen Abteilung, wenn auch natürlich unter der Ober leitung des Generaldirektors, sich ausbclden wird. Ebenso hoffe ich, daß der einmaligen Ausgabe, der wir in diesem Etat be gegnen, nun eine ausreichende dauernde Dotierung folgen wird, wie ja für das Personal die Mittel schon jetzt bereitgesiellt sind. -Meine Herren, ich möchte diese Ausführungen nicht schließen, ohne den gesamten Musikalienhandlungen Deutschlands und der ganzen Welt von ganzem Herzen für tue großen Opfer zu danken, die sie dieser Sache zu bringen bereit sind. Es sind Opfer ideeller Art, weil zum Teil liebgewordene Wünsche zurückgedrängt wurden, diese Sammlung .in andern Staaten unterzubringen, und mate-
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