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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.12.1882
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- Erscheinungsdatum
- 13.12.1882
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- Deutsch
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288, 13. December. Nichtamtlicher Theil. 5603 sondern nur gothische Schrift und insofern trägt die Presse noch ganz den Charakter der ersten Jncunabelzcit. Otmar druckte in Reutlingen bis zum Jahr 1497; dann siedelte er, einer Einladung von Tübingen folgend, mit sei ner Druckerei dorthin über, um auch da die Reihe der Typo graphen zu eröffnen. Reutlingen aber war auch nach seinem Abgang der Ehre, Sitz einer Presse zu sein, nicht ganz beraubt. Denn bereits vier Jahre nach der ersten wurde eine zweite Presse dort errichtet von Michael Greysf (Greifs, auch Gryff, Gryphius genannt)*). Derselbe bezeichnet sich von Anfang an als Reut linger Bürger; er hatte vielleicht eben bei Otmar die Kunst gelernt. Wissenschaftlich gebildet wie letzterer war er nicht; ihm haben da her Tübinger Magister mehrfach Correctorcndienste geleistet. Auch scheint seine Presse weniger reich ausgestattet gewesen zu sein, als Otmar's Presse; ihrem Charakter nach steht sic mit dieser ganz aus derselben Stufe. Wie lange Greysf, von dessen Persönlichkeit uns ebensowenigNähcres bekannt ist als von der seines Berufsgenossen, in Reutlingen thätig gewesen ist, läßt sich nicht sicher ausmachen. Falsch ist jedenfalls die gewöhnliche (noch in der Allgemeinen Deutschen Biographie wiederholte) Angabe, daß seine Thätigkeit nur bis zum Jahr 1496 sich erstreckt habe. Es gibt noch aus dem Jahr 1502 einen Reutlinger Druck, welcher Greyff's Namen trägt (s. Weller, Iio>isrioriu,n t^pogr. 243) und dem Einsender dieses sind Drucke aus dem Jahr 1509 vorgekommcn, welche Typen die ses Meisters aufweisen und ohne Zweisel auch noch unter seiner Leitung entstanden sind. Weiterhin freilich verschwindet er ganz und mit ihm verschwinden überhaupt die Spuren typographischer Thätigkeit in Reutlingen für lange Zeit. Denn sehen wir davon ab, daß in den Jahren 1526 und 1532 die Wanderpresse des Ich. Sporer von Erfurt für ganz kurze Zeit am Fuße der Achalm aus tauchte, so hat Reutlingen im Ganzen 16., ja, soviel wir finden, auch im 17. Jahrhundert keine Druckerei mehr in seinen Mauern gesehen. So hat die Buchdruckerkunst in unserer Reichsstadt allerdings sehr frühe ihren Einzug gehalten: unter den etwas mehr als zwei hundert Städten, in welchen noch im 15. Jahrhundert Pressen er richtet wurden, steht Reutlingen der zeitlichen Reihenfolge nach so ziemlich in der Mitte; unter den schwäbischen Städten ist sie die sechste, der Bedeutung ihrer Pressen nach aber neben Augsburg und Ulm die dritte. Aber die Thätigkeit jener alten Reutlinger Of fizinen dauerte nur wenige Jahrzehcnde. Es war eine rasch vorübergehende Episode, mehr nur den. Umstand zu danken, daß einige Angehörige der Stadt der neuen Kunst sich zugewandt hatten. Diese kurze Dauer kann nicht wundernehmen. Denn Guttenberg's Erfindung auch für das praktische Leben auszunützen, verstand man damals und noch lange Zeit nicht. So fehlte es in einer Stadt wie Reutlingen, d. h. bei so kleinem Umsang und bei so überwiegend gewerblicher Richtung der Bewohner, der Buchdruckerkunst an den nöthigen Existenzbedingungen; sie konnte aus die Dauer sich nicht dort halten. Womit aber haben jene alten Reutlinger Drucker ihre Pressen beschäftigt? was haben sie gedruckt? Nun, ganz sind Be stellungen nicht ausgeblieben. Sie kamen zwar nicht aus der Stadt selbst, aber da Druckereien damals noch sehr selten waren, so war ein großer Umkreis aus Reutlingen angewiesen. So kamen *) Man findet hie und da, z. B. noch in der Allgemeinen Deut schen Biographie, die Angabe, Greysf habe von 1480 an in Reutlingen gedruckt. Dies beruht aber aus der wie bereits bcmertt irrigen An nahme, daß der aus dem Jahr I4S0 angeführte Reutlinger Druck — cS wäre ein solcher von Greysf — wirklich aus diesem Jahr stamme. Es war aber einfach von dem betreffenden Gewährsmann die Jahres zahl lstooooi-xxxx als dlOOLOI-XXX gelesen worden. Aufträge vielleicht selbst von Constanz, es kamen solche jedenfalls von der württcmbergischen Regierung in Stuttgart, sie kamen vor allem aber von der nahgelegenen Universität Tübingen. Freilich von diesen Bestellungen allein hätten die Drucker nicht leben können. Diese mußten sich selbst nach Stoff für ihre Pressen umsehe» und waren dabei allerdings ini Vergleich zu ihren späteren Nachfolger» in einer glücklichen Lage. Waren doch die literarischen Produkte der früheren Jahrhunderte in vielen Abschriften vorhanden, die man überall leicht bekommen und a» die kein Autor mehr ein Recht geltend machen konnte. Diese Manuscriptenschätzc aber weiteren Kreisen zugänglich zu machen, war eben recht eigentlich eine der ersten Ausgaben der neuen Kunst und wurde von ihr auch sofort als solche begriffen. Hieraus haben denn auch die beiden Reutlinger Meister sich vor allem verlegt und zwar waren cs der Richtung der Zeit entsprechend die Gebiete der Theologie und Philologie, welche sie hauptsächlich cultivirten. Bei der Art und Weise aber, wie sic letzteres thatcn, scheint sie in erster Linie die Rücksicht auf guten Absatz geleitet zu haben. Denn wie es in der Philologie fast nur Schulbücher waren, was sic druckten, so waren es in der Theologie Werke, welche dem praktischen Gebrauche, der Geistlichen vor allem, dienten: Glossen zur Bibel, Erklärungen des Meßkanons, Breviere und besonders lateinische Predigtsammlungen, darunter jene Samm lung des ckotmnnes cko Verckena, welche schon durch ihren Titel: vormi socure ihre Bestimmung für bequeme Geistliche verräth. Das alles sind mehr oder weniger gelehrte, d. h. lateinisch geschrie bene Werke; doch schien unter jenen Reutlinger Drucken populär gehaltene deutsche Schriften nicht ganz und beinerkenswerth dürste namentlich sein, daß uns in jener alten Zeit u. a. auch schon ein Reutlinger Kalender (aus dem Jahr 1490) begegnet, der von Mich. Greysf gedruckt ist. Im Ganzen haben aus diese Weise die beiden Reutlinger Pressen 60 Drucke gcliesert (Otmar 37, Greysf 18, unbestimmt 5); darunter sind 57 Jncunabeln, d. h. Drucke, welche noch im Jahr hundert der Erfindung der Buchdruckerkunst entstanden sind.*) Es ist dies immerhin eine stattliche Zahl, zumal wenn man bedenkt, daß Stuttgart nur einen und dazu noch fraglichen, Tübingen aber nur 12 Wiegendrucke auszuweiscn hat. Dennoch liegt die Bedeutung, welche Reutlingen für die Geschichte des ältesten Buch drucks hat, weniger in diesen beiden eigenen Pressen, als in der auswärtigen typographischen Thätigkeit seiner Söhne. (Schluß folgt.) *1 Da die Reutlinger Jncunabeln in Panzer'» Xnnals» tvpo kr-rpbioi nicht genau und namentlich nicht vollständig zusammcngestellt seits in Hain s Iteportoriunr dibliograpbienrn unter den mehr als 16,000 Nummern nur mit großer Mühe gesunden werden können, so sichre» wir sie hier nach den Nummern bei Hain aus. Otmar'sche Druck- sind: 3118. 3252. gsis. 3517. 3828. 4744. 4747. 5148. 5534. 5565. 5823. 5852. 5S01. 6147. 6360. 6810. 7720. 8367. 8475. 8476. 85,5. 8516. 8680. 8760. 0976 10111. 10665. II028. (Hain falsch: ITxis Rez-enrianis) 11708. I261I. I26I4. 13836. 15170—72. 15973. Grcyff'sche'Drncke: 710. 6787. 8287. 9258. 9744. 13834. I38S5. 13843. 14688. 14764 14938. 15528. 15947. Ungewiß, aus welcher der bei den Pressen sic hervorgegangen, ist» bei folgenden Drucken: 700. 3738. 5578. 7484. 11540 <14778 ist identisch mit 5578.) — Zu diesen von Ebrardij. Rückseite des Titels: Jmpresse impcnjis Magistri io j Greysf: 1) « Carmina De landibus illustrissimi principis Ebrardi ducis de Wirlenberg et Theck ! ic. Am Schluß: « Impressum in Reüt- lingsejn per Micha > lem ssicj Greift Anno bomini. Mcccc.xcvj. 4° 24 Bll. 2) maister elucidarius vosn den Wunderbaren sa ! chen der Welt Am Ende: Getruckt zu Tenttingen ssios von michel greiffen an sant Jorgen deß Heilgen Marterers abcnt Anno dsomijni Mcccc. vnd in dem ains vnsdj neüntzigosten jar. 4" 34 Bl 779»
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