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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.10.1905
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 14.10.1905
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- Deutsch
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9238 Nichtamtlicher Teil. 24Ü, 14 Oktober 1905, seinem Bruder, der den väterlichen Kleinhandel betrieb, an vertrauend, Der ungewöhnlich geweckte Knabe war in seinen natürlichen Anlagen des Vaters Ebenbild; aber zu seinem und seines Hauses Glück war das Leidenschaftliche, Ungestüme, das den Vater beherrschte, durch strenge, wenn immer auch liebevolle Erziehung im Hause seines Pflege vaters frühzeitig gemäßigt worden. Die universale Bildung, deren auch er sich rühmen durfte, konnte ihm unter den obwaltenden Umständen die Schule nicht geben; mit erstaun lichem Lese- und Lerneifer hat er selbst sie sich geschaffen. Noch in spätesten Jahren hat er mit rührendem Eifer gelernt; viele der lebenden Sprachen beherrschte er mit Vollkommenheit; nur Lateinisch und Griechisch nachträglich sich anzueignen, blieb auch seiner Willens kraft zu seinem größten Bedauern verwehrt. Was Heinrich Brockhaus in dieser Pflegezeit aber dauernd zu gute kam und zur zweiten Natur geworden ist, das war die strenge Gewöhnung an Arbeit, Ordnung und weise Zeiteinteilung, Denn fast seine ganze freie Zeit hatte der Knabe ordnend, fördernd, helfend im Ladengeschäft des Onkels zu verwenden. Es hat ihn beim naheliegenden Vergleich mit der Un gebundenheit seiner Schulkameraden oft genug betrübt, ist ihm aber fürs Leben von größtem Nutzen gewesen. Er war allezeit ein Muster von Arbeitsamkeit, persönlicher Genüg samkeit, kaufmännischer Vorsicht und richtiger Ausnutzung der Zeit, die jeglicher Tag ja allen im gleichen Maße zur Verfügung stellt, »Die Leute wundern sich oft, wie ich durchkomme», so steht in einem seiner späteren Tagebücher von ihm geschrieben, -das ganze Geheimnis heißt: keine Allotria treiben, keine Rückstände dulden und, um freie Zeit für die Leitung und freien Blick für das Ganze zu behalten, nur dasjenige selbst machen, was kein anderer ebensogut machen kann-, 1819, nach wenigen Jahren erfolgreichsten Privat unterrichts in Altenburg und Wackerbarthsruhe bei Dres den, trat er, wie schon früher sein älterer Bruder Friedrich Brockhaus, der sich bei Vieweg in Braunfchweig, auch in London und in Paris als Buchdrucker vorgebildet hatte, als Buchhandlungslehrling dem Vater zur Seite, Bald war er, mit seinem klaren Kopf, seiner Arbeits- und Ordnungsliebe, seinem selbständigen Wesen, mit dem Geschäftsgang vertraut und dem überlasteten Vater eine Stütze, Aber unerwartet früh trat mit dessen vorzeitigem Tode an den damals neunzehnjährigen Heinrich und seinen um wenige Jahre ältern Bruder Friedrich die Notwendigkeit heran, das große Geschäft nunmehr selbständig zu führen. Damit be gann die zweite Periode im Leben der Firma Der Anfang mag beiden Brüdern unendlich schwer ge worden sein. Zum Glück hatten sie in dem bewährten Ge hilfen des Vaters, Karl Ferdinand Bochmann, einetreue Hilfe, Aber die Zeitströmung war ihrem Verlag wenig günstig. Der lebhaften Bewegung der Befreiungskriege, die die Unternehmungen des Vaters getragen hatte, war Erschlaffung der Lebensgeister des Volkes gefolgt, die berüchtigte Reaktion war publizistischer Tätigkeit feindlich gesinnt, Ängstlichkeit und Vorsicht beherrschten die Gemüter, kein frischer Zug ging durchs Volk, durch die Literatur, und mehr als andre Berufszweige hatte der Buchhandel darunter zu leiden. Dazu kamen für die beiden Brüder pekuniäre Sorgen, denn der Vater hatte große neue Unternehmungen in die Wege geleitet, zur Durchführung wurden beträchtliche Summen erfordert, auch die Kosten des großen Geschäftsgrundstücks und seiner Bebauung lagen znm Teil noch als Last auf dem immerhin jungen Geschäft, aus dessen Ertrage zahlreiche Miterben abzufinden waren. Aber Friedrich und Hein rich Brockhaus gingen mutig ans Werk, getreu dem Vor bilde ihres verewigten Vaters, Schon nach Verlauf von sechs Jahren, 1829, gelang. es ihnen, allen Miterben größere Summen zur Verfügung zu stellen, als dies nach dem Stande des Geschäfts beim Tode des Vaters möglich gewesen wäre. Damit traten sie beide in den alleinigen Besitz, der Firma, und nun begann alsbald ein ungewöhnlich reger erneuter Aufschwung der Verlags- tätigkeit, unterstützt von der durch die Zeitlage nach der Julirevolution wieder eingetretenen Häufung der Tagesinteressen, Große, durchgreifend erfolgreiche Verlagsunternehmungen — sie anszuzählen würde im Rahmen dieser Skizze zu weit führen — wurden auf den Markt gebracht. Nur einige besonders erfolgreiche seien genannt: vor allem Oeuvres lnstoriguss äs Urscksrio I« Oreuä <4 Bände), Therese Hubers Erzählungen (6 Bände), Wilhelm Müllers Vermischte Schriften (5 Bände), Naumanns Lehr buch der Kristallographie, Hübners Biblische Historien, Fried rich von Räumers Historisches Taschenbuch, Baggesens Brief wechsel, Cuviers Tierreich (K Bände), Schon 1827 war der Buchhandlung ein beträchtliches Kommissionsgeschäft hinzugefügt worden durch Ankauf des Geschäfts von E, H, Gräfe, als dieser von Leipzig sich nach Königsberg wandte, und 1831 erfolgte mit dem Ankauf der alten und bedeutenden Johann Friedrich Gleditsch'schen Buchhandlung, die der Firma F, A, Brockhaus als wichtigsten Besitz die berühmte Ersch und Grubersche »Allgemeine Encyclopädie der Wissenschaften und Künste- zuführte, eine sehr beachtliche Vermehrung des Verlags, Eine kaum minder glückliche und wertvolle Erweiterung erfuhr der Verlag 1834 durch den Ankauf des in damals beispiellos hoher Auflage erscheinenden, weitverbreiteten »Pfennig-Magazins«, Von eignen Verlagsunternehmungen, die die erwartete gute Aufnahme in der Öffentlichkeit fanden, sind Heinrich Koenigs Romane zu erwähnen, ferner Ludwig Rellstabs Erzählungen, das »Novellenbuch-, die große »Encyklopädie der gesamten medizinischen und chirurgischen Praxis-, das »Repertorium der gesamten deutschen Literatur-, die bände reiche Folge »Anleitung zum Selbststudium-, 1836 er schien die »Allgemeine Bibliographie für Deutschland», in dem selben Jahre die Fortsetzung von Heinsius' »Allgemeinem Bücher- Lexikon-, dessen erst vor kurzem abgeschlossene lange Bändereihe, besorgt von Christ, .Gottlob Kayser, Otto August Schulz, Ludwig Franz Albert Schiller, Karl Robert Heumann, Her mann Ziegenbalg, Otto Kistner, Karl Bolhoevener, dem Buch händler allezeit ein vortreffliches Hilfs- und Handbuch gewesen ist. Daneben folgte vom Conversationslexikon eine neue Auflage der andern 1829 begann die siebente, 1883 die achte; weitere, immer vergrößerte und reicher ausgestattete, inhaltlich er gänzte und verbesserte folgten. Dankbarste Aufnahme fand ein vielbändiges Ergänznngswerk > Conversations-Lexikon der neuesten Zeit und Literatur-, 1832 begonnen. Seine Fort setzung fand das Werk in den Zeitschriften »Die Gegenwart« und »Unsere Zeit-, Immer war es das Streben von Hein rich Brockhaus, mit der Zeit Fühlung zu halten, veränderten Strömungen, erweiterten Ansprüchen Rechnung zu tragen. Ein Conversationslexikon mußte damals mehr sein als ein möglichst vollkommenes Auskunfts- und Nachschlagewerk; man erwartete von ihm auch subjektive Meinungsäußerung, also das, was heute die im Übermaß vorhandenen Zeitungen bieten, 1837, am 1, Oktober, traten die beiden Brüder mit einem neuen großen Verlagsunternehmen hervor, der -Leipziger Allgemeinen Zeitung-, einem täglich erscheinenden großen politischen Blatt, das, später lange Jahre von I)r, Eduard Brockhaus, dem Sohn und Geschäfts nachfolger Heinrichs, geleitet, viele Leser hatte und bis 1872 bestanden hat. Eine bemerkenswerte Erweiterung des Geschäfts in
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