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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.03.1904
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 30.03.1904
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- Deutsch
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2904 Nichtamtlicher Teil 74, 30, März 1904, bindung mit dem Arbeitszimmer des Direktors, das nach hinten heraus gelegen ist und auch vom Flur aus einen Zugang hat. An der andern Seite des Ausgaberaums liegen zwei Säle, die von größtem Wert für ein bildungsfähiges Publikum sind: der Bücher-Lesesaal und das Zeit- schriften-Lesezimmer, Beide sind täglich geöffnet von 9—1 und 5—10, Sonntags von 4—10 Uhr, Von der Treppe aus, den Flur links entlang gehend, gelangt der Besucher zu einer Kleiderablage und wird von einem zuvorkommen den Diener gebeten, Oberkleider, Hut und Stock abzulegen und seinen Namen — über den Besuch wird Statistik ge führt — in ein bereitliegendes Buch zu schreiben. Gerade aus: »Tür leise schließen» betritt man das Zeitschristen- Zimmer, rechts den Lesesaal, Jenes ist kleiner, hat einige längliche, in der Mitte einen großen runden, an den Fenstern zwei kleinere Tische, dazugehörige Stühle und bequeme Lehnsessel, ferner einige Stehpulte, so daß jeder Benutzer sich das Lesen in seiner Art bequem machen kann. An den Wänden sind die Zeitschriften, nach Systemen geordnet — es sind neben politischen Tagesblättern in der Haupt sache populäre Zeitschriften der verschiedenen Wissenschaften — in Regalen auf geneigten Brettern nebeneinander ausgelegt, so daß man nur mit den Augen zu suchen und das Begehrte zu nehmen braucht. Das Zurück legen der gelesenen Zeitschrift oder Zeitung an den richtigen Ort wird dadurch erleichtert, daß an der betreffenden Stelle sin Kärtchen mit dem Titel festgenagelt ist. Vom Zeit- schriften-Zimmer führt eine Tür in den anstoßenden Lese saal, Die Lesetische, die — eine sehr angenehme Einrichtung — nur einseitig benutzbar sind, haben Raum für 60 Personen, Jeder Platz hat Tintenfaß mit Feder und eine elektrische Lampe, An den Regalen, an denen in halber Zimmerhöhe eine Galerie entlang führt, ist die Handbibliothek für den Lesesaal aufgestellt. Auch sie ist systematisch cingetcilt: Enzyklopädie, Bibliographie, Theologie, Philologie und Literatur, Wörterbücher, Geschichte und Geographie, Adreßbücher, Führer, Statistik und ähnliches, Staats- und Rechtswissenschaften, Medizin, Naturwissen schaften und Mathematik, Philosophie und Pädagogik, Kunstwissenschaft, Mnsikliteratur, Kunstgewerbe und Kostllm- kunde, Photographie, Militär- und Marinewesen, und ent hält die schönsten Nachschlagewerke und in einer vortreff lichen Auswahl Bücher aller Wissenschaften, die zum Hand gebrauch für jeden Bedarf am notwendigsten erscheinen. In beiden Zimmern führt je ein Beamter während der Benutzungszeit die Aufsicht und beantwortet jede Frage mit Zuvorkommenheit, Das Bücher-Magazin ist als eine Art Mittelflügel nach hinten herausgebaut. Je zwei Türen führen vom obern und untern Flur zu beiden Seiten des Treppen hauses hinein. Die Geschosse, sieben an der Zahl, sind vollständig aus Eisen und durch eiserne Treppen mit einander verbunden. Die Treppenösfnungen sind wiederum durch eiserne Schieber verschließbar, so daß bei Ausbrechen von Feuer in einem Stockwerk die übrigen durch Ver schluß sofort geschützt werden können. Die Regale sind so hoch wie die Stockwerke, d, h, teils 2,30 m, teils 2,SO m. Es ist hier das außerordentlich praktische System Lipman (Straßburg) zur Anwendung gekommen, Regale mit eisernen gezähnten Stützen, dis ein sehr leichtes Auf- und Nieder schieben der Holzbretter, auch wenn sie mit Büchern vollbesetzt sind, ermöglichen. Die Bücherregale stehen senkrecht zu den Fenstern, so daß das Tageslicht von der Seite gut auf die Bücherrücken fällt, Abends können die Hauptgänge jedes Geschosses und die Gänge zwischen den Regalen besonders beleuchtet werden. Jedes Geschoß hat nach der Hofseite einen Balkon, der den Dienern zum Abstäuben der Bücher angewiesen ist. Durch das ganze Magazin fährt vom Kellerranm bis zum obersten Geschoß ein Fahrstuhl, der mit einem solchen vom Ausgaberaum auf den Boden führenden in Verbindung steht. Auf dem Magazinfahrstuhl kann ein fahrbares Büchergestell samt einem Führer be fördert werden, Ausgabestelle und Magazin sind durch ein Rohr verbunden, durch das mit Druckluft (wie bei der Rohrpost) die Bücherzettel ins Magazin befördert werden, wo der Beamte sie empfängt und die Bücher danach heraussucht. Das Bücher-Magazin, wie es jetzt ist, hat Raum für etwa 250000 Bände, Sollte sich später die Notwendigkeit einer Vergrößerung Herausstellen, so ist für diesen Fall schon jetzt die Möglichkeit einer Erweiterung durch zwei Seitenflügel ganz im Hintergrunds des Grundstücks vor gesehen, Nach Ausführung dieser Anbauten würde das Magazin Raum für 500000 Bände haben. Die nicht bebauten Teile des Grundstücks tragen jetzt Gartenanlagen. Durch einen Torweg neben der Direktor wohnung führt ein Fahrweg durch die Anlagen bis hinter das Büchermagazin, Die innere Einrichtung sämtlicher Bibliotheksräume ist vom gesundheitlichen, praktischen und ästhetischen Standpunkt aus eine gleich vortreffliche und durchaus moderne, Möbel, Regale, Holzbekleidung und Türen sind von schwerem Eichen holz, Die Beleuchtung ist durchweg elektrisch; eine Kraft station dazu ist im Kellergeschoß eingerichtet. Hier stehen auch zwei Kessel für die Heizung, die im Vordergebäudc durch Warmwasserheizung, im Magazin und in den Fluren durch Niederdruckdampfheizung bewirkt wird. Die Säle haben künstliche Lüftung erhalten. Die Kaiser Wilhelm-Bibliothek ist die neueste Biblio thek großen Stils in Deutschland, bei deren Bau alle bis herigen Erfahrungen auf bibliothekswissenfchaftlichem Gebiete angewendet sind, und kann daher wohl augenblicklich als die technisch vollkommenste Bibliothek Deutschlands gelten. Daß ein solcher Bau nicht billig gewesen ist, läßt sich leicht be greifen, Er hat einschließlich innerer Einrichtung und elek trischer Anlagen 674 000 gekostet. Es dürfte noch wichtig sein hervorzuheben, daß mit der Kaiser Wilhelm-Bibliothek die frühere Landesbibliothek verschmolzen ist. Diese war erst 1894 in Posen gegründet und selbst erst durch die Verschmelzung der 1885 begrün deten Bibliothek der Historischen Gesellschaft und der schon seit 1837 bestehenden Bibliothek des Naturwissenschaftlichen Vereins entstanden. Sie hat also keine lange Lebensdauer gehabt, bildet aber doch mit ihren reichen Beständen einen guten Teil der neuen Bibliothek und ist jedenfalls dadurch von besonderm Nutzen gewesen, daß sie dem neuen Institut in der Bevölkerung einen guten Erfolg vorbereitet und das Publikum zum Bücherlesen erzogen hat. Daß man mit der Errichtung der Kaiser Wilhelm- Bibliothek einem Bedürfnis entgegengekommen ist, beweist die über Erwarten starke Benutzung, die noch immer im Steigen begriffen ist. Freilich hat die Bibliotheksverwaltung, um die Benutzung so sehr wie möglich zu erleichtern, in allen Abteilungen das weiteste Entgegenkommen gezeigt, besonders in der Ausdehnung der Dienststunden, die hier größer ist als wohl in jeder andern Bibliothek, Ferner hat man hier, um einem jeden die Benutzung möglich zu machen, davon abgesehen, wie es in den meisten Biblio theken üblich ist, Bürgschaftsscheiue zu verlangen. Gegen bloße Angabe von Vor- und Zunamen, Stand und
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