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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.02.1906
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 22.02.1906
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- Deutsch
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^ 44, 22. Februar 1906. Nichtamtlicher Teil. 2005 darüber hinaus wird die Regierung schwerlich gehen. Auch in dieser Hinsicht liegen Tatsachen aus der jüngsten Zeit vor, die sehr geeignet erscheinen, überschwengliche Hoffnungen ans ein recht bescheidenes Maß einzuschränken. Besondre Beachtung verdient auch der Umstand, daß die Stellung zu dieser Frage anscheinend gar nicht mit der jeweiligen Parteistellung zusammenhängt; in der Presse wenigstens besteht insoweit kaum ein Unterschied, was freilich sich leicht durch die Tatsache erklärt, daß in bezug aus die literarische Freibeuterei eine bedauernswerte Harmonie von der äußersten Rechten bis zur äußersten Linken vorhanden ist, eine Übereinstimmung der Meinungen, die in diesem Falle wirklich als Jnteressenharmonie bezeichnet werden darf. Angesichts dieser Verhältnisse ist schwerlich in der nächsten Zeit eine Änderung des RechtszustandeS zu erwarten, unter dem die Interessen der ausländischen Urheber und Verleger in den Niederlanden so sehr zu leiden haben, es sei denn, daß von denjenigen Staaten, die vor allem an der Beseiti gung ein Interesse haben, von Deutschland und Frankreich, gemeinsam ein starker Druck ausgeübt würde. Wie die Ver hältnisse liegen, kann aber hiervon keine Rede sein, und des halb wird der deutsche Urheber und Verleger sich noch weiter damit abfinden müssen, daß in dem Land, das im 17. und 18. Jahrhundert den ihrer freien Anschauungsweise wegen Verfolgten ein gastliches Asyl geboten hat, das Ur heberrecht der ausländischen Autoren zu den konventionellen Lügen der Kulturvölker gerechnet wird. Rechtsanwalt vr. Fuld, Mainz. Kleine Mitteilungen "Ansichtspostkarten st euer. — (Vgl. Nr. 41, 42, 43 d. Bl.) Die geplante Reichssteuer auf Ansichtspostkarten hat bereits als Projekt durch die Beunruhigung, die sie hervorruft, für die beteiligten Industrien sehr schwere Nachteile verursacht. So äußert sich eine bedeutende Licht- und Steindruckerei in Hamburg in einem Schreiben, das sie an den dortigen soeben nach Süd deutschland abgereisten Vertrauensmann des Vereins Deutscher Steindruckereibesitzer gerichtet hat, und dessen wesentlicher Inhalt uns vom Vorstand des Deutschen Buchdruckervereins mitgeleilt worden ist, u. a. wie folgt: »Die Empörung über den Antrag des Zentrumsabgeordneten Nacken wird in Süddeutschland in den Kreisen der graphischen Industrie ebenso groß sein wie hier bei uns, und gewiß werden die süddeutschen Drucker die Tragweite des Antrags genau zu ermessen wissen. Eine Steuer von 2 H auf die Ansichtskarte würde eine vollständige Erdrosselung der Ansichtskartenindustrie sein, die ja, wie überhaupt das gesamte chromolithographische Gewerbe, durch die Handelsverträge, die am 1. März in Kraft treten, so außerordentlich schwer geschädigt ist. »Als einer der größten Ansichtskartendrucker habe ich fort während im Ausland zu tun. Auf meiner letzten Reise nach Österreich 'habe ich gesehen, wie sich die österreichische Industrie rüstet, um Vorteile aus den höhern Zöllen, die Österreich mit dem 1. März auf graphische Erzeugnisse gelegt hat, zu erzielen. Der Export nach den skandinavischen Ländern, der noch vor zwei oder drei Jahren ziemlich gewinnbringend war, ist durch die Er starkung der dortigen graphischen Industrie — auch eine Folge der Schutzzölle — vollständig aufgehalten worden. Italien rnit seinen billigen Arbeitslöhnen, und geschützt durch einen hohen Zoll, fängt an sich auf dem deutschen Markt bemerkbar zu.machen. Das große Geschäft, das Deutschland in chromolithographischen Er zeugnissen noch vor einer Reihe von Jahren nach Frankreich machte, ist durch den hohen Schutzzoll vollständig vernichtet worden. Eine ungeheure Schädigung für das graphische Gewerbe sind weiter die Tarifstreitigkeiten mit Nordamerika, wenn man erwägt, daß uns eventuell der Markt von Nordamerika für chromolithographische Erzeugnisse verloren geht, ein Markt, der ohnedies durch enorm hohe Schutzzölle beschränkt wird. »Bei dieser Geschäftslage würde die graphische Industrie einen derartigen Schlag, wie ihn die Ansichtskartensteuer für sie be deutet, überhaupt nicht verwinden können. Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 78. Jahrgang. -Die Frage ist keine Sache, die nur die Fabrikanten von An sichtskarten angeht, sondern sie ist eine Sache der gesamten chromo lithographischen und Lichtdruckindustrie, und sie greift auch ganz bedeutend in die andern graphischen Fächer hinein. Ich möchte behaupten, daß der größte Teil der Dreifarbendruckarbeiten Ver wendung für die Postkarte findet. Alle Kombinationsverfahren haben durch die Postkarte eine bedeutende Unterstützung erfahren. Das Autochrom verdankt ohne Frage seine Entstehung nur der Postkarte. Ebenso hat die Postkarte den Dreifarbendruck stark beschäftigt und dadurch bedeutend vorwärts gebracht. Auch der Lichtdruck hat durch die Postkarte einen ungeheuren Aufschwung erfahren. »Der Zustand, der eintreten wird, wenn mit cinemmal für die Hälfte der Maschinen, die bisher für Postkarten beschäftigt waren, anderweit Arbeit gesucht werden muß, wodurch natürlich ein Druck auf alle übrigen graphischen Erzeugnisse ausgeübt wird, läßt sich gar nicht ausdenken. Noch vor 7 oder 8 Jahren waren die Verhältnisse in der graphischen Industrie schlechter als heute und teilweise unhaltbar. Die Verhältnisse würden mit Einführung der Ansichtskartensteuer aber weit schlimmer werden als damals, denn heute laufen so viele tausend Maschinen mehr.» — Als ein sprechendes Zeichen dafür, wie schon die Aussicht auf die Möglichkeit einer Besteuerung der Ansichtskarte für die Industrie nachteilig wirkt, erwähnen wir hier noch die folgenden Mitteilungen des Briesschreibers: »Ich hatte noch zwei Maschinen abzunehmen. Ich habe der Maschinenfabrik geschrieben, mich von der Abnahme zu entbinden. Ebenso habe ich drei Kartonfabrikanten, mit denen Kartonlieferungen abgeschlossen waren, ersucht, mich von den Abschlüssen zu entbinden. Einer Fabrik, von der ich ein besseres Fabrikat bezog, ist mitgeteilt worden, daß infolge des voraussichtlichen Niederganges des Gewerbes auf das Verarbeiten von bessern Fabrikaten wird verzichtet werden müssen. Schon die Beunruhigung, die dadurch verursacht wird, daß die Grossisten und Händler fürchten, ihre Lager von Ansichtskarten nicht absetzen zu können, wird es mit sich bringen, daß eine ganze Anzahl von Bestellungen in der nächsten Zeit nicht erteilt wird. »Jedenfalls wirkt in dieser außerordentlich wichtigen Frage die die ernsthafteste Behandlung erfordert, für die graphische In dustrie und alle sonst durch die Ansichtskartensteuer berührten Geschäftszweige so vieles ungünstig zusammen, daß man die Sache, wenn nicht alle Kräfte zur Abwehr sich vereinen und dabei den wünschenswerten Erfolg haben, nicht anders als äußerst pessi mistisch ansehen kann.» Gegen unzüchtige Schriften und Bilder. — Im Deutschen Reichstag wendete sich am 20. d. M. in der Etats beratung des Reichsjustizamts der Abgeordnete Bassermann u. a. gegen einige sreisprechcnde Erkenntnisse der Gerichte bei Strafsachen nach Z 184 u. ff. St.-G.-B.: Abgeordneter Bassermann (nat.-lib.): » In diesen Tagen hat man im preußischen Landtage die Frage aufgeworfen, ob es nicht an der Zeit sei, eine neue Isx Heinze im Reichstag einzubringen. Ich möchte dem dringend widerraten. Nach meiner Meinung hält auch der preußische Justizminister die geltenden Bestimmungen für ausreichend, um der Unsittlichkeit in ge nügender Weise entgcgenzutreten. Meine politischen Freunde wünschen keine Erweiterung der betreffenden Bestimmungen. Auch wir gestehen zu, daß Ausschreitungen besonders der Witzblätter Vorkommen. Durch pikante Bilder wird ja allerdings der Absatz der Blätter bedeutend gesteigert; aber auf der andern Seite muß man sich schämen, wenn eins dieser Blätter den Kindern in die Hände fällt. Daß aber die bestehenden Gesetze nicht immer voll zur Anwendung gelangen, das gestehen selbst liberale Juristen ein. Es kommt das daher, daß unsre Schwurgerichte auf eine abwegige Rich tung kommen. Cs sind Erkenntnisse vorgekommen, Freisprechun gen erfolgt, die auch Bedenken bei denen verursachen, die für die Institution des Schwurgerichts schwärmen. Ich muß sagen, daß ich den Eindruck habe, daß in einer Reihe von Fällen nicht richtig geurteilt ist. Ich habe auch gar kein Verständnis dafür, daß zur Auslegung des Begriffs »unzüchtig» noch Sachverständige hinzu- 366
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