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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.02.1906
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1906-02-19
- Erscheinungsdatum
- 19.02.1906
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- Deutsch
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Nichtamtlicher Teil. 1867 41, 19. Februar 1906. »Auf die von ^em Herrn Polizey-Direktor von Welser ge machte Anzeige von einem auf dem Markt angeschlagen ge wesenen Pasquill gegen das L. Einquartierungs Bureau und auf die gestellte Anfrage, ob nicht eine Warnung an das Publikum wegen der seit einiger Zeit so sehr im Schwange gehenden Pasquille zu erlassen sein möchte? wurde ertheilt: Daß von einer dergleichen Warnung zur Zeit noch zu ab- strahiren und über dieses Pasquill mit der gebührenden Ver achtung hinwegzusehen, jedoch sowohl dem L. Politzey-Departe- ment als der L. Einquartierungs-Deputation hievon Kenntniß zu geben sey, um die deswegen allenfalls nöthig findenden Maßregeln und Verfügungen treffen zu können-*). Die Furcht des Rates, durch das überhandnehmende Erscheinen von Flugschriften in Ungelegenheiteu zu kommen, nahm aber noch zu. Vier Wochen nach vorstehendem Be schluß verfügte er am 14. Mai: »Um zu verhüten, daß nichts auf die politischen Verhältnisse hiesiger Stadt nachteiligen Bezug Habendes im Druck erscheine, ist mit den in Commissionssachen einratenden Herren Consulenten Rücksprache zu nehmen, um an Händen zu geben, wie solches zu verhindern sein möchte»**). Trotzdem gaben »abermals verbreitete Pasquilles«, die grobe Schmähungen gegen die Franzosen enthielten, zu ärgerlichen Untersuchungen und zu häufigen Beschwerden des Generals Fröre Anlaß, während anderseits der Rat in seiner Sitzung vom 28. Mai sich gezwungen sah, -über verschiedene von den Franzosen ausgeübtc Exzesse, ins besondere über die durch französische Soldaten einem Nürnberger beigebrachten Verwundungen und zugefügten Mißhandlungen bei dem General Fröre Einspruch zu erheben und denselben um Vorkehrung kräftiger Maßregeln zur Verhütung künftiger ähnlicher tumultarischen Auftritte angelegentlichst zu ersuchen«. Auch in den folgenden Wochen hatte sich der Rat fort gesetzt mit Untersuchungen gegen Nürnberger Bürger wegen gefährlicher Äußerungen gegen die Franzosen zu befassen. Anfang Juni war die Erregung der Bürgerschaft auf das höchste gestiegen, die Erbitterung hatte einen solchen Grad erreicht, daß man französtscherseiis einen bewaffneten Auf stand der Bürger befürchtete und einige sogar verhaftete, wie aus dem nachstehenden Ratsverlaß vom 9. Juni 1806 hervorgeht: »Auf abgclesencs Schreiben des Kaiserlich französischen Herrn Generals Fröre und die hierauf mündlich erstattete Re lation des Herrn Politzey-Direktors von Welser über die von dem Herrn Consulent Roth gehaltene Rücksprache mit dem ge dachten Herrn General in Ansehung der erfolgten Arretierung einiger Bürger wegen angeblich intendirter Conspiration wider das französische Militär wurde erteilt: Dem Herrn Consulent Roth das Oberhcrrliche danknehmige Wohlgefallen zu erkennen zu geben, von Seite des L. Politzey-Departements aber über diesen Vorgang die genaueste Untersuchung zu veranstalten und solche in baldem bey Einem hochlöblichen Rat vorzulegen, dem Herrn General Fröre aber von dem Resultat derselben Nachricht zu geben.«***) Zum Glück für die Stadt kam diese »Conspiration« gegen die französische Besatzung nicht zum Ausbruch; aber fortgesetzt mußte der Rat die Gemüter beruhigen Am 27. Juni verfügte er wie folgt: »Das auf das Uro Nsmorla der König!. Bayrischen Kreis- Direktorial-Gesandschaft vom 22. b. w. die gegen einige hiesige Bürger angestellte Untersuchung wegen gefährlicher Äußerungen gegen das französische Militär betreffend, entworfene Gegen- ?ro Nemoria ist ungesäumt auszufertigen und mors eoosusto zu insinuiren.x-s) Die Bürger ballten die Faust in der Tasche und brachten ihren Ingrimm gegen Napoleon und die Franzosen in anonymen Broschüren zum Ausdruck. Während noch *) Ratsverlässe 1806 Nr. 1, xs.A. 71. **> Ratsverlässe 1806 Nr. 2, xa-A. 90. ***) Ratsverlässe 1806 Nr. 3, 52. f) Ratsverlässe 1806 Nr. 3, pag. 136. 1805 in der Zentrale des deutschen Büchermarktes eine arm selige Dürftigkeit an politischen Werken und Pamphleten herrschte, berichten die »Blicke auf die Leipziger Jubilate- Messe 1806« »von der unglaublichen Begierde«, mit der diese Erzeugnisse gekauft wurden *) Bei den ermähnten Verhältnissen in seiner Vaterstadt darf es uns nicht wundernehmen — schreibt Rackl weiter — wenn auch der echt deutsch gesinnte Palm als Buchhändler der Verbreitung derartiger Broschüren Vorschub leistete; ja er war nach glaublichen Nachrichten »wegen seiner Propa ganda für alle gegen Frankreich gerichteten Schriften in Deutschland bekannt«. Was diese letztre Behauptung betrifft, die der französische Gesandte Otto in München in einem Bericht nach Paris (nach Palms Erschießung) in leicht be greiflicher Absicht aufgestellt hat, so scheint sie darauf zu fußen, daß, wie wir gesehen haben, Palm früher schon mehr mals durch den Vertrieb von »Pasquillen« in Ungelegen heiten gekommen war. Ich möchte hier hervorheben, daß sich im »Nürnberger Friedens- und Kriegs-Courier« Nr. 145 vom 20. Juni 1806 ein Inserat findet: -In der Steinischen Buchhandlung gegen der kleinen Waag über, sind folgende neue Schriften zu haben: Gesinnungen, patriotische, eines Deutschen über Österreichs Lage rc. — Bon den höchsten Interessen des deutschen Reiches mit Rücksicht auf den Einfluß, welcher Baiern gegenwärtig auf jenen behauptet. — Die stehenden Armeen, ein Bedürfniß der Staaten,,rc. rc. (Im ganzen 13 Büchertitel.) Die Schrift »Deutschland in seiner tiefen Erniedrigung« war wenige Tage vorher erschienen, da sie mit Faktur, datiert »Im Junius 1806«, an die Stagesche Buchhandlung in Augsburg und andre Firmen geschickt worden war. Daß Palm diese Schrift nicht mit anzeigte, darf wohl als neuer Beweis dafür angesehen werden, daß er sich der Gefährlich keit dieses Verlagsartikels bewußt war. Im weitern schildert Rackl den Fortgang der Unter suchungen gegen die Verbreiter der Flugschrift »Deutschland in seiner tiefen Erniedrigung« und betont, daß aus den ab gedruckten Briefen seines Gehilfen Pech mit Sicherheit hervorgeht, daß Palm nicht nur ihr Verbreiter, sondern auch ihr tatsächlicher Verleger, wahrscheinlich sogar ihr intellektueller Urheber war. Bemerken möchte ich hierbei, daß spätere Nachrichten**) auf einen Geheimbund hindeuteu, dem sowohl Palm wie der Verfasser angehört haben; es ist nicht un wahrscheinlich, daß beide Mitglieder einer Loge in Nürnberg waren. Am 16. Juli berichtete der französische Gesandte Otto in München an Napoleon, »daß eine Unmenge von Pam phleten kursierten, deren Zweck sei, das bayerische Volk gegen die französische Regierung aufzureizen«. Diese Berichte Ottos waren nur zu geeignet, Napoleon zu beunruhigen und zu reizen. Wenige Wochen vorher halte dieser von einem scharfen gegen seine Person gerichteten Artikel der »Bayreuther Zeitung« Kenntnis erhalten und war darüber so entrüstet, daß er der Regierung ihr »indezentes Be nehmen« Vorhalten ließ. Von jeher gegen Preßangriffe em pfindlich, hatte sich jetzt diese Empfindlichkeit bis zur höchsten Nervosität gesteigert, und so ergingen denn alsbald strenge Weisungen. Daß auch die Landespolizei häufig den Franzosen nur zu gefügig war, erhellt daraus, daß an dem gleichen Tage, an dem Otto den vorerwähnten Bericht nach Paris absandte, auch schon die Polizeidirektion in Augsburg Auftrag gab, bei der Stageschen Buchhandlung daselbst Haussuchung zu halten. Bei dieser wurde durch das Ge ständnis des Geschäftsführers Jenisch die Steinsche Buch handlung in Nürnberg als Absenderin der Schrift »Deutsch- *) S. Allgemeine Zeitung 1806 Nr. 252 ff. **) Nach Mitteilungen von Prof. Graf Du Moulin-Eckart. 247*
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