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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.02.1906
- Strukturtyp
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- Band
- 1906-02-19
- Erscheinungsdatum
- 19.02.1906
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- Deutsch
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1866 Nichtamtlicher Teil. ^ 41, 19. Februar 1906. über die Franzosen in Nürnberg. In diesem Kapitel bringt der Verfasser einige bisher nicht veröffentlichte »Rats verlässe«, die uns zeigen, wie schwer der Rat und die Bürger schaft Nürnbergs unter den Franzosen zu leiden hatten. Bevor ich auf diese näher eingehe, möchte ich hier als Er gänzung zu den Angaben Rackls noch einige Tatsachen Mit teilen, die bisher nicht bekannt waren. Palm war im Jahre 1792 Mitbesitzer der Buchhand lung seines Schwiegervaters Stein geworden, und schon drei Jahre danach lief bei dem Rat in Nürnberg eine Be schwerde ein, daß diese Firma »verderbliche Bücher verbreite«. Der Rat erledigte diese in seiner Sitzung von 25. Juni 1795 und erließ folgenden Beschluß: »Das an das Chur-Pfalz. Bayerische Collegium zu München aufgesetzte Antwortschreiben im Betreff der — von dem hiesigen Buchhändler Johann Adam Stein angeblichen Berbreitung ver derblicher Bücher in den Chur-Pfalz. Baierischen Landen ist nebst der Beylage auszufertigen und abzulassen.«*) Im darauf folgenden Jahre 1796 wurde Johann Philipp Palm, der aus Schorndorf in Württemberg ge bürtig war, Bürger der Stadt Nürnberg.") (Auch scheint er später das Ehrenamt eines Armenpflegschaftsrats oder dergl. erhalten zu haben, da er in den Akten des Rates mehrmals (1799 und 1803) als Exekutor der Bernhard- und Ehrenbrechtischen Stiftung genannt wird.) Interessant dürfte es auch sein, zu erfahren, daß schon im Jahre 1796 Palm bei dem Rat von Nürnberg um die Erlaubnis nachsuchte, einen seiner Verlagsartikel in einer Nürnberger Zeitung anzeigen zu dürfen. Dieser faßte in seiner Sitzung vom 26. November 1796 folgenden Beschluß: -Auf die Anfrage des lobt. Vormund-Amts, ob der Steini- schen Buchhandlung dahier verstattet werden könne, die Piece betitelt: »Warum wollte die Reichsstadt Nürnberg sich der König lich Preußischen Landeshoheit unterwerfen?- in deni hiesigen Anzeigblatt zum Verkauf bekannt machen zu lassen? ist ertheilt: in der Sache auch mit Rath des H. Cons. Winklers zu handeln und sonach dessen gutachtliche Meynuug hierüber zu hören.-***) Ein weiterer Ratsverlaß vom 30. März 1797 ff) ist insofern von Interesse, als Graf von Soden häufig als Ver fasser der Schrift »Deutschland in seiner tiefen Erniedrigung« vermutet wurde. Er lautet: -Bey der bereits in denen hiesigen öffentlichen Blättern an gezeigten Piece des Herrn Reichs-Grafen von Soden ,Die Fran zosen in Franken' betitelt, ist kein Anstand zu nehmen, sie abermals durch das hiesige Anzeigeblatt bekannt machen zu lassen.- Zwei Jahre später nahm der Rat von Nürnberg seinen Bürger Palm in Schutz gegen einen Nachdrucker Er faßte in seiner Sitzung vom 9. Juli 1798 folgenden Beschluß: »Das aufgesetzte Vorschreiben an die Hochfürstl. Bambergisch Regierung, den von der Lachmüllerischen Buchhandlung zu Bamberg geschehenen Nachdrucks zweyer der hiesigen Steinischen Buchhandlung eigentümlich zugehörigen Verlags Artikel betr. ist auszufertigen und abzulassen.-ffff) Im gleichen Jahre 1798 war Palm wegen einer Bro schüre »Ueber öffentliche Lehranstalten, insbesondere Lektions kataloge auf Universitäten« in Salzburg verhaftet und erst auf dringende Reklamation seiner Gattin wieder freigegeben worden, ffffff) Aber mit dieser Freigabe seiner Person war die *) Ratsverlässe im Kreis-Archiv zu Nürnberg 1795 Nr. 3, paz. 122. **) Ratsverlässe 1796, Nr. 12, xax. 1. ***) Ratsverläffe 1796 Nr. 9, xax. 108. ff) Ratsverlässe 1797 Nr. 13, pax. 159. ffff) Ratsverläffe 1798 Nr. 4, pax. 14. (Registriert ist dieses Protokoll unter »Palmische Verlagsartikel-.) fff-) Laut Mitteilung des Prof. Or. Graf Du Moulin-Eckart, auf die ich später noch zurückkommen werde. Angelegenheit nicht erledigt; denn auch der Rat von Nürn berg mußte sich wiederholt noch nach Jahren für ihn ver wenden, da man dort offenbar sein Bücherlager zurückgehalten hatte. Am 12 Juli 1800 beschloß der Rat: »Das aufgesetzte Schreiben an Sr. Hochfürstl. Gnaden den Herrn Erzbischof zu Salzburg in Betreff die Verkümmerung des Buchhändler Palmischen Waarenlagers zu Salzburg ist auszu fertigen und dem Buchhändler Palm zu behändigen und um das Erforderliche wegen Beförderung an die hohe Behörde zu besorgen.«*) Und am 21. August 1800 wnrde vom Rat bestimmt »Das aufgesetzte Schreiben an das hochfürstl. wohllöbl. Syndicat, dann Stadt und Land Gericht zu Salzburg, den all- hiesigen Buchhändler Johann Philipp Palm betr. ist ohnver- längst auszufertigen und abzulassen.-**) Palm wurde damals durch Urteil wegen der eigen nützigen Vertreibung von Pasquilles von dem ferner» Besuch der Salzburger Märkte ausgeschlossen. Die Sache scheint noch weitre Kreise gezogen zu haben; denn noch nach 2 Jahren mußte sich der Rat damit befassen und auf die früheren Verhandlungen zurückgreifen, wie aus dem folgenden Beschluß desselben vom 29. Oktober 1802 hervorgeht: -Das von dem Hochfürstl. Hofrathe zu Salzburg am 22. d. l. M. cingelaufene Schreiben, das Ansinnen auf Freizügigkeit der jen- und diesseitigen llntertbanen betr. ist nebst der Bey lage und der sämtl. hieher Beziehung habenden älteren Ver handlungen in Ansehung des freyen Abzuges der Unterthanen an die Konsiiarien zur Ausstellung Ihres Gutachtens zu be fördern.«***) Ein zweites Mal wurde Palm im Jahre 1800 in Basel verhaftet Dort rettete ihn die Verwendung des Rats von Nürnbergs) Er war jedenfalls ein unter nehmender Geschäftsmann, der aber fortgesetzt mit Sorgen verschiedenster Art zu kämpfen hatte. Lauge, schwere Kriegsjahre hatten damals — wie Rackl weiter schildert — überall in Deutschland, so auch in Nürnberg und in ganz Frauken und Schwaben, eine allgemeine Stockung des Handels und Verkehrs und einen gewaltigen Rückgang des früher» Wohlstands herbeigesührt, was selbst verständlich seine ungünstige Wirkung auf das Geschäftsleben nicht verfehlte. Dazu hatte, insbesondere im Frühjahr und Sommer 1806, die Bevölkerung Nürnbergs und der ge nannten Gebiete unter häufigen Einquartierungen fran zösischer Heeresteile schwer zu leiden. Diese traurigen Ver hältnisse mußten natürlich auch den Buchhandel stark schädigen und das Geschäftseinkommen Palms erheblich be einträchtigen, so daß es bei den teuren Kriegszeiten zur Er haltung seiner Familie »oft kaum mehr zureichte«. Zuver lässigen Berichten zufolge haben die Franzosen oft den sprich wörtlich gewordenen »übermütigen Franzmann« hervor gekehrt und häufig sich recht brutal benommen. Es ist des halb wohl begreiflich, daß es in der Einwohnerschaft Nürn bergs immer mehr gärte und daß die auf ihre ungebetnen und anmaßenden Gäste erbitterten Bürger in Wort und Schrift ihrem Ingrimm Luft machten, obgleich der Rat der Stadt auf das ängstlichste bemüht war, alles zu unterdrücken, was die Franzosen reizen konnte. Schon am 20. September 1805 hatte er an die Bürgerschaft eine bezügliche Mahnung er lassen, die aber keinen Erfolg hatte. Mit seiner wohl gemeinten Warnung, keine gegen die Franzosen gerichteten Schriften oder Zeitungsartikel zu veröffentlichen und sich allen unvorsichtigen Räsonierens über politische Gegenstände zu enthalten, hatte der Rat wenig Glück gehabt, wie aus dem nachstehenden Ratsverlaß vom 14. April 1806 hervorgeht: *) Ratsverläffe 1800 Nr. 4, pa.A. 14. **) Ratsverlässe 1800 Nr. 5, paß. 113. '**) Ratsverlässe 1802 Nr. 7, MA. 104. ff) Laut Mitteilung des Prof. 0r. Graf du Moulin-Eckart.
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