223, 24. September 1904. Künftig erscheinende Bücher. 8069 schristen machen will, sondern Gesetze erkennt. Zöge man aus seinem Buche nur die Worte der Weis heit, so würde das genügen, Meredith einen Platz neben Montaigne und Emerson anzuweisen. Dazu ist er ein Dichter von jener spezifischen englischen Reinheit der Menschengestaltung und der intimen Kenntnis der Natur, die der gebildete Engländer aus seinem Leben auf dem Lande, aus der Kultur des Körpers und dem Sport gewinnt. So scheinbar einfach die Geschichte ist, die er erzählt, so ist sie doch spannend, als wäre sie voller Abenteuer. Wie das erste Mißtrauen in dem schönen, hochgemuten Mädchen erwacht, das in ihrem umschmeichelten Bräutigam den „Egoisten" wittert, dessen Seele nicht lieben kann; wie das Mißtrauen sich steigert, wie sie frei werden will und um ihre Freiheit kämpft mit Freunden, Feinden — das ist hinreißend und läßt den Leser nicht los. Eine Fülle von Gestalten wimmelt in dem Buche, die alle durch und durch individualisiert sind und dem Leser vertraut werden wie bekannte Menschen. Besonders die Frauen sind mit einem Tiefsinn geschildert, der Meredith zu den Dichtern und Künstlern des l9. Jahrhunderts gesellt, die auf dem Grunde einer seelenhaften Kultur für die Emanzipation der Frauen eintraten; wie er denn auch mit den Brownings, mit Roffetti und Carlple intim befreundet war. Gustaf af Geijerstam: Wald und See Novellen. Geh. M. 3.50, geb. M. 4.50 Llmschlag und Einband von Franz Christophe Gustaf af Geijerstam, derjenige schwedische Dichter, der als letzter sich Keimatsrccht in Deutschland er worben hat, zeigt sich mit seinem neuen Buche von einer bisher unbekannten Seite. Er war der Psycholog der Familie, insbesondere der Ehe und des Kindes. Sein neues Werk enthält Novellen aus dem Leben der einfachen und unzusammengesehten Naturen aus Wald und See. Man sieht etwas wie einen schwedischen Maupaffant, wobei der Ton auf schwedisch liegt. Denn wenn er auch nicht minder wahr und unbestochen sieht als der gallische Meister, so ist doch seine Natur weicher, weniger pessimistisch, zugänglicher der Stimmung und dem Zauber der Landschaft. Jonas Lie, der große nor wegische Dichter, schreibt an Geijerstam über sein Buch: „Diese Waldgehöfte und Waldmilieus, in denen Du Deine Personen leben und ihre Schicksale sich abspiele» läßt, wie lebensvoll sind sie wieder gegeben, ich meine ganz einfach, was die Natur betrifft. Ganz als wanderte man selbst darin umher, fühlte, wie der Fuß sich in Laidekraut verfängt, sähe auf dem Teich tief im Waldesdunkel den Kahn liegen und treiben, der einen übersetze» soll. Lind durch die Menschicksale, die Du hineinverlegst, wächst das Ganze empor zu einer mächtig wirkenden Zusammenschmelzung von Natur und Geist, oder, wenn man will, von Natur, Realistik und romantischer Kunst. Lind zum Stimmungsvollsten, was aus Deiner Feder geflossen ist, gehört gerade die Erzählung, die Du „Das Geheimnis des Waldes" nennst. Wie die Lebensgeschichte der zwei Alten schließt, das läßt sich nicht vergessen." — In der Leimat des Dichters ist das Buch in ähnlicher Weise ausgenommen worden und wird in Deutschland neue Freunde werben. Gleichzeitig erscheint in neuer Aussage: Emil Roman. Neunte und zehnte Aufloge. Geh. M. 4.—, geb. M. 5.—, in Leder M. 6 — . . . als Ganzes genommen ist „Freund Lein" eine seltene und feine Dichtung, aus ruhig betrachten der, reinster Empfindung in einem Stil geboren, dessen anmutige Klarheit mit Gottfried Kellers blühen der Sprachfülle die schlicht plastische Anschaulichkeit selbständig gemein hat. (Dresdener Anzeiger.) Wir versenden nur auf Verlangen. — Bestellzettel liegt bei.