8088 Künftig erscheinende Bücher. ^!r 228, 24. September 1S04. ^— S. Fischer, Verlag Berlin W., Bülowstraße 91 Nach den eingegangenen Bestellungen versenden wir in einigen Tagen folgende Novitäten: T Emil Strauß: Kreuzungen Roman. Geh. M. 4.—, geb. M. 5.—, in Leder M. 6.— Emil Strauß, der Dichter des „Freund Lein", hat mit seinem neuen Werk „Kreuzungen" wie mit jedem vorherigen sein Stoffgebiet und seine Form erweitert. Immer neue und überraschende Seiten seiner Natur treten hervor, ein Reichtum, dem seine charaktervolle, mannigfaltige, recht eigentlich meister liche Formkunst zur Erscheinung verhilft. „Kreuzungen" behandelt ein Liebes- und Eheproblem; wenn man will: das alte Dreieck, ein Mann zwischen zwei Frauen. Die eine hat er in Ferien-, in Feier tagsstimmung getroffen, eine großartige, geistige Natur, die im freiwilligen, bewußten Rausch weniger Tage sich ihm zu eigen gibt. Die andere ist ihm landsmännisch und durch Freundschaft vertraut, ein junges Ding, dem typischen Backfisch scheinbar ähnlich genug. Wie diese Werte sich langsam vertiefen, verschieben und kreuzen; wie das Gütige, hilfreich Aufgeschlossene, das Fruchtbare des Lebens sich als eine höhere Macht erweist als alle. Gaben des extrem Individuellen, das ist das Thema des Buches. Eine Sittlichkeit, die sich nichts abdingen läßt, deren Forderungen um so unerbittlicher sind, als sie philisterliche Kleinlichkeit und Moralheuchelei tief unter sich läßt, spricht aus dem Buche. Das Leben darin untersteht einem sittlichen Gesetz, durch das es nicht unterdrückt, sondern zu höherer Kraft ge zwungen wird. Leben, Tätigkeit, Fruchtbarkeit, Schönheit, Freiheit, so lautet die Forderung; und Strauß stellt sie nicht nur, sondern erfüllt sie mit seinem Buch. Seine Sprache ist präzis, leuchtend, und voll Anschaulichkeit. Eine Prosa aus erster Land, die allein genügen würde, Strauß unter die Meister des Romans einzureihen. George Meredith: Der Egoist Roman. 49 Bogen. Geh. M. 6.—, geb. M. 7.50 Einzig autorisierte deutsche Ausgabe auf Grund der letzten endgültigen Fassung „Der Egoist" ist Merediths Meisterwerk. Der „Feverel", das erste in Deutschland veröffentlichte Werk von Meredith, erschien in England im Jahre 1859, zwanzig Jahre später „Der Egoist". Das sehr umfangreiche Buch hat die einfachste Fabel: Ein vornehmer englischer Lerr, schön, reich, geistreich, der Stolz seiner Grafschaft, Liebling der Frauen, hat das fatale Geschick, daß zweimal seine Ver lobung, jede mit einem schönen und eigenartigen, bedeutenden Mädchen, zurückgeht. Die Lösung dieser zweiten Verlobung, das ist eigentlich der ganze Inhalt des Romans, der sich, ähnlich wie Dostojewskis „Raskolnikow", nur über eine kurze Zeitspanne erstreckt. Aber welch einen ungeheuren Reichtum an Leben und Problemen umfaßt diese kurze Spanne Zeit! Meredith steht als Psycholog in allererster Reihe nicht nur eines Jahrhunderts. Ja vielleicht hat er in der Fähigkeit, die Seele bis in ihre letzten Fasern, bis in ihre innersten Verstecke zu verfolgen, überhaupt nicht seinesgleichen. Dieses ist um so mehr zu bewundern, als er kein Moralist ist und nicht als solcher mit vorgefaßten Wettungen und vorgefaßtem Mißtrauen an die Menschen geht. Er ist vielmehr ein Ethiker, einer, der nicht Vor-