Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.02.1904
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1904-02-20
- Erscheinungsdatum
- 20.02.1904
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19040220
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-190402208
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19040220
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1904
- Monat1904-02
- Tag1904-02-20
- Monat1904-02
- Jahr1904
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
10 Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. Beilage zu Nr. 42. 1904. Der Druck der Gesetzgebung schwindet; die Bedeutung der staatlichen Verschiedenheit wird mit dem Fallen der verkehrs politischen Schranken, wenigstens zunächst innerhalb des späteren Deutschen Reichs, dem Aushören des staatlich geschützten Nachdrucks und dem Nachlassen des Drucks der landesherrlichen Zensur buch händlerisch von immer geringerem Gewicht. Sogar unsre Haupt kreise behalten nicht ihre alte Bedeutung. Eine bibliopolische Karte Deutschlands im 18. Jahrhundert — die Beigabe einiger solcher Karten, so ausgewählt, daß Wachstum und Verschiebung der buchhändlerischcn Entwicklung bequem sichtbar sind, würde zu empfehlen sein — würde weite, öde Strecken zeigen, und Ver lagstätigkeit sowohl als Konsum mußten, je schwersälligcr die Verkehrsmittel waren, desto mehr lokale Färbung zeigen. Diese und ähnliche wirtschaftlich und politisch bedingte Gegensätze ver schwinden nicht, aber sie gleichen sich immer mehr aus und ver lieren in dem Maße an Bedeutung, in welchem die Einheit Deutschlands wirtschaftlich, politisch, national wächst und sich ver tieft und der hochgesteigerte Verkehr das örtlich verschiedene Ge stein immer mehr mit der Decke eines gleichmäßigen literarischen Alluviums überzieht. Es würde nach den verschiedensten Seiten hin von Interesse sein, das Verhältnis des Bestandes durch schnittlicher Sortimentsläden derselben verschiedenen Gegenden — sowohl von Zentral-, wie von Provinzialstädten — zueinander im 18. Jahrhundert mit dem Verhältnis dieses Bestands um 1830, um 1860 und in der Gegenwart zu vergleichen. Der Buch handel geht dem angegebenen Ziele mit graben und stracken Schritten aus eigener Kraft entgegen und unterstützt diese Tendenz: durch die Entwicklung des Kommissionsbuchhandels. Und gerade diese wird andrerseits, in Verbindung mit der Gestaltung des Vereins-, besonders Kreisvereinswesens, die zuverlässigste Führerin in der Zerlegung Deutschlands und seine natürlichen buchhändlerischen Hauptkreise sein; die Hauptzentren sind die Kommissionsplätze.— Die Folgezeit hat weiter in ganz andrer Weise das Ausland zu berücksichtigen. Schon in der ersten Hauptperiode sind diese Verbindungen sowohl im allgemeinen, als auch im besonderen, z. B. Schlesien, rheinische Städte betreffend, geschildert worden und in der Behandlung des Büchermarkts die Strömungen der lite rarischen Atmosphäre in der Richtung vom Ausland nach Deutsch land und umgekehrt, ebenfalls sowohl im allgemeinen, als auch im besondern (die verschiedenen literarischen Gebiete berücksich tigend) verfolgt worden. Das Gewicht dieser Biomente wird ein stärkeres; die buchhändlerische Unternehmung hat sich vielfach vom Ausland anregen lassen, jo aus dem Gebiete des Zeitungs- und Journalwesens; die überseeischen Fäden werden deutlicher; der deutsche Buchhandel auf dem Boden des Auslands selbst wird von großer Bedeutung: welche Bedeutung haben nicht gegenwärtig deutsche Buchhändler in London, in Paris, in Italien, jenseits des Ozeans; und auf diejenigen Gebiete, die buchhändlerisch noch nicht genügend erschlossen sind, so etwa Spanien, richtet sich wohl der Blick jugendlichen Unternehmungsgeistes. — Alles das: die Entwicklung der Technik, des Vervielfältigungs- Verfahrens, des Verkehrs, das Wachstum der Unternehmung, die Differenzierung und Intensivierung des Betriebs, die Ver änderungen in der Gesetzgebung, die Steigerung des Bedürfnisses, die Verbreitung der Volksbildung, das Wachstum der Assoziation sind die Kennzeichen der neuesten Zeit. — Der Buchhandel wird damit immer mehr vom Geschäft zur Kunst; beflügelt von den Schwingen der Technik, entlastet von der unmittelbaren Sorge um den Transport, vermag sich Sortiment und Verlag seiner eigentümlichen Ausgabe in einer ungleich aus giebigeren Weise hinzugeben, als dereinst; der Buchhandel wird sich damit immer mehr der hohen Mission, die er zu erfüllen im stande und berufen ist, der Pflicht einer immer besseren Aus bildung und Vertiefung, der Verantwortlichkeit, die auf ihm lastet, bewußt; soll doch der Sortimenter der »Regulator der Mode« (Grunow) und der Verleger »das verkörperte literarische Streben seiner Zeit- sein (Karl Büchner). Immer schärfer heben sich aus dem , Durchschnittsniveau die an Zahl und Größe wachsenden Gipfel ab, die hoch in jene Höhenluft hineinragen, und die Senken und Abgründe, denen selbst die Atmosphäre des flachen Landes srenid ist. Man klagt darüber, daß im Buchhandel gerade immer mehr das Geschäft und die Mache einreiße. Gewiß, besonders die dritte Periode strebt in einer Weise auf zugleich druckende Riesenverlage, eine Massenproduktion besonders gangbarer Werke, ihren Absatz durch eigene Betriebsorganismen, eine solche Steigerung des mit unter geradezu fabrikmäßigen Unternehmertums, wie sie frühere Zeiten noch nicht gekannt hatten. Aber wer wollte darüber über sehen, welche Anstrengungen der Buchhandel zur Vor- und Aus bildung seiner Mitglieder gemacht hat, und was ein moderner Sortimenter und Verleger zu leisten hat und leistet? Und trifft jene Klage etwa gerade aus den Buchhandel besonders zu? Woher die Annahme, daß gerade die Welt des Buchhandels mit den Wogen der modernen Zeit weniger zu ringen haben und weniger von ihnen sortgerissen werden sollte? Woher? Im Hintergründe steht unbewußt ein für den Buchhandel gerade sehr ehrenvoller Gedanke. Denn was sagt man anderes damit, als daß gerade der Buchhandel eine Aufgabe zu erfüllen habe, der gegenüber der reine Krämergeist besonders schädlich und beklagenswert sei? Wir würden der Entwicklung der Organisation in der fol genden Zeit keine geringere Beachtung schenken, als in der voran gegangenen Periode; allein in, Lichte der Geschichte, die ganze Jahrhunderte erleuchtet, erscheint manches, was den Zeitgenossen bis an die Nieren ging, worin sich das ganze Interesse au der buchhändlerischen Entwicklung konzentrierte, und worin und wovon allein, dem zeitgenössischen Tumult zu glauben, der Buchhandel bestand und seine Existenz abhing, verhältnismäßig unbedeutender. Alle für die Geschichte des Buchhandels wichtigen Punkte, Schritte, Wendungen und Wandlungen müssen gebucht werden; aber des halb müssen nicht alle und die kleinlichsten Zänkereien ans Tages licht gezerrt werden. Entwicklungsgliederung des Zeitraums von 1825 — 1869. Der Zeitraum von 1825—1867 scheint sich seinem Gesamt eindruck nach ungefähr in drei Abschnitte zu zerlegen; in die Jahre von 1825—1840, von 1840—1860 und die Zeit der sechziger Jahre. Die Jahre von 1825 1830, ja noch bis etwa 1840 könnte man, verglichen mit den folgenden Zeiten, immer noch als die »gute alte Zeit« zu bezeichnen versucht sein. Aller dings schreitet der Buchhandel in dieser Zeit rüstig voran; der literarische Verkehr steigt, die Bewegung festen Zusammenschlusses macht sich stark geltend, die Berlagsinitiative erstarkt, der Kolpor tagebetrieb wird deutlich, das moderne Antiquariat, das aus ländische Sortiment bildet sich aus, das Vcrvielsältigungsverfahrcn, insonderheit das Maschinenwesen beginnt seinen bedeutungsvollen Aufschwung zu nehmen, die illustrierten Blätter nehmen ihren Anfang. Im Jahre 1826 wird das bibliographische Institut ge gründet. Die Auswanderung macht sich für den überseeischen Bücherexport fühlbar; und was sonst noch aufzuzählen wäre. Aber andererseits: mit dem Ende der dreißiger Jahre geht die persönliche Abrechnung in Leipzig zurück, 1839 beginnt das Schulzsche Adreßbuch, 1842 wird die Leipziger Bestellanstalt ge gründet, erst in den vierziger Jahren entstehen Kreisvereine, das Jahr 1 40 ungefähr bezeichnet das Ende des Nachdrucks, um 1840 beginnt der Ruf nach Reformen wieder besonders dringlich zu werden, erst um diese Zeit wurde das Verlangen nach buchhändlerischen Lehranstalten ernstlich rege, um diese Zeit wurde der Maschinendruck wirklich allgemein; bis zum Jahre 1840 war ganz besonders Leipzig fortgeschritten: von da an wurde das Vorwärtsstreben allgemeiner, und besonders von dieser Zeit an entwickelt sich Stuttgart bedeutend, auch die Gründung des Ver bands süddeutscher Buchhändler, mit dem Hauptkommissions- und Abrechnungsort Stuttgart, fällt in die vierziger Jahre (1845);
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder