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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.02.1904
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1904-02-20
- Erscheinungsdatum
- 20.02.1904
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
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- Saxonica
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Beilage zu Nr. 4L, 1S04. Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. S habe, daß heute die Geschichtschreibung eher daran zu erinnern sein möchte, das Moment des Büchermarktes und des Persönlichen nicht zu vernachlässigen. Wir brauchen heute ein Buch, in dem das zerstreute und zersplitterte Material erster und zweiter Hand zur Entwicklung der buchhändlerischen Organisation einheitlich und übersichtlich niedergelegt ist. Wir brauchen aber auch ein Buch, das eine vom Standpunkt des Buchhandels gesehene vollständige Geschichte des Büchermarkts gibt, und wir brauchen gerade an gesichts der Ereignisse der letzten Zeit ein Buch, das die Be rührungsfläche zwischen Buchhandel und Literatur, die -Zotten und Zapfen-, durch die sie verwachsen und ineinandergefügt sind, die sachlichen und persönlichen Leistungen, für die die Literatur dem Buchhandel zu Dank verpflichtet ist, festlegt. —- Drei Hauptperioden. Unterscheidet man in der Geschichte des deutschen Buchhandels Altertum, Mittelalter und Neuzeit, so umfaßt das Mittelalter un gefähr den Zeitraum von 155V bis 1764. Zerlegt man das von 1764 bis zur Gegenwart reichende Zeitalter abermals gleichsam in Altertum, Mittelalter und Neuzeit, so erstreckt sich das erste ungefähr bis zum Jahre 1825, das zlveite von da bis znm Ende der sechziger Jahre. Was ist im allgemeinen in ihnen zu behandeln? »Buchhandel«: mit den Stichworten »Buch- und »Handel« in der Tat könnte man die beiden Hauptgebiete, die in jeder dieser Perioden zu behandeln sind, und die wir oben Bedürfnis und Arbeit genannt haben, bezeichnen. Das eine Mal (Handel, Arbeit) handelt es sich um die Geschichte des Buchgewerbes und seiner Organisation; das andre Mal (Buch, Bedürsnis) um den Strom der Geschichte des Buches und der Bücher, der in jenem Bette dahinrauscht. Die wirtschaftliche und die geistige Seite stehen nebeneinander. Nicht unvermittelt; gerade die Wechselwirkung beider würde zu zeigen sein. Die materiellen Mittel werden nicht vom Zufall, sondern vom Bedürfnis emporgetriebcn; aber Liese Mittel wirken selbst aufs stärkste aus die geistige Entwicklung zurück, und wir haben es alle erst in jüngster Zeit wieder deut lich erlebt, was für Perspektiven für die Welt der geistigen Be dürfnisse unter Umständen wirtschaftliche und soziale Fragen ein zelner Stände eröffnen können. Fügen wir hinzu, daß jeder Periode eine sie charakterisierende Einleitung voranzustellcn sei, und Laß die Darstellung jeder derselben sowohl dem chronologischen, als auch dem sachlichen, sowohl dem örtlich-besondern, als auch dem allgemeinen Gesichtspunkte zu genügen habe, jo ist damit eigentlich unser ganzes Programm ausgesprochen. Die Neugestaltung des Geschäftsverkehrs im 18. Jahr hundert: Vereinigung von Bar-, Konditions- und Kom missionsgeschäft und Zentralisierung in Leipzig. Die erste Aufgabe, die bei der Behandlung unsrer ersten Haupt periode (1765 bis 1825) zu erfüllen ist, ist die, die Voraus setzungen, von denen die Entwicklung des neuern Buchhandels ausgeht, und die allgemeinen Entwicklungstendenzen der Periode in den Grundzügen darzulegen. Die erste in der Gründung des Börsenvereins gipfelnde Hauptperiode ist die Zeit der Entstehung eines neuen buchhändle rischen Geschäftsverkehrs und einer äußern Organisation des deutschen Buchhandels. Die Verhältnisse, die mit diesen Worten bezeichnet sind, sind es, die den modernen deutschen Buchhandel charakterisieren, und von ihnen muß deshalb in einer Geschichte des deutsche» Buchhandels der Neuzeit ausgegangen werden. Diese Periode ist eine Zeit des Übergangs, des Flusses und der Wandlung, des Durchbruchs und der Gestaltung. Darin eben beruht ihre buchhändlcrische Bedeutung und ihr geschichtlicher Reiz. Man verfolgt hier, wie die Organisation des modernen Buchhandels Gestalt gewann, und wie sie Gestalt gewinnen mußte. Hand in Hand mit dem Niedergange des allgemeinen inter- ; nationalen Meßhandels und des Zeitalters der lateinischen Ge- ! lehrtenliteratur einerseits, dem Emporsteigen eines protestantisch deutschen Geisteslebens im Norden andrerseits sank die buchhänd lerische Bedeutung Frankfurts und stieg diejenige Leipzigs. In demselben Jahre, in dem der größte Sohn Frankfurts geboren wurde, hörte der Frankfurter Meßkatalog auf zu erscheinen, und fünfzehn Jahre darauf, ein Jahr nach dem endlichen Siege des ersten deutschen Nationalhelden der neuen Zeit, stellen die letzten Leipziger, die letzten norddeutschen Berlagshandlungen den Besuch der Frankfurter Büchermesse ein. Die buchhändlerischen Verhältnisse — und wie ist es anders möglich? — sind ein getreues Spiegelbild der wirtschaftlichen, politischen, literarischen Zustände ihrer Zeit. Die Entwicklung des modernen Buchhandels besteht in der Geschichte einer Spannung, die sich kurz etwa in folgenden Gegen sätzen formulieren läßt: Frankfurt — Leipzig; Süddeutschland — Norddeutschland; Tausch — Bargeschäft; Sortimentsinteresse — Verlagsintcresse; Nachdruck — Rabattverkürzung, Bücherpreis steigerung. Die steigende Vermehrung der Buchhandlungen hatte die Verlagstätigkeit gesteigert; mit ihr stieg die wertlose literarische Produktion; um so stärker Hobe» sich die großen bessern Verlags handlungen Norddeutschlands von den übrigen ab. Es war kein Wunder, daß sie, fest und sicher ruhend aus den Säulen einer so günstigen Verlagsproduktion, den Tauschverkehr mit dem Süden abbrachen. Wo man ihnen keine ebenbürtigen Tauschartikel z» bieten vermochte, dort waren doch umgekehrt die ihrigen um so unentbehrlicher. Konnte man so nicht statt geringwertiger Bücher anständige Preise erhalten? Andrerseits: konnte man nicht einfach Nachdrucken? Gewiß, der Kampf hat lokale Färbung; in der Tat aber, mochte es auch damals noch nicht offensichtlich sein, war es nicht sowohl Norddeutschland oder gar Leipzig, als vielmehr der Geist des buchhändlerischen Fortschritts selbst, der sich in einem Philipp Erasmus Reich verkörperte. Ob mit oder ohne Wissen und Wollen Reichs? War er im besten Falle ein blindes Werk zeug in den Händen jenes Geistes, befangen in engen und eigen nützigen Interessen? Die Geschichtschreibung des Buchhandels ist sich nicht darüber einig; die Frage selbst, über deren Beant wortung man sich nicht einig ist, ist einigermaßen unhistorischen Geistes; man legt dabei zu viel Gewicht auf die persönlichen Motive und zu wenig aus die Folgerichtigkeit der Sache. Diese ist es jedenfalls allein, die uns hier beschäftigt. Die neuen Forderungen der Netto- oder Komptanthändler, welche die alte Vereinigung von Verlag und Sortiment ausgegeben hatten, waren für die Bnchhändlcrwelt alten Stils unerhört genug. Sie schlossen die Change aus; verlangten bare und feste Rechnung; beschränkten den Kredit, verminderten den Buchhändlerrabatt, setzten hohe Bücherpreise an. Man riß sich von Frankfurt los, man schloß sich zusammen, um den Nachdruck zu bekämpfen und ihm die Leipziger Messe zu sperren und fand sogar die Unterstützung der Regierung. Die Reichsbuchhändler beschweren sich über Ver weigerung der Change; sie fordern wenigstens Erniedrigung der Preise: es wird für unmöglich erklärt wegen des Nachdrucks; denn dieser zwingt zu kleinen Auflagen mit hohen Preisen. Mußte, wenn die neuen Prinzipien siegten, der Buchhandel nicht in rein kaufmännische Geleise einlenken; und hatten nicht die Vertreter des Alten jedenfalls damit Recht, daß mit dem rein kaufmännischen Betrieb der Sortimcntshandel nntergehen mußte? Waren das nicht wirkliche Gefahren für Buchhandel und Literatur? Bedrohte nicht znm andern die volle Durchführung der neuen Prinzipien den Buchhandel mit dem Verluste der aus den Be dürfnissen des Tauschzeitalters hervorgegangenen Zentralisation? Das erstere wurde verhindert durch die Kondition, das letztere durch die Kommission. Die erstere war zu Hause besonders in Süddeutschland, ge fördert, wie es scheint, gerade durch dasjenige Moment, welches
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