Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.02.1904
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 20.02.1904
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19040220
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-190402208
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19040220
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1904
- Monat1904-02
- Tag1904-02-20
- Monat1904-02
- Jahr1904
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
2 Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. Beilage zu Nr. 42, 1904. Bedürfnis, Arbeit, Befriedigung; Kosten, Spannungs auslösung, Nutzen. Die uationalökonomischen Grundbegriffe sind Bedürfnis, Arbeit und Befriedigung, und ein wirtschaftliches Gut ist ein Objekt, das dem Bedürfnisträger Kosten verursacht und einen Vorrat nutzbarer Spannkräfte resp. ein Organ oder Hilfsmittel der nutzbaren Aus lösung von Spannkräften darstellt. Diese Bestimmungen treffen auch auf den Buchhandel und seinen Handelsgegenstand zu. Auch dem Buchhandel liegen be stimmte allgemeine Bedürfnisse als Bedingung seiner Möglichkeit zugrunde: die Arbeit des Buchgewerbes besieht in der möglichst feinfühligen Kenntnis und Erkenntnis des Bedürfnisses, um dessen — unter Umständen herrschender — Diener zu sein, der Her stellung und dem Vertrieb: auch der Buchhandel erstrebt die Be friedigung der Bedürfnisse; auch das Buch, das Notenwerk, das Kunstblatt verursacht dem Bedürfnisträger Kosten und ist Organ oder Hilfsmittel zur Lösung seiner psychischen Spannung; auch der Buchhandel hat darauf bedacht zu sein, daß bei seinem nicht nur wirtschaftlichen, sondern in besonderem Maße auch geistigen Gesichtspunkten unterstellten Handelsgegenstande der Gesichtspunkt der Nutzbarkeit hinsichtlich des nationalen Gesamtorganismus nicht in irgend einer Hinsicht in sein Gegenteil verkehrt werde: denn die Natur seines Handelsgegenstandes und dessen Behandlung er hebt ihn zwar über das rein kaufmännische Niveau, belastet ihn aber dafür auch mit jener Verantwortlichkeit, die durch die Mit verwaltung geistigen Güter bedingt wird. Bedürfnis, Arbeit (d. h. Herstellung und Vertrieb), Befriedigung. Der Buchhandel erfüllt seine Aufgabe, wenn er das Bedürf nis richtig erkennt, das Produkt mit den relativ geringsten Kosten herstellt und dem relativ größten Erfolge vertreibt und für die möglichst angemessene Befriedigung aller, die an seiner Erzeugung, Herstellung, seinem Vertrieb und Genuß beteiligt sind, Sorge trägt. Hierin ist das ganze Wesen und die gesamte Geschichte des Buch handels, und zwar sowohl in tatsächlicher, als auch in normativer Hinsicht, sind seine Ziele in wirtschaftlicher, geschäftlicher, organi satorischer, literarischer und moralischer Hinsicht enthalten; das fällt in die Augen, wenn man erstens zugesteht, daß der Buch handel, seiner Ware entsprechend, mehr sein soll und in der Tat mehr gewesen ist und mehr ist, als eine rein passive Herstellungs und Vertriebsmaschine in den Händen der Autoren und des Publikums, und zweitens nicht vergißt, daß es sich um das geistige Wohl eines ganzen Volkes und das wirtschaftliche eines ganzen Handelsorganismus handelt, dessen Glieder wechselseitig aufeinander angewiesen sind. Literarisches Bedürfnis und Organisation. Die Erkenntnis und Befriedigung des Bedürfnisses weist zurück auf die Geschichte des literarischen Bedürfnisses selbst. Die Arbeit zeigt zwei Momente: Energie und Richtung. Erst dadurch, daß der Energie ihre Richtung angewiesen wird, wird sie zur Arbeit, und das, was ihr die Richtung gibt und er hält, ist die Organisation. Das Besondere der Arbeit verschie dener Gebiete liegt in ihrer besonderen Organisation. Die Be friedigung aber hängt von der Arbeit und ihrer Organisation ab. Verhältnis beider zueinander Ziehen sich so schließlich die Begriffe, die einer Geschichte des Buchhandels zugrunde liegen, auf diejenigen der buchgewerblichen Organisation und des literarischen Bedürfnisses zusammen, so ent steht damit zunächst die Frage: in welchem Verhältnis sollen in unsrer Geschichte beide Momente zueinander stehen? In welchem von beiden Momenten liegt ihr Schwergewicht? Das literarische Bedürfnis ist es, das die gesamte Ge schichte des Buchhandels trägt. Dies ist es, was den Buch handel möglich und notwendig macht, die Befriedigung des lite rarischen Bedürfnisses ist es, was den Maßstab für die Produktion, die Garantie der möglichst vollkommenen Befriedigung dieses Be dürfnisses ist es, die den Maßstab für alle Fragen organisato rischen Charakters abgibt. Trotzdem ist die Äußerung von Oskar von Hase: »Der buch händlerische Geschäftsbetrieb allein hat den Mittelpunkt zu bilden, alles andre ist für jede Zeit nur insoweit heranzuziehen, als es jeweilig auf den Geschäftsbetrieb von Einfluß ist oder von ihm beeinflußt wird. Auch die Darstellung des buchhändlerischen Wirkens von ganzen Landschaften und Städten oder einzelnen Geschäfts häusern und Männern kann nur insoweit in Betracht kommen, als dadurch das Gesamtbild des Buchhandels wesentliche Ergänzung oder Beleuchtung erfährt,« in der Fassung zwar einigermaßen zu straff gespannt, im Grunde aber richtig. Stellen wir uns vor, es sollte die trotz Wegele noch ungeschriebene Geschichte der Ge schichtswissenschaft geschrieben werden. Wie der Geschichte des Buchhandels das literarische überhaupt, so liegt dieser speziell das (wissenschaftliche und populäre) geschichtliche Interesse zugrunde. Und doch würde der Nerv dieser Geschichte die Geschichte der Methode sein, denn diese ist es, welche die Geschichtswissenschaft von jenem allgemeinen geschichtlichen Bedürfnisse unterscheidet. Die Methode des Buchhandels ist aber seine Organisation. Wie das ureigenste Spezifikum der Entwicklung nicht des geschichtlichen Bedürfnisses, sondern der Geschichtswissenschaft die Entwicklung der geschichtswissenschaftlichen Methode ist, so ist dasjenige der Ent wicklung nicht des literarischen Bedürfnisses überhaupt, sondern des Buchhandels die Entwicklung der buchhändlerischen Organisation. Um ein anderes Beispiel zu nehmen: die Atmungsorgane haben nicht Möglichkeit und Sinn ohne die Luft. Wenn wir aber Bau und Tätigkeit der Atmungsorgane beschreiben, so geben wir die Abhandlung nicht als einen Appendix zu einer Abhand lung über die Luft, sondern wir beschreiben nur, was jene mit dieser anfangen; wie die Luft die Lunge in Bewegung setzt, wie die Aufnahme der Luft, ohne den der Organismus zugrunde ginge, von jener abhängig, die rechte Aufnahme von ihrer rechten Ver fassung abhängig ist; wie umgekehrt die Lungentätigkeit auf die Luft wirkt. Wir sagen dabei sehr viel von der letzteren aus: was für Luft der Lunge zuströmt, was für Luft die Lunge zurück gibt, in welchen Pulsen, in welchem Quantum; unser Gegenstand aber bleibt dabei immer die Lunge und nicht die Luft. Es ist ähnlich mit dem Verhältnis der Geschichte des Baues und der Tätigkeit des Buchhandels zur Geschichte der Literatur. Wenn der Geschichte des Buchhandels das literarische Be dürfnis zugrunde liegt, so ist damit der Buchhandel nicht unmittel bar und einseitig vom literarischen Angebot abhängig. Wenn der Geschichte des Buchhandels die Literatur- und so schließlich die Kulturgeschichte zugrunde liegt, so ist damit eine Geschichte des Buchhandels keine literar- oder kulturgeschichtliche Fabel mit buchhändlerischer Moral. Umgekehrt: Die Literatur geschichte wird hier durchaus vom Standpunkte des Buchhandels aus angesehen; die Geschichte des Bedürfnisses aus dem buchhänd lerischen Stoffe entwickelt. — Neben der Organisation sind die Momente des Bücher marktes und des Persönlichen, sowie der Wechselwirkung zwischen Buchhandel und Literatur nicht zu vernach- lässigen. Wir nannten trotzdem jenes Zitat v. Hases wenigstens in der Fassung einigermaßen zu straff gespannt. Kirchhofs gibt im Vorwort des zweiten Bandes der Beiträge an, man habe sich bisher fast ausschließlich auf Statistik der Bücherproduktivn, Aufzählung einiger Namen von Buchhändlern und die Erwähnung einiger gesetzlicher Preßbestimmungen beschränkt; er richte deshalb sein Hauptaugenmerk auf die Entwicklung des buchhändlerischen Geschäftsganges. Wir dürfen heute, genau ein halbes Jahrhundert, nachdem Kirchhofs diese Worte schrieb, sagen, daß man sich seitdem mit diesem Punkte so ausgiebig beschäftigt
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder