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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.02.1904
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 16.02.1904
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- Deutsch
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1540 Nichtamtlicher Teil ^ 38, 16. Februar 1904. löge die Lücken auszufüllen gesucht haben. Die bisher bestmögliche Schule wird aber der durchgemacht haben, dem die selbständige Bearbeitung medizinischer Kataloge anvertraut wurde und der sich mit Eifer dieser Aufgabe zu entledigen suchte. Mag auch anfangs mancher Schnitzer unterlaufen, — wer seine Pflichten mit Ernst zu verrichten gewohnt ist, wird bei einer solchen Arbeit bald gezwungen sein, sich selbst zu belehren und sich klar zu werden über die vielen schwierigen Fragen, die ihm bei der Auf nahme, der Bewertung und der Einteilung der Bücher aufstoßen. Durch den im vorigen Jahre erschienenen Leitfaden des Buch händlers Paul Alicke in Dresden, der als Inhaber eines wissen schaftlichen Spezialsortiments und -Antiquariats für Medizin, als Bearbeiter und Herausgeber einer langen Reihe von medizinischen Antiquariatskatalogen, sowohl in seiner Selbständigkeit, als früher in seinen Gehilfenstellungen, eine reiche Erfahrung für diese Arbeit mitbrachte, ist jetzt allen strebsamen Buchhändlern ein sehr nutzbringendes Lehrmittel zum Selbststudium an die Hand ge geben worden. Daß recht häufig davon Gebrauch gemacht werden möge, ist der Zweck des nachfolgenden Referats. Es soll alle, die das Buch noch nicht studiert haben, über seinen Inhalt und seine Vorzüge aufklären. In der Einleitung wird die Einteilung der medizinischen Wissenschaft in ihre Hauptzwcige kurz und klar erörtert, während die Aufgabe des Buchs selbst sein soll, das Entstehen und die Entwicklung der einzelnen Zweige zu schildern, also eine Geschichte der Medizin und ihrer Literatur zu geben. Geklagt wird dar über, daß der Mediziner selbst die Geschichte seiner Wissenschaft wenig würdige — der Hauptgrund dafür ist, daß im Staats examen darin nicht geprüft wird —, und daß man daher im medizinischen Antiquariat gegenüber andern Literaturzweigen so genannte Seltenheiten fast nicht kenne. Doch sei zu hoffen, daß in Zukunft der Entwicklungsgeschichte der Medizin zum Heil eines bessern Verständnisses der Modeströmungen in der Heilkunde mehr Beachtung geschenkt werde. Bisher war es allerdings fast ein Kunststück, einem Studierenden oder einem praktischen Arzt ein medizin-geschichtliches Buch zu verkaufen. Der Stoff des Buches ist in drei Zeitgruppen geteilt: I. Die vorhistorische Zeit und das klassische Altertum, II. Das Mittel- alter und die Zeit bis zum 16. Jahrhundert, III. Die neuere und neueste Zeit. Für die vorhistorische Zeit kommen die Ägypter und Inder in Betracht, die auf einzelnen Gebieten der Medizin, die Aghpter in der Augenheilkunde (Staroperation), die Inder in der Rhinoplastik, bereits Bedeutendes leisteten. Das hervorragendste Literaturdenkmal der Ägypter in der Medizin ist der bekannte Papyrus Ebers. Die in ihm aufgeführten »Arzneien für alle Körper teile von Personen« sind bereits vor mehr als 3500 Jahren in Anwendung gekommen. Wie bei allen Kulturvölkern waren die Priester die berufenen, die ersten Ärzte. Erst im 5. Jahrhundert vor Christus bildete sich bei den Griechen, von denen der zweite Abschnitt des Buches handelt, eine Zunft von Ärzten neben den Priestern des Aeskulap heraus. In Griechenland stand somit die Wiege der wissenschaftlichen Heilkunde. Ihr berühmtester Ver treter aus der alten Zeit ist Hippokrates (460—377 v. Ehr.). Der Verfasser schildert, wahrscheinlich auf Grund von Haesers Grundriß der Geschichte der Medizin, worin die Bedeutung von Hippokrates und seiner Lehre liegt, so daß er noch heute des Studiums gewürdigt wird. Eine Auswahl der besten Ausgaben, Übersetzungen und Überarbeitungen seiner Werke ist beigegeben. Die dreibändige Utrechter Ausgabe in der Originalsprache von Ermerins verdiente wohl hier mit aufgeführt zu werden. Die Zeit nach Hippokrates und die Medizin in Alexandrien behandelt kurz ein dritter Abschnitt, und ein letzter über Rom beschließt den Zeitraum des Altertums. Nach Rom wurde die Heilkunde durch Griechen eingeführt. Der erste bedeutende Arzt in Rom ist der Grieche Asklepiades. Die hervorragendsten des römischen Altertums über haupt sind Celsus und Galenus, die eine Verzeichnung ihrer besten und wichtigsten Ausgaben in dem Buch erfahren haben. Es wäre eine Leichtigkeit, diese eingestreuten Verzeichnisse um einige Aus- aben zu vermehren, deren Gleichwertigkeit mit den aufgeführten er Verfasser wohl nicht bestreiten könnte; es genüge aber die all gemeine Kritik, daß hier eine etwas weiter ausgreifende Literatur verzeichnung dem für den Buchhandel bestimmten Buch nur zum Vorteil gereichen dürfte. Es könnte dann auch gelegentlich als Nachschlagemittel in die Hand genommen werden. Wäre das dem (wissenschaftlichen) Buchhändler bekannte und geschätzte Sammel werk Opera wsckieoruw ^raeeoruw, sä. 6. 6. Lübn etwas mehr in den Vordergrund gestellt worden, so wäre auch der darin mit seinen Schriften vertretene Arzt Aretäos aus Kappadokien nicht übergangen worden. Der Einwand, daß durch eine eingehendere Berücksichtigung der Literatur das Buch, zumal für den Buch handels lchrling, zu umfangreich werden könnte, dürfte bei einem Leitfaden der Literatur nicht schwer wiegen. Für die zweite Zeitgruppe: das Mittelalter und die Zeit bis zum sechzehnten Jahrhundert, konnte sich das Buch in Ansehung des vorliegenden Stoffes ebenso kurz fassen wie in der ersten Ab teilung. Als der bedeutendste medizinische Schriftsteller aus der byzantinischen Zeit wird Oribasius genannt; bei der Anführung seiner besten (französischen) Ausgabe von Buffemaker und Darem- bera stört das doch nur bei Firmenzeichnungen, aber nicht in bibliographischen Titelaufnahmen angebrachte L-Zeichen. Als Koriphäe der arabischen Ärzte, die anfangs der zweiten Abteilung behandelt werden, wird Avicenna erwähnt. Das folgende Ka pitel von der Heilkunde unserer Vorfahren, der alten Ger manen, und der Medizin bis zum 16. Jahrhundert ist für uns Deutsche sehr interessant zu lesen. Die abgerundete, alles Wichtige erwähnende Darstellung führt uns von dem be- glauben (»malloug walsüearuw«) des Mittelalters, hebt lobend die Tätigkeit der Benediktiner und die Bedeutung der Universität von Salerno in Süd-Italien (»Loüola. Salsrnitana«) für die Pflege und Ausbildung der Heilkunde hervor. Albertus Magnus, Henri de Mondeville, Mondino werden in ihrer Bedeutung gewürdigt, der Aufschwung der Balneologie und Pharmakologie (Kräuter bücher), die Stellung des Arztes im Mittelalter und schließlich das -große Sterben«, die Pest, mit ihrer reichen Literatur im Gefolge erörtert. Den weitaus breitesten Raum in dem Buche nimmt natur gemäß die dritte Hauptabteilung, die neuere und neueste Zeit, ein. Das sechzehnte Jahrhundert brachte einen bedeutenden Aufschwung der Anatomie (Leonardo da Vinci, dann hauptsächlich Vesalius), ferner eine Umwälzung und Erweiterung der Chirurgie (Behand lung der Schußwunden, Ambroise Pars rc,), dagegen aber auch einen Niedergang der Augenheilkunde; rühmliche Ausnahme ist das Erscheinen des gesuchten Werkes: Augendienst, von Bartisch. Der tiefe Stand der Geburtshilfe wird durch die verschiedenen, für die Wissenschaft wertlosen Hebammenbücher (Rosengarten) ge kennzeichnet. Die interessanten Persönlichkeiten, der berühmte Paracelsus, ferner der berüchtigtste Quacksalber des sechzehnten Jahrhunderts, Thurneisser zum Thurn, werden in ihrem Wirken mit Anführung ihrer Schriften geschildert, und zum Schluß der Tätigkeit der Rosenkreuzer, des Auftretens der -Franzosen krankheit, der Syphilis, und des Kampfes gegen das Hexen unwesen gebührende Erwähnung getan. Auch in der Schilde rung des siebzehnten Jahrhunderts mit dem für Deutschland so verderblichen dreißigjährigen Kriege und weiter für das achtzehnte bringt die fleißige Arbeit Alickes ein sehr reichhaltiges Material herbei, in die viele lehrreiche Literaturangaben ver arbeitet sind. Die Entwicklung der einzelnen Zweige der Wissen schaft wird für den betreffenden Abschnitt unter Anführung und Charakterisierung ihrer hervorragenden Vertreter kurz skizziert, und wer dem behandelten Stoff nur etwas Interesse entgegenbringt, wird in dem Studium des Buches nicht erlahmen; dafür sorgen schon die zahlreich eingestreuten kulturgeschichtlich interessanten Momente und lehrreichen Bezugnahmen aus die Strömungen der Neuzeit. Gerade in der geschickten Einflechtung kulturgeschicht licher Schilderungen und in der Beurteilung der verschiedenen Verirrungen und Großtaten des menschlichen Geistes — mag mancher auch mit seinem Urteil nicht immer dem Verfasser bei pflichten — ist ein Vorzug des Alickeschen Buchs zu erblicken. Dadurch wird der trockene Ton mancher Lehrbücher vermieden, und man folgt dem Führer gern durch die Jahrhunderte. Selbst der bücherkundigste Antiquar oder Buchhändler wird das Buch nicht ohne Nutzen durcharbeiten, so reiches Material hat der Verfasser zusammengetragen. Daß mancher dabei vielleicht an dieser oder jener Stelle aus dem Gedächtnis oder durch kurzes Nachschlagen eine Ergänzung oder kleine Berichtigung anbringen könnte, will bei der Schwierigkeit dieser grundlegenden Arbeit nicht viel sagen. Das neunzehnte Jahrhundert hat mit Recht die ausführlichste Bearbeitung gefunden. Der Schilderung des Entwicklungsganges der einzelnen ^Ziveige der^ Medizin geht ein Überblick über die strcbungen (Mesmer, Ennemoser, Justinus Kerner. Huseland, Lotze usw. bis zu Virchow) sicher aufmerksame Leser finden. Die darauf folgenden Abhandlungen über die einzelnen Zweige der Medizin sind reicher mit Literaturangaben durchsetzt. Den Anfang macht die Anatomie, deren Entwicklungsgeschichte rekapituliert Anatomie in ihre verschiedene Zweige sein. Zu jedem ^dieser Zweige sind die Hauptwerke der jüngsten Zeit zusammengcstellt, zunächst sür die allgemeine Anatomie oder Histologie (Orth, Stöhr, Toldt usw.), dann für die systematische und topo graphische (Henle, Hyrtl, Heitzmann, Spalteholz usw.) und schließ lich für die vergleichende Anatomie. Die Literatur der patholo-
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