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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.02.1904
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 13.02.1904
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- Deutsch
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im Reimerschen Geschäft Karl Baedeker. Sein Lehrherr gab ihm vorzügliche Anleitung für das Verständnis des Buch händler-Berufs und überwachte seine geschäftliche und außergeschästlichc Weiterbildung mit Sorgfalt. Im häuslichen Kreise fand der geweckte junge Mann manche fruchtbare Anregung durch den lebhaften Verkehr bedeutender Menschen, die das gastliche Reimersche Haus aufzusuchen pflegten. Und wie der Lernende je länger je mehr seine dankbare Befriedigung nach Hause zu melden Anlaß hatte, so konnte sich auch der Lehrherr nur mit größtem Lobe über ihn gegen den Vater aussprechen, als er drei Jahre später auf einer Reise Zürich besuchte. Es folgte nun von 1826 bis 1828 für den jungen Hirzel noch eine kurze Gehilfenzeit bei Karl Winter in Heidelberg, wo er es abermals aufs glücklichste getroffen hatte, sowohl mit der reichen Gelegenheit zur Ver mehrung beruflicher Kenntnisse, als auch mit der Auf nahme im häuslichen Kreise und mit der Anknüpfung persönlicher Beziehungen zu tüchtigen Männern aus allen Gebieten wissenschaftlicher Arbeit. Dennoch zog es ihn mächtig nach Berlin zurück. Dort, wo er zuerst ins praktische Leben eingetreten und wo sich ihm dieses als eitel Güte und Liebe offenbart hatte, war er gewissermaßen heimisch geworden. Das Wesen dieser An ziehungskraft lag freilich tiefer. Ein starker Magnet wirkte dort auf ihn in der Person seiner schnell gewonnenen Freundin Anna Reimer, der Tochter des Hauses, bei seiner Ankunft fast noch ein Kind, nun aber Heraugewachsen und dem wackern Spielkameraden jüngerer Jahre von Herzen zugetan Zunächst freilich ging Salomon Hirzels Rückkehr noch nicht nach Berlin, wohl aber in größere Nähe Berlins als das ent fernte Heidelberg, nach Leipzig, und auch wieder zurück zu seinem ihm wohlgesinnten Lehrherrn, in die Weidmann- sche Buchhandlung, die (1822) in Georg Reimers Besitz über gegangen war. Hier waltete er von 1828 ab an der Seite seines Freundes Karl Reimer in der Leitung des großen und angesehenen Verlags. Später erst trat er durch seine Verlobung in ein innigeres Verhältnis zur Reimerschen Familie, und erst 1831, am 24. Juli, führte er die Er korene seines Herzens zum Traualtar und entzündete die Herdflamme in einem bescheidenen Häuschen in Leipzig. Schon früher (1830) war er neben seinem zukünftigen Schwiegervater Georg und dem spätern Schwager Karl Reimer zum Mitinhaber der Weidmannschen Buchhandlung ernannt worden. 1832 schied der Vater aus diesem Ge sellschaftsverhältnis aus und überließ das Geschäft den ver einten Kräften der beiden jungen Leute. Die beiden -Weid männer«, wie sie genannt wurden, führten dem hochange sehenen alten Verlag, dessen schönste Blüte der berühmte Philipp Erasmus Reich herangebildet hatte, der aber in zwischen teilweise auch alt und welk geworden war, viel junge, frische Lebenskraft zu, wozu die glückliche Hand Salomon Hirzels, seine reichen Beziehungen zu Gelehrten und seine weltkluge Behandlung der Dinge manches bei getragen haben mag. Das Gesellschaftsverhältnis dauerte zwanzig Jahre. 1852 erfolgte eine Trennung der Gesell schafter und zugleich eine Teilung des Verlags. Während Karl Reimer mit dem ihm verbliebenen, größer» Teil und der Firma nach Berlin übersiedelte, wo die letztere bekannt lich noch heute in schöner Blüte steht, blieb Salomon Hirzel in Leipzig zurück und eröffnete auf Grundlage der ihm ver bliebenen Weidmannschen Verlagswerke ein eignes Geschäft unter der bald zu hohem Ruf gelangten Firma S. Hirzel. Den Lesern dieses Blattes erzählen wir nichts neues, wenn wir sie daran erinnern, daß eins der ersten Verlags werke der neuen Firma Gustav Freytags -Soll und Haben« war, sein glücklichstes und wohl auch heute noch erfolg reichstes Unternehmen, daß ferner, bis die Augen des gemüt vollen Erzählers und Dichters sich schlossen, die Firma S. Hirzel dessen einzige Verlegen» geblieben ist, daß neben Gustav Freytag eine erlesene Versammlung der Tüchtigsten auf vielen Gebieten deutscher Wissenschaft und Literatur dem Namen S. Hirzel Klang und Bedeutung gegeben hat. Erinnert sei hier nur an die Brüder Jakob und Wilhelm Grimm, an Mommsen, Roscher, Treitschke Wilhelm Müller, Zarncke, Wackernagel, Bernhardt, Pauli, Reuchlin, Baumgarten, Anton Springer, Schwab, RUckert, Baudissin, Lotze, Drobisch, Kruse, Otto Jahn, Hitzig, Bertheau, Knobel, Dillmann, Hagenbach, Friedländer, Curtius, Dernburg, Ammon, an zahl- und bänderreiche Sammelwerke, zu denen Anregung und Plan vom unab lässig sinnenden Verleger gegeben war und bei deren Durchführung es galt, die Tüchtigsten zu finden und zu gewinnen, schlummernde Kräfte kenntnisreicher Ge lehrter zu wecken, deren Abneigung gegen Gestaltung ihrer Arbeit zu fester, druckreifer Form zu besiegen, widerstrebende Kräfte zu gemeinsamer, scharf begrenzter Arbeit zu vereinigen. In diesen Künsten war Salomon Hirzel ein Meister, und reicher geschäftlicher Erfolg, große persönliche Ehren lohnten sein echtes verlegerisches Wirken. Woher aber kam ihm diese Meisterschaft? Aus der Tiefe seines im höchsten Grade entwickelten Innenlebens, seiner eigenen festen und vielseitig ausgebauten wissenschaft lichen Bildung, seiner regen persönlichen Mitarbeit, seiner vortrefflichen Erziehung, die ihn befähigte, die große Kunst des Wartens zu üben, sich selber scheinbar völlig zu vergessen, dagegen in die Lage des andern sich zu ver setzen und ihm mit Rat und Tat bis an die Grenzen der Möglichkeit gefällig zu sein. Dazu die Gabe schnellen Ent schlusses, wo diese nötig war. In hohem Grade ehrend für Salomon Hirzel sind die Worte, die Jakob Grimm, Otto Jahn und Gustav Freytag ihrem Verleger widmen, dessen anregende Schöpferkraft und ernste persönliche Mitarbeit am Entstehen und Werden ihrer Werke sie rühmen. Anton Springer greift auf diese Urteile zurück und stellt dem Verleger und Freunde selber das lobendste Zeugnis aus. Er sagt (a. a. O. Seite 6 u. ff.) -Die angeführten Worte Jakob Grimms, Jahns, Freytags deuten die innigen Beziehungen Hirzels zu „seinen Autoren" an. Jeder größere Buchhändler spricht gern von seinen Autoren, aber nur wenige mit so großem Rechte wie Hirzel. Wir hätten ihm eigentlich alle unsere Bücher widmen können, denn er stand zu jeder bedeuten den Unternehmung seines Verlages geradezu in einem per sönlichen Verhältnis. Nicht selten gab er selbst zu einem Werke die erste Anregung. Zu warten, bis ihm der Zufall ein Manuskript in die Hände spiele, hielt er mit Recht unter der Würde des rechten, auf die lebendige Ver mittelung der Literatur mit den gebildeten Volkskreisen bedachten Buchhändlers. Seinem Geschäfte gebrach es keineswegs an der soliden kaufmännischen Grundlage,- ge meiner Krämersinn aber und niedrige Spekulationssucht blieben ihm zeitlebens gründlich verhaßt. Die Bücher, die er verlegte, mußten seinen Idealen huldigen und mit seinen sittlich-politischen und literarischen Überzeugungen llber- einstimmen. Entscheidenden Einfluß übte stets die Persön lichkeit des Schriftstellers. Er trat daher zu den meisten seiner Autoren in ein freundschaftliches Verhältnis und nahm an ihren Werken nicht bloß geschäftlichen, sondern auch rein menschlichen Anteil. Vielen wurde er ein stiller Mitarbeiter. Galt es eine entlegene Quelle auf zuspüren, eines seltenen älteren Buches habhaft zu werden, so versagte niemals Hirzels erfolgreiche Mit wirkung. Es bedurfte nicht einmal erst der Bitte, diese zu gewähren. Als selbstverständlich nahm er an, daß er
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