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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.02.1904
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 09.02.1904
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- Deutsch
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^1/ 32, 9. Februar 1904. Nichtamtlicher Teil. 1319 habe, nicht nur hinsichtlich seiner Erzeugung, sondern auch seiner Bewertung als Gegenstand des Handels. Derselbe Autor erklärt in seiner »Entwicklungsgeschichte des Buch gewerbes- die Buchware dahin, daß die Bücher eine ganz bestimmte Warenkatcgorie bilden, da sie nur einer ganz bestimmten Richtung der Bedürfnisbefriedigung dienen. — Mit allen diesen Erklärungen ist nun nicht allzuviel nnzufangen. Freilich ist, wie Bücher sagt, das Buch unächst ein geistiges Erzeugnis, aber auch damit wird man dem Gegenstand nicht gerecht. Ebenso ist die Anwendung des Wortes Massenprodukt auf das Buch irreführend. Das Buch ist eben ein Massenprodukt das sich aber von anderen Massenprodukten dadurch auszeichnet, daß es mit wenigen Ausnahmen nicht für die Masse des Publikums, sondern nur für einzelne Kategorien bestimmt ist. Vor allen Dingen muß betont werden, daß der eigentliche Produzent des Buches als Ware nicht etwa der Autor ist, sondern der Verleger, daß alle übrigen Personen, die bei der Herstellung des Buches Mitwirken, einschließlich des Verfassers. Hilfs personen des Verlegers sind. Ebenso wenig ist die Natur des Buches als geistiges Erzeugnis ein wesentliches Kriterium des Warencharakters des Buches, da. wie ja Bücher ganz richtig bemerkt, auch andere Waren geistige Erzeugnisse genannt werden dürfen. Vor allen Dingen unterscheidet sich das Buch als Ware von allen andern Waren durch seine mangelhafte Gebrauchsfähigkeit. Diese wird dadurch begründet, daß zum Genießen eines Buches eine geistige Empfänglichkeit gehört, die erworben werden will, ganz abgesehen von den Kenntnissen, die zum Verständnis eines Buchs gehören. Ich sehe hier ganz ab von der wissen schaftlichen Literatur, die bestimmte Fachkenntnisse voraussetzt. Weitere Unterschiede bestehen in der Schwierigkeit der Fest stellung des Nutzeffekts der Buchware. Während ferner bei anderen Waren Produktivität und Rentabilität zusammen zufallen pflegen, ist dies bei der Ware Buch häufig nicht der Fall. Endlich kann von einer Überproduktion im ge wöhnlichen Sinn nicht die Rede sein. Spricht man von Überproduktion im Buchhandel, so meint man damit, daß zu viele Bücher erscheinen, d. h. mehr, als das Publikum auf zunehmen imstande ist. Dies ist aber eine Behauptung, die sich sehr schwer wird erweisen lassen. Sicher liegt sehr häufig die Nichtaufnahme der Produktion nicht an der Nicht aufnahmefähigkeit des Publikums, sondern an ganz andern Ursachen: an Mangel an Zeit. Geld oder Verständnis, auch an der Art, wie ein Buch dem Publikum angeboten wird. Wirkliche Überproduktion im Sinne des allgemeinen Waren handels würde nur dann vorhanden sein, wenn z. B. von einem bestimmten Buch, das etwa nur 300 Interessenten hat. 1000 Exemplare abgezogen würden, die natürlich deswegen keinen Absatz finden, weil nicht genügend Konsumenten dafür vorhanden sind. Daß es auch eine solche Überproduktion im Buchhandel gibt, soll nicht geleugnet werden, doch ist es nicht diejenige, die man als solche im allgemeinen bezeichnet. Wenn man also das Buch als Ware charakterisieren will, so müßte man etwa sagen, daß jedes einzelne Buch rein indi viduell ist und individuell behandelt sein will. Koehler drückt dies aus: »Typisch für die Bllcherware ist der rein individuelle Charakter.« Hinsichtlich des Vertriebs ist für die Ware noch wichtig, daß sie keine Qualitätsunterschiede zeigt, daß ein bestimmtes Buch, es mag gekauft sein, wo es will, immer dieselbe Qualität hat. und daß daher Preisunter schiede sich nicht auf die Verschiedenheit der Qualität stützen können. Endlich ist die Bücherware eine Monopolware: sie kann nur von einer bestimmten Person hergestellt und be zogen werden. Daraus rechtfertigt sich die Stellung eines bestimmten Preises, den der Monopolinhaber bestimmt, und zu dessen Einhaltung er seine Abnehmer verpflichtet. Dies führt uns zu dem Preisansatz und dem buch- händlerischen Rabatt. Der Ladenpreis ist noch nicht allzu alt. Erst in den letzten Zeiten des Tauschverkehrs wurde ein Preis gesetzt, und zwar, um Buch gegen Buch und nicht wie bisher Bogen gegen Bogen tauschen zu können. Dieser Preis hieß der Ordinärpreis, von dem beim Bar-Verkauf der Verleger dem Sortimenter einen Rabatt gab, ebenso wie der Ordinärpreis abzüglich des Rabatts zur Ausgleichung von Tauschgeschäften diente. Aus diesem Ordinärpreis hat sich nach und nach das entwickelt, was wir heute Ladenpreis nennen. Der dem Sortimentsbuch händler gewährte Rabatt, die Festsetzung des Bücherpreises ist Sache des Monopolisten, des Verlegers. Dies ist eine für den Absatz sehr wichtige und keineswegs gleichgültige Sache, da dieses Preisproblem zu dem Problem des Ab satzes in einem innigen Verhältnis steht. Selbstverständlich werden die Herstellungskosten zuzüglich Unternehmergewinn und Buchhändlerrabatt stets die Grundlage des Preises bilden müssen, doch darf dies nicht mechanisch gemacht werden; vielmehr müssen stets die Absatzerwartung, die Kreise, an die sich das Buch wendet, die voraussichtlich längere oder kürzere Dauer des Absatzes, das Tempo und die Menge des Verbrauchs, in Rechnung gezogen werden. Falsch scheint es mir. das Honorar des Autors als Quelle der Preisbemessung ausschlaggebend werden zu lassen. Umge kehrt sollte stets nur das Honorar gewährt werden, was bei einem justruu protium auch wirklich gezahlt werden kann. Ich mache diese Bemerkung aus dem Grunde, weil ich der Überzeugung bin, daß ein großer Teil der Vorwürfe, die dem Verlage wegen zu hoher Preise der wissenschaftlichen Literatur mit Recht oder mit Unrecht gemacht wurden, auf Rechnung der in den letzten Jahren so erheblich gestiegenen Autorenhonorare zu setzen ist. Der Vorwurf, daß die Buchhändlerpreise zu hoch seien, datiert nicht erst von heute. Schon im 15. und 1b. Jahrhundert versuchten die Behörden, durch Bücher taxen einen Einfluß auf die Preisbemessung des Buches zu gewinnen, und die rigorose Art. mit der die Kaiser liche Vücherkommission in Frankfurt a. M. die Bücher taxen aufrecht zu erhalten suchte, war nicht zum mindesten die Ursache der Verödung der Frankfurter Messe. Der Grund, weshalb die behördlichen Büchertaxen nicht durchzudringen vermochten, lag eben in der mechanischen Bemessung dieser Preise. Für die Bücherkommissionen waren die Bücher eben nichts als bedruckte Papierbogen, und auf dieser Grundlage geschah die Festsetzung des Preises. Ob die Bücherpreise höher geworden sind als früher, ist keine so leicht feststellbare Tatsache, da bei ihrer Beurteilung der Geldwert in den verschiedenen Zeiten und noch manches andre berücksichtigt werden müßte. Wie schwierig eine solche Arbeit ist. geht schon aus der Tatsache hervor, an die Trübner in seiner Denkschrift erinnert, daß die für das Jahr 1902 von der philosophischen Fakultät der Universität Göttingen ge stellte Preisaufgabe, eine auf ein möglichst umfangreiches Material gestützte »Geschichte der Bücherpreise seit Erfindung der Buchdruckerkunst, besonders aber seit dem Anfang des 18. Jahrhunderts» zu liefern, bisher einen Bearbeiter nicht gefunden hat. Daß unsre heutigen Preise jedenfalls niedriger sind als die des 18. Jahrhunderts, kann als zweifellos gelten; allerdings waren die derzeitigen Preise die höchsten, die in Deutschland je verlangt worden sind. Dies hängt mit dem Tauschgeschäft zusammen und war zugleich die Veranlassung zu der damals geübten Schleuderet. Ebenso wenig geben die Zusammenstellungen, die gemacht worden sind, um zu untersuchen, ob deutsche Bücher teurer sind als die ausländischen, ein wirkliches Ergebnis. Derartige Einzel beobachtungen sind stets nur mit großer Vorsicht wissen- 174'
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